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Windeldermatitis

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Windeldermatitis?

Die Windeldermatitis stellt eine der häufigsten Hauterkrankungen im Säuglings- und Kleinkindalter dar. Etwa 35 % aller Sauglinge weisen mindestes einmalig eine Windeldermatitis auf. Diese tritt gehäuft im 9. bis 12. Lebensmonat auf.

Bei einer Entzündung der Haut wird medizinisch von einer Dermatitis gesprochen. Haben sich Pilze angesiedelt, so wird dies als Windelsoor bezeichnet.

Bei einer Windeldermatitis handelt es sich um Hautreaktionen, welche bedingt durch den sauren pH, das Enzym Lipase und die Protease Trypsin des Stuhls, dem feuchtwarmen Milieu in der Windel, sowie in Kombination mit Druck und Reibung der Windel, ausgelöst werden.

Diese vorherrschenden Bedingungen in der Windel können dazu führen, dass die Hornschicht der Haut (Epidermis) aufquillt. Dies führt dazu, dass die Hautbarriere durchlässiger wird und weniger Schutz vor Infektionserregern und reizenden Stoffen aus Stuhl und Urin bietet.

Zusätzlich können Trypsin und Lipasen auch die Eiweiße und Fette der Haut zersetzen und damit zu Irritationen führen. Der pH-Wert der Haut liegt etwa bei 5,5. Nur in diesem Bereich ist der optimale Säureschutzmantel gegeben.

Ammoniak im Urin lässt den pH-Wert ansteigen. Dies führt dazu, dass weniger antimikrobielle Peptide gebildet werden, welche jedoch eine wichtige Rolle bei der Abwehr unerwünschter Keime darstellen.

Ein Zusammenspiel der beschriebenen Faktoren führt dazu, dass die Haut für zusätzliche Infektionen, vor allem mit dem Pilz Candida albicans und dem Bakterium Staphylococcus aureus, anfälliger wird und sich diese leichter ansiedeln können. Diese zusätzliche Infektion wird als Sekundärinfektion bezeichnet.

Die Windeldermatitis präsentiert sich durch eine Rötung der Haut, ku­ge­ligen Knöt­chen (Papeln) und nässenden Flächen und kann bis hin zu tiefen Gewebedefekten (Ulcera) reichen.

Als Risikofaktoren liegt eine Kombination mehrerer der folgenden Faktoren vor (beim Vorliegen einer Kombination verschiedener Risikofaktoren spricht man medizinisch von einer multifaktoriellen Genese):

  • Durch seltenes Windelwechseln kommt es zu einem längeren Kontakt der Haut zu Stuhl und Urin
  • Beikosteinführung (hier zusätzlich das Risiko bei vermehrter Aufnahme säurehaltiger und scharfer Lebensmittel)
  • Ein Infekt bzw. beginnender Infekt kann zu der Entstehung einer Windeldermatitis beitragen
  • Vorerkrankungen, vor allem solche, die mit Durchfall (Diarrhoe) einhergehen, wie etwa ein infantiler Morbus Crohn
  • Ist die Haut besonders empfindlich, beispielsweise wenn ein atopisches Ekzem vorliegt, so begünstigt das eine Entstehung einer Windeldermatitis
  • Anwendung ungeeigneter Reinigungsmittel, Cremes, Salben oder Puder
  • Zahnen
  • Eine Therapie mit Antibiotika begünstigt die Entstehung einer Windeldermatitis
  • Verwendung von luftundurchlässigen Plastikwindeln

Wissenswert

Eine Windeldermatitis ist nicht dem Säuglingsalter vorbehalten. Auch ältere Kinder und Erwachsene, welche aufgrund von Erkrankungen, wie etwa einer Inkontinenz , Windeln tragen müssen, können eine Windeldermatitis ausbilden.

Was sind die Symptome einer Windeldermatitis?

Eine Windeldermatitis äußert sich durch die Ausbildung einer flächigen, unscharf begrenzten Rötung. Zudem können ku­ge­lige Knöt­chen (Papeln), eine Schuppung, nässende Flächen, sowie Erosionen auftreten. In besonders ausgeprägten Fällen können sich zudem flächige tiefgehende Gewebedefekte (Ulcera) ausbilden.

Hinweis

Die Hautreaktionen zeigen sich im Windelbereich, insbesondere an Gesäß, im Genitalbereich und der Analregion, finden sich jedoch auch häufig am Rücken, dem Unterbauch und den Innenseiten der Oberschenkel.

Die Falten hingegen sind oft nicht betroffen. Diese spezielle Verteilung, welche wie ein „W“ imponiert, wird daher auch W-Dermatitis genannt. Die betroffenen Stellen können schmerzen und jucken.

Aufgrund des feuchtwarmen Milieus, welches in der Windel aufzufinden ist, wird eine zusätzliche Infektion (Sekundärinfektion) mit Bakterien (hier vor allem Staphylococcus aureus) oder dem Pilz Candida albicans begünstigt und tritt daher recht häufig.

Es ist eine Unterteilung in folgende Schweregrade möglich:

  • Eine milde Windeldermatitis zeigt sich durch eine diskrete Rötung und Hautaufweichung.
  • Eine moderate Windeldermatitis präsentiert sich mit einer kräftigen, flächigeren Rötung und dem Aufweichen der Haut (Mazerationen). Diese kann von einer Sekundärinfektion mit dem Pilz Candida albicans begleitet werden, welcher sich oft durch kleine Pusteln (Satellitenpusteln genannt) im Bereich des Randes der Windeldermatitis zeigt.
  • Eine schwere Form der Windeldermatitis weist eine flächige Rötung und Pusteln auf wunder Haut auf. Diese können von tiefgehenden Gewebedefekten (Ulcera) und einer Superinfektion einhergehend mit starken Schmerzen begleitet werden. Schwere Formen der Windeldermatitis treten insbesondere bei Personen mit lange andauernden und immer wieder auftretenden (chronischen) Durchfällen (Diarrhoen), beispielsweise bei einer bestehenden Inkontinenz oder einem infantilen Morbus Crohn , auf.

Wie wird die Windeldermatitis diagnostiziert?

Die Diagnosestellung beginnt zunächst mit einem Gespräch zwischen dem Arzt und der Eltern (oder dem Betroffenen), der Anamnese, um die Beschwerden und das Auftreten in Erfahrung zu bringen.

Anschließend erfolgt eine präzise Inspektion, bei der die Form und Struktur (Morphologie), sowie die Lokalisation, ausschlaggebend sind. Zudem kann ein Hautabstrich vorgenommen werden. Dies sollte insbesondere passieren, wenn eine zusätzliche Infektion mit dem Hefepilz Candida albicans oder einem Bakterium vermutet wird.

Bei Verdacht auf andere Erkrankungen mit ähnlichem Erscheinungsbild können weiterführende Diagnostiken angewandt werden (beispielsweise Probeentnahmen (Hautbiopsie)).

Therapie bei Windeldermatitis

Als Behandlung erfolgen zunächst die gleichen Maßnahmen, welche auch vorbeugend angewendet werden sollten. Es kommen eine Windelpause und häufiges Windelwechseln, Verwendung von luftdurchlässigen Windeln, Verwendung lauwarmen Wassers ohne weitere Zusätze zur Reinigung des Windelareals und anschließend gründliches Abtrocknen, sowie die Applikation von Zinkpaste, Zinkoxid-Harnstoff-Salbe oder Dexpanthenol, zur Anwendung.

Es können Sitzbäder oder Umschläge mit beruhigenden und juckreizhemmenden Stoffen, wie etwa schwarzem Tee oder synthetischen Gerbstoffen, ergänzend verwendet werden. Bei nässenden Stellen und Ulcera können zudem austrocknende Lösungen (Pyoktaninlösung 0,5 %) eingesetzt werden.

Bei schwerwiegenden Verläufen muss unbedingt ein Arzt konsultiert werden.

Bei zusätzlichem Pilzbefall (Sekundärinfektion) präsentieren sich häufig scharf begrenzte runde Hautreaktionen oder auch einzelnstehende fleckenartige Erhabenheiten (makulo-papulös) vor allem am Rand des bestehenden Ausschlages. Hier sollten Antipilzmitteln (Antimykotika), entweder als lokale Anwendung (topisch) oder über Aufnahme über den Mund (oral), angewendet werden.

Bei zusätzlichem Befall (Sekundärinfektion) durch ein Bakterium (meist Staphylococcus aureus) kann der Einsatz einer Antibiose notwendig sein.

Bei schweren Verläufen können zudem Corticosteroide in der Therapie eingesetzt werden.

Die Medikamentenwahl wird jeweils durch den behandelten Arzt entschieden.

Wie ist die Prognose einer Windeldermatitis?

Unter der Einhaltung der vorbeugenden bzw. therapeutischen Maßnahmen kommt es bei milden Verläufen meist innerhalb einiger Tage zum vollständigen Ausheilen. In schwerwiegerenden Fällen persistiert die Windeldermatitis und sollte ärztlich behandelt werden.

Wie kann man einer Windeldermatitis vorbeugen?

Vorbeugende Maßnahmen sind bei der Windeldermatitis immer auch Teil der therapeutischen Maßnahmen. Diese sehen ein regelmäßiges Windelwechseln, Verwendung luftdurchlässiger Windeln, windelfreie Phasen, Verwendung lauwarmen Wassers ohne weitere Zusätze zur Reinigung des Genital- und Windelbereiches, sowie gründliches Abtrocknen nach der Reinigung (vor allem an die Falten denken), keine Verwendung von Puder, vor.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Windeldermatitis

  • Beim Auftreten von einer Rötung im Windelbereich können Kompressen (hierfür kann auch der abgekühlte Schwarzteebeutel verwendet werden) oder Sitzbäder mit schwarzem Tee verwendet werden.
  • Sitzbäder mit Kleie oder Kamille können bei wundem Po lindernd wirken.
  • Das Einreiben der wunden geröteten Stellen mit Muttermilch kann eine Linderung bringen.
  • Das homöopathische Mittel Calendula-Urtinktur kann verdünnt äußerlich auf wunde, geschlossene Hautstellen aufgebracht und unterstützend eingesetzt werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Windeldermatitis

Nach Abheilen der Windeldermatitis sollten vorbeugende Maßnahmen (wie häufiges Windelwechseln, Reinigung mit Wasser und Vermeidung von Reinigungsmitteln und Puder, gutes Abtrocknen des Windelbereiches, Vermeidung scharfer und säurehaltiger Speisen etc.) erfolgen, um ein erneutes Auftreten der Erkrankung zu verhindern.

Zusammenfassung

Die Windeldermatitis ist eine der häufigsten Hauterkrankungen im Säuglings- und Kleinkindalter und tritt gehäuft im 9. bis 12. Lebensmonat auf. Werden die Windeln nicht oft genug gewechselt, so reizen Stoffe aus Urin und Stuhl die Kinderhaut und machen diese anfälliger für das Eindringen von Bakterien und Pilzen.

Es zeigen sich flächige Rötungen, ku­ge­lige Knöt­chen (Papeln) und nässende Flächen, in besonders schwerwiegenden Verläufen können die Hautreaktionen bis hin zu tiefen Gewebedefekten (Ulcera) reichen.

Therapeutisch werden allgemeine Maßnahmen (welche prinzipiell auch als vorbeugende Maßnahmen anzuwenden sind) wie regelmäßiges Windelwechseln, Verwendung luftdurchlässiger Windeln, windelfreie Phasen, Verwendung lauwarmen Wassers ohne weitere Zusätze zur Reinigung des Genitalbereiches, sowie gründliches Abtrocknen nach der Reinigung, angewendet. Zudem kann Zinkpaste oder Sitzbäder mit synthetischen Gerbstoffen lindernd und förderlich wirken.

In schwerwiegerenden Verlaufsformen, wenn Ulcera oder eine Sekundärinfektion mit einem Pilz oder einem Bakterium auftreten, ist unbedingt eine Vorstellung bei einem Arzt notwendig. Dieser entscheidet über weitere medikamentöse Therapien, wie der Anwendung eines Antimykotikums, Antibiotikums oder Corticosteroiden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Es kommen zunächst allgemeine Maßnahmen wie häufiges Windelwechseln, Windelpausen, Verwendung lauwarmen Wassers ohne weitere Zusätze zur Reinigung des Windelareals und anschließend gründliches Abtrocknen zur Anwendung. Zusätzlich können bei wundem Po die Applikation von Zinkpaste oder Zinkoxid-Harnstoff-Salbe, Sitzbäder oder Kompressen mit schwarzem Tee oder Kamillentee oder synthetischen Gerbstoffen lindernd und heilungsfördernd sein. Es sollte sorgfältig auf die Vermeidung von Reizstoffen, wie etwa Reinigungsmitteln oder Cremes, geachtet werden, Puder sollte nie verwendet werden. Zudem sollte bei der Ernährung auf wenig gewürzte, nicht scharfe und säurearme Kost geachtet werden.

An für sich handelt es sich bei einer Wideldermatitis nicht um eine Pilzinfektion. Von einer Dermatitis wird medizinisch gesprochen, wenn die Haut entzündet ist.

Ursächlich sind Irritationen und Hautbarrierestörungen durch den intensiven und verlängerten Kontakt mit Urin und Stuhl, das feuchtwarme Klima, sowie Druck und Reibung durch die Windel.

Aufgrund des feuchtwarmen Milieus in der Windel wird eine zusätzliche Infektion (Sekundärinfektion) mit Bakterien oder dem Pilz Candida albicans jedoch begünstigt und ist somit recht häufig. Haben sich Pilze angesiedelt, so wird dies auch als Windelsoor bezeichnet.

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Windeldermatitis einfach erklärt

Häufigkeit

  • ca. 35% aller Säuglinge betroffen

Risikofaktoren

  • falsche Pflegemittel
  • häufiges Waschen
  • seltenes Wickeln
  • Unverträglichkeiten/Allergien

Ursachen

  • Herabgesetzte Schutzfunktion der oberen Hautschicht z.B. durch langen Kontakt zu Urin oder Stuhl

Symptome

  • Hautveränderungen
  • Schuppen
  • offene Wunde
  • Schmerzen beim Wasserlassen

Komplikationen

  • bakterielle Infektion
  • Candidose

Diagnose

  • Körperliche Untersuchung
    • Blickdiagnose

Differenzial Diagnose

  • Hautpilz

Therapie

  • Lebensstiländerung

Präventionsmaßnahmen

  • umsichtige Pflege des Windelbereichs
  • regelmäßiges Wechseln der Windel

Prognose

  • Heilt idR binnen weniger Tage folgenlos ab.

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