Geschrieben von Sue Nelson (Ärztin in der Psychiatrie und Psychotherapie)
Das von-Willebrand-Syndrom ist die häufigste angeborene Blutstillungsstörung.
Etwa 1 % der Bevölkerung leidet an dieser Erkrankung (gemessen an den Laborwerten). Das von-Willebrand-Syndrom kann jedoch seltener auch nicht erblich bedingt auftreten und ein Symptom bestimmter Grunderkrankungen, wie etwa Autoimmunerkrankungen,
Die Erkrankung führt zu einem qualitativen oder quantitativen Mangel, also einem Fehlen oder einer fehlerhaften oder zu geringen Menge, an dem von-Willebrand-Faktor, was zu einer Thrombozytendysfunktion (Dysfunktion der Blutplättchen) und zu einer Dysfunktion in der Gerinnungskaskade und somit letztlich zu einer verlängerten Blutungszeit führt.
Als Blutstillung wird der Prozess bezeichnet, in dem mittels der Ausbildung eines Gerinnsels (Thrombus) eine Blutung zum Stoppen gebracht wird. Dieser mehrschrittige Prozess wird Hämostase genannt und wird in zwei Phasen eingeteilt, die primäre und die sekundäre Hämostase.
Die Blutstillung beginnt mit der primären Hämostase. Sobald ein Defekt in der innersten Schicht eines Blutgefäßes (Endothel) detektiert wird, erfolgt eine Verengung des verletzten Blutgefäßes (vaskuläre Blutstillung). Dann durchlaufen die Blutplättchen, medizinisch als Thrombozyten bezeichnet, die folgenden drei Schritte: Zunächst heften sie sich an den Endotheldefekt an. Dies passiert unter anderem mit Hilfe des Glykoproteins (=Eiweiß mit Bindung zu Zuckergruppen) von-Willebrand-Faktor. Dieser Prozess wird als Adhäsion bezeichnet. Anschließend erfolgt die Abgabe gerinnungsfördernder Substanzen in das Blut, was durch eine Kettenreaktion weitere Thrombozyten aktiviert. Dieser Prozess wird als Aktivierung bezeichnet. Der letzte Schritt der primären Hämostase wird Aggregation genannt und beschreibt eine Vernetzung zwischen den Blutplättchen (Thrombozyten) über Fibrinogenmoleküle. Das Ergebnis der primären Hämostase ist ein dreidimensionales Konstrukt aus Blutplättchen (Thrombozyten), welches weißer Thrombus genannt wird.
Die sekundäre Hämostase hat zum Ziel, dass der bislang instabile weiße Thrombus in einen stabilen roten Thrombus umgewandelt wird. Dies passiert über die Aktivierung von Gerinnungsfaktoren, welche wiederum eine intrinsische und extrinsische Gerinnungskaskade aktivieren. In der gemeinsamen Endstrecke dieser beiden Systeme entsteht aus Fibrinogen Fibrin, welches zusammen mit den vernetzten Blutplättchen (Thrombozyten) und roten Blutkörperchen (Erythrozyten) den stabilen roten Thrombus bildet, den Gefäßdefekt abdichtet und die Blutung stoppt. Der von-Willebrand-Faktor erfüllt also folgende Funktionen bei der Blutstillung (Hämostase): In der primären Phase der Hämostase verhilft das Glykoprotein (Eiweiß mit Bindung zu Zuckergruppen) von-Willebrand-Faktor zu der Adhäsion, also Anheftung, der Thrombozyten (Blutplättchen) an den Defekt der Endothelwand (innerste Schicht des Gefäßes). Zudem spielt der von-Willebrand-Faktor eine wichtige Rolle in der sekundären Hämostase als Transportprotein des Faktor VIII, welcher einen wichtigen Faktor in der Gerinnungskaskade darstellt, sowie als Schutz vor vorzeitigem Abbau von Faktor VIII. Der Faktor-VIII-Mangel ist beim von-Willebrand-Syndrom meist jedoch nur mäßig ausgeprägt.
Der von-Willebrand-Faktor ist ein Glykoprotein (Eiweiß mit Bindung zu Zuckergruppen) und wird in der innersten Gefäßschicht (Endothel) und in den Vorläuferzellen der Thrombozyten, den Megakaryozyten, hergestellt.
Bedingt durch die Erkrankung des von-Willebrand-Syndroms ergibt sich ein qualitativer oder quantitativer Mangel an dem von-Willebrand-Faktor. Dieser Mangel an von-Willebrand-Faktor führt dazu, dass sich nach einer Verletzung eines Blutgefäßes die Blutplättchen (Thrombozyten) weniger gut an dem Defekt der Gefäßwand anheften können, die Adhäsion der Thrombozyten findet während der primären Hämostase also in vermindertem Ausmaß und weniger effektiv statt. Zudem ist auch die Gerinnungskaskade während der sekundären Hämostase durch einen Mangel an von-Willebrand-Faktor gestört, da der von-Willebrand-Faktor hier eine wichtige Rolle als Transportprotein des Faktor VIII spielt, welcher wiederum einen wichtigen Faktor in der Gerinnungskaskade darstellt. Zudem dient der von-Willebrand-Faktor als Schutz vor vorzeitigem Abbau von Faktor VIII. Dies bedeutet also eine fehlerhafte Blutstillung und Blutgerinnung und führt somit zu einer verlängerten Blutungszeit.
Männer sind vom von-Willebrand-Syndrom ebenso häufig betroffen wie Frauen, obgleich Frauen aufgrund verlängerter und/ oder stärkerer Menstruationsblutungen oft eine frühere Diagnose erhalten.
Die Einteilung des von-Willebrand-Syndroms erfolgt in 3 Typen:
ist der am häufigsten vorkommende Typ (etwa 60-70% der Betroffenen leiden unter dieser meist leichten Verlaufsform). Hier liegt ein quantitativer Mangel an von-Willebrand-Faktor vor, die Funktion des von-Willebrand-Faktors ist also normal, aber es ist zu wenig davon vorhanden. Typ 1 kann unterschiedliche Schweregrade aufweisen, verläuft oft jedoch mild.
kann in die 4 Subklassen A,B,M,N eingeteilt werden. Beim Typ 2 liegt ein qualitativer Defekt des von-Willebrand-Faktors vor, was bedeutet, dass ein struktureller Defekt des von-Willebrand-Faktor-Moleküls aufzufinden ist.
stellt die schwerste Form der Erkrankung dar. Hier fehlt der von-Willebrand-Faktor gänzlich, was zu starken Blutungsneigungen bis hin zu Muskel- und Gelenkblutungen führen kann. Typ 3 kommt bei weniger als 1 % der Betroffenen mit von-Willebrand-Syndrom vor.
Beim von-Willebrand-Syndrom handelt es sich in den meisten Fällen um eine vererbte Erkrankung, welche zu einem qualitativen oder quantitativen Mangel des Glykoproteins von-Willebrand-Faktor und somit zu einer verlängerten Blutungszeit führt.
Die Vererbung von Typ 1, 2A, 2B und 2M erfolgt normalerweise autosomal dominant. Dies bedeutet, dass lediglich ein Elternteil das fehlerhafte Gen, also die fehlerhafte Erbinformation, tragen muss, damit die Krankheit bei dessen Kind ebenso auftreten kann. Typ 3 und Typ 2N werden in der Regel autosomal rezessiv vererbt. Dies bedeutet, dass zum einen beide Elternteile Träger der fehlerhaften Erbinformation sein müssen (ohne normalerweise jedoch selbst erkrankt zu sein) und dass zum anderen je das defekte Gen beider Elternteile an das Kind weitergegeben werden müssen, damit bei diesem die Erkrankung ausbricht.
Beim von-Willebrand-Syndrom liegt die fehlerhafte Erbinformation (Gen) auf dem kurzen Arm des Chromosoms 12.
In selteneren Fällen kann das von-Willebrand-Syndrom nicht erblich bedingt, sondern erworben sein. Es besteht dann als ein Symptom der eigentlichen Grunderkrankung wie etwa
Das Leitsymptom des von-Willebrand-Syndroms sind meist leichte bis moderat ausgeprägte Blutungen. Hier finden sich primär Schleimhautblutungen, wie etwa häufiges und anhaltendes
Darüber hinaus kann es auch bei der Geburt zu verstärkten Blutungen aufgrund eines bestehenden von-Willebrand-Syndroms kommen. Häufig kommt es vermehrt zum Auftreten von oberflächlichen blauen Flecken (Hämatomen). Auffallend sind auch vermehrte und verlängerte Blutungen nach dem Ziehen eines Zahnes oder bei Operationen im Nasenrachenraum. Besondere Vorsicht ist allgemein bei Operationen geboten, da auch hier eine erhöhte Blutungsgefahr vorliegt. Zu Muskel- und Gelenkblutungen kommt es in der Regel nur bei schweren Formen der Erkrankung. Diese treten vor allem beim schwerwiegenden Typ 3 auf.
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einem von-Willebrand-Syndrom gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Eine Diagnosestellung beginnt zunächst mit einem Arzt-Patientengespräch, der Anamnese, um die genauen Beschwerden des Patienten in Erfahrung zu bringen. Hier steht beim von-Willebrand-Syndrom die Blutungsanamnese im Vordergrund.
Zur objektiven Erfassung von Blutungssymptomen kann der Test namens ISTH-BAT (Bleeding Assessment Tool) unter ärztlicher Anleitung eingesetzt werden, welcher 14 verschiedene Blutungssymptome abfragt. Anschließend erfolgen eine Blutentnahme und Laboranalyse einer Basisdiagnostik und bei positiven Ergebnissen und Verdacht auf ein von-Willebrand-Syndrom eine weiterführende Blutuntersuchung folgender Parameter in einem spezialisierten hämostaseologischen Labor:
Die Blutergebnisse können mit zunehmendem Alter oder als Reaktion auf Stress oder körperliche Betätigung, während der Schwangerschaft oder aufgrund ablaufender Entzündungen oder Infektionen vorübergehend erhöht sein und bei Blutgruppe 0 oder unter dem Einfluss bestimmter Medikamente erniedrigt sein. Daher können gegebenenfalls mehrere Blutuntersuchungen zu unterschiedlichen Zeitpunkten notwendig sein. Zudem können bei positiven Ergebnissen des ursprünglichen Bluttests noch weitere Blutuntersuchungen angeordnet werden (u.a. Genanalyse, In-vitro-Blutungszeit: PFA-100 (Platelet Function Analyzer)), Multimerenstruktur des von-Willebrand-Faktors, ristocetininduzierte Plättchenaggregation (RIPA), von-Willebrand-Faktor Propeptid).
Da es sich in den überwiegenden Fällen beim von-Willebrand-Syndrom um eine angeborene Erkrankung handelt, ist eine Heilung dieser aktuell nicht möglich. Jedoch lässt sich die Erkrankung mit adäquaten vorbeugenden, therapeutischen und medikamentösen Maßnahmen gut beherrschen. Die Therapie des von-Willebrand-Syndroms sollte in spezialisierten Behandlungszentren erfolgen. Hier sollten auch regelmäßige Vorstellungen und Kontrollen durchgeführt werden.
Aufgrund der vermehrten Blutungsneigung sollten folgende allgemeine Maßnahmen erfolgen:
Folgende medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten des von-Willebrand-Syndroms sind aktuell verfügbar:
Die Therapieformen richten sich je nach Typ, Ausprägung und Schweregrad der Erkrankung. Patienten mit einer leichten Form des von-Willebrand-Syndroms, wie meist etwa bei Typ 1, benötigen normalerweise keine regelmäßige Behandlung und nur selten Medikamente zur Vorbeugung von Blutungskomplikationen. Besonders Patienten mit Typ 3 und schwerer Ausprägung, also bei Vorkommen von Muskel- und Gelenkblutungen, benötigen ggf. eine dauerhafte Therapie.
Zur Vermeidung von Blutungen sind die oben aufgeführten allgemeinen Maßnahmen (wie gründliche Mundhygiene) sinnvoll. Beim Auftreten akuter Blutungen in Patienten mit erworbenem von-Willebrand-Syndrom kann eine Behandlung mit Desmopressin erfolgen. Eine Ersatztherapie mit von-Willebarnd-Faktor kann ebenfalls in Betracht gezogen werden. Wie bereits beschrieben liegt das Augenmerk jedoch auf der erfolgreichen Behandlung der Grunderkrankung, da es anschließend das erworbene von-Willebrand-Syndrom zurückbildet.
Das von-Willebrand-Syndrom ist eine überwiegend vererbte Erkrankung. Der erblich bedingte Mangel an von-Willebrand-Faktor oder die Störung der Funktionen des von-Willebrand-Faktors, führen zu einer lebenslangen verminderten Gerinnungsfähigkeit des Blutes.
Eine Heilung dieser Erkrankung ist derzeit nicht möglich. Jedoch lässt sich die Erkrankung heutzutage sehr gut behandeln und mit adäquaten vorbeugenden, therapeutischen und medikamentösen Maßnahmen entspricht die Lebenserwartung etwa der eines Nicht-Betroffenen.
Insbesondere bei Patienten mit dem schwerwiegenden von-Willebrand-Syndrom Typ 3, aber auch bei Patienten mit schweren Verlaufsformen des Typ 2 oder Typ 1, ist eine prophylaktische (vorbeugende) Behandlung mit von-Willebrand-Faktor bzw. zusätzlich auch Faktor VIII-Konzentrat sinnvoll. Diesbezüglich können Patienten auch spezielle Schulungen besuchen, um zu erlernen sich das Konzentrat bei Bedarf selbstständig zu verabreichen.
Patienten sollten zu einer gründlichen Zahn- und Mundhygiene zur Vermeidung zahnärztlicher Eingriffe angehalten werden.
Sollte in der Familiengeschichte eine Störung der Blutgerinnung bekannt sein, so sollte bei Kinderwunsch aufgrund einer möglichen erblichen Veranlagung eine genetische Beratung durchgeführt werden.
Das von-Willebrand-Syndrom ist eine in den überwiegenden Fällen vererbte Erkrankung, welche zu einer lebenslangen Blutstillungsstörung führt. Aufgrund der vermehrten Blutungsneigung sollten regelmäßig das Blutbild und der Eisenwert des Serums des Patienten kontrolliert werden.
Bestimmte Medikamente sind zu vermeiden oder nur nach strenger Indikationsstellung zu verabreichen, beispielsweise:
Alle Betroffenen sollten einen Notfallausweis ausgestellt bekommen, welcher regelmäßig auf die Vollständigkeit und Aktualität der Angaben kontrolliert werden sollte. Der Notfallausweis enthält Angaben zu der Erkrankung und deren aktuelle Behandlung, sowie Empfehlungen welche Medikamente zu vermeiden sind.
Beim von-Willebrand-Syndrom handelt es sich in den meisten Fällen um eine vererbte Krankheit und die häufigste angeborene Blutstillungsstörung, welche zu einem qualitativen oder quantitativen Mangel, also einem Fehlen oder einer fehlerhaften oder zu geringen Menge, an dem Eiweiß von-Willebrand-Faktor führt, was wiederum zu einer Thrombozytendysfunktion und zu einer Dysfunktion in der Gerinnungskaskade und daher letztlich zu einer verlängerten Blutungszeit führt. Die Erkrankung wird in Typ 1, welcher meist eine milde Ausprägung hat, Typ 2, mit den 4 Unterformen A,B,M,N und Typ 3, der schwersten Form, unterteilt. Symptome können je nach Schweregrad variieren und reichen von häufigem und anhaltendem Nasen- und Zahnfleischbluten, dem vermehrten Auftreten blauer Flecke, über stärkere und längere Menstruationsblutungen und starken Blutungen bei Geburt, bis hin zu Muskel- und Gelenkblutungen.
Die Behandlung richtet sich nach der Ausprägung und dem Schweregrad der Erkrankung und reicht von allgemeinen Maßnahmen (gründliche Mundhygiene, Druckverband bei Blutungen, der Vermeidung bestimmter Medikamente) bis hin zu medikamentösen Therapien mit Tranexamsäure, Desmopressin oder einer Ersatztherapie mit von-Willebrand-Faktor und ggf. zusätzlich Faktor VIII. In selteneren Fällen kann das von-Willebrand-Syndrom erworben sein und somit ein Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung (wie etwa Krebserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen) sein. Hier sollte die Behandlung der Grunderkrankung erfolgen, da sich bei erfolgreicher Behandlung der Grunderkrankung meist auch das erworbene von-Willebrand-Syndrom zurückbildet. Bei einer akuten Blutung beim Vorliegen eines erworbenen von-Willebrand-Syndroms kann eine Behandlung mit Desmopressin erfolgen.
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Geschrieben von
Sue Nelson
Medizinisch geprüft am
12. März 2023
Bei einer Autoimmunerkrankung handelt es sich um eine Immunreaktion, welche sich fälschlicherweise gegen bestimmte gesunde Gewebe des eigenen Körpers richten.
Das von-Willebrand-Syndrom ist eine in den überwiegenden Fällen vererbte Erkrankung, bei der es aufgrund fehlerhafter Erbinformationen zu einem qualitativen oder quantitativen Mangel des von-Willebrand-Faktors kommt, was wiederum eine verlängerte Blutungszeit bedingt.
Der von-Willebrand-Faktor Mangel ist beim von-Willebrand-Syndrom angeboren und wird nicht durch eine fehlerhafte Bildung von Antikörpern gegen das eigene Gewebe bedingt. Somit handelt es sich nicht um eine Autoimmunerkrankung.
Jedoch kann das von-Willebrand-Syndrom auch als Ausdruck bestimmter Grunderkrankungen, wie etwa Tumorerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen, auftreten. Hier ist der Mangel oder das Fehlen des von-Willebrand-Faktors nicht Ursache der Erkrankung, sondern ein Symptom der bestehenden Grunderkrankung. Wird die Grunderkrankung erfolgreich behandelt, so normalisiert sich in den meisten Fällen auch der von-Willebrand-Faktor wieder.
Das von-Willebrand-Syndrom führt zu einem qualitativen oder quantitativen Mangel, also einem Fehlen oder einer zu geringen Menge, an dem von-Willebrand-Faktor, was zu einer Thrombozytendysfunktion und zu einer Dysfunktion in der Gerinnungskaskade und letztlich zu einer verlängerten Blutungszeit führt. Dieser Mangel an von-Willebrand-Faktor führt dazu, dass sich nach einer Verletzung eines Gefäßes die Blutplättchen (Thrombozyten) weniger gut an dem Defekt der Gefäßwand anheften können, diese Adhäsion der Thrombozyten findet während der primären Hämostase also in vermindertem Ausmaß und weniger effektiv statt. Zudem ist auch die Gerinnungskaskade während der sekundären Hämostase durch einen Mangel an von-Willebrand-Faktor gestört.
Charakteristisch für das von-Willebrand-Syndrom ist also der Mangel an von-Willebrand-Faktor, welcher den Defekt der primären Hämostase, welche auch als Blutstillung bezeichnet wird, bedingt. Zudem spielt der von-Willebrand-Faktor eine wichtige Rolle in der sekundären Hämostase, welche auch als Blutgerinnung bezeichnet wird, als Transportprotein des Faktor VIII, welcher einen wichtigen Faktor in der Gerinnungskaskade darstellt, sowie als Schutz vor vorzeitigem Abbau von Faktor VIII. Jedoch ist beim von-Willebrand-Syndrom der Faktor-VIII-Mangel in der Regel nur mäßig ausgeprägt.
Somit stellt das von-Willebrand-Syndrom primär eine Blutstillungsstörung dar. Da die Gerinnungsfähigkeit zu niedrig ist kann, jedoch auch von einer Blutgerinnungsstörung gesprochen werden.
Der Begriff chronisch bedeutet, dass eine Erkrankung lang dauernd ist. Bei der vorwiegend vererbten Erkrankung von-Willebrand-Syndrom handelt sich um eine angeborene Erkrankung, welche zeitlebens zu einer Blutstillungsstörung führt. Die Erkrankung ist nicht heilbar (jedoch gut medikamentös beherrschbar) und wird lebenslang fortbestehen. Daher handelt es sich um eine chronische Erkrankung.
Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen der Erkrankung bedarf es einer individuellen Abklärung mit dem behandelnden Arzt bzw. Zentrum und zusätzlich dem Arzt der Blutspendeorganisation.
Beim von-Willebrand-Syndrom handelt es sich um eine vererbte Erkrankung, welche zu einem qualitativen oder quantitativen Mangel des Glykoproteins von-Willebrand-Faktor und dadurch letztlich auch zu einer verlängerten Blutungszeit führt. Die Vererbung von Typ 1, 2A, 2B und 2M erfolgt normalerweise autosomal dominant. Typ 3 und Typ 2N werden in der Regel autosomal rezessiv vererbt. Die fehlerhafte Erbinformation liegt beim von-Willebrand-Syndrom auf dem Chromosoms 12.
In einigen Fällen kann die Krankheit jedoch auch erworben und Ausdruck bestimmter Grunderkrankungen, wie etwa Tumorerkrankungen oder Autoimmunerkrankungen, sein. Wird die Grunderkrankung erfolgreich behandelt, so normalisiert sich meist auch der von-Willebrand-Faktor wieder.
Erkrankung zusammengefasst
VWS
Begriffe
Hämorrhoiden
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