Geschrieben von Leyla Al-Sayegh (Medizinstudentin im 11. Semester)
Die Venenschwäche wird von MedizinernInnen als Veneninsuffizienz (bzw. chronisch-venöse Insuffizienz) bezeichnet und wird als Sammelbegriff für mehrere Krankheitsbilder, die sich durch eine Störung des Blut-Rückflusses über die Venen (also zum Herzen hin) definieren, verwendet.
Vereinfacht gesagt, bedeutet das, dass die Venen ihrer Funktion, Blut regelrecht wieder ans
Als Resultat entstehen Hautveränderungen (z.B. dunkle Verfärbungen), Schwellungen,
In der Regel tritt die Veneninsuffizienz primär an den venösen Gefäßen der Beine auf. Das liegt daran, dass die Venen der Beine die meiste Arbeit leisten müssen, um den Blutfluss vom tiefsten Punkt des Körpers bis hin zum Herzen (also gegen die Schwerkraft) aufrecht erhalten zu können.
Die Venenschwäche ist eine der häufigsten Gefäßerkrankungen. Frauen sind häufiger als Männer betroffen.
Kleine bis mittelgroße Venen haben im Normalfall sogenannte Venenklappen – also aus Bindegewebe bestehende „Segel“ im Inneren der Venen, die Blut in die Strömungsrichtung (Richtung
Zusätzlich stellt auch die Beinmuskulatur eine Hilfe zum Bluttransport in Richtung Herz – also gegen die Schwerkraft – dar: Das Anspannen der Beinmuskulatur führt (z.B. beim Gehen) dazu, dass die Venen und damit auch die Venenklappen genau im richtigen Rhythmus zusammengepresst werden und so ihrer optimalen Funktion nachgehen können („Muskelpumpe“).
Die Veneninsuffizienz entsteht vor allem dann, wenn diese Venenklappen ihre Funktion verlieren. Das kann mehrere Gründe haben:
Am häufigsten wird die Venenschwäche durch eine Verlegung oder Verengung der weiter oben gelegenen Venen („Thrombose“) verursacht. Dadurch kann das Blut einerseits nicht ausreichend zum Herzen zurück transportiert werden, wodurch die Venen über die Zeit ausgeweitet werden.
Andererseits kommt es zur direkten Schädigung die Venenwände und –klappen. Ein Thrombose-Verdacht gehört in jedem Fall dringend abgeklärt um etwaige schwerwiegende Komplikationen (z.B. Lungeninfarkt) zu vermeiden.
Das bezeichnet einen Funktionsverlust der Venenklappen jeglicher Ursache, sodass diese Venenklappen nicht richtig verschließen. In weiterer Folge wird das Blut nicht ausreichend in Richtung
Langes Stehen oder Sitzen begünstigt die Entstehung einer Venenschwäche auf Grund der nicht optimal eingesetzten Unterstützung der Beinmuskulatur. Vor allem bei vorgeschädigten Blutgefäßen kann dieser Punkt ein wichtiger Risikofaktor sein. Ausreichend Bewegung ist daher ein absolutes Muss!
Dieser Begriff beschreibt eine seltene, angeborene Fehlbildung der Venenklappen.
Unabhängig von der Ursache läuft die Entstehung einer Veneninsuffizienz in etwa so ab: Die Venenklappen werden so weit geschädigt, dass das Blut zum Teil in die Beine zurücksackt. Der Körper versucht daraufhin einen anderen Weg zu finden, das Blut hoch zum Herzen zu transportieren.
Neue Blutgefäße entstehen, wodurch die alten Venen und deren Abflussgebiete nicht mehr richtig durchblutet werden. An den betroffenen Hautstellen entwickeln sich daraufhin nach und nach sichtbare und spürbare Veränderungen (z.B. dunkle Flächen oder weißliche Flecken).
Im Allgemeinen zeigt sich die Veneninsuffizienz in erster Linie durch abendliche Schwellungen an den Beinen begleitet von Schweregefühl, Juckreiz, ziehenden oder brennenden Schmerzen und nächtlichen Krämpfen.
Die chronisch-venöse Insuffizienz kann in 3 Stadien geteilt werden:
Im Stadium I treten vor allem abends Schwellungen („Ödeme“) auf, die in der Regel wieder verschwinden (z.B. durch Hochlagern der Beine). An den Fußrändern kann man eventuell schon dunkelblaue Hautveränderungen erkennen („Corona phlebectatica“) und an den Knöcheln sind neu auftretende, winzige bläuliche Venen zu sehen.
Beim Stadium II hält das Ödem der Beine schon durchgehend an. Die
Außerdem werden porzellanweiße, narbenähnliche, schmerzhafte Hautveränderungen (meist kurz über den Sprunggelenken) sichtbar („Atrophie blanche“). Durch die Stauung des Blutes und Veränderung der Hautdurchblutung können juckende, rötliche Ausschläge auftreten („Stauungsekzem“).
Das Stadium III wird durch das Entstehen von chronischen Wunden („Ulcera cruris venosum“) definiert.
Eine schwere Komplikation ist, dass spezielle Bakterien durch die geschädigte Haut leichter eintreten können, wodurch eine bakterielle Entzündung – ein Rotlauf (lat.
Sollten Symptome wie schwere, geschwollene, eventuell juckende, brennende Beine auftreten oder typische Hautveränderungen (z.B. bläuliche Verfärbungen am Fußrand oder rotbräunliche Haut an den Unterschenkel) bemerkt werden, ist eine ärztliche Untersuchung auf jeden Fall zu empfehlen.
Als erste Ansprechperson ist der Hausarzt/ die Hausärztin aufzusuchen. Diese/r wird im ersten Schritt eine ausführliche Anamnese, also eine Krankheitsgeschichte mit Beginn, Dauer und Ausprägung der Symptome, Vorerkrankungen/-operationen sowie zum sozialem, familiärem und beruflichem Umfeld, erheben.
Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der vor allem auf die betroffenen Körperstellen aber auch auf etwaigen Risikofaktoren (z.B.
Bei Verdacht auf eine Venenschwäche wird zur endgültigen Diagnose-Bestätigung eine spezielle Ultraschalluntersuchung der Beinvenen verordnet („farbcodierte Duplexsonografie“), bei der sowohl die Form und der Verlauf der Gefäße, als auch das Strömungsverhältnis des Blutes (z.B. Zurückfließen oder Versacken) erkannt werden kann.
In Einzelfällen (z.B. bei Verdacht einer tiefen Beinvenenthrombose) können auch weitere Untersuchungen wie eine Photoplethysmographie, eine CT- oder MR-Angiografie oder eine Phlebografie nötig sein. Die Photoplethysmographie beschreibt dabei ein spezielles Verfahren, bei dem das Füllvolumen der Beingefäße mittels Infrarotlicht beurteilt wird.
Eine CT- oder MR-Angiografie sowie eine Phlebografie sind Untersuchungstechniken, bei denen zuerst ein Kontrastmittel zur besseren Darstellung der Blutgefäße in eine Vene des Fußrückens gespritzt wird um danach ein Bild mittels Computertomographie („Röntgenschnittbild“), Magnetresonanztomographie oder Röntgenuntersuchung zu erstellen. Krankhafte Venen-Verläufe, eine etwaige Verlegung („Thrombose“) oder neue entstandene „Umgehungsvenen“ können damit gefunden werden.
Wenn die Diagnose einer chronisch-venösen Insuffizienz gestellt wurde, werden 3 Behandlungsziele definiert: Symptomlinderung, Vermeidung von Folgeschäden und Abheilung der chronischen Wunden („Ulzera“).
Sind Änderungen der Venen erst einmal entstanden, können diese nicht mehr rückgängig gemacht werden – es kann lediglich ein weiteres Fortschreiten verhindert werden.
Es gibt einige allgemeine Maßnahmen und Grundsätze, die jeder Betroffene selbst beachten und unbedingt durchführen sollten:
Die spezifische Therapie richtet sich nach dem Grad der Erkrankung. Grundlegend sollte immer eine sogenannte Kompressionstherapie durchgeführt werden: Regelmäßiges Anlegen von Kompressionsbandagen oder das Tragen von passenden Kompressionsstrümpfe (Stützstrümpfe erzielen keine ausreichende Wirkung!) zeigen einen deutlichen Behandlungserfolg.
Außerdem wird eine physikalische Therapie empfohlen, bei der verschiedenste Techniken (z.B. Massagen, gezielte Kraftübungen oder Einsatz von speziellen Wechseldruckgeräten) zur Besserung der Symptomatik eingesetzt werden.
Außerdem gibt es auch noch die Option der medikamentösen Behandlung. Hierzu werden Arzneimittel auf pflanzlicher Basis eingesetzt, die die Venenwände stärken sollen. In schwereren Fällen (z.B. bei anhaltender Schwellung der Beine) kann der Arzt/die Ärztin über kurze Zeit ein Entwässerungsmittel („Diuretikum“) verschreiben.
Zusätzlich kommen noch andere Tabletten wie
Bei fortschreitenden Symptomen und Therapieversagen durch alle oben erwähnten Maßnahmen, kann ein kleiner minimalinvasiver oder operativer Eingriff Linderung schaffen. Häufig angewendete Verfahren sind die Sklerotherapie (ein Mittel zur Verödung der kaputten Vene wird direkt eingespritzt) oder die endovenöse Radiofrequenzablation bzw. Lasertherapie (Beides sind Eingriffe, mit denen funktionseingeschränkte Venen entweder mittels hochfrequenter elektrischen Welle oder Laserbehandlung entfernt werden).
Bei den operativen Maßnahmen werden die betroffenen, geschädigten Venen während eines kleinen chirurgischen Eingriff mit unterschiedlichen Methoden („Crossektomie“, „Phlebektomie“, „Varizenstripping“) entfernt. Grundsätzlich werden diese Operationen routinemäßig durchgeführt und Komplikationen sind selten.
Sollte die Venenschwäche so weit fortgeschritten sein, dass schon schmerzhafte chronische Wunden entstanden sind, steht das oberste Therapieziel darin, diese zu verschließen, um Schmerzen und die Infektionsgefahr zu reduzieren. In erster Linie sollten optimale Wundverbände angelegt und regelmäßig erneuert werden.
Dazu stehen sowohl Hausarzt/-ärztin als auch spezialisierte WundmanagerInnen und eine Fülle von unterschiedlichen Verbänden, Geräten und Techniken zur Verfügung. Neueste Therapieoptionen (z.B. Anregung der Wundheilung durch Einsatz von kaltem Rotlicht) zeigen erste Erfolge, sind allerdings noch weiterer Gegenstand der Forschung.
Die venösen Veränderungen im Rahmen der chronisch-venösen Insuffizienz können nicht mehr rückgängig gemacht werden. Die Therapie besteht darin, ein Fortschreiten zu verhindern und Symptome zu lindern.
Bei konsequenter Therapie (Einhalten der Allgemeinmaßnahmen, regelmäßige Kontrollen beim Arzt/der Ärztin, Kompressionsbehandlung, physikalische Therapie, eventuellen Operationen) ist die Prognose der chronisch-venösen Insuffizienz sehr gut.
Auftretende Wunden können allerdings hartnäckig sein und ein großes Problem mit einigen Komplikationen darstellen. Deswegen ist die beste Therapieoption, ein Fortschreiten der Veneninsuffzienz erst gar nicht zu ermöglichen.
Da die krankhaften venösen Veränderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden können, steht eine optimale Vorbeugung im Vordergrund.
In erster Linie sollten folgende Risikofaktoren so gut wie möglich vermieden werden:
Eine Vielzahl von Studien konnte zeigen, dass das Risiko eine Venenschwäche zu entwickeln bei übergewichtigen Personen erhöht ist
Je besser etwaige Grunderkrankungen (z.B. Herzschwäche, Diabetes mellitus) behandelt werden, desto niedriger ist das Risiko eine venöse Insuffizienz zu entwickeln
Es sollte darauf geachtet werden, dass genug Bewegung im Alltag stattfindet. Vor allem langes Sitzen und Stehen wirken sich negativ auf die Entstehung der Veneninsuffizienz aus
Natürlich ist ein Saunabesuch oder ein kurzes Sonnenbaden nicht verboten, aber gerade bei familiärer Vorbelastung sollte auf einen übermäßigen „Wärmekonsum“ verzichtet werden
Allgemein ist bekannt, dass ein gesunder Lebensstil (Vermeiden von übermäßig Alkohol und Nikotin, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung) zur Gesundheitsförderung beiträgt
Die verwendeten Medikamente zur Förderung der Venenfunktion werden zudem überwiegend auf pflanzlicher Basis produziert. Dabei kommen vor allem Tabletten mit Ross-Kastanienextrakt oder Flavonoide (Pflanzenfarbstoffen) zum Einsatz.
Regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt/ der Hausärztin sind auf jeden Fall sinnvoll, um eine optimale Therapieeinstellung bewerkstelligen zu können. Vor allem wenn eine subjektive Verschlechterung oder neue Symptome (
Beim Auftreten von chronischen Wunden sind Verbandwechsel und Kontrollen über den Hausarzt/die Hausärztin bzw. einen WundmanagerIn unbedingt erforderlich!
Nach durchgeführter Operation werden einige Kontrolluntersuchungs-Termine bei Gefäßspezialisten/Innen durchgeführt. Grundsätzlich kommt es allerdings zu wenigen Komplikationen. Ein erneutes Auftreten der Beschwerden sind allerdings gut bekannt.
Die Veneninsuffizienz oder Venenschwäche ist eine häufige Erkrankung der (Bein-)Venen, die durch eine Funktionseinschränkung des Blutrücktransports (meistens durch krankhafte Venenklappen) verursacht wird.
Das Blut sackt in die Beine zurück, wodurch im Laufe der Zeit die typischen Symptome (bläuliche oder rotbräunliche Verfärbung der Haut, Schweregefühl,
Eine optimale Behandlung besteht aus Allgemeinmaßnahmen (Gewichtsnormalisierung, ausreichend Bewegung, Meiden von Wärme,…), Kompressionstherapie, physikalischer Therapie und – wenn nötig – operativen Eingriffen.
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Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh
Medizinisch geprüft am
10. Mai 2023
Erkrankung zusammengefasst
Veneninsuffizienz
Begriffe
Adipositas
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