Die Venenentzündung (lat. Phlebitis) beschreibt eine Entzündung der Wand von oberflächlichen Venen. Venen sind Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut von allen Teilen des Körpers wieder zum Herzen zurück transportieren. Bei der Phlebitis verlaufen die betroffenen Venen immer oberflächlich, also in der oder im gleich unterhalb der Haut gelegenen Bindegewebe. Damit ist die Phlebitis von einer Erkrankung der tiefen Venen (z.B. tiefe Beinvenenthrombose) abzugrenzen.
Die Phlebitis wird grundsätzlich nicht als gefährliche Erkrankung gesehen. Wichtig ist allerdings, dass durch die harmlose, oberflächliche Venenentzündung ein Blutgerinnsel („Thrombus“) entstehen kann. Diesen „Thrombus“ kann man sich als Blutklumpen vorstellen, der entsteht, weil das Blut durch die Entzündung in den Venen nicht mehr regelrecht fließen kann. Der Blutklumpen kann sich als weitere Folge von seinem Entstehungsort loslösen und eine andere Vene verlegen. Die Verlegung des Blutgefäßes kann sowohl in den oberflächlichen, als auch in weiterer Folge in den tiefen Venen passieren. Sollte durch die Venenentzündung ein Blutklumpen in den oberflächlichen Venen entstehen, wird das Erkrankungsbild dann „Thrombophlebitis“ genannt. Eine Gerinnselbildung in den tiefen Venen wird „Venenthrombose“ genannt. Die Venenthrombose kann zu weiteren schwerwiegenden Erkrankungsbildern führen.
Die Venenentzündung stellt mit ungefähr 3-10 Neudiagnosen pro 100 Einwohnern im Jahr eine relativ häufige Erkrankung dar. Die meisten Venenentzündungen befinden sich im Bein.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Venenentzündung?
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Phlebitis führen können. Am wichtigsten ist, zwischen aseptischen und septischen Formen zu unterscheiden, also zwischen jenen Unterarten die NICHT durch Keime verursacht werden von jenen, die durch Bakterien ausgelöst werden.
Eine aseptische Phlebitis entsteht meistens durch kleine Verletzungen (z.B. Stoßverletzungen). Hierbei stellen vor allem vorgeschädigte Venen (z.B. ) einen Risikofaktor dar: eine Venenentzündung an Krampfadern (lat. „Varizen“) wird „Varikophlebitis“ genannt. Außerdem können auch mechanische Reize an der Vene eine Entzündung auslösen. Ein Beispiel hierfür ist, wenn Venenverweilkanülen, die im Rahmen von Krankenhausaufenthalten oft verwendet werden, zu lange im Körper liegen.
Des Weiteren können chemische Reize zu einer Entzündung der Venenwand führen. Zu den typischen chemischen Reizen gehören z.B. Infusionstherapie mit speziellen Medikamente, wie Amphotericin B, das gegen einen schweren Pilzbefall des Körpers angewendet wird. Auch die im Rahmen der Therapie gegen eingesetzten „Sklerosierungsmittel“ werden als chemische Reize der Venenwand gesehen.
Eine Sonderform der aseptischen Phlebitis stellt die Erkrankung „Thrombangiitis obliterans“ dar. Das ist eine sogenannte systemische Gefäßerkrankung („Vaskulitis“), die wahrscheinlich durch autoimmunologisch-allergische Prozesse entsteht und durch Nikotinkonsum stark beeinflusst wird. Diese Unterart äußert sich durch immer wieder an wechselnden Orten auftretende und länger bestehenden Venenentzündungen und Venenverlegungen („Thrombophlebitis“). Da diese Form auch durch Krebserkrankungen ausgelöst werden kann, empfiehlt es sich, eine Vorsorgeuntersuchung bzw. Tumorsuche nach Diagnosestellung durchzuführen.
Eine septische Phlebitis wird im Gegensatz zur aseptichen Form durch das Eindringen von Bakterien in die Venen ausgelöst. Der Bakterienbefall kann dabei z.B. durch verunreinigte medizinische Mittel (z.B. Infusionen) ausgelöst werden. Häufig wird eine septische Phlebitis außerdem bei Menschen, die Drogen über Venen injizieren, gesehen, da die benutzten Spritzen nicht selten durch gemeinsame Nutzung oder unachtsamer Aufbewahrung mit Keimen kontaminiert sind.
Zusammengefasst können folgende Risikofaktoren für die Entstehung einer Phlebitis genannt werden:
- Krampfadern („Varizen“)
- Generalisierte Gefäßerkrankungen („Vaskulitiden“)
- Krebserkrankungen („Malignome“)
- Gerinnungsstörungen
- Rauchen
- Höheres Alter
- Drogenkonsum
Was sind die Symptome einer Venenentzündung?
Eine Venenentzündung erkennt man in erster Linie daran, dass ein geröteter Strang im Verlauf einer Vene auffällt. Die Umgebung ist dabei gerötet, geschwollen und schmerzt (v.a. bei Druckausübung).Wenn schon eine oberflächliche („Thrombophlebitis“) entstanden ist, kann der Strang als kleine Verhärtung getastet werden. Ein Ödem, also eine Schwellung der ganzen Extremität, wird nicht beobachtet, da der Blutabfluss in der Regel nicht beeinträchtigt ist. Ein Ödem wäre ein Zeichen einer Verlegung der tiefen Beinvenen.
Eine Thrombophlebitis ist ein nicht zu unterschätzender Zustand, der zu schwerwiegenderen Komplikationen führen kann. Aktuelle Daten zeigen, dass beim Auftreten von ersten Beschwerden einer Thrombophlebitis schon etwa jeder 4. Betroffene eine tiefe Venenthrombose und jeder 20. sogar eine (auch: Lungeninfarkt) – also eine Verlegung der Lungengefäße – entwickelt hat. Das sind Krankheitsbilder die unter Umständen zu einem raschen Tod führen können.
Sehr selten kann bei bakteriell bedingten Venenentzündungen eine (lat. „Sepsis“) als schwerwiegende Komplikation entstehen. Eine Sepsis geht mit einem plötzlich auftretenden, starken Krankheitsgefühl, Verschlechterung des Allgemeinzustands, und eventuell Bewusstseinseintrübung einher und muss umgehend medizinisch behandelt werden.
Wie wird die Venenentzündung diagnostiziert?
Falls ein roter Strang im Verlauf einer Vene verbunden mit Schmerzen, Rötung und Schwellung des umgebenden Gewebes und eventuell nach vorangegangener Verletzung, bei chronischer (Gefäß-) Erkrankung oder bei längerer Notwendigkeit einer Venenverweilkanüle, auffällt, sollte ein Arzt/eine Ärztin informiert werden.
Zuerst wird dann ein ärztliches Gespräch durchgeführt, bei dem auf die aktuellen Symptome (Schmerzen, Dauer, Anfang, Auslöser, usw.) sowie auf generelle soziale, familiäre und berufliche Umstände (Lebensstil, familiäre Erkrankungen, Karriere), Vor- oder Begleiterkrankungen und Voroperationen eingegangen wird. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der vor allem auf die schmerzende Stelle geachtet wird, aber auch ein Ganzkörper-Check-up erfolgen sollte, um etwaige Grunderkrankungen oder weitere Ursachen auszuschließen.
Die Diagnose stellt der MedizinerIn dann klinisch, das bedeutet, dass durch die Krankheit durch die Erzählungen des PatientenIn und die körperliche Untersuchung erkannt wird. Anschließend sollte auf jeden Fall ein Ultraschall der umgebenden Venen erfolgen, damit eine mögliche Ausdehnung der Entzündung oder sogar eine Blutgerinnselbildung in tiefen Beinvenen ausgeschlossen werden kann. Die Ultraschall-Untersuchung stellt die wichtigste Maßnahme dar, um schwerwiegende Komplikationen (z.B. Lungeninfarkt) zu vermeiden
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Falls der Arzt/die Ärztin an eine chronische Gefäßerkrankung („Vaskulitis“) als Grund der Venenentzündung denkt (z.B. weil die Phlebitis ständig an anderen Körperstellen wieder auftritt), sollte im Verlauf eine kleine operative Gewebeentnahme für eine weiterführende Diagnostik erfolgen.
Therapie bei Venenentzündung
Die therapeutischen Maßnahmen werden je nach Ausmaß der Entzündung und Thrombosebildung (also der Blutgerinnselbildung) entschieden.
Falls im Zuge der Ultraschall-Untersuchung sichergestellt wird, dass sich kein Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen gebildet hat und in den oberflächlichen Beinvenen ebenfalls keine ODER nur ein kleines Gerinnsel (<5cm) gefunden wird, reichen normalerweise Basismaßnahmen als Therapie aus.
Zuerst sollte man alle möglichen Ursachen der Phlebitis beseitigen. Beispielsweise sollten lange liegende Venenverweilkanülen sofort gezogen werden, wenn sie als Auslöser wahrscheinlich sind. Die Entfernung sollte unbedingt von medizinischen Personal und auf keinen Fall selber durchgeführt werden!!
Die Kühlung der betroffenen Stelle kann Linderung verschaffen. Ebenso ist die Einnahme von Schmerzmittel bei Bedarf auf jeden Fall empfehlenswert.
Um das Entstehungs-Risiko von tiefen Beinvenenthrombosen zu vermeiden, sollten 2 grundlegende Maßnahmen eingehalten werden. Zum einen sollte man Bettruhe vermeiden. Die Ruhigstellung kann die Entstehung einer Thrombose begünstigen, weswegen man möglichst viel in Bewegung bleiben sollte. Zum anderen kann eine Kompressionstherapie über mindestens 3 Monate die Entstehung der Beinvenenthrombose vorbeugen. Diese erfolgt mit vom Arzt verschriebene Kompressionsbandagen oder passende Kompressionsstrümpfe, die an der betroffenen Extremität getragen werden sollen. Hier ist es wichtig zu wissen, dass die klassischen Stützstrümpfe keine ausreichende Wirkung erzielen!
Sollte eine neu aufgetretene (< 7 Tage) Verhärtung in den oberflächlichen Venen festgestellt werden, kann versucht werden mithilfe eines kleinen Stichs das Blutgerinnsel zu entfernen. Diese Maßnahme führt meist zu rascher Beschwerdelinderung.
Eine zusätzliche Behandlung, die die schnellere Auflösung der Blut-Verklumpung als Ziel hat („Antikoagulation“), ist in manchen Fällen nötig.
Das ist der Fall, wenn der Thrombus über eine Strecke, die länger als 5cm ist, liegt oder durch die Lage des oberflächlichen Blutgerinnsels ein erhöhtes Risiko auf ein Übergreifen auf tiefe Beinvenen zu erwarten ist. Auch wenn der/die Betroffene bettlägrig ist oder schon eine tiefe Beinvenenthrombose besteht, muss diese Therapie unbedingt erfolgen.
Diese Art der Behandlung erfolgt meistens mittels Heparin. Heparin wird mit kleinen Spritzen ins Fettgewebe (meistens Bauch oder Oberschenkel) gegeben – die Therapie kann nach kurzer Einschulung auch selbst zuhause ausgeführt werden.
Die Nebenwirkungen von Heparinen sind zum einen eine erhöhte Blutungsneigung und zum anderen –sehr selten! – das Auftreten von „heparininduzierten Thrombozytopenien (HIT)“, also der massive Abfall von Blutplättchen. Durch komplexe Mechanismen kann das dann zur genau entgegengesetzten Wirkung führen: weitere Gefäßverschlüsse können auftreten. Auch andere Medikamente wie Fondaparinux oder direkte orale Antikoagulanzien (z.B. Rivaroxaban) stehen bei Unverträglichkeit von Heparinen zur Verfügung. Die Nebenwirkungen fallen damit geringer aus, die Wirksamkeit ist allerdings nicht so gut bewiesen, wie bei Heparinen.
Falls es sich um eine septische Venenentzündung handelt, werden antiseptische Umschläge als Therapie gewählt. Sollte Fieber oder allgemeines Unwohlsein zusätzlich auftreten, muss eine Antibiotikatherapie gestartet werden.
Wie ist die Prognose einer Venenentzündung?
Grundsätzlich stellt eine Phlebitis ohne Beteiligung der tiefen Beinvenen keine schwere Erkrankung dar und heilt in den meisten Fällen – vor allem unter Einhaltung der Basismaßnahmen – ohne Folgeschäden ab.
Es ist wichtig, eine Blutvergiftung oder eine Mitbeteiligung der tiefen Beinvenen so früh wie möglich zu erkennen um schwerwiegende Komplikationen, wie einen Lungeninfarkt, der auch zum Tod führen kann, frühestmöglich verhindern zu können.
Wie kann man einer Venenentzündung vorbeugen?
Prophylaktische Maßnahmen ergeben sich aus der Minimierung von Risikofaktoren, soweit als irgendwie möglich:
- Venenverweilkanülen sollten nur so lange wie nötig belassen werden. Ein regelmäßiges Wechseln der Kanüle sollte bei längerer Notwendigkeit erfolgen. Als Beispiel: 20% der Venenverweilkanülen verursachen nach 5-tägigen Belassen erste Anzeichen einer Phlebitis.
- Bei der Gabe von Infusionen sollte sowohl auf die hygienische Vorbereitung und Verabreichung, als auch auf eine möglichst schonende und genaue Ausführung beim Stechen geachtet werden. Falls die Infusion Schmerzen verursacht, sollte der PatientIn unbedingt Bescheid geben. Nach jeder Infusionsgabe über eine Venenverweilkanüle sollte diese mit physiologischer Kochsalzlösung gespült werden.
- Das Einhalten eines gesunden Lebensstils ist auch bei der Prophylaxe von Venenentzündungen ein äußerst wichtiger Faktor: Rauchen und Alkoholkonsum sollte auf ein Minimum reduziert werden, Bewegung und gesunde Ernährung tragen zur Venengesundheit bei.
- Bei chronischen Grunderkrankungen (, Krampfadern, Krebserkrankung) sollten regelmäßige ärztliche Kontrollen beim SpezialistenIn durchgeführt werden
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Venenentzündung
In der Traditionellen europäischen Medizin werden kalte Wickel gerne gegen Venenentzündungen angewendet. Dabei werden kalte Tücher mehrmals um die betroffene Stelle gewickelt und 8-10 Minuten belassen.
Pflanzliche Mittel, die die Heilung bei Phlebitis unterstützen sollten, sind unterschiedliche Zubereitungsarten aus Erlenknospen, Schafgarbe, Hamamelis, Schachtelhalm und Arnika. Die Art der Anwendung variiert je nach verwendeten Inhaltsstoff, meist wird bei Venenentzündungen ein Tee oder Tropfen mit homöopathischer Dosierung empfohlen.
Auch wenn in der traditionellen europäischen Medizin diese Mittel als überaus hilfreich beschrieben werden, sollten diese Maßnahmen nur unterstützend angewandt werden. Eine Absprache mit dem Arzt/der Ärztin sollte unbedingt erfolgen, damit etwaige schwerwiegende Komplikationen verhindert werden können.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Venenentzündung
Grundsätzlich klingt eine Phlebitis bei Einhalten der Basismaßnahmen ohne Folgeerscheinungen von selbst ab. Eine Beobachtung der entzündeten Stelle ist sehr wichtig, um eine Verschlechterung von Symptomen zu erkennen.
Falls immer wieder Venenentzündungen ohne ersichtliche Ursache an verschiedenen Stellen auftritt, sollte eine Durchuntersuchung auf eine zugrundeliegende Gefäßerkrankung über einen Spezialisten In (meist: RheumatologeIn) erfolgen.
Zusammenfassung
Eine Venenentzündung (lat. Phlebitis) entsteht aus verschiedenen Gründen: Aseptische (also nicht durch Bakterien ausgelöste) Ursachen treten häufig an den Blutgefäßen im Bein durch kleinste Verletzungen (z.B. nach Anstoßen) auf - vor allem, wenn die Venen schon vorgeschädigt sind (z.B. ) - oder auch durch länger belassene Venenverweilkanülen oder Infusionen, während die selteneren bakteriellen Venenentzündungen durch kontaminiertes medizinisches Material oder beim Konsum von Drogen durch die Venen (bei gemeinsamer Verwendung oder Verschmutzung von Spritzen) entstehen.
Die Phlebitis äußert sich zuerst durch eine Schwellung, Rötung und schmerzhafte Hautstelle, bei der ein roter Strang im Verlauf der Vene erkennbar wird, der im weiteren Verlauf oftmals verhärtet, da sich ein Blutgerinnsel darin bildet. Um schwerwiegendere Komplikationen (z.B. Blutgerinnselbildung in tiefen Beinvenen, Lungeninfarkt oder sogar eine ) zu vermeiden, sind sogleich Basismaßnahmen (Entfernen etwaiger Auslöser, Kühlung, Kompression, in Bewegung bleiben, Schmerzmittel-Einnahme) durchzuführen und bei Bedarf sollten weiterführende Therapien (Eröffnen der verhärteten Vene durch eine kleine Nadel, blutverdünnende Medikation, Antibiotikagabe) angeschlossen werden.