Geschrieben von Leyla Al-Sayegh (Medizinstudentin im 11. Semester)
Die Venenentzündung (lat. Phlebitis) beschreibt eine Entzündung der Wand von oberflächlichen Venen. Venen sind Blutgefäße, die sauerstoffarmes Blut von allen Teilen des Körpers wieder zum Herzen zurück transportieren. Bei der Phlebitis verlaufen die betroffenen Venen immer oberflächlich, also in der
Die Phlebitis wird grundsätzlich nicht als gefährliche Erkrankung gesehen. Wichtig ist allerdings, dass durch die harmlose, oberflächliche Venenentzündung ein Blutgerinnsel („Thrombus“) entstehen kann. Diesen „Thrombus“ kann man sich als Blutklumpen vorstellen, der entsteht, weil das Blut durch die Entzündung in den Venen nicht mehr regelrecht fließen kann. Der Blutklumpen kann sich als weitere Folge von seinem Entstehungsort loslösen und eine andere Vene verlegen. Die Verlegung des Blutgefäßes kann sowohl in den oberflächlichen, als auch in weiterer Folge in den tiefen Venen passieren. Sollte durch die Venenentzündung ein Blutklumpen in den oberflächlichen Venen entstehen, wird das Erkrankungsbild dann „Thrombophlebitis“ genannt. Eine Gerinnselbildung in den tiefen Venen wird „Venenthrombose“ genannt. Die Venenthrombose kann zu weiteren schwerwiegenden Erkrankungsbildern führen.
Die Venenentzündung stellt mit ungefähr 3-10 Neudiagnosen pro 100 Einwohnern im Jahr eine relativ häufige Erkrankung dar. Die meisten Venenentzündungen befinden sich im Bein.
Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Phlebitis führen können. Am wichtigsten ist, zwischen aseptischen und septischen Formen zu unterscheiden, also zwischen jenen Unterarten die NICHT durch Keime verursacht werden von jenen, die durch Bakterien ausgelöst werden.
Eine aseptische Phlebitis entsteht meistens durch kleine Verletzungen (z.B. Stoßverletzungen). Hierbei stellen vor allem vorgeschädigte Venen (z.B.
Des Weiteren können chemische Reize zu einer Entzündung der Venenwand führen. Zu den typischen chemischen Reizen gehören z.B. Infusionstherapie mit speziellen Medikamente, wie Amphotericin B, das gegen einen schweren Pilzbefall des Körpers angewendet wird. Auch die im Rahmen der Therapie gegen
Eine Sonderform der aseptischen Phlebitis stellt die Erkrankung „Thrombangiitis obliterans“ dar. Das ist eine sogenannte systemische Gefäßerkrankung („Vaskulitis“), die wahrscheinlich durch autoimmunologisch-allergische Prozesse entsteht und durch Nikotinkonsum stark beeinflusst wird. Diese Unterart äußert sich durch immer wieder an wechselnden Orten auftretende und länger bestehenden Venenentzündungen und Venenverlegungen („Thrombophlebitis“). Da diese Form auch durch Krebserkrankungen ausgelöst werden kann, empfiehlt es sich, eine Vorsorgeuntersuchung bzw. Tumorsuche nach Diagnosestellung durchzuführen.
Eine septische Phlebitis wird im Gegensatz zur aseptichen Form durch das Eindringen von Bakterien in die Venen ausgelöst. Der Bakterienbefall kann dabei z.B. durch verunreinigte medizinische Mittel (z.B. Infusionen) ausgelöst werden. Häufig wird eine septische Phlebitis außerdem bei Menschen, die Drogen über Venen injizieren, gesehen, da die benutzten Spritzen nicht selten durch gemeinsame Nutzung oder unachtsamer Aufbewahrung mit Keimen kontaminiert sind.
Zusammengefasst können folgende Risikofaktoren für die Entstehung einer Phlebitis genannt werden:
Eine Venenentzündung erkennt man in erster Linie daran, dass ein geröteter Strang im Verlauf einer Vene auffällt. Die Umgebung ist dabei gerötet, geschwollen und schmerzt (v.a. bei Druckausübung).Wenn schon eine oberflächliche
Eine Thrombophlebitis ist ein nicht zu unterschätzender Zustand, der zu schwerwiegenderen Komplikationen führen kann. Aktuelle Daten zeigen, dass beim Auftreten von ersten Beschwerden einer Thrombophlebitis schon etwa jeder 4. Betroffene eine tiefe Venenthrombose und jeder 20. sogar eine
Sehr selten kann bei bakteriell bedingten Venenentzündungen eine
Falls ein roter Strang im Verlauf einer Vene verbunden mit Schmerzen, Rötung und Schwellung des umgebenden Gewebes und eventuell nach vorangegangener Verletzung, bei chronischer (Gefäß-) Erkrankung oder bei längerer Notwendigkeit einer Venenverweilkanüle, auffällt, sollte ein Arzt/eine Ärztin informiert werden.
Zuerst wird dann ein ärztliches Gespräch durchgeführt, bei dem auf die aktuellen Symptome (Schmerzen, Dauer, Anfang, Auslöser, usw.) sowie auf generelle soziale, familiäre und berufliche Umstände (Lebensstil, familiäre Erkrankungen, Karriere), Vor- oder Begleiterkrankungen und Voroperationen eingegangen wird. Dann folgt eine körperliche Untersuchung, bei der vor allem auf die schmerzende Stelle geachtet wird, aber auch ein Ganzkörper-Check-up erfolgen sollte, um etwaige Grunderkrankungen oder weitere Ursachen auszuschließen.
Die Diagnose stellt der MedizinerIn dann klinisch, das bedeutet, dass durch die Krankheit durch die Erzählungen des PatientenIn und die körperliche Untersuchung erkannt wird. Anschließend sollte auf jeden Fall ein Ultraschall der umgebenden Venen erfolgen, damit eine mögliche Ausdehnung der Entzündung oder sogar eine Blutgerinnselbildung in tiefen Beinvenen ausgeschlossen werden kann. Die Ultraschall-Untersuchung stellt die wichtigste Maßnahme dar, um schwerwiegende Komplikationen (z.B. Lungeninfarkt) zu vermeiden
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Falls der Arzt/die Ärztin an eine chronische Gefäßerkrankung („Vaskulitis“) als Grund der Venenentzündung denkt (z.B. weil die Phlebitis ständig an anderen Körperstellen wieder auftritt), sollte im Verlauf eine kleine operative Gewebeentnahme für eine weiterführende Diagnostik erfolgen.
Die therapeutischen Maßnahmen werden je nach Ausmaß der Entzündung und Thrombosebildung (also der Blutgerinnselbildung) entschieden.
Falls im Zuge der Ultraschall-Untersuchung sichergestellt wird, dass sich kein Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen gebildet hat und in den oberflächlichen Beinvenen ebenfalls keine
Zuerst sollte man alle möglichen Ursachen der Phlebitis beseitigen. Beispielsweise sollten lange liegende Venenverweilkanülen sofort gezogen werden, wenn sie als Auslöser wahrscheinlich sind. Die Entfernung sollte unbedingt von medizinischen Personal und auf keinen Fall selber durchgeführt werden!!
Die Kühlung der betroffenen Stelle kann Linderung verschaffen. Ebenso ist die Einnahme von Schmerzmittel bei Bedarf auf jeden Fall empfehlenswert.
Um das Entstehungs-Risiko von tiefen Beinvenenthrombosen zu vermeiden, sollten 2 grundlegende Maßnahmen eingehalten werden. Zum einen sollte man Bettruhe vermeiden. Die Ruhigstellung kann die Entstehung einer Thrombose begünstigen, weswegen man möglichst viel in Bewegung bleiben sollte. Zum anderen kann eine Kompressionstherapie über mindestens 3 Monate die Entstehung der Beinvenenthrombose vorbeugen. Diese erfolgt mit vom Arzt verschriebene Kompressionsbandagen oder passende Kompressionsstrümpfe, die an der betroffenen Extremität getragen werden sollen. Hier ist es wichtig zu wissen, dass die klassischen Stützstrümpfe keine ausreichende Wirkung erzielen!
Sollte eine neu aufgetretene (< 7 Tage) Verhärtung in den oberflächlichen Venen festgestellt werden, kann versucht werden mithilfe eines kleinen Stichs das Blutgerinnsel zu entfernen. Diese Maßnahme führt meist zu rascher Beschwerdelinderung.
Eine zusätzliche Behandlung, die die schnellere Auflösung der Blut-Verklumpung als Ziel hat („Antikoagulation“), ist in manchen Fällen nötig.
Das ist der Fall, wenn der Thrombus über eine Strecke, die länger als 5cm ist, liegt oder durch die Lage des oberflächlichen Blutgerinnsels ein erhöhtes Risiko auf ein Übergreifen auf tiefe Beinvenen zu erwarten ist. Auch wenn der/die Betroffene bettlägrig ist oder schon eine tiefe Beinvenenthrombose besteht, muss diese Therapie unbedingt erfolgen.
Diese Art der Behandlung erfolgt meistens mittels Heparin. Heparin wird mit kleinen Spritzen ins Fettgewebe (meistens Bauch oder Oberschenkel) gegeben – die Therapie kann nach kurzer Einschulung auch selbst zuhause ausgeführt werden.
Die Nebenwirkungen von Heparinen sind zum einen eine erhöhte Blutungsneigung und zum anderen –sehr selten! – das Auftreten von „heparininduzierten Thrombozytopenien (HIT)“, also der massive Abfall von Blutplättchen. Durch komplexe Mechanismen kann das dann zur genau entgegengesetzten Wirkung führen: weitere Gefäßverschlüsse können auftreten. Auch andere Medikamente wie Fondaparinux oder direkte orale Antikoagulanzien (z.B. Rivaroxaban) stehen bei Unverträglichkeit von Heparinen zur Verfügung. Die Nebenwirkungen fallen damit geringer aus, die Wirksamkeit ist allerdings nicht so gut bewiesen, wie bei Heparinen.
Falls es sich um eine septische Venenentzündung handelt, werden antiseptische Umschläge als Therapie gewählt. Sollte Fieber oder allgemeines Unwohlsein zusätzlich auftreten, muss eine Antibiotikatherapie gestartet werden.
Grundsätzlich stellt eine Phlebitis ohne Beteiligung der tiefen Beinvenen keine schwere Erkrankung dar und heilt in den meisten Fällen – vor allem unter Einhaltung der Basismaßnahmen – ohne Folgeschäden ab.
Es ist wichtig, eine Blutvergiftung oder eine Mitbeteiligung der tiefen Beinvenen so früh wie möglich zu erkennen um schwerwiegende Komplikationen, wie einen Lungeninfarkt, der auch zum Tod führen kann, frühestmöglich verhindern zu können.
Prophylaktische Maßnahmen ergeben sich aus der Minimierung von Risikofaktoren, soweit als irgendwie möglich:
In der Traditionellen europäischen Medizin werden kalte Wickel gerne gegen Venenentzündungen angewendet. Dabei werden kalte Tücher mehrmals um die betroffene Stelle gewickelt und 8-10 Minuten belassen.
Pflanzliche Mittel, die die Heilung bei Phlebitis unterstützen sollten, sind unterschiedliche Zubereitungsarten aus Erlenknospen, Schafgarbe, Hamamelis, Schachtelhalm und Arnika. Die Art der Anwendung variiert je nach verwendeten Inhaltsstoff, meist wird bei Venenentzündungen ein Tee oder Tropfen mit homöopathischer Dosierung empfohlen.
Auch wenn in der traditionellen europäischen Medizin diese Mittel als überaus hilfreich beschrieben werden, sollten diese Maßnahmen nur unterstützend angewandt werden. Eine Absprache mit dem Arzt/der Ärztin sollte unbedingt erfolgen, damit etwaige schwerwiegende Komplikationen verhindert werden können.
Grundsätzlich klingt eine Phlebitis bei Einhalten der Basismaßnahmen ohne Folgeerscheinungen von selbst ab. Eine Beobachtung der entzündeten Stelle ist sehr wichtig, um eine Verschlechterung von Symptomen zu erkennen.
Falls immer wieder Venenentzündungen ohne ersichtliche Ursache an verschiedenen Stellen auftritt, sollte eine Durchuntersuchung auf eine zugrundeliegende Gefäßerkrankung über einen Spezialisten In (meist: RheumatologeIn) erfolgen.
Eine Venenentzündung (lat. Phlebitis) entsteht aus verschiedenen Gründen: Aseptische (also nicht durch Bakterien ausgelöste) Ursachen treten häufig an den Blutgefäßen im Bein durch kleinste Verletzungen (z.B. nach Anstoßen) auf - vor allem, wenn die Venen schon vorgeschädigt sind (z.B.
Die Phlebitis äußert sich zuerst durch eine Schwellung, Rötung und schmerzhafte Hautstelle, bei der ein roter Strang im Verlauf der Vene erkennbar wird, der im weiteren Verlauf oftmals verhärtet, da sich ein Blutgerinnsel darin bildet. Um schwerwiegendere Komplikationen (z.B. Blutgerinnselbildung in tiefen Beinvenen, Lungeninfarkt oder sogar eine
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Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh
Medizinisch geprüft am
3. Aug. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Phlebitis
Begriffe
Blutvergiftung
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