Medisigel logo
Gesundheit von A-Z

Varikozele

Eine Varikozele, auch Krampfaderbruch genannt, ist eine krampfaderartige Erweiterung des Plexus pampiniformis, dem Venengeflechtes innerhalb des Hodens. 10 – 20% aller Männer weisen eine Varikozele auf, somit spielt diese Erkrankung eine wichtige Rolle in der Urologie.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Varikozele?

Bei der Entstehung einer Varikozele unterscheidet man zwischen primären und sekundären Ursachen.

Die primäre, idiopathische Varikozele präsentiert sich in der Regel linksseitig. Grund hierfür ist, dass die linke Hodenvene fast rechtwinkelig in die linke Nierenvene mündet. In Kombination mit einer Schwäche oder einem Fehlen der Venenklappen in der Hodenvene, kommt es zu einer venösen Abflussstörung.

Dies führt zu einem Rückfluss des Blutes in die Hodenvene und, infolgedessen zu einer Erweiterung des Venengeflechtes. Wesentlich seltener tritt eine primäre Varikozele beidseitig oder rechtsseitig auf.

Grund hierfür ist, dass die rechte Hodenvene direkt in die untere Hohlvene mündet. Die linke Hodenvene hingegen mündet indirekt über die linke Nierenvene in die untere Hohlvene. Somit weist die rechtsseitige Hodenvene günstigere Abflussverhältnisse auf, weshalb rechtsseitige Varikozelen sehr selten auftreten.

Wissenswert

Über Risikofaktoren, die die Entstehung einer Varikozele begünstigen, gibt es aktuell nur wenig zuverlässige Informationen. Ein hoher Body-Mass-Index senkt die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Varikozele, wohingegen eine familiäre Vorbelastung mit einem höheren Risiko zu erkranken assoziiert ist.

Die sekundäre, symptomatische Varikozele kann rechts- und linksseitig, sowie beidseitig auftreten. Ursächlich hierfür können Tumore und andere Raumforderungen sein oder aber Rupturen und Blutgerinnsel im Venengeflecht des Hodens. Diese stellen ein Abflusshindernis dar, führen zu einer Einengung der Hodenvenen und begünstigen infolgedessen die Entstehung einer Varikozele.

Eine weitere Ursache, die eine Entstehung der Varikozele begünstigt, ist das sogenannte „Nussknackerphänomen“. Dabei wird die linke Nierenvene zwischen zwei großen Arterien eingeklemmt.

Was sind die Symptome einer Varikozele?

Eine Varikozele verursacht häufig keine Beschwerden bei den Patienten, weshalb es sich nicht selten um einen Zufallsbefund handelt. Falls der Patient doch über Symptome klagen sollte, sind dies typischerweise ein Schweregefühl, eine Schwellung oder ein Druckschmerz im Bereich des Hodens.

Hinweis

Diese Symptome treten vor allem im Stehen auf. Manchmal fällt den Patienten eine Größendifferenz zwischen beiden Hoden auf, da die Varikozele zu einer Abnahme des Hodenvolumens führen kann.

Andere Patienten berichten von kosmetischen Problemen, da sich eine große Vene an dem Hoden abzeichnet, die als ästhetisch unschön wahrgenommen wird.

Unfruchtbarkeit

Bei etwa 15 – 40% der Männer, die unter Unfruchtbarkeit leiden, konnte eine Varikozele gefunden werden. Ursachlich hierfür ist wahrscheinlich eine Zunahme der Temperatur und Blutstau innerhalb des Hodens als Folge der Venenerweiterung.

Außerdem kommt es durch einen Rückfluss des Blutes zum Anstieg unterschiedlicher Hormone im Blut des Hodens, wie beispielsweise das in der Nebenniere gebildete Stresshormon Noradrenalin. Die oben genannten Faktoren führen dazu, dass es zu einer Funktionsstörung der Hoden kommt.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch Männer mit Varikozelen, die auch ohne Eingriff in der Lage sind Kinder zu zeugen. Aufgrund dessen ist der Zusammenhang zwischen einer Varikozele und Unfruchtbarkeit bis heute umstritten.

Wie wird die Varikozele diagnostiziert?

Beim Besuch des Urologen führt dieser ein Gespräch mit dem Patienten über dessen Krankengeschichte, Vorerkrankungen und den aktuellen Beschwerden, anschließend folgt eine ausführliche, körperliche Untersuchung. Dabei wird der Patient zuerst im Stehen untersucht. Bei einer fortgeschrittenen Erkrankung zeigen sich die erweiterten und gefüllten Venen oder lassen sich am Hoden ertasten.

Nach der Tastuntersuchung im Stehen wird der Patient noch im Liegen untersucht. Im Liegen entleeren sich die erweiterten Venen gegebenenfalls. Bei einer sehr ausgeprägten Varikozele fühlt sich der Hoden an, wie ein „Sack voller Würmer“.  Bei einer geringen Ausprägung kommt es nur durch Erhöhung des Drucks im Bauchraum, dem sogenannten Valsalva-Manöver, zu einer sicht- und tastbaren Erweiterung.

Neben der klinischen Untersuchung stellt die Ultraschalluntersuchung, die Sonographie, der Hoden das diagnostische Mittel der Wahl dar. Dabei wird zum einen das Venengeflecht und die Hodengröße beurteilt. Somit kann beurteilt werden, ob eine Volumendifferenz der beiden Hoden vorliegt.

Mit einer speziellen Form der Ultraschalluntersuchung, der Duplexsonographie, können Flussrichtung und Geschwindigkeit des Blutes in den Hoden gemessen werden.  Zusätzlich sollte noch ein Ultraschall der Nieren und des Bauchraums durchgeführt werden, um weitere Ursachen für die Symptomatik, wie Tumore und andere Raumforderungen, ausschließen zu können.

Falls der Verdacht auf eine Unfruchtbarkeit vorliegt, sollte ein Spermiogramm erfolgen. Zur Durchführung eines Spermiogramms muss der Patient zwei Spermaproben, im Abstand von mindestens sieben Tagen, abgeben, die dann auf verschiedene Parameter untersucht, wie die Anzahl, Beweglichkeit und Form der Spermien. Mithilfe des Spermiogramms können Auskünfte über die Fruchtbarkeit des Mannes gegeben werden.

Je nach Schweregrad der Varikozele ist das Ausmaß der Funktionsstörung der Hoden unterschiedlich. Bei 55% der Männer, die eine Varikozele dritten Grades aufweisen, kann ein abnormales Spermiogramm nachgewiesen werden. Patienten, die ein auffälliges Spermiogramm aufweisen, wird eine Blutentnahme zur Hormonbestimmung empfohlen.

Dabei werden das in den Hoden gebildete und für die Entwicklung der männlichen Geschlechtsorgane wichtige Hormon Testosteron und das follikelstimulierende Hormon, kurz FSH, bestimmt. Die typische Befundkonstellation einer Fehlfunktion der Hoden sind erniedrigte Testosteronwerte und erhöhte FSH-Werte.

Je nach Ausmaß des Befundes lässt sich die Varikozele in verschiedene Schweregrade einteilen:

  • Grad 0: subklinische Varikozele: nicht sichtbar oder tastbar, nur durch Ultraschalluntersuchung nachweisbar
  • Grad I: unter dem Valsalva-Manöver (Druckerhöhung) tastbar
  • Grad II: In Ruhe tastbar, aber nicht sichtbar
  • Grad III: In Ruhe sichtbar und tastbar

Therapie bei Varikozele

Wenn die Varikozele keine Beschwerden hervorruft und das Spermiogramm keine Auffälligkeiten aufweist, ist ein abwartendes und kontrollierendes Verhalten ohne spezielle Therapie möglich. Es müssen dann jedoch regelmäßige Kontrollen vorgenommen werden, um zu schauen, dass sich die Erkrankung nicht verschlimmert. Teilweise bilden sich Varikozelen sogar selbstständig zurück.

Eine Therapie sollte jedoch bei Vorliegen einer dieser Faktoren durchgeführt werden:

  • Schmerzsymptomatik
  • Kosmetische Beeinträchtigung
  • Unfruchtbarkeit: Varikozele als Ursache eines unerfüllten Kinderwunsches
  • Kinder- und Jugendalter: Hodenvolumenverminderung oder Entwicklungsverzögerung des Hodens

Hinweis

Das Ziel der Therapie ist es, den Rückfluss in den Hodenvenen zu verhindern und dadurch die Erweiterung des Venengeflecht innerhalb des Hodens zu unterbinden.

Perkutane radiologische Verfahren

Eine Behandlungsmöglichkeit der Varikozele ist die Sklerosierung, also die Verödung, der erweiterten Venen. Dafür wird eine Substanz in die Vene injiziert, die dann schlussendlich zu der Verödung führt.

Diese Therapieform kann in lokaler Anästhesie durchgeführt werden. Die Sklerosierung ist ein komplikationsarmes Verfahren, jedoch ist die Rezidivrate im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden recht hoch. Das bedeutet, dass die Varikozele nach erfolgreicher Therapie wieder auftreten kann.

Im angloamerikanischen Raum wird alternativ auch die Venenembolisation durchgeführt. Dabei handelt es sich um einen Verschluss der erweiterten Venen mittels eines Ballons oder Verödungsmitteln, wie zum Beispiel einem speziellen Klebstoff.

Operatives Verfahren

Neben den perkutanen Verfahren gibt verschiedene operative Therapiemöglichkeiten mit verschiedenen Zugangswegen, die zur Behandlung der Varikozele angewendet werden können.

Eine mögliche Therapieform ist die Ligatur.  Darunter versteht man die abschnürende Unterbindung einer Leitungsbahn, im Fall der Varikozele die erweiterten Venen mit darauffolgender Durchtrennung. Je nach Operationsverfahren bleibt die Arterie, die den Hoden versorgt erhalten oder das gesamte Gefäßbündel, bestehend aus Arterie, Vene und Lymphgefäß wird ligiert.

Die Ligatur kann entweder im Rahmen einer offenen Operation durchgeführt werden oder mittels einer laparoskopischen Technik. Bei der laparoskopischen Technik werden die Operationsinstrumente mittels kleiner Hautschnitte in den Körper eingeführt. Die laparoskopische Methode wird v.a. bei beidseitigen Varikozelen verwendet.

Das aktuell verbreitetste Verfahren stellt die mikrochirurgische Ligation der Venen des Samenstranges dar. Dabei werden die Arterie und die Lymphgefäße geschont, außerdem ist die Komplikations- und Rezidivrate sehr gering.

Die Operationen werden in der Regel in Vollnarkose durchgeführt.

Wie ist die Prognose einer Varikozele?

Varikozelen sind meist gut behandelbar und die Symptome, die durch sie verursacht werden, sind rückläufig. Je nach Behandlungsverfahren besteht jedoch ein unterschiedlich hohes Risiko eines Rezidivs oder einer Varikozelenpersistenz. Unter einer Varikozelenpersistenz versteht man, dass es trotz Therapie zu einem Fortbestehen der Symptome und der Erkrankung kommt.

Hinweis

Eine Behandlung der Varikozele konnte bei 76% der Männer, die unter unerfülltem Kinderwunsch leiden und ein pathologisches Spermiogramm aufweisen, zu einer Verbesserung der Spermaqualität führen. Unklar ist jedoch bisher, ob einer Behandlung der Varikozele auch zu einer höheren Schwangerschaftsrate führt.

Wie kann man einer Varikozele vorbeugen?

Bisher sind keine Möglichkeiten bekannt, um einer primären Varikozele vorzubeugen. Wichtig ist es, die Ursachen der sekundären Varikozele frühzeitig zu erkennen und zu beheben, um somit das Risiko der Entstehung einer Varikozele zu vermindern.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Varikozele

Laut aktuellem Wissensstand gibt es keine Alternativmedizin, um eine Varikozele zu beheben. Bei manchen Patienten reicht es aus, die Erkrankung und deren Verlauf zu beobachten und zu kontrollieren.

Bei anderen Patienten wiederum muss die Varikozele mittels Operation oder Sklerosierung behoben werden. Dabei hat sich gezeigt, dass die mikrochirurgische Ligation der erweiterten Vene gute Ergebnisse mit einem günstigen Komplikations- und Rezidivrisiko besitzt.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Varikozele

Rezidive sind eines der häufigsten Komplikationen einer Varikozelen-Therapie. Deshalb sollten nach erfolgter Therapie regelmäßige Verlaufskontrollen beim Urologen durchgeführt werden. Falls vor der Therapie ein pathologisches Spermiogramm vorlag, sollte dieses frühstens drei Monate nach der Operation kontrolliert werden.

Zusammenfassung

Varikozelen stellen einer Erweiterung der Venen innerhalb des Venengeflecht des Hodens dar und treten bei 10 – 20% der männlichen Bevölkerung auf. Die Diagnose einer Varikozele wird durch eine Kombination aus körperlicher Untersuchung, Ultraschall und Hormonbestimmung gestellt.

Besteht eine Indikation zur Behandlung der Varikozele kommen offen chirurgische oder laparoskopische Eingriffe, sowie perkutane Techniken, wie die Sklerosierung der erweiterten Venen, in Betracht.

Varikozele Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

Medisiegel icon

Varikozele

Krampfader-Bruch, Varicocele testis

Epidemiologie

  • Prävalenz: rund 4–11% der erwachsenen Männer

Risikofaktoren

  • Verwandete mit Varikozele
  • fehlende oder defekte Venenklappen

Ursachen

  • primäre (idiopathische) Varikozele: angeboren
  • sekundäre oder symptomatische Varikozele: Blutstau. Tumor. Thrombus
  • fehlende oder defekte Venenklappen

Symptome

  • Schmerzen
  • Schwellung
  • Schweregefühl im Skrotum

Komplikationen

  • Hodenatrophie
  • Unfruchtbarkeit

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Schmerzen im Hoden?
    • Fühlt sich ihr Hoden schwer an?
    • Ist ihr Hoden geschwollen?
    • Nehmen die Beschwerden im Stehen zu?
  • Körperliche Untersuchung
    • Untersuchung im Stehen: Symptome sind im Stehen ausgeprägter
    • Untersuchung im Liegen: Beschwerden nehmen typischerweise ab
  • Ultraschalluntersuchung
    • Sono des Hodens: Doppler-Sonografie zur Ursachensuche

Differenzial Diagnose

  • Hodenkrebs
  • Hydrozele

Therapie

  • Watch and Wait
  • Konservative Behandlung
  • Operation

Prognose

  • gute Prognose unter Behandlung

Begriffe

Unfruchtbarkeit

Von "Unfruchtbarkeit"(Sterilität) geht man immer dann aus, wenn es bei Kinderwunsch innerhalb von zwei Jahren, trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehrs, nicht zu einer Schwangerschaft kommt.

Medisiegel

Newsletter anmelden

Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.

Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.