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Toxoplasmose

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Toxoplasmose?

Eine Toxoplasmose wird durch den parasitären Erreger Toxoplasma gondii (Toxoplasmodien) hervorgerufen. Toxoplasmodien gehören zu den Protozoen bzw. Einzeller. Sie zählen zu den entwicklungsgeschichtlich ältesten Parasiten der Welt. Die Toxoplasmodien sind weltweit verbreitet, es gibt jedoch große regionale Unterschiede.

Während in Frankreich sehr viele Einwohner schon mit Plasmodien infiziert wurden, sind es in England eher weniger. In Deutschland ist circa die Hälfte der Bevölkerung bereits eine Infektion mit Toxoplasma gondii gehabt oder leidet gerade an dieser Erkrankung. Toxoplasmose ist auch durch Schwangere auf Ihre ungeborenen Kinder im Mutterleib übertragbar.

Der Mensch dient dem für die Toxoplasmose verantwortlichen Erreger lediglich als Zwischenwirt. Der eigentliche Endwirt ist die Katze.

Wissenswert

Die Toxoplasmose gehört zu den durch Tiere übertragenen Erkrankungen (Zoonosen). Übertragen werden die Erreger über Katzen-Kontakt, Ziegenmilch oder rohes Fleisch.

Zwischen der Übertragung und dem Auftreten von Symptomen vergehen hier ungefähr 3 Tage bis 3 Wochen. In diesem Zusammenhang spricht man von der sogenannten Inkubationszeit.

Was sind die Symptome einer Toxoplasmose?

Die Ausprägung der Symptome, die im Zuge der Infektion auftreten, kann sich von Fall zu Fall stark voneinander unterscheiden. Während die Infektion in 95 Prozent der Fälle ohne jedwede Beschwerden verläuft, können diese bei anderen Patienten mitunter sehr stark ausgeprägt sein.

Zu den Symptomen, die im Zusammenhang mit einer Toxoplasmose am häufigsten beobachtet werden können, zählen vor allem grippeähnliche Beschwerden wie Fieber , Kopf- und Gliederschmerzen.

Darüber hinaus leiden einige der betroffenen Patienten unter Müdigkeit , Abgeschlagenheit und Schmerzen. Auch das Auftreten von schmerzhaften Lymphknotenschwellungen ist bei einer Infektion mit dem Erreger Toxoplasma gondii keine Seltenheit.

Bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem kann es darüber hinaus zu weiteren Beschwerden kommen. Während die Erreger bei immunkompetenten Personen lange inaktiv bleiben, kommt es im Zuge einer Immunschwäche häufig zur Reaktivierung der im Körper überdauernden (persistierenden) Erreger.

Achtung

Darüber hinaus ist es nicht selten, dass die Toxoplasmodien bei schlechter Immunlage das Gehirn befallen und auf diese Weise zu einer zerebralen Toxoplasmose führen. Wenn sich die Erkrankung bis in die Augen eines Betroffenen ausbreitet, spricht man von einer okulären Toxoplasmose.

Auch diese Form der Erkrankung tritt vornehmlich bei immunschwachen Menschen auf.

Die Toxoplasmose kann verschiedene Körperteile betreffen. Die zerebrale Toxoplasmose betrifft das Gehirn. Die zerebrale Toxoplasmose ist die häufigste neuronale Manifestation einer AIDS-Erkrankung (Ausbruch einer HIV-Infektion). Dabei es kann zu einer Reaktivierung einer mitunter über Jahre ruhenden Toxoplasma gondii Infektion, also vom im Körper überdauernden Erregern kommen.

Dies kann bei den betroffenen Patienten zum Beispiel zu halbseitigen Lähmungserscheinungen, Sensibilitätsstörungen, Sprachstörungen, Störungen der Bewegungskoordination und epileptischen Anfällen (Kampfanfällen) führen. Kopfschmerzen, verminderte Aufmerksamkeit und Wesensveränderungen können bei einer zerebralen Toxoplasmose besonders häufig beobachtet.

Bei einer okulären Toxoplasmose kommt es zu einem Befall der Netzhaut mit den für die Toxoplasmose verantwortlichen Erregern. Infolgedessen bilden sich mitunter sehr stark ausgeprägte entzündliche Prozesse im Bereich der Netzhaut und Aderhaut.

In diesem Zusammenhang spricht man von einer Chorioretinitis oder Retinochorioiditis toxoplasmotica und einer sogenannten Uveitis posterior. Darüber hinaus lässt sich bei Personen, die unter einer okulären Toxoplasmose leiden, häufig eine Narbenbildung innerhalb des Auges feststellen.

Eine besondere Rolle stellt die Infektion in der Schwangerschaft dar. Relevant ist ausschließlich die erstmalige Infektion (Primärinfektion) mit Toxoplasmose. Je länger die Schwangerschaft besteht, also je fortgeschrittener die Ausbildung des Mutter-Kuchens (Plazenta) ist, desto größer ist die Übertragungsgefahr des Erregers auf das ungeborene Kind.

Die Infektionsgefahr/-rate nimmt mit Dauer der Schwangerschaft zu. Im ersten Schwangerschafts-Drittel (1. Trimenon) kommt es häufig zum Abbruch der Schwangerschaft.

Im 2. und 3. Schwangerschafts-Drittel (2. und 3. Trimenon) bleiben Symptome oft aus. Kommt es zu Symptomen (zeigen sich eher nach der Geburt), betreffen diese meist das Auge. Es kann zu verschiedenen Entzündungen im Auge kommen und damit einhergehend auch zur Verschlechterung des Sehens.

Außerdem kann es zur Vermehrung des Hirnwassers (Erweiterung der Liquor-Räume) kommen. Verkalkungen im Gehirn (Intrazerebrale Verkalkung), Schwellung von Leber und Milz und Gelb-Färbung von Haut , Schleimhäuten und inneren Organen, durch Ansammlung von Bilirubin (Hyper-Billirubin-Ämie). Bilirubin ist der Name des roten Blut-Farbstoffs. Es kann zu (bleibenden) Schäden von Leber, Lunge , Gehirn, Augen, Herzmuskel und Hirnhaut kommen.

Wie wird die Toxoplasmose diagnostiziert?

Bei der zerebralen Toxoplasmose ist Kontrastmittel-MRT des Schädels richtungsweisend. Dabei zeigen sich Defekte/Läsionen mit typisch ringförmig Kontrastmittel-anreichernden Rändern und unregelmäßiger Wanddicke ("asymmetric target sign").

Diese Schäden sind in der Regel kleiner als 2,5 Zentimeter. Kontrastmittel kann Patienten vor Untersuchungen gegeben werden, bei denen Bilder vom Inneren des Körpers gemacht werden. Bestimmte Gewebe sind mithilfe von Kontrastmittel besser zu beurteilen.

Hinweis

Besonders betroffen sind natürlich Schwangere. Diagnostik in der Schwangerschaft durch die Mutter auf das ungeborene Kind übertragene Toxoplasmose/bei Geburt aufgrund von Erb-Anlagen bestehende Toxoplasmose.

Es ist aktuell ist in Deutschland keine standardmäßige Untersuchung (Toxoplasmose-Screening) von Schwangeren auf Toxoplasmose vorgesehen. Bei Verdacht oder individuellem Wunsch ist eine sogenannte Stufendiagnostik möglich. Dabei werden Toxoplasma-Antikörper-Suchtest (Untersuchung auf IgM- und IgG-Antikörper) bestimmt.

Toxoplasma-Abklärungsverfahren beinhaltet unter anderem IgA-Antikörper, quantitativer Nachweis von Antikörpern, sowie Bestimmung der IgG-Avidität. Die Diagnostik des Kindes geschieht über den Nachweis spezifischer Antikörper (IgM und/oder IgA) im Serum des Neugeborenen.

Therapie bei Toxoplasmose

Die Behandlung von Personen, die sich mit dem für die Toxoplasmose verantwortlichen Erreger infiziert haben, kann sich ganz deutlich von Fall zu Fall unterscheiden. Im Allgemeinen gilt, dass nicht jede Toxoplasmosen-Infektion überhaupt behandelt werden muss.

Bei Betroffenen mit intaktem und vor allem kompetenten Immunsystem und Erkrankungsverläufen ohne Auftreten von Symptome kann erst einmal abgewartet werden. In vielen der Fälle ist keine Therapie erforderlich.

Eine Therapie sollte hingegen stets erfolgen bei aktiver Toxoplasmose mit klinischen Symptomen (beispielsweise grippale Beschwerden), Okuläre Toxoplasmose, Erst-Infektion in der Schwangerschaft, Toxoplasmose, die aufgrund von Erb-Anlagen bereits bei Geburt besteht (Kongenitale Toxoplasmose) und bei aktiver Toxoplasmose bei Patienten mit geschwächtem Immunsystem (immunsupprimierten Patienten) und AIDS-Patienten.

Die Therapiedauer beträgt mindestens 4 bis 6 Wochen. Sie stellt eine Kombinationstherapie aus verschiedenen Präparaten dar und richtet sich nach der Lokalisation des Befalles.

Achtung

Es ist in jedem Fall wichtig, dass die Therapie durch ein Expertenteam aus verschiedenen Fachrichtungen gemeinsam getragen wird.

Wie ist die Prognose einer Toxoplasmose?

Im Allgemeinen ist sowohl der Verlauf als auch die Prognose bei einer Toxoplasmose günstig. Bei immunkompetenten Personen ist nicht mit, durch die Infektion hervorgerufenen Komplikationen zu rechnen.

Nur in sehr seltenen Fällen, zum Beispiel bei Menschen mit angeborener oder erworbener Immunschwäche, kann es zu ernsten Komplikationen wie der Entstehung von entzündlichen Prozessen im Bereich des Gehirns, des Herzens oder der Netzhaut kommen.

Wenn eine Toxoplasmose während der Schwangerschaft auftritt, aber schnell diagnostiziert und behandelt wird, kommen die Babys sehr häufig ohne dass Symptome vorliegen, zur Welt. In einigen Fällen kommt es bei den Säuglingen jedoch zu einer Vernarbung im Bereich der Augennetzhäute ein- oder beidseitig.

Darüber hinaus ist es möglich, dass ein infiziertes Kind gesund zur Welt kommt und erst nach einigen Jahren durch Aufmerksamkeitsstörungen auffällig wird.

Wissenswert

Nach einer abgelaufenen Toxoplasmose Infektion verbleiben Antikörper gegen den ursächlichen Erreger im Körper des Infizierten. Aus diesem Grund folgt einer Infektion eine lebenslange Immunität.

Wie kann man einer Toxoplasmose vorbeugen?

In vielen Fällen ist es möglich, einer Infektion mit dem für die Toxoplasmose verantwortlichen Erreger effektiv vorzubeugen. Vor allem während der Schwangerschaft sollte eine Ansteckung unter allen Umständen verhindert werden.

Der Verzicht auf den Verzehr von rohem Fleisch und das gründliche Reinigen von Obst und Gemüse kann einer Infektion vorbeugen. Gründliches Händewaschen vor jedem Essen und nach Garten- bzw. Erdarbeit oder Kontakt mit Sandspielplätzen hat sich ebenfalls als hilfreich zur Verhinderung einer Infektion erwiesen. Besondere Regeln sollten beim Umgang mit Katzen gelten.

Die tägliche Entleerung und Reinigung der Katzen-Toilette durch eine andere Person verringert das Übertragungs-Risiko, insbesondere für Schwanger deutlich. Wenn man die Reinigung selbst durchführt, sollten konsequent Handschuhe getragen werden.

Achtung

Nach dem Entleeren und neu befüllen der Katzen-Toilette sind die Hände gründlich zu waschen und zu desinfizieren. Eine Ernährung der Katze als Haustier mit Dosen- oder Trockenfutter ist ebenfalls mit einem geringeren Ansteckungsrisiko verbunden. Garten- bzw. Erdarbeiten sollten ebenfalls ausschließlich mit Handschuhen ausgeübt werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Toxoplasmose

Eine wirkliche Nachbehandlung gibt es bei einer Infektion mit dem Erreger Toxoplasma gondii nicht. Lediglich Neugeborene, die bereits im Mutterleib mit Toxoplasmose infiziert haben könnten, müssen häufig pädiatrisch nachbehandelt und überwacht werden.

Grund dafür ist die Tatsache, dass die Tatsache, dass Primärinfektionen häufig durch das Raster fallen und eine Infektion erst später an den Folgeschäden erkannt wird. Im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass ungefähr 35 % der betroffenen Frauen die Infektion über den Mutter-Kuchen an das ungeborene Kind weitergeben.

Zusammenfassung

Unter dem Begriff Toxoplasmose versteht man eine durch parasitäre Erreger hervorgerufene, weltweit verbreitete Infektionskrankheit, bei der der Mensch nur als Zwischenwirt dient.

Während die Erkrankung bei Menschen mit gesundem Immunsystem zumeist symptomatisch verläuft, treten in anderen Fällen grippeähnliche Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Müdigkeit und Lymphknotenschwellungen auf.

Besonders gefährlich ist die Toxoplasmose für ungeborene Kinder und Personen mit geschwächtem Immunsystem.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Für Menschen mit intaktem Immun-System ist die Toxoplasmose eher ungefährlich. 95 Prozent der Betroffen haben keine Beschwerden. Gefährlich ist die Infektion aber für Ungeborene, da es zu schwerwiegenden, auch andauernden Fehlbildungen kommen kann. Patienten mit geschwächtem Immun-System sind ebenfalls anfälliger für schwere Verläufe und Komplikationen der Toxoplasmose.

In 95 Prozent aller Fälle treten keine Symptome auf. In 5 Prozent kann es zu leichtem Fieber, Müdigkeit, Kopf- und Glieder-Schmerzen über mehrere Wochen, möglicherweise zu Lymphknoten-Schwellungen kommen. Darüber hinaus ist aber auch der Befall des Gehirns, der Augen oder von ungeborenen Kindern möglich.

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Toxoplasmose einfach erklärt

Häufigkeit

  • rund 30% der Weltbevölkerung betroffen

Risikofaktoren

  • Verzehr von rohem oder nicht ganz durchgegartem Fleisch
  • Immunschwäche
  • Kontakt mit Katzenkot
  • Verzehr von nicht ausreichend gewaschenem Gemüse oder Salat

Ursachen

  • Parasiten Toxoplasma gondii

Symptome

  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Fieber
  • Schüttelfrost
  • Müdigkeit

Komplikationen

  • Entzündungen der Netz- und Aderhaut
  • Enzephalitis
  • Lähmungen der Augenmuskel
  • Schädigung des Herzens
  • Schädigung der Milz
  • Schädigung der Lunge
  • Schädigung der Leber

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Fieber?
    • Haben sie Schüttelfrost?
    • Fühlen sie sich müde und abgeschlagen?
    • Leiden sie an Kopf- und Gliederschmerzen?
    • Hatten sie Kontakt zu Katzenkot?
    • Haben sie rohes oder schlecht gegartes Fleisch gegessen?
    • Haben sie ungewaschenes Gemüse oder Obst verzehrt?
    • Bei Frauen: Sind sie schwanger?
  • Laboruntersuchung
    • Antikörpertest
    • direkter Erregernachweis (Nachweis der DNA)

Therapie

  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Allgemeine Hygiene
  • Nahrungsmittelhygiene
  • Kein Kotakt zu Katzenkot in der Schwangerschaft

Prognose

  • gute Prognose bei immunkompetenten Patienten
  • Gefahr von fetalen Entwicklungsstörungen bei Erstinfektion in der Schwangerschaft

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