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Tollwut

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Tollwut?

Tollwut wird auch Rabies oder Lyssa genannt. Es handelt sich um eine Erkrankung, die durch den Kontakt zu Tieren übertragen werden kann (Zoonose). Die Tollwut wird durch einen Virus ausgelöst, das Rabies-Virus.

In der überwiegenden Zahl findet die Übertragung bei Bissen durch wilde Tiere statt. Deutschland und einige andere europäische Länder gelten (Stand 2021) als Tollwut frei. Am meisten sind in Europa Personen gefährdet, die häufigen (zum Beispiel beruflich) Kontakt zu Fledermäusen haben.

Durch den Biss von einem infizierten Tier gelang Speichel in die Wunde und mit dem Speichel die verantwortlichen Viren. Die Viren vermehren sich dann im Muskelgewebe. Danach befallen sie umliegende Nerven und wandern an ihnen entlang in andere Körper-Regionen, zum Beispiel ins Gehirn . Von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen ungefähr 3 bis 8 Wochen.

Weltweit sterben circa 59.000 Personen pro Jahr in den Folgen einer Tollwut-Infektion, 60 Prozent davon in Asien, 36 Prozent in Afrika. Besonders betroffen sind dementsprechend die Regionen Afrika, Südasien, Ostasien und Südamerika.

Die Übertragung findet insbesondere durch Bissverletzungen folgender infizierter Tiere statt: Hunde (99 Prozent der Tollwutfälle beim Menschen gehen auf Hundebisse zurück), Füchse, Affen und Fledermäuse. In sehr seltenen Fällen kann eine Übertragung im Rahmen einer Organtransplantation erfolgen.

Wissenswert

Für Menschen, die in Deutschland leben, besteht ein Ansteckungsrisiko hauptsächlich bei Reisen in betroffene Gebiete.

Was sind die Symptome einer Tollwut?

Es kommt zu verschiedenen Stadien der Erkrankung:

Im Prodromal-Stadium sind die Symptome unspezifisch. Es kommt unter anderem zu Kopfschmerzen, depressiver oder ängstlicher Verstimmung, Fieber und Abgeschlagenheit. An der Bissstelle kann es außerdem zu Missempfindungen kommen, zum Beispiel zu Kribbeln.

An das Prodromal-Stadium schließt sich das Stadium akuter neurologischer (die Nerven betreffender) Symptome an. Von der Gehirn-Entzündungs-Form / Enzephalitische Verlaufsform („Rasende Wut“) sind circa 80 Prozent der Erkrankten betroffen.

Es kommt dabei zu vorübergehenden (episodischen) Erregungszuständen, Muskel-Kräpfen, hohem Fieber, Verminderter Aufmerksmkeit und Wachheit, sowie schlaffen Lähmungen. Besonders charakteristisch ist die starke Abneigung/ Angst Wasser gegenüber (Hydro-Phobie).

Zur paralytischen Verlaufsform („Stille Wut“) kommt es bei den übrigen 20 Prozent der Erkrankten. Dabei kommt es anfänglich zu schlaffen Lähmungen der Arme und Beine, später der Gesichts und Schlund-Muskulatur.

Im Verlauf kommt es auch hier dann zur Verminderung von Aufmerksamkeit und Wachheit. Von den Lähmungen ist bei dieser Verlaufs-Form auch die Atemmuskulatur betroffen. Dabei kommt es dann zum Koma und die Krankheit nimmt dann einen tödlichen Verlauf. Der tödliche Verlauf kann auch durch das gleichzeitige Versagen mehrerer Organe bedingt sein.

Achtung

Wenn der Tod eintritt, dann ereignet sich dies meist innerhalb von 7 bis 10 Tagen nach dem Einsetzen der neurologischen (die Nerven betreffenden) Symptome.

Wie wird die Tollwut diagnostiziert?

Ausschlaggebend ist das Arzt-Patienten-Gespräch. Hat sich ein Tierbiss ereignet? Gab es einen Auslandsaufenthalt in einem Land mit Tollwutfällen und wenn ja wann? Es kommt dann die Labor-Diagnostik zum Einsatz, das heißt man versucht mit der PCR das Virus bzw. Erbinformationen des Virus nachzuweisen. Dafür können Speichel, Hirnwasser oder Hautzellen des Auges untersucht werden. Die Ergebnisse dieser Untersuchung sind aber häufig falsch negativ.

Das heißt das Virus wird nicht nachgewiesen, der Untersucht e ist aber in Wirklichkeit infiziert. Eine weitere Möglichkeit stellen Immunfluoreszenztests dar: Dabei erfolgt der Nachweis des Virus-Antigens, also kleine Teile des Virus in einer Gewebeprobe von der Nackenhaut.

Nach dem Tod kann man das Virus-Antigen oder auch sogenannte Negri-Körperchen im Gehirn nachgewiesen werden.

Therapie bei Tollwut

Es gibt keine ursächliche Therapie gegen das Tollwut-Virus. Nachdem man von möglicherweise infizierten Tieren gebissen wurde, kann jedoch eine Vorsorge erfolgen (postexpositionelle Immunprophylaxe).

Behandlung der Bissstelle

  • Auswaschen mit Seifenlösung und Wasser über ≥15 min, weiterhin antiseptische Waschlösungen (iod- oder alkoholhaltig)
  • Entfernen der Wundränder
  • Kein(!) Wundverschluss durch Naht

Immunprophylaxe bei Tollwut-Verdacht

Die postexpositionelle Prophylaxe, also die Infektions-Vorsorge nach erfolgtem Tierbiss ist nur bis zu 24 Stunden nach dem Biss möglich. Generell gilt: Je eher, desto besser!

Auch vollständig geimpfte Patienten sollten nach Tollwut-Kontakt behandelt werden. In diesem Fall erfolgt eine Aktivimpfung an Tag 0 und 3.  

Hinweis

Bei einer Bissverletzung muss immer auch an eine Tetanus-Vorsorge gedacht werden! Eine postexpositionelle Impfprophylaxe ist nur notwendig, wenn die Haut durch den Tierbiss tatsächlich beschädigt wurde.

Wenn sie dennoch unverletzt sein sollte, ist eine Übertragung des Virus sehr unwahrscheinlich. Entsprechend kann von einer nachträglichen Impfung abgesehen werden.

Wie ist die Prognose einer Tollwut?

Die Erkrankung verläuft tödlich. Es sind nur wenige Einzelfälle beschrieben in der die Erkrankung überlebt haben. Die Prävention ist daher der wichtigste Bestandteil der Erkrankung.

Wie kann man einer Tollwut vorbeugen?

In Ländern mit hohem Infektionsrisiko sollte der Kontakt zu Hunden und Wildtieren gemieden werden. Es gibt außerdem die Möglichkeit sich gegen Tollwut impfen zu lassen. Dafür gibt es allerdings keine generelle Empfehlung. Angeraten ist die Impfung bei beruflich bedingtem erhöhten Risiko (Förster und Tierärzte zum Beispiel) oder bei Reisen in betroffene Gebiete.

Hinweis

Es handelt sich um einen Tot-Impfstoff. Die Grund-Immunisierung besteht aus 3 Impf-Dosen, die im Abstand von einer und nochmals nach 3 bis 4 Wochen verabreicht werden. Bei andauerndem Risiko sollte die Impfung nach 2 bis 5 Jahren aufgefrischt werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Tollwut

Durch den tödlichen Verlauf entfallen Nachsorge-Behandlungen.

Zusammenfassung

Tollwut ist eine Virus-Erkrankung, die durch den Biss infizierter Tiere übertragen wird. Das Virus dringt in den Körper ein und vermehrt sich. Es breitet sich dann im Körper aus und befällt dann vor allem die Nerven.

Im Verlauf kommt es zu Lähmungen, Organversagen oder Versagen der Atemmuskulatur und damit zu Koma und Tod. Es gibt keine heilende Therapie, aber eine schützende Impfung.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Nach 3 bis 8 Wochen treten erste Symptome auf.

Das Virus dringt in den Körper ein und vermehrt sich. Es breitet sich dann im Körper aus und befällt dann vor allem die Nerven. Im Verlauf kommt es zu Lähmungen, Organversagen oder Versagen der Atemmuskulatur und damit zu Koma und Tod.

Leider nein.

Zu 100 Prozent verläuft Tollwut tödlich.

Tollwut Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Tollwut

Epidemiologie

  • Vorkommen: Deutschland gilt als frei von terrestrischer Tollwut

Risikofaktoren

  • Kontakt zu Fledermäusen
  • Aufenthalt in Risikogebieten

Ursachen

  • Rabiesvirus

Pathophysiologie

  • Biss> Speichel mit Virus gelangt in Bisswund > Virus gelangt in Organismus und vermehrt sich > Erreger gelangt in Neurone > Infektion des neuronalen Systems > Streuung in andere Organe (z.B. Speicheldrüsen)

Symptome

  • Taubheitsgefühle
  • Kopfschmerzen
  • Verwirrtheitszustände
  • Aggressivität
  • Muskelkrämpfe
  • Fieber
  • Lähmungen

Komplikationen

  • Koma
  • Atemstillstand
  • Hirninfarkt

Diagnose

  • Anamnese
    • Wurden sie von einem Tier gebissen?
    • Fühlt sich die Bisswunde taub an?
    • Haben sie häufig Kopfschmerzen?
    • Sind sie häufig verwirrt?
    • Verhalten sie sich aggressiv?
    • Leiden sie an Muskelkrämpfen?
    • Haben sie hohes Fieber?
    • Haben sie Lähmungserscheinungen?
    • Haben sie Lähmungen im Bereich des Gesichts und des Schlunds?

Therapie

  • Medikamente
  • Flüssigkeitssubstitution
  • Symptomatische Therapie

Präventionsmaßnahmen

  • Impfung

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Impfung

Prognose

  • Letalität: 100%

Begriffe

Fieber

Von Fieber spricht man immer dann, wenn die Körpertemperatur über das normale Maß hinaus erhöht ist. Normalerweise liegt die Körpertemperatur des Menschen zwischen 36,0 und 37,4 Grad Celsius.

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