Geschrieben von Agsin Kjasimov (Arzt)
Die Syphilis - auch Lues genannt - gehört zu einer Gruppe der weltweit mehr als 30 Geschlechtskrankheiten (STI, S = sexually T = transmitted I = infections; sexuell übertragbare Infektionen). Epidemiologisch betrifft das 14:1 Männer. Meistens erkranken die Männer zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr bei einer Inzidenz von bis zu 20 Erkrankten auf 100.000 Einwohner.
Der Erreger ist ein Stäbchenbakterium mit dem Namen Treponema pallidum. Übertragen wird sie, wie die Eingruppierung der Krankheit bereits verrät, über kleinsten Wunden, sexuell über die Schleimhäute (auch Mund und
In seltenen Fällen ist auch eine Ansteckung über Blutprodukte (Bluttransfusion) möglich. Die Krankheit wird jedoch meistens und fast ausschließlich über Geschlechtsverkehr übertragen. Eine einmal durchgemachte Syphilis-Infektion schützt dabei nicht vor einer erneuten Erkrankung.
Entscheidend für Therapie und Infektiosität ist das Stadium der Krankheit bei den Betroffenen.
Es werden grundsätzlich drei Stadien unterschieden: primäre Syphilis, sekundäre Syphilis, tertiäre Syphilis und quartäre Syphilis. Zwischen dem sekundärem und tertiären Stadium kann es zu einer sogenannten latenten ("ruhenden", symptomlosen) Syphilis kommen - dazu später mehr. Die Krankheitsaktivität ist in allen drei Stadien verschieden. Ingesamt ist der Krankheitsverlauf zyklisch, wobei sich Latenzphasen abwechseln.
Die Inkubationszeit, sprich die Zeit zwischen der Infektion den Treponema pallidum und dem Auftreten erster klinischer Symptome, vergehen in der Regel 2- 3 Wochen.
Die angeborene Syphilis (=Lues connata) bezeichnet eine Form der Syphilis, die von der schwangeren Mutter auf das ungeborene Kind weitergegeben wird. Diese Form der Syphilis führt zu schwersten gesundheitlichen Schäden des Kindes. Mögliche Komplikationen sind neben Organschäden eine Frühgeburt oder eine Totgeburt.
Die Weitergabe der Syphilis-Infektion auf das ungeborene Kind kann prinzipiell in jedem Stadium der Krankheit erfolgen. Es ist jedoch wahrscheinlicher, je kürzer die Infektion der Mutter zurückliegt.
Bei der angeborenen Syphilis unterscheidet man wiederum zwei verschiedene Phasen:
Bei der frühen angeborenen Syphilis zeigen die betroffenen Babys meist keine Symptome. Ab der dritten bis hin zur zehnten Lebenswoche entwickeln sich bei den Kindern dann die typischen Symptome.
Diese umfassen:
Circa ab dem 2. Lebensjahr kann es daraufhin zu verschiedenen Symptomen an unterschiedlichen Organen kommen. Hier ist insbesondere der Begriff "Hutchinson-Trias" bekannt.
Er bezeichnet die charakteristischen drei Symptome, welche über einen Zeitraum von mehreren Jahren auftreten:
Zu Beginn der Diagnose steht eine gründliche Anamnese-Erhebung und eine körperliche Untersuchung durch den behandelnden Arzt. Insbesondere ist hier auch wichtig, wann zuletzt ungeschützter Geschlechtsverkehr durchgeführt wurde. Bei Verdacht auf Syphilis wird daraufhin nach den Erregern nach einem Stufenschema über eine Blutuntersuchung gesucht.
1. Suchtest: Bei einem negativen Test ist eine Infektion mit Syphilis ausgeschlossen. Einzige Ausnahme wäre, dass während der Inkubationszeit von 2 bis 3 Wochen noch keine Antikörper vom Körper gegen die Treponema gebildet worden sind.
2. Bei positivem Suchtest folgt ein Bestätigungstest: Ist der Befund hierbei positiv, bedeutet das nicht, dass eine akute Infektion vorliegt, sondern womöglich eine alte, bereits überstandene Infektion in der Vergangenheit vorlag (eine sogenannte Seronarbe). Die Therapiebedürftigkeit und damit die Aktivität der Bakterien wird im folgenden Test bestimmt.
3. Therapiebedürftigkeits- und Erfolgstest: Bei diesem Test kann schließlich zwischen einer behandlungsbedürftigen, aktiven Syphilis und einer überstandenen und inaktiven (Seronarbe) Syphilis unterschieden werden.
Es besteht zusätzlich zu Beginn der Erkrankung die Möglichkeit aus den Veränderungen der Haut, z.B. einem Ulcus durum im Genitalbereich Proben zu entnehmen. Diese können dann in einer PCR-Untersuchung auf DNA-Merkmale des Treponema pallidums getestet werden. Ein negatives Ergebnis allerdings schließt nicht eine Infektion nicht aus.
Wichtige Differenzialdiagnosen zur Syphilis umfassen im Genitalbereich:
Differenzialdiagnose zu extra-genitalen Manifestationen von Syphilis:
Manchmal können auch Bildgebende-Verfahren (Ultraschall, MRT) hinzugezogen werden, um typische Veränderungen der Syphilis (Leber- und Milzvergrößerung) feststellen zu können.
Die Therapie der Syphilis ist mit dem bekannten Antibiotikum und Mittel der 1. Wahl Penicillin heilbar. Dabei wird das Penicillin (Benzathin-Penicillin G, Depotform) intramuskulär verabreicht. Hiermit wird garantiert, dass das Penicillin über einen Zeitraum von 7 bis 10 Tagen gleichmäßig wirkt. Wenn die Therapie innerhalb eines Jahres nach der Infektion beginnt, genügt eine einmalige Gabe. Nach einem Jahr müsste die Injektion dreimalig erfolgen und bei Vorliegen der Neurosyphilis eine intravenöse Therapie mit Penicillin G beginnen werden. Sollte eine Allergie gegenüber Penicillin bestehen, ist Mittel der Wahl Doxycyclin, Erythromycin oder Ceftriaxon.
Obwohl es derzeit keine bekannten Antibiotika-Resistenzen bei Syphilis gibt, sprechen etwa 5 % der Behandelten nur schlecht auf die Standard-Therapie an. Bei HIV-Patienten sind es sogar 10-15 % der Patienten.
Nach Beginn der Therapie kann es unter Umständen zu einer sogenannten Jarisch-Herxheimer-Reaktion kommen. Dabei werden bakterielle Zellgifte aus dem Inneren des Bakteriums nach Einsatz von Antibiotika durch die Zerstörung freigesetzt. Diese können systemisch zu einer überschießenden Immunantwort des Körpers provozieren, die sich symptomatisch mit
Es sollte zur eigenen Therapie auch eine Therapie aller Geschlechtspartner - bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr - in den letzten 90 Tagen erfolgen.
Wie bei anderen Erkrankungen, die im Rahmen des Geschlechtsverkehrs auftreten, ist die Nutzung eines Kondoms sinnvoll und bietet für gewöhnlich einen sehr guten Schutz. Dies gilt für alle unterschiedlichen Sexpraktiken gleichermaßen (Oral-, Anal-, Vaginalverkehr). Trotz der großen Sicherheit bei einer korrekten Kondom-Anwendung lässt sich eine Syphilis-Infektion nie zu 100%er-Wahrscheinlichkeit ausschließen. Auch kann man sich beim Küssen, falls der Partner syphilitische Geschwüre im Mundraum hat, mit Syphilis infizieren. Bei einer Berührung von nässenden Hautstellen oder Geschwüren jeder Art sollte man die eigenen Hände deshalb unverzüglich waschen beziehungsweise desinfizieren.
Syphilis und HIV-Infektionen treten auch häufig gemeinsam auf. Die Schleimhaut-Geschwüre bei Syphilis sind nämlich für die HI-Viren besonders durchlässig. Beide Erkrankungen beeinflussen sich in ihrem Krankheitsverlauf dabei ungünstig.
Syphilis ist eine sexuell übertragbare Erkrankung, die in vier Stadien mit einem symptomlosen Zwischenstadium verläuft. Nach dem Beginn eines typischen, nicht-juckenden Hautausschlages am Körper, bilden sich zunehmend Wunden und Schuppen. Im weiteren Verlauf kann auch das Zentrale Nervensystem betroffen sein und auch im Gesamtverlauf, selten aber möglicherweise, zum Tod führen. Mittel der Wahl der Therapie ist das Antibiotikum Penicillin beziehungsweise auch andere Antibiotika-Klassen.
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Geschrieben von
Agsin Kjasimov
Medizinisch geprüft am
2. Okt. 2022
Ja. Allerdings liegt das Verhältnis bei 1:14 zu Lasten der Männer.
Dies hängt maßgeblich von dem Verlauf und dem Befall lebenswichtiger Organe ab. Es wird dringend angeraten bei etwaigen Symptomen und klinischen Auffälligkeiten eine entsprechende Therapie einzuleiten.
Der sexuelle Kontakt mit einer erkrankten Person führt in etwa 30% der Kontakte zu einer Infektion.
Treponema pallidum wird über kleine Schleimhautverletzungen übertragen. Für gewöhnlich überleben diese zarten, gewundene
Stäbchen nicht auf Oberflächen nicht. Im Körper führen sie meistens zu Erkrankung und dessen Folgen bei fehlender Therapie.
Meistens geschieht das über sexuellen Kontakt. Prinzipiell ist auch eine Ansteckung über kontaminierte Nadeln oder andere kontaminierte Gegenstände möglich.
Ja. Nach Angaben des Robert-Koch- Instituts tritt bei etwa 30 % der unbehandelten Patienten eine spontane Heilung innerhalb eines Jahres ein.
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Fieber
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