Medisigel logo
Gesundheit von A-Z

Stromschlag

Profilbild von Inga Jerrentrup

Geschrieben von
Inga Jerrentrup (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Stromschlags?

Im menschlichen Körper spielen elektrische Impulse eine wichtige Rolle. Das Nervensystem leitet beispielsweise mithilfe von elektrischen Signalen Anweisungen vom Hirn an die Muskeln.

Auch der Herzschlag kommt durch elektrische Impulse zustande. All die elektrischen Vorgänge sind empfindlich-genau eingestellt und für einen funktionierenden Körper sehr wichtig. Tritt nun Strom von außen in den Körper ein, kann dieses Gleichgewicht stark gestört werden.

Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom Strom-Unfall. Pro Jahr versterben in Deutschland circa 50 bis 100 Menschen an den Folgen eines Strom-Unfalls. Dabei verunfallen überwiegend Kleinkinder, Jugendliche und Berufs-Einsteiger. Außerdem ist das männliche Geschlecht deutlich häufiger betroffen als das weibliche.

Der Strom muss den Widerstand der Haut überwinden, um Schäden im Körper zu verursachen. Dieser Hautwiderstand ist individuell unterschiedlich und ändert sich auch ständig, sodass zum Beispiel eine Befeuchtung der Haut, unter anderem beim Schwitzen, zum Herabsetzen des Hautwiderstands führt. Dies liegt daran, dass Wasser den Strom besser fortleiten kann. Die Überwindung des Hautwiderstands und somit der Eintritt des Stroms in den Körper erfolgt dann beim Aufbau einer Spannung von ca. 70–100 V. Die Einwirkung des Stroms muss dabei für länger als 100 Millisekunden erfolgen, um eine schädigende Wirkung zu entfalten.

Wissenswert

Über kürzere Zeitspannen sind auch hohe Spannungen als eher ungefährlich zu betrachten. Eine Schädigung des Herzens wird wahrscheinlicher, wenn die Einwirkung des Stroms im Bereich des Brustkorbs stattfindet oder der Strom von Arm zu Arm fließt. Generell folgt der Strom dem Weg des geringsten Widerstandes. Der Widerstand ist an Gefäßen und Nerven kleiner als an den Weichteilen. Der höchste Widerstand befindet sich entlang der Knochen.

Was sind die Symptome eines Stromschlags?

Zu den allgemeinen Symptomen, die im Rahmen eines Stromunfalls auftreten können, zählen unter anderem die sogenannten Strommarken. Dabei handelt es sich um abgestorbene Hautareale (Nekrosen), die an den Stellen auftreten, an denen der Strom in den Körper ein- und ausgetreten ist. Oftmals sind diese Strommarken sehr klein und unauffällig, sodass sie häufig übersehen werden beziehungsweise nicht aufgefunden werden können.

Strom-Unfälle können mit einer Bewusstlosigkeit einhergehen. Aufgrund der häufig starken Muskelverkrampfung durch die Stromeinwirkung kann es zum Auftreten von Schmerzen kommen.

Wenn es zu einer großflächigen Schädigung der Haut im Sinne einer Verbrennung kommt, ist die Folge häufig ein Wärme- und Flüssigkeitsverlust, der durch die aufgehobene Barrierefunktion der Haut zustande kommt. Dies kann im schlimmsten Fall zu einer Unterkühlung (Hypothermie) und Austrocknung (Dehydrierung) mit eventuell begleitender Störung der Elektrolytkonzentrationen führen.

Weiterhin kann es im Rahmen der Stromeinwirkung vorübergehend zu Atembeschwerden sowie Funktionsstörungen des Magen-Darm-Trakts wie Übelkeit, Erbrechen und Darmlähmungen kommen.

Am häufigsten von den Auswirkungen des Stroms betroffen ist das Herz . Dort kommt es vor allem zum Auftreten von Herzrhythmusstörungen : Bei leichteren Unfällen treten meist ungefährliche Extraschläge auf (Extrasystolen), bei schwereren Unfällen kann es auch zu schwerwiegenden Rhythmusveränderungen kommen. Bei Niederspannungsunfällen tritt gehäuft Kammerflimmern auf, während es bei Hochspannungsunfällen häufiger zu einer starken Verlangsamung des Herzschlags kommen kann. Bei einer Verengung der Herzmuskel-versorgenden Blutgefäße im Rahmen der Stromeinwirkung können Herzmuskelzellen aufgrund mangelnder Durchblutung absterben.

Achtung

Auch das Nervensystem ist bei Strom-Unfällen häufig betroffen, sodass es zu Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit kommen kann. Die Stromeinwirkung kann zum Auslösen von Krampfanfällen führen, welches durch eine zentrale Fehlregulation des Gehirns aufgrund des Stroms erklärt werden kann. Aufgrund der möglichen thermischen Schädigung peripherer Nerven treten gehäuft Missempfindungen wie zum Beispiel Kribbelgefühle (Parästhesien) oder auch Lähmungen der Muskulatur auf.

Wie wird der Stromschlag diagnostiziert?

Die Diagnose wird entweder anhand des durch den Patienten oder durch Unfallzeugen geschilderten Unfall-Hergangs gestellt, oder durch das Auffinden vor Ort in einer entsprechenden Situation. Es ist sehr wichtig, dass bei der Erstversorgung Verunfallter auf die eigene Sicherheit geachtet wird (Eigenschutz). Der Verunfallte sollte erst berührt werden, wenn sichergestellt ist, dass alle möglichen infrage kommenden Strom-Quellen abgeschaltet sind (beispielsweise durch die Betätigung der entsprechenden Sicherung oder durch Herausziehen des Netz-Steckers von elektrischen Geräten).

Das Wiedereinschalten des Stroms sollte unbedingt vermieden werden, solang sich noch Personen am Unfall-Ort befinden. Dies sollte nach Möglichkeit extra sichergestellt werden. Besondere Vorsicht gilt bei Feuchtigkeit. Hier sollte zu Beginn auf ausreichenden Sicherheitsabstand geachtet werden. Gleiches gilt für Hochspannungsleitungen. Hier wird sogar zu einem Mindestabstand von 5 Metern geraten.

Die Diagnostik besteht dann in einer körperlichen Untersuchung mit der Suche nach Ein- und Austritts-Marken des Stroms an der Haut. So können erste Rückschlüsse auf mögliche innere Verletzungen gezogen werden. Außerdem wird ein EKG angefertigt. Mit dem EKG lassen sich die Ströme des Herzens als Linien darstellen. Es kann außerdem die Bestimmung der Herzenzyme im Blut erfolgen, welche bei einer Erhöhung der Konzentration im Blut Hinweise auf das Vorliegen einer Schädigung der Herzmuskelzellen liefern kann.

Hinweis

Dadurch kann man beurteilen, ob das Herz normal schlägt oder nicht. Wichtig ist zu wissen, dass das Auftreten von Unregelmäßigkeiten des Herz-Rhythmus nicht schon ab dem Unfall vorliegen muss, sondern häufig innerhalb der ersten 24 Stunden nach einem solchen Strom-Unfall auftreten können. Deshalb wird allen Patienten nach einem Strom-Unfall mindestens eine 24-stündige Überwachung im Krankenhaus angeraten.

Therapie bei Stromschlag

Besonders wichtig bei Strom-Unfällen ist die Überwachung der Vitalparameter (wie zum Beispiel Herzfrequenz, Atemfrequenz, Blutdruck und Körpertemperatur) um den Zustand des Patienten zu kontrollieren. Je nach Ausmaß der Beschwerden und Verletzungen können verschiedene Behandlungen erforderlich sein. Zu achten ist beispielsweise auf den Wärmererhalt des Patienten. Besonders bei Verbrennungen kühlen Betroffene schnell aus, da die Haut Ihrer schützenden Funktion nicht mehr nachkommen kann. Wunden müssen steril abgedeckt und verschmorte Kleidung entfernt werden.

Die meisten Betroffenen erhalten Flüssigkeit über einen intravenösen Zugang direkt in die Blutbahn. Das tut nicht weh, verhindert aber, dass Patienten die häufig großen Mengen benötigter Flüssigkeit selbst trinken müssen, bzw. ermöglicht auch Patienten mit Flüssigkeit zu versorgen die (zum Beispiel aufgrund von Bewusstlosigkeit) nicht selbst trinken können. Natürlich spielt auch die Schmerztherapie mit Medikamenten eine wichtige Rolle.

Hinweis

Die verschiedenen Ausprägungen der Verletzungen führen zu sehr vielfältigen Behandlungsoptionen. Die Behandlung größerer Verbrennungsverletzungen erfolgt in spezialisierten Zentren.

Wie ist die Prognose eines Stromschlags?

Die Prognose von Strom-Unfällen ist sehr individuell und vom genauen Unfallhergang sowie von vielen weiteren Faktoren (siehe oben) abhängig, unter anderem auch davon, ob und wie schnell Hilfe geleistet werden konnte. Im schlimmsten Fall kann es durch die Störungen des natürlichen Stromflusses am Herzen dazu kommen, dass Betroffene wiederbelebt (reanimiert) werden müssen, weil die Tätigkeit des Herzens nicht mehr ausreicht, um den Körper ausreichend mit Blut und somit mit Sauerstoff zu versorgen.

Mit der Wiederbelebung versucht man das Herz so lang zu unterstützen, bis es seine Arbeit wieder selbst aufnehmen kann. Pro Jahr versterben circa 50 bis 100 Menschen an den Folgen eine Strom-Unfalls in Deutschland, wobei die exakte Zahl an stattgefunden Strom-Unfällen nicht bekannt ist. Schlecht ist die Prognose vor allem bei Blitz-Unfällen. Hier versterben circa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen.

Wie kann man einem Stromschlag vorbeugen?

Um die Gefahr von Stromunfällen zu minimieren, sollte man beim Umgang mit elektrischen Geräten und stromführenden Leitungen besonders vorsichtig sein, vor allem wenn Nähe zu Wasser oder Feuchtigkeit besteht. So sollten zum Beispiel nie elektrische Geräte mit in die Badewanne genommen werden. Bei der Arbeit an stromführenden Kabeln, Steckdosen oder Lampen sollte besonders darauf geachtet werden, dass zuvor der Strom am Sicherungskasten abgeschaltet wurde.

Bei kleinen Kindern im Haushalt sollte an Steckdosen eine Kindersicherung installiert und Kabel möglichst außer Reichweite der Kinder montiert werden.

Das Anschließen größerer Elektrogeräte, welche mit Starkstrom betrieben werden, sowie das Verlegen von Elektroleitungen sollte ausschließlich von Fachleuten mit ausreichender Expertise durchgeführt werden. Es sollte eine regelmäßige Wartung elektrischer Geräte erfolgen, dies gilt auch für den Arbeitsplatz.

Außerhalb der eigenen vier Wände sollte auf die Beschilderung spezieller Gefahren- und Sperrbereiche geachtet und das Betreten dieser vermieden werden. Eine große Gefahr stellen Bahntrassen und Bahnwagons dar, sodass diese nicht betreten beziehungsweise bestiegen werden sollten.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Stromschlag

Da man das Verletzungsausmaß rein äußerlich nicht zuverlässig einschätzen kann, ist bei Strom-Unfällen der Einsatz von Hausmitteln abzuraten. Es sollte unbedingt unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden!

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Stromschlag

Die Nachsorge richtet sich nach dem Verletzungsausmaß und kann nicht verallgemeinert werden.

Zusammenfassung

Ein Stromschlag kann zum Strom-Unfall führen, wenn eine schädliche Stromdosis in den Körper eindringt. Die Auswirkungen dabei sind sehr vielfältig. Ein Strom-Unfall sollte prinzipiell ärztlich untersucht werden, da die Schäden äußerlich nicht einzuschätzen sind und es auch erst im Verlauf einiger Stunden nach dem Unfall zu schwerwiegenden Beeinträchtigungen kommen kann, die sehr gefährlich sein können und daher zügig ärztlich behandelt werden müssen.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Der Strom muss den Widerstand der Haut überwinden, um Schäden im Körper zu verursachen. Dieser Hautwiderstand ist individuell unterschiedlich und ändert sich auch ständig. Der Haut-Durchbruch erfolgt dann beim Aufbau einer Spannung von ca.

70–100 V. Die Einwirkung des Stroms muss dabei für länger als 100 Milli-Sekunden erfolgen, um eine schädigende Wirkung zu entfalten. Über kürzere Zeit-Räume sind auch hohe Spannungen als eher ungefährlich zu betrachten.

Auch elektrische Weide-Zäune (es gibt Verschiedene...) können prinzipiell unter Umstände Herz-Rhytmus-Ströungen auslösen, das ist aber eher selten.

Medisiegel icon

Stromschlag einfach erklärt

Stromunfall

Häufigkeit

  • ca. 33 Todesfälle durch einen Stromschlag pro Jahr

Risikofaktoren

  • Kindesalter
  • ungesicherte Stromleitungen
  • ungesicherte Steckdosen
  • ungesicherte Lampenfassungen

Ursachen

  • Durchfluss von elektrischem Strom durch den Körper

Komplikationen

  • Hautverbrennungen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Muskelkrämpfe
  • Herzrhythmusstörungen
  • Atemstillstand
  • Tod

Diagnose

  • Körperliche Untersuchung
    • Inspektion der Strommarken auf der Haut
  • Elektrokardiografie
    • Ausschluss von Herzrhythmusstörungen

Therapie

  • Medikamente
  • Notfallmedizinische Behandlung

Präventionsmaßnahmen

  • Stromleitungen sichern
  • Steckdosen sichern
  • Fassungen sichern

Medisiegel

Newsletter anmelden

Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.

Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.