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Streptokokken-Infektion

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Streptokokken-Infektion?

Streptokokken: Kleine, kugelförmige Bakterien, die sich in der Kultur als Ketten anlagern. Diese Bakterien können verschiedene Erkrankungen, wie eine Rachenentzündung , Herzmuskelentzündung oder eine Weichteilentzündung verursachen. Verschiedene Subtypen der Streptokokken gehören jedoch auch zu unserer physiologischen Flora, die sich beispielsweise im Darm , in der Mund-und Rachenregion sowie in der Vagina ansiedeln. Diese Stämme sind bei Immunkompetenten harmlos und schützen uns sogar vor anderen pathogenen Erregern.

Aufgrund der Diversität der Bakterien können sie nach bestimmten Eigenschaften klassifiziert werden. Eine in der Klinik angewandte Klassifikation beruht auf eine Eigenschaft der Streptokokken, in einem Agar rote Blutkörperchen aufzulösen. Dieses Verhalten wird als Hämolyse bezeichnet und lässt sich in drei Kategorien differenzieren: Die α-Hämolyse beschreibt eine unvollständige Hämolyse. Dazu gehört die Gruppe der Viridans-Streptokokken. Im Gegensatz zur α-Hämolyse ist eine β-Hämolyse durch eine vollständige Hämolyse gekennzeichnet. Streptokokken, die kein Hämolyseverhalten zeigen, gehören der γ-Hämolyse an. Eine weitere Charakterisierung ist die Klassifikation nach Lancefield.

Es handelt sich um ein Einteilungsverfahren, bei dem die Bakterienwand auf eine bestimmte Stoffklasse, dem C-Polysaccharid, mikrobiologisch untersucht wird. Die Klassifikation erfolgt mithilfe der Großbuchstaben A bis H und K bis V. Die in der Klinik am häufigsten vorkommenden Gruppen gehören der Klassifikation A und B an. Streptococcus pyogenes wird der Gruppe A zugeordnet und gilt als häufigster bakterieller Erreger der Angina tonsillaris. Gängiger Vertreter der Gruppe B sind die S. agalactinae, die beim Neugeborenen zu einer Blutvergiftung führen können.

Hinweis

Eine Infektion mit Streptokokken differenziert sich im Allgemeinen je nach befallener Körperregion. Drohende Notfälle sind eine Meningitis , also eine Hirnhautentzündung oder eine Sepsis, die medizinische Bezeichnung für eine Blutvergiftung . Risikofaktoren für eine Streptokokkeninfektion sind ein abgeschwächtes Immunsystem oder weitere relevante Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herzerkrankungen.

Diversität der Streptokokken-Infektionen

Im Folgenden wird die Diversität der Streptokokken-Infektionen anhand verschiedener Krankheitsbilder dargestellt:

Die Pharyngitis ist der medizinische Begriff für eine Entzündung des Rachenraumes ohne Beteiligung der Mandeln. Die Bakterien werden im Rahmen einer Tröpfcheninfektion übertragen. Kinder im Vorschulalter sind die typische Risikogruppe. Wenige Stunden bis Tage nach der Ansteckung treten Symptome wie Kopf.-und Halsschmerzen, Probleme beim Schlucken und Fieber auf. Weiterhin kann die Infektion zu einer schmerzhaften Schwellung der Lymphknoten führen. Kinder zeigen oft sehr unspezifische Symptome. Sie geben meistens Bauchschmerzen an und erbrechen. In der Regel klingen die Beschwerden nach fünf bis sieben Tagen ab.

Die Angina tonsillaris beschreibt eine Entzündung der Rachenmandel, die oft in Kombination mit einer Pharyngitis auftritt. In 70 bis 95 Prozent der Fälle wird diese viral bedingt. Sind jedoch Bakterien im Spiel, so ist der häufigste bakterielle Erreger S. pyogenes. Die Symptome sind vergleichbar mit den Symptomen der Rachenentzündung . Die Mandeln zeigen typischerweise gelb-weißliche Beläge in Form von Stippchen. Die Beteiligung der Mandeln führt ferner aufgrund der Schwellung zu einer kloßigen Sprache oder einer Atemwegsbehinderung.

Da die Entzündungen des Rachenraumes meist viral bedingt sind, wurde ein Score zur Differenzierung zwischen viraler und bakterieller Pathogenese entwickelt. Der sogenannte Centor-Score kann für Patienten über 15 Jahre angewandt werden, der McIsaac-Score eignet sich bereits für Patienten ab einem Lebensalter von drei Jahren. Symptome, die eher für eine Infektion mit Streptokokken sprechen, sind: Ein Alter zwischen 3-14 Jahren, kein Husten , Lymphknotenschwellung, Mandelschwellung und eine Körpertemperatur über 38°C.

Liegt der Verdacht einer Streptokokkeninfektion vor, so kann dieser mit einem Rachenschnellabstrich bestätigt werden. Der Test ist zwar hochspezifisch, zeigt jedoch nicht alle Streptokokken-Infektionen an. Daher sollte ferner eine bakteriologische Kultur veranlasst werden. Eine Blutuntersuchung ist routinemäßig nicht üblich. Bei schweren Verläufen können jedoch zur Einschätzung des Allgemeinzustandes Entzündungsparameter wie das C-reaktive Protein, die weißen Blutkörperchen und die Blutsenkungsgeschwindigkeit erhoben werden.

Eine virale Rachenentzündung oder Angina tonsillaris kann mit einer symptomatischen Therapie, also mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen und einer reichlichen Flüssigkeitszufuhr behandelt werden. Bei dem Nachweis einer Streptokokken-Infektion ist eine antibiotische Therapie indiziert. Antibiotika der Wahl sind Penicillin oder Cephalosporine der ersten Generation, wie Cefalexin. Bei einer Penicillinallergie kann alternativ Erythromycin oder Clindamycin verabreicht werden. Aufgrund der fortgeschrittenen Diagnostik und dem Einsatz der antibiotischen Gabe sind immunvermittelte Folgeerkrankungen, wie das rheumatische Fieber , die Poststreptokokken-Glomerulonephritis und Arthritis in den Industrieländern nur noch selten.

Nicht nur der Rachen, sondern auch die Luftröhre und die Bronchien können sich bei einer Streptokokkeninfektion entzünden. Ferner kann eine Kehlkopfbeteiligung in Form einer Larnygotracheobronchitis vorliegen. In der Mehrheit der Fälle ist eine Bronchitis im Gegensatz zur Lungenentzündung jedoch viral bedingt. Liegt eine bakterielle Infektion vor, ist diese in der Mehrheit der Fälle durch Pneumokokken oder β-hämolysierenden Streptokokken bedingt.

Eine Bronchitis verursacht einen bellenden, schmerzhaften Husten, der zunächst unproduktiv ist. Im Verlauf lockert sich mit dem Husten Sekret, welches am Anfang eher zähflüssig und später eventuell eitrig-gelblich erscheint. Allgemeinsymptome wie Fieber-, Kopf-und Gliederschmerzen werden häufig beschrieben. In der körperlichen Untersuchung lassen sich auskultatorisch spezifische Lungengeräusche feststellen.

Zur weiteren Diagnostik kann Sputum mikrobiologisch untersucht werden. Eine Bronchitis wird meist symptomatisch mit Inhaltionstherapie und schleimlösenden Medikamenten behandelt. Liegt jedoch eine bakterielle Bronchitis vor, sollte diese mit einer entsprechenden Antibiose abgedeckt werden. Ferner kann sich aus der Bronchitis eine Pneumonie entwickeln. Sie gilt als häufigste zum Tode führende Infektionserkrankung in den Industrieländern. Die durch Pneumokokken verursachte Lungenentzündung stellt die „klassische Pneumonie“ dar.

Die Patienten leiden an einem plötzlichen Krankheitsgefühl mit Fieber und produktivem Husten. Das Erregerspektrum unterscheidet sich jedoch je nach Alter und Ort, an dem die Infektion geschah. Die antibiotische Therapie richtet sich je nach Schwere und dem Erregerspektrum. Präventiv empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Pneumokokken für alle Kinder unter 23 Monaten und allen Personen ab 60 Jahren.

Scharlach! Wer kennt es nicht? Eine der typischen Infektionskrankheiten im Kindesalter. Sie beginnt mit hohem Fieber, Halsschmerzen und einem feinfleckigen Ausschlag, vor allem in den Leistenbeugen und Oberschenkelinnenseiten. Es handelt sich um eine Infektionserkrankung, die durch Exotoxine, also Giftstoffe der β-hämolysierenden A-Streptokokken ausgelöst wird und im Rahmen einer Tonsillopharyngitis im Alter zwischen vier und zehn Jahren auftritt. Weitere charakteristische Symptome sind die Wangenrötung mit Auslassen der Mundregion und eine Erdbeer-bzw. Himbeerzunge. Eine antibiotische Therapie ist wie bei jeder Streptokokkeninfektion mit Penicillin indiziert.

Auch eine Streptokokkeninfektion der Haut ist möglich. Eine häufige dermatologische Erkrankung, die durch Streptokokken verursacht wird, ist das Erysipel . Ein Erysipel ist eine schmerzhafte, scharf begrenzte Hautrötung mit flammenförmigen Ausläufern. Das Exanthem befindet sich meist am Unterschenkel oder im Gesicht. Weitere Entzündungszeichen, wie Überwärmung, Schwellung und eventuell Juckreiz sind häufig. Im Allgemeinen sind die Patienten geschwächt und zeigen ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl.

Ist die Schutzbarriere der Haut gestört, so können die Erreger eindringen. Meistens liegt eine kleine Hautverletzung vor. Im Gesicht sind es beispielsweise Rhagaden, also kleine Mundwinkeleinrisse und am Unterschenkel häufig Fußpilz , die als Eintrittspforte für die Bakterien dienen. Weitere Risikofaktoren sind eine vorliegende Immunschwäche, Adipositas mit chronisch-venöser Insuffizienz, Diabetes oder ein chronisches Lymphödem .

Für die Diagnose ist das klinische Erscheinungsbild des Patienten und die Erhebung laborchemischer Entzündungswerte wegweisend. Ferner lässt sich die Streptokokken Infektion als Anti-DNAase-B Titer, einem Antikörper nach Infektion in der Serologie sowie durch einen Abstrich der befallenen Region nachweisen. Wird das Krankheitsbild fälschlicherweise nicht erkannt, drohen Komplikationen wie ein Gangrän, Nekrosen oder Folgeerkrankungen wie rheumatisches Fieber . Gangrän ist der medizinische Begriff für einen Faulbrand.

Aus dem Faulbrand droht der zelluläre Untergang des Gewebes, also eine Nekrose. Die Therapie des Erysipels besteht aus einer Ruhigstellung der betroffenen Extremität mit kühlenden, desinfizierenden Umschlägen. Bei schweren Verläufen sollte die Penicillin-Gabe intravenös erfolgen. Differentialdiagnostisch zum Erysipel sollten ferner Phlegmone und eine Thrombophlebitis, also eine Entzündung oberflächlicher Venen, betrachtet werden.

Die Borkenflechte , auch als Impetigio contagiosa bezeichnet, ist eine infektiöse Hauterkrankung im Kindesalter. Das Erregerspektrum setzt sich aus Staphylokokken und Streptokokken zusammen. Das charakterisierende Symptom der Borkenflechte sind Blasen im Mundbereich mit honiggelben Krusten. Das Krankheitsbild ist eine Blickdiagnostik und bedarf nur in Ausnahmefällen weiterer Abklärung. Eine lokale, antibiotische Therapie und topische Hygienebehandlungen sind Leitsäulen der Therapie.

Nekrotisierende Fasziitis: Eine Erkrankung, die jeder Kliniker fürchtet. Es handelt sich um eine akute tiefe Weichteilinfektion, die innerhalb weniger Stunden einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen kann. Haupterreger sind die β-hämolysierenden A-Streptokokken, oftmals liegt jedoch auch eine Mischinfektion vor. Die Giftstoffe der Bakterien führen zu einer gestörten Blutzusammensetzung und bedingen dadurch eine Minderversorgung des Gewebes.

Es droht das Absterben des Gewebes. Die Patienten zeigen eine akute Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit Fieber, Schüttelfrost und Zeichen einer Blutvergiftung . Für das Überleben der Patienten ist eine intensivmedizinische Betreuung sowie eine schnelle chirurgische Wundversorgung entscheidend. Die Letalitätsrate liegt bei etwa 15 bis 35 Prozent.

Eine Endokarditis , also Entzündung der innersten Schicht des Herzens, kann mehrere Ursachen haben. In 45 bis 65 Prozent sind Staphylokokken Auslöser der Endokarditis, da diese durch die Ausweitung intensivmedizinischer Maßnahmen mehrere Zugangswege über Fremdkörper, wie einen zentralnervösen Katheter (kurz ZVK) erlangen. Die sich in der Kultur als Häufchen ansammelnden Bakterien verursachen meist die akute Form der Endokardits mit plötzlich auftretender Herzinsuffizienz .

Streptokokken, vor allem die β-hämolysierenden A-Streptokokken sind Erreger der Endokarditis lenta. Vertreter der Gruppe A-Streptokokken sind die Viridans-Streptokokken als physiologische Erreger der Mundflora. Bei unzureichender Mundhygiene sind sie ursächlich für die Entstehung von Karies . Bei der Behandlung der Karies können die Bakterien ins Blut gelangen und nehmen so den Weg zum Herzen. Dieser Infektionsweg ist typisch für die Entstehung der subakuten Endokarditis. Die geringere Virulenz der Bakterien führt zu einer langsamen Destruktion des Gewebes. Die Destruktion betrifft vor allem die Herzklappen. Eine relevante Klappeninsuffizienz lässt sich meist erst nach mehreren Wochen oder gar Monaten der Zerstörung feststellen.

Eine Sonderform der Endokarditis stellt die autoimmune Reaktion bei dem Vorliegen des rheumatischen Fiebers dar. Sie wird als Endokarditis rheumatica bezeichnet und entsteht ein bis drei Wochen nach der Streptokokkeninfektion. Warzenähnliche Auflagerungen, bestehend aus Fibrin und Thrombozyten, lassen sich an den Rändern der Klappen feststellen. Besonders betroffen sind die Mitralklappe, also die Klappe zwischen linken Vorhof und Kammer und die Aortenklappe.

Doch wie fallen die Patienten mit einer Endokarditis auf? Sie zeigen in der Regel einen reduzierten Allgemeinzustand mit schwerem Krankheitsgefühl. Patienten leiden an Fieber , Schüttelfrost, Schwäche und Appetitverlust mit sekundärem Gewichtsverlust. Aufgrund der Klappendestruktion lässt sich in der klinischen Untersuchung ein neues Herzgeräusch beschreiben. Bei fortgeschrittener Insuffizienz können sich weitere Symptome des Herzversagens, wie Atemnot und Wassereinlagerungen zeigen.

Die Bakteriämie kann ebenso zu einer extrakardialen Beteiligung diverser Organe führen. Diese werden durch Immunkomplexablagerungen und Mikroembolien verursacht. Extrakardiale Symptome sind beispielsweise kleine Einblutungen der Netzhaut, im Nagelbett oder an den Handflächen und Fußsohlen. Ein weiteres Kardinalsymptom sind die sogenannten Osler-Knötchen an den Fingern und Zehen. Sie sind druckschmerzhafte Einblutungen infolge embolisch oder immunreaktiver Veränderungen. Betroffene Organe in Rahmen einer Endokarditis sind meist das Gehirn , die Niere und die Milz . Embolien führen zu einer Minderdurchblutung der Organe, sodass relevante Funktionsstörungen der genannten Organe drohen.

Um diese Folgen der Endokarditis weitestgehend eindämmen zu können, ist eine frühe Diagnostik und breite Therapie notwendig. Nach der klinischen Untersuchung sollten die Bakterien im Blut nachgewiesen und auf ihre Resistenzen untersucht werden. Laborchemisch wird die Aktivität der Entzündung beschrieben und stets kontrolliert. Für die Erhebung der Herzfunktion sollte eine Ultraschalluntersuchung erfolgen.

Hierbei kann der Arzt den Grad der Klappeninsuffizienz und die allgemeine Pumpfunktion des Herzens messen. Weitere Untersuchungen zur Einschätzung weiterer Organbeteiligungen, wie eine Urinuntersuchung oder eine Ultraschallbildgebung der Milz können veranlasst werden. Treten Symptome wie neurologische Defizite auf, ist eine Magnetresonanztomographie-Untersuchung des Schädels indiziert.

Bei dem Verdacht einer Endokarditis sollte eine kalkulierte antibiotische Initialtherapie verabreicht werden. Diese erfolgt unmittelbar nach der Abnahme von Blut für den Nachweis der Bakterien. Je nach Vorerkrankungen des Herzens sind spezifische Antibiotika-Kombinationen vorgegeben. Nach zwei bis drei Tagen liegt meist die mikrobiologische Untersuchung vor, sodass nach Antibiogramm behandelt werden kann.

Wurden Streptokokken nachgewiesen, besteht die Therapie in der Regel aus der Kombination von Penicillin und Gentamicin. Da Patienten, die bereits an einer Endokarditis erkrankt sind, ein erhöhtes Risiko einer erneuten Infektion aufweisen, sollte dieser darüber aufgeklärt werden und mit ihm gemeinsam eine Prophylaxe besprochen werden. Diese ist abhängig, ob der Patient bereits einen Klappenersatz hat und welcher medizinische Eingriff geplant ist.

Nicht nur die Herzinnenschicht, sondern auch der Herzmuskel kann bei einer Streptokokkeninfektion betroffen sein. Meistens wird sie viral bedingt, kann aber auch durch verschiedene Bakterien. Neben Streptokokkeninfektion führt auch eine Borreliose typischerweise zur Ausprägung einer Myokarditis. Die Beschwerdesymptomatik einer Myokarditis ist leider sehr unterschiedlich und teils nur gering ausgeprägt, sodass die Diagnose Myokarditis oft auch ein Zufallsbefund junger, plötzlich verstorbener Menschen ist.

Verläuft die Infektion nicht asymptomatisch, so beschreiben die Betroffenen meist eine Leistungsschwäche nach grippaler Symptomatik. Ferner können sie Brustschmerzen oder Herzstolpern aufweisen. Die Untersuchungen sind aufgrund der geschilderten Asymptomatik ebenso oft nicht wegweisend. Ein Elektrokardiogramm, eine Ultraschalluntersuchung sowie eine laborchemische Bestimmung der Herzenzyme gehören zu dem ABC der kardialen Diagnostik. Für den Heilungsverlauf einer Myokarditis ist die körperliche Schonung und stationäre Überwachung bei Herzrythmusstörungen entscheidend. Liegt ein Herzversagen oder weitere Komplikationen der Myokarditis vor, sollten diese im stationären Setting behandelt werden.

Eine weitere schwere Erkrankung, ausgelöst durch Streptokokken, stellt die Hirnhautentzündung dar. Die bakteriellen Meningitiden werden meist durch Meningokokken und Pneumokokken verursacht. Neugeborene unter sechs Lebenswochen erkranken jedoch oft an B-Streptokokken (Streptococcus agalactinae) und E. coli. Die typischen Warnzeichen einer Meningitis mit Nackensteifigkeit, Kopfschmerzen, Verwirrtheit und Lichtempfindlichkeit sind der kindlichen Form eher minderausgeprägt. Sie weisen meist eher unspezifische Symptome wie Fieber und Erbrechen auf.

Weitere Symptome sind beispielsweise Krampfanfälle, Unruhe und Trinkschwäche. Liegt ein Verdacht vor, muss unbedingt eine Blutentnahme, eine Gehirnwasseruntersuchung und eine frühzeitige antibiotische bzw. virostatische Therapie erfolgen. Ist das Gehirnwasser eher trüb eitrig, so ist eine bakterielle Meningitis wahrscheinlich. Dennoch ist eine Anzucht der Bakterien wesentlich, um nach mikrobiologischer Testung die antibiotische Gabe anzupassen. Weitere Maßnahmen zur Hirndruckminderung wie Steroide und eine Oberkörper-Hochlagerung können je nach klinischem Allgemeinzustand des Patienten notwendig sein. Ferner sollte frühzeitig bei Vigilanzminderung eine Intubation mit Beatmung diskutiert werden.

Streptokokken können weitere lebensbedrohliche Infektionen wie das „Toxic Shock Syndrome“ verursachen. Es ist eine akute systemische Erkrankung, die durch Giftstoffe der β-hämolysierenden A-Streptokokken ausgelöst wird. Sie beginnt mit einer Infektion an einer Körperstelle und führt anschließend zu einer Exotoxin-vermittelten Zytokinausschüttung. Zytokine sind Proteine, die für die Regulation einer Immunantwort verantwortlich sind. Die Infektion kann in jedem Lebensalter vorkommen.

Der Häufigkeitsgipfel liegt jedoch im Erwachsenenalter. Die Patienten leiden an Fieber, zeigen einen Hautausschlag und weisen meist einen niedrigen Blutdruck auf. Ferner kann sich ein Multiorganversagen mit akuter Niereninsuffizienz , Leberschädigung und respiratorischer Insuffizienz entwickeln. Eine schnelle Diagnostik und Therapieeinleitung sind für den Krankheitsverlauf wesentlich. Diese Schritte bestimmen die Prognose und somit das Gesamtüberleben.

Neben den bereits genannten Streptokokken spielen vor allem Hautinfektionen im klinischen Alltag eine wesentliche Rolle. Diese werden neben Staphylokokken ebenso durch Peptostreptokokken verursacht. In der Regel gehören die Bakterien zur physiologischen Schleimhautflora. Bei immunsupprimierten Patienten oder bei tiefen Hautverletzungen können sie nach Verschleppung zu einer ausgeprägten Hautinfektion führen.

Zuletzt gilt es, die Enterokokken zu erwähnen. Sie sind ebenso besonders gefürchtete Erreger im Krankehaus. Typische Infektionen, die durch Enterokokkeninfektionen ausgelöst werden, sind Harnwegsinfekte, Gallenblasen.-bzw. Gallengangsentzündungen, aber auch in seltenen Fällen Endokarditiden. Enterococcus faecium ist aufgrund seiner Virulenz und der Gefahr für antibiotische Resistenzen ein relevanter Krankenhauskeim.

Das rheumatische Fieber kann als Folgeerkrankung nach einer Streptokokken-Pharyngitis oder Tonsillitis auftreten. Die Bakterien zeigen eine Kreuzimmunität und führen demzufolge zu einer Autoimmunerkrankung. Die Kreuzreaktion wird durch das M-Protein der Streptokokken der Gruppe A mit muskulären und zentralnervösen Bestandteilen hervorgerufen. Nach einem Zeitraum von zwei bis drei Wochen nach der Streptokokken-Infektion weisen die Patienten erneut Allgemeinbeschwerden wie Fieber, Kopfschmerzen und Gliederschmerzen auf.

Ferner sind wandernde Gelenkschmerzen, eine Herzbeteiligung als Pankarditis, Chorea minor oder diverse Hauterscheinungen spezifische Anzeichen für das Vorliegen dieser Autoimmunerkrankung. Die Polyarthritis betrifft meist die großen Gelenke, wie das Knie und Sprunggelenk und wandert von einem Gelenk zum anderen. Autokörper befallen alle Wandschichten des Herzens. Dies führt zur Manifestation der Pankarditis. Kardiale Symptome können gänzlich fehlen oder in Form von unspezifischen Symptomen wie Atemnot, Ödeme, Herzrhythmusstörungen oder hinter dem Brustbein lokalisierten Schmerzen auftreten. Chorea minor beschreibt eine Spätmanifestation des rheumatischen Fiebers, die durch unkontrollierte Bewegungen der Hände gekennzeichnet ist.

Typische Hauterscheinungen sind rheumatische Knötchen, das Erythema anulare rheumaticum als stammbetone kreisförmige Rötung oder das Erythema nodosum als druckschmerzhafte, knotige Veränderung, die sich meist an den Sprunggelenken befindet. Wenn nicht bereits erfolgt, muss eine antibiotische Therapie direkt eingeleitet werden. Kortikosteroide und Aspirin in einer Dosierung von zwei bis drei Gramm täglich sollten ergänzend als antientzündliche Therapie eingesetzt werden. Zudem sollte eine Tonsillektomie im symptomfreien Intervall geplant werden. Als Anschlussbehandlung ist eine Rezidivprophylaxe mit Penicillin über mindestens fünf Jahre, maximal bis zum 21. Lebensjahr vorgesehen. Die Prognose der entzündlichen Multisystemerkrankung wird durch die Endokarditis , also der Herzbeteiligung bestimmt. Die Komplikationen sind Herzfehlererkrankungen. Daher sind echokardiographische Untersuchungen nach Beginn der Diagnosestellung indiziert.

Die Poststreptokokken-Glomerulonephritis kann hingegen nach einer Streptokokken-Infektion der Rachen.-sowie Hautregion entstehen. Selten wird ebenso eine Infektion mit Staphylokokken beschrieben. Wie bereits erwähnt, sind die Folgeerkrankungen aufgrund der fortgeschrittenen Medizin in den Industrieländern sehr selten. Die Folgeerkrankung führt zu einer Immunkomplexnephritis, die sich entweder ein bis zwei Wochen nach einer Pharyngitis oder vier bis sechs Wochen nach einer Impetigo-Infektion entwickeln kann. 50 Prozent der Betroffenen sind asymptomatisch. Daher ist die Diagnose auch oftmals ein Zufallsbefund.

Berichten Patienten über Schmerzen in der Lendenregion, neuen Wassereinlagerungen oder ein sich plötzlich verschlechternder Bluthochdruck , so sind das Warnsymptome für das Vorliegen der Immunkomplexnephritis. Zur Abklärung sollte ein Urin-Status, ein 24h-Sammelurin und ein Labor bestimmt werden. Im Urin lässt sich eine Mikrohämaturie, also kleine Blutbestandteile, die nur unter dem Mikroskop sichtbar sind, nachweisen. Der 24h-Sammelurin weist eine erhöhte Proteinkonzentration auf, sodass Proteine fehlerhaft ausgeschieden werden. Laborchemisch lassen sich Entzündungswerte und ein erniedrigter C3 als Komplementfaktor feststellen.

Ebenso kann der Nachweis der bereits abgelaufenen Streptokokkeninfektion mit dem ASL Titer bzw. ADB Titer erfolgen. Zur Einschätzung der Nierenfunktion sollte eine Ultraschalldiagnostik veranlasst und die Nierenretentionsparameter kontrolliert werden. Klassische Komplikationen der Immunkomplexnephritis sind ein Hirnödem mit epileptischen Anfällen mit Bewusststeinseintrübung und eine Bluthochdruck-Krise mit Pumpversagen und Flüssigkeitsansammlung in der Lunge .

Der Therapieplan schreibt eine Schonung mit Bettruhe, salz-und eiweißarmer Kost und engmaschige Laborkontrollen vor. Wenn nicht bereits erfolgt, sollte eine intravenöse Penicillingabe veranlasst werden. Weitere Komplikationen wie Wassereinlagerungen können mit Wassertabletten, wie Schleifendiuretika behandelt werden. Der Bluthochdruck sollte beispielsweise mit ACE-Hemmern wie Ramipril eingestellt werden. Die Prognose unterscheidet sich je nach Erkrankungsalter. Die Immunkomplexnephrits heilt bei Kindern in 90 Prozent der Fälle folgenlos aus. Bei Erwachsenen hingegen, sind es lediglich 50 Prozent, die eine Rekonvaleszenz erreichen.

Wie ist die Prognose einer Streptokokken-Infektion?

Die Prognose einer Streptokokkeninfektion ist aufgrund der Diversität der möglichen Krankheitsbilder nicht zu pauschalisieren. Im Allgemeinen sind die Folgeerkrankungen nach Streptokokkeninfekt jedoch deutlich zurückgegangen. Daher ist eine konsequente antibiotische Therapie nach Diagnostik erfolgsversprechend.

Wie kann man einer Streptokokken-Infektion vorbeugen?

Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung einer Infektion ist eine ordentliche Hygiene. Dazu gehören das regelmäßige gründliche Händewaschen, das Fernhalten der Hände aus dem Gesicht und mehrmaliges Lüften der Wohnräume. Ferner sollten Sie darauf achten, in die Armbeuge oder in ein Taschentuch zu niesen bzw. zu husten und im Krankheitsfall Abstand zu den Betroffenen zu halten. All diese kleinen Verhaltensregeln ermöglichen eine Reduktion der Infektionsgefahr.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Streptokokken-Infektion

Keine Alternativmedizin, sondern ein interessanter Fakt, welchen Nutzen der Mensch aus Streptokokken ziehen konnte: Die Anwendung der Streptokinase. Es handelt sich um ein Protein, welches von Streptokokken gebildet wird. In der Medizin wird es zur lokalen oder systemischen Fibrinolyse eingesetzt. Das bedeutet, dass Thromben mithilfe dieser fibrinolytischen Wirkung aufgelöst werden können. Liegt ein Herzinfarkt oder Schlaganfall vor, so können diese mit dem Medikament minimalinvasiv aufgelöst werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Streptokokken-Infektion

Die Nachsorge richtet sich je nach Erkrankung. Eine schwere Endokarditis sollte beispielsweise mehrere Monate nach Erkrankung laborchemisch als auch mit einer Ultraschallbildgebung kontrolliert werden. Eine Pneumonie bedarf bei Nicht-Vorhandensein von Komplikationen keine weitere Nachsorge. Im Allgemeinen sollte jedoch stets der Allgemeinzustand des Patienten, die Schwere der Infektion und die Komplikationen beurteilt und anhand dieser Parameter die Nachsorge bestimmt werden.

Zusammenfassung

Eine Infektion mit Streptokokken kann mehrere Krankheitsbilder verursachen. Angefangen mit einer Angina tonsillaris, einer Pneumonie bis hin zu einer Endokarditis , Hirnhautentzündung und den Folgeerkrankungen. Aufgrund der Diagnostik und dem frühzeitigen Einsatz der antibiotischen Therapie konnten Folgeerkrankungen wie das rheumatische Fieber weitestgehend eliminiert werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Streptokokken können sehr hartnäckig sein. Sie können teils bis zu sechs Monate auf Oberflächen im Bereich von Türen oder Armaturen überleben.

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Streptokokken-Infektion einfach erklärt

Risikofaktoren

  • Mangelnde Hygiene
  • Immunschwäche

Ursachen

  • Infektion mit Streptokokken

Symptome

  • Halsschmerzen
  • Schwierigkeiten beim Schlucken
  • Fieber
  • Hautausschlag
  • Ungewöhnlich rote Zunge

Komplikationen

  • Sinusitis
  • Mastoiditis
  • Glomerulonephritis
  • rheumatisches Fieber
  • toxisches Schocksyndrom

Diagnose

  • Körperliche Untersuchung
    • Streptokokken-Infektionen zeigen in der Regel ein typisches Erscheindungsbild
  • Abstrich
    • Abstrich aus Rachen, Wunde oder Vaginalschleimhaut
  • Spezifische Tests
    • Schnelltest: nur bei einigen Streptokokken möglich

Therapie

  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Hygienemaßnahmen
  • Impfung (Streptococcus pneumoniae)
  • Schutz vor Übertragung bei der Geburt (AB Gabe bei positivem Vaginalabstrich)

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Impfung (Streptococcus pneumoniae)

Prognose

  • Streptokokken lassen sich mit Antibiotika gut behandeln
  • Prognose ist abhängig von der jeweiligen Erkrankung

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