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Steißbeinfistel

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Steißbeinfistel?

Bei der unter dem Begriff "Steißbeinfistel" bekannten Erkrankung handelt es sich um die Entstehung entzündlicher Prozesse im Unterhautgewebe des Steißbeins (Pilonidalsinus; Sinus pilonidalis).

Direkte Ursache für die Entstehung einer Steißbeinfistel sind kleine Haare, die sich durch stetige Reibung in die Haut der Steißbeinregion einboren. Der Körper interpretiert diese Haare als Fremdkörper und ruft deshalb eine Entzündungsreaktion hervor. In Folge dessen verändert sich das Gewebe das rund um das eingewachsene Haar liegt. Eine Steifbeinfistel kann in seltenen Fällen auch angeboren sein.

Es gibt verschiedene Formen der Steißbeinfistel, die sich klinisch voneinander unterscheiden.

Zu diesen Formen gehören:

  • asymptomatische Steißbeinfistel (Fistel ohne Symptome, kann in eine andere Form übergehen)
  • akut abszendierende Steißbeinfistel/Steißbeinabszess (Steißbeinfistel mit Eiteransammlung)
  • chronische Steißbeinfistel (kontinuierliches oder rezidivierendes Austreten von Flüssigkeit)

Wissenswert

Steißbeinfisteln sind sehr häufig und die Anzahl der bekannten Fälle nimmt seit einigen Jahren stetig zu. Besonders häufig sind Männer zwischen 20 und 40 Jahren betroffen.

Was sind die Symptome einer Steißbeinfistel?

Eine Steißbeinfistel muss nicht in jedem Fall Symptome hervorrufen. Es gibt asymptomatische Fisteln, die sich lediglich durch eine punktförmige Hauteinbuchtung bemerkbar machen.

Die abszendierende Steißbeinfistel hingegen ruft besonders ausgeprägte Symptome hervor. Betroffene Patienten leiden in den meisten Fällen unter starken Schmerzen im Bereich des Steißbeins. Darüber hinaus kommt es zur Entstehung einer deutlichen Schwellung und dem Austritt eitrigen Sekrets. Bei einer ausgeprägten Steißbeinfistel kommt es zudem zum Anstieg der Körpertemperatur bis hin zu Fieber .

Neben den akut auftretenden Steißbeinfisteln leiden einige Menschen unter ständig wiederkehrenden, durch eingewachsene Haare verursachte entzündliche Prozesse (chronische Steißbeinfistel). Bei einer chronischen Steißbeinfistel kommt es immer wieder zum Austritt eines klaren bis blutigen Sekrets.

Wie wird die Steißbeinfistel diagnostiziert?

Die Diagnostik bei Verdacht auf das Vorliegen einer Steißbeinfistel gliedert sich in mehrere Abschnitte. Zu Beginn findet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs erfragt der Arzt die beim Betroffenen vorliegenden Symptome und deren Intensität. Darüber hinaus möchte er wissen, ob es Dinge gibt, die die Beschwerden lindern und/oder verstärken. Im Anschluss geht er auf die Krankengeschichte des Patienten ein und eruiert, ob es bereits früher zur Entstehung einer Steißbeinfistel kam.

Nach diesem Gespräch wird eine körperliche Untersuchung, bei der die betroffene Stelle inspiziert wird, durchgeführt.  Anhand der charakteristischen Hautveränderungen lässt sich der Verdacht auf das Vorliegen einer Steißbeinfistel häufig erhärten. Außerdem tritt bei der chronischen Form der Steißbeinfistel während des Betastens Flüssigkeit aus.

Hinweis

Auf die Anwendung bildgebender Verfahren kann bei der Diagnostik einer Steißbeinfistel in den meisten Fällen verzichtet werden.

Therapie bei Steißbeinfistel

Eine Steißbeinfistel muss nicht immer behandelt werden. Im Falle der asymptomatischen Steißbeinfistel ist eine Behandlung vorerst nicht notwendig. In diesem Zusammenhang muss jedoch herausgestellt werden, dass eine asymptomatische Steißbeinfistel nicht von alleine abheilt sondern ein Leben lang bestehen wird. Außerdem ist zu beachten, dass diese Form jederzeit in eine akut abszendierende oder chronische Steißbeinfistel übergehen kann. In diesen Fällen sollte zeitnah eine geeignete Therapie eingeleitet werden.

In der Regel erfolgt die Behandlung einer abszendierenden Steißbeinfistel mit Hilfe einer chirurgischen Spaltung. Bei diesem Verfahren eröffnet der behandelnde Arzt den Abszess , sodass der darin eingelagerte Eiter abfließen kann. Im Anschluss heißt es abwarten. Innerhalb von ungefähr 14 Tagen klingen die entzündlichen Prozesse ab und die Behandlung der eigentlichen Steißbeinfistel kann durchgeführt werden.

Bei der Therapie der Steißbeinfistel gibt es verschiedene Verfahren.

Zu den wichtigsten Verfahren zählen:

  • "Pit picking":  Die Öffnung der Fistel (Pit) wird mitsamt einiger mm des umliegenden gesunden Gewebes herausgeschnitten.
  • Sinusektomie: Operative Entfernung einzelner Fistelgänge unter lokaler Betäubung.

Außerdem kommen heutzutage immer häufiger laserbasierte Techniken zum Einsatz.

Hinweis

Unabhängig davon welches operative Verfahrung zur Behandlung der Steißbeinfistel durchgefüht wird, erfolgt im Anschluss eine offene Wundheilung. Das bedeutet, dass die Wunde nicht per Naht verschlossen wird, sonder aus der Tiefe heraus nach oben abheilen soll.

Wie ist die Prognose einer Steißbeinfistel?

Obwohl die Prognose bei Vorliegen einer Steißbeinfistel gut ist, gibt es bei dieser Erkrankung keine Spontanheilung. Darüber hinaus sind auch nach erfolgreicher Behandlung jederzeit Rezidive möglich.

Besonders problematisch sind chronische Steißbeinfisteln. Bei dieser Form der Erkrankung kann es, wenn auch selten, zur Entstehung von Hautkrebs kommen.

Wie kann man einer Steißbeinfistel vorbeugen?

Der Entstehung einer Steißbeinfistel lässt sich in der Regel nicht zuverlässig vorbeugen. Es gibt jedoch einige Maßnahmen, die dabei helfen, das Risiko des Auftretens einer Steißbeinfistel effektiv zu senken.

Achtung

In diesem Zusammenhang ist es besonders wichtig, die Pofalte sauber und trocken zu halten. Auf diese Weise kommt es in diesem Bereich nicht zu einer übermäßigen Ansiedlung bakterieller Erreger. Da eingewachsene Haare die Hauptursache für die Entstehung einer Steißbeinfistel sind, kann die permanente Enthaarung dazu führen, dass es nicht zu entzündlichen Prozessen kommt.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Steißbeinfistel

Nach der operativen Behandlung der Steißbeinfistel, wird die Wunde nicht chirurgisch verschlossen. Vielmehr belässt man sie offen und stimmuliert die Heilung ausgehend von der Tiefe der Wunde. Während des Abheilungszeit sollte die Wunde stets sauber gehalten werden. Darüber hinaus empfiehlt es sich, die ehemalige Fistel bis zur vollständigen Heilung regelmäßig kontrollieren zu lassen.

Zusammenfassung

Bei der unter dem Begriff "Steißbeinfistel" bekannten Erkrankung handelt es sich um die Entstehung entzündlicher Prozesse im Unterhautgewebe des Steißbeins (Pilonidalsinus; Sinus pilonidalis). Direkte Ursache für die Entstehung einer Steißbeinfistel sind kleine Haare, die sich durch stetige Reibung in die Haut der Steißbeinregion einboren. Eine Steißbeinfistel kann nicht von alleine abheilen und sollte sobald sie symptomatisch wird immer behandelt werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Ohne die Einleitung einer adäquaten Behandlung, kann sich eine Steißbeinfistel nicht zurückbilden.

Eine Steißbeinfistel muss nicht immer operiert werden. Sollte es sich um eine asymptomatische Fistel handeln, so kann sie vorerst belassen werden. In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass die asymptomatische Steißbeinfistel jederzeit in eine akut abszendierende oder chronische Fistel übergehen kann. Wird diese dann nicht operiert, kann sie sich innerhalb kurzer Zeit entzünden und anschwellen. Die betroffenen Patienten leiden dann unter starken Schmerzen.

Unter adäquater Behandlung kann es nach dem Ablassen des Eiters bis zu 14 Tage dauern, bis die entzündlichen Prozesse abgeklungen sind. Erst dann kann die Therapie der eigentlichen Fistel beginnen. Da diese nach der Operation offen abheilen muss, können noch einmal einige Wochen vergehen, bis die Wunde komplett verschlossen ist.

Kann eine Steißbeinfistel gefährlich werden?

Wie groß eine Steißbeinfistel werden kann, ist recht unterschiedlich. Der Fistelgang kann eine Länge von 2cm durchaus übersteigen.

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Steißbeinfistel einfach erklärt

Sinus pilonidalis, Pilonidalsinus

Häufigkeit

  • Inzidenz: etwa 48 von 100.000 Menschen pro Jahr
  • Manifestationsalter: meist 20-30 Jahre

Risikofaktoren

  • Behaarung der Analfalte
  • viel Fettgewebe in der Analfalte

Ursachen

  • eigewachsenes Haar

Symptome

  • Schmerzen
  • Schwellung
  • Rötung
  • Fieber

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Schmerzen im Bereich der Analfalte?
    • Haben sie eine Schwellung in der Analfalte?
    • Ist ihre Analfalte stark gerötet?
    • Leiden sie an Fieber?
  • Körperliche Untersuchung
    • Austritt von Flüssigkeit (eitrig und/oder blutig) beim Abtasten

Präventionsmaßnahmen

  • Pofalte enthaaren/stutzen
  • Bewegung
  • kein langes Sitzen
  • tägliche Reinigung der Analfalte

Prognose

  • Keine Spontanheilung
  • Rezidive möglich

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