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Speiseröhrenkrebs

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Speiseröhrenkrebs?

Jährlich erkranken etwa sieben Menschen pro 100.000 Einwohner an Speiseröhrenkrebs. Die Karzinomerkrankung kann in der Speiseröhre, als auch am Übergang zum Magen auftreten. Es werden je nach Ursprungsort des Gewebes in Adenokarzinom und Plattenepithelkarzinome differenziert. Die Adenokarzinome entstehen aus Drüsengewebe, die Plattenepitelkarzinome aus der Schleimhautschicht der Speiseröhre.

Das Adenokarzinom weist eine Häufigkeit von 50 bis 60 Prozent auf und liegt am unteren Drittel der Speiseröhre sowie am Übergang zum Magen. Es entsteht aus dem Barrett-Ösophagus. Das Barett-Syndrom ist eine Vorstufe des Speiseröhrenkrebs. Die Veränderungen werden durch einen chronischen Reflux verursacht. Der Begriff Reflux steht für ein chronisches Zurückfließen des Speisebreis aus dem Magen in den Ösophagus.

Dies führt zu einer Entzündung der Schleimhautschicht. Als Adaption an die erhöhte chemische und physikalische Belastung verändern sich die Zellen, sodass sich aus dem Plattenepithel eine Drüsenschicht bildet. Diese Neoplasie stellt ein 30- bis 40- fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Adenokarzinoms dar. Insgesamt lässt sich eine erhöhte Inzidenz in Westeuropa aufgrund der Fettleibigkeit und der fettreichen Ernährung feststellen.

Das Plattenepithelkarzinom weist ebenso spezifische Risikofaktoren auf und macht etwa 40 bis 50 Prozent der Fälle aus. Eine Studie konnte eine erhöhte Inzidenz an Speiseröhrenkrebs in einigen Regionen Südamerikas feststellen. Dort wird Mate sehr heiß getrunken, meist auch in Kombination mit Alkohol und Zigaretten.

Diese drei Risikofaktoren sind als die wichtigsten bekannten Auslöser für das Plattenepitelkarzinom, die in der Literatur beschrieben sind. Zudem sind Männer in der Geschlechterverteilung dreimal häufiger betroffen als Frauen. Ebenso wird ein möglicher Zusammenhang zwischen einer HPV-Infektion und dem Plattenepithelkarzinoms des Ösophagus diskutiert.

Wissenswert

Im Allgemeinen tritt die Karzinomerkrankung in der Regel nach dem 40. Lebensjahr auf. Der Häufigkeitsgipfel liegt jedoch nach der 6. und 7. Lebensdekade.

Was sind die Symptome bei Speiseröhrenkrebs?

Das Frühstadium des Speiseröhrenkrebs verläuft meist asymptomatisch. Die Neoplasie wird als „stummer Krebs“ beschrieben, da sich erst mit dem Fortschreiten der Erkrankung die charakteristischen Leitsymptome des Ösophaguskarzinoms zeigen. Dazu gehören Schluckstörungen (Dysphagie ), häufiges Aufstoßen (Regurgitationen) und ein progredientes Druckgefühl hinter dem Brustbein. Da es sich um einen zunehmenden Prozess handelt, wird die Schluckstörung von den Patienten als über den zeitlichen verlauf schlimmer werdend beschrieben.

Diese Kardinalsymptome sind zwar sehr speziell, aber dadurch, dass sie erst im Spätstadium auftreten, weisen sie eine schlechte Behandlungsoption auf. Die Schmerzen hinter dem Brustbein werden oftmals auch als Rückenschmerzen von den Patienten wahrgenommen.

Ist der Eingang der Speiseröhre durch den Tumor verengt, so können die Betroffenen ihren Speichel nicht mehr schlucken. Dies führt zum ständigen Sabbern. Ferner können Symptome wie Appetitlosigkeit oder Erbrechen vorkommen. Wie bei jeder Krebserkrankung kann eine sogenannte B-Symptomatik beschrieben werden.

Die B-Symptomatik ist ein Symptomkomplex, bestehend aus einem Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent in den letzten sechs Monaten, Fieber und Nachtschweißigkeit. Ist der Krebs so fortgeschritten, dass dieser Nervenstrukturen verdrängt, liegt oftmals eine Heiserkeit vor. Diese wird durch die Einklemmung des Nervus laryngeus rekurrens hervorgerufen.

Und wie verläuft die Metastasierung des Ösophaguskarzinoms? Speisenröhrenkrebs streut früh lymphogen. Das bedeutet, dass die Metastasierung in den zervikalen, also in den Halslymphknoten erfolgt. Ebenso führt die topographische Nähe zu den Nachbarorgangen, wie der Luftröhre, den Wirbelkörpern oder den angrenzen Blutgefäßen zu einer frühen Infiltration dieser Strukturen.

Wissenswert

Eine Streuung der Krebszellen über die Blutbahn ist dahingehend recht selten und tritt meist in einem sehr fortgeschrittenen Stadium auf. Ein Tumor im oberen Drittel der Speiseröhre führt meist zum Befall der Lunge . Liegt der Tumor jedoch distal, also in der Nähe des Magens, so können die Krebszellen über das venöse System ihren Weg zur Leber finden. Ein weiterer Ort der hämatogenen Metastasierung stellt das Skelett dar.

Wie wird Speiseröhrenkrebs diagnostiziert?

Untersuchungen bei Speiseröhrenkrebs

Doch wie wird die Diagnose des Speiseröhrenkrebs gestellt? Wie bei allen anderen Erkrankungen, muss eine ausführliche Anamnese erhoben werden. Diese beinhaltet neben den Beschwerden ebenso relevante Vorerkrankungen und familiäre Prädispositionen. Zudem werden die Risikofaktoren abgefragt. Anschließend erfolgen die klinische Untersuchung und die Erhebung des Allgemeinzustandes.

Der Goldstandard der Diagnosesicherung ist die Endoskopie des oberen Gastrointestinaltraktes, also eine Spiegelung. Neben der Inspektion und Darstellung von Veränderungen können Biopsien aus den suspekten Arealen entnommen werden. Die Biopsie im Rahmen dieser Untersuchung ermöglicht schlussendlich die histologische Sicherung der Diagnose.

Dazu gehören die endoskopische Sonographie, eine Sonographie des Bauchraumes sowie eine computertomographische Darstellung der Brust.- und Bauchraumes für die Erkennung möglicher Metastasen. Die endoskopische Sonographie ist ein geführter Ultraschallkopf in der Speiseröhre und erlaubt die Beurteilung der lokalen Infiltration des Tumors. Weiterhin können lokale Lymphknotenveränderungen dargestellt werden.

Diese Erkenntnisse sind relevant für die Stadieneinteilung und der damit einhergehenden Therapiemöglichkeit. Die Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes ist für den Ausschluss von Lebermetastasen indiziert. Bei einem fortgeschrittenen Stadium kann ein Röntgen-Breischluck notwendig sein, um lokale Komplikationen wie Fisteln, Stenosen oder Dilatationen darzustellen.

Eine PET-CT-Untersuchung zum Nachweis von Fernmetastasen, eine Sklettszinitigraphie bei Knochenschmerzen oder aber eine Bronchoskopie bei dem Verdacht einer Infiltration des Bronchialsystems sind weitere Untersuchungsmöglichkeiten, die jedoch keine Primärdiagnostik darstellen. Die Bestimmung spezifische Tumormarker wie beispielsweise beim Schilddrüsenkarzinom oder beim Kolonkarzinom sind in der Diagnostik des Ösophaguskarzinoms nicht relevant.

Wissenswert

Differentialdiagnostisch kommen ebenso gutartige Tumoren wie ein Neurinom oder Papillom in Betracht. Auch Narbige Strikturen können einen vergleichbaren Symptomkomplex wie bei der Krebserkrankung aufweisen.

Therapie bei Speiseröhrenkrebs

Wie bei fast jeder Krebserkrankung entscheidet die Histologie und das Stadium der Neoplasie über die Therapiemöglichkeiten. Tumoren, die lokal begrenzt sind und bisher keine Metastasierung ausweisen, können kurativ behandelt werden. Ein Adenokarzinom im Frühstadium kann mithilfe einer endoskopischen Mukosaresektion geheilt werden. Das bedeutet, dass mithilfe einer Spieglung die Läsionen der Schleimhautschicht abgetragen werden können. Reicht ein endoskopisches Verfahren nicht aus, ist ein chirurgische Intervention indiziert.

Bei fortgeschrittener Tumorgröße, aber erhaltender Operabilität und dem Ausschluss von Fernmetastasen kann der Krebs als vollständige Resektion des Ösophagus und regionärer Lymphknoten entfernt werden. Die Speiseröhre kann entweder als Magenhochzug, oder aber durch ein Dünn.-oder Dickdarminterponat rekonstruiert werden. Eine Operabilität kann teils durch eine präoperative Chemotherapie erzielt werden. Standardsubstanzen der Chemotherapie sind Folinsäure, Cisplatin und 5-Fluorouracil. Eine weitere Möglichkeit stellt die perioperative Chemotherapie dar. Vor eine Operation sollte daher eine Radiochemotherapie eingeleitet werde.

Dies ist eine Kombination aus prä-und postoperativer Chemotherapie und hat das Ziel, die Krebserkrankung weitestgehend einzudämmen und die Resektionsoptionen zu verbessern. Eine Alternative zur chirurgischen Versorgung ist die definitive Radiochemotherapie des Ösophaguskarzinoms. Diese ist indiziert, wenn die Therapie potenziell kurativ geplant ist, der Patient jedoch eine Einschränkung der Vitalfunktionen aufweist. Vorzugsweise ist die Radiochemotherapie eine Methode der Wahl bei lokalisierten Plattenepithelkarzinomen der oberen Speiseröhre .

Speiseröhrenkrebs im fortgeschrittenen Stadium ist leider nicht mehr heilbar. Eine lokale Ausbreitung oder aber Fernmetastasen sind Kontraindikation der Operabilität. Zur Verbesserung der Lebensqualität wird eine palliative Therapie geplant. Die Therapieoption ermöglicht die Linderung der Beschwerden. Die durch den Tumor entstehende Passagestörung kann mithilfe einer Stent-Implantation oder einer PEG-Anlage aufgehoben bzw. umgangen werden. Die PEG-Sonde stellt einen künstlichen Zugang zum Magen dar, der endoskopisch hergestellt wird. Die Ernährung eines Tumorpatienten ist besonders wichtig, da der Tumor zu einer Auszehrung und Abmagerung des Erkrankten führt. Dieses Phänomen wird als Tumorkachexie bezeichnet und verkürzt die Überlebenszeit des Betroffenen.

Wie ist die Prognose bei Speiseröhrenkrebs?

Aufgrund des stummen Karzinoms ist die Prognose des Speiseröhrenkrebs insgesamt eher schlecht. Bei der Mehrheit der Patienten liegt zum Zeitpunkt der Diagnosestellung ein Spätstadium mit großer Ausbreitung des Tumors und den Befall mehrerer Lymphknotenstationen vor. Allgemein gilt, je distaler der Tumor liegt, also näher am Magen , desto besser ist die Prognose. Die 5-Jahres-Überlebensarte beträgt weniger als 10 Prozent.

Wie kann man Speiseröhrenkrebs vorbeugen?

Um das Risiko des Speiseröhrenkrebs zu reduzieren, sollten Sie auf Tabak-als auch auf Tabakkonsum verzichten. Ebenso sollten Getränke bzw. Speisen ausreichend abgekühlt werden, um eine Reizung der Schleimhautschicht zu vermeiden. Da für die Entstehung des Adenokarzinoms Reflux als wesentlicher Auslöser gilt, sollten Sie Ihren Lebensstil bzw. Ihre Ernährungsweisen dementsprechend anpassen.

Das bedeutet, dass bei Fettleibigkeit Gewicht reduziert werden sollte. Da fettreiche Ernährung und Stress ebenso zu einer Refluxösophagitis führen können, sollte die Ernährung umgestellt werden und Ressourcen für ein Stressmanagement erarbeitet werden.  Bei einer diagnostizierten Reflux-Krankheit sollte diese therapiert und regelmäßig kontrolliert werden. Früherkennungsmaßnahmen wie bei dem Brustkrebs sind in Deutschland nicht etabliert.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Speiseröhrenkrebs

Verlaufskontrollen bzw. eine engmaschige Nachsorge sind wichtige Bestandteile der Therapie. Bei einer Chemotherapie sollte der Allgemeinzustand des Patienten regelmäßig evaluiert werden. Zur Nachsorge gehören die körperliche Untersuchung, ein Routinelabor mit Blutbild sowie eine bildmorphologische Kontrolle.

Die bildmorphologische Kontrolle sollte primär als Ultraschallbildgebung erfolgen. Gegeben falls kann diese mit einer computertomographischen Untersuchung erweitert werden. Im Vordergrund der Nachsorge stehen jedoch die Beschwerden des Patienten und die Komplikationen der Therapie.

Zusammenfassung

Das Ösophaguskarzinom, also der Speisenröhrenkrebs, kann in Form eines Drüsenkrebs (Adenokarzinom) auf dem Boden einer Refluxösophagitis oder aber als Plattenepithelkarzinom in Folge toxischer Kontaktstoffe wie beim Rauchen, bei dem Verzehr heißer Getränke oder Alkohol auftreten. Typischerweise fallen die Patienten erst im Spätstadium mit Schluckbeschwerden und einem Druckgefühl hinter dem Brustbein auf. Daher sind nur noch 40 Prozent der Betroffenen zum Zeitpunkt der Diagnosesicherung operativ behandelbar. Im Frühstadium kann die Speiseröhre mit dem umliegenden Gewebe, vor allem des Lymphabflusses entfernt und durch den Hochzug des Magens ersetzt werden. Ist diese kurative Behandlung nicht mehr möglich, erfolgt eine palliative Therapie.

Speiseröhrenkrebs Ratgeber durch deine Erkrankung

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

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Speiseröhrenkrebs einfach erklärt

Ösophaguskarzinom

Risikofaktoren

  • Alkoholkonsum
  • Nikotinkonsum
  • Strahlenbehandlung
  • Kopf- oder Halstumore
  • Refluxkrankheit
  • Barrett-Ösophagus
  • Adipositas
  • Achalasie
  • heiße Getränke
  • Narben in der Speiseröhre

Ursachen

  • Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Strahlenbehandlung
  • Refluxkrankheit
  • Barrett-Ösophagus
  • Achalasie
  • Narben in der Speiseröhre
  • heiße Getränke

Symptome

  • würgen
  • Krämpfe
  • Sodbrennen
  • Gewichtsverlust
  • Heisere Stimme
  • Halsschmerzen

Komplikationen

  • Metastasen in der Lunge
  • Metastasen in der Leber
  • Metastasen im Skelett

Diagnose

  • Anamnese
    • Müssen sie bei dem Versuch zu schlucken häufig würgen?
    • Leiden sie an schmerzhaften Krämpfen im Bereich der Speiseröhre?
    • Leiden sie an Sodbrennen?
    • Haben sie ungewollt Gewicht verloren?
    • Sind sie seit einer Weile heiser?
    • Haben sie Schmerzen im Hals?
  • Ösophago-Gastro-Duodenoskopie (ÖGD)
    • Begutachtung von Ösophagus und Magen bis zum Zwölffingerdarm
  • Ultraschalluntersuchung
  • Bronchoskopie
    • Ausschluss anderer Erkrankungen
  • Laboruntersuchung
    • HER2-Testung

Therapie

  • Operation
  • Strahlentherapie
  • Chemotherapie
  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • beeinflussbare Risikofaktoren meiden

Prognose

  • Abhängig vom Stadium
  • In frühen Stadien gut operabel
  • schnelles Tumorwachstum
  • 5-Jahres-Überleben: ca. 22 bis 24 Prozent

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