Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Schweinegrippe?
Die Schweinegrippe gehört zu der Gruppe der Grippeerregern zu den sogenannten Influenzaviren. Diese Viren haben an ihrer Oberfläche unterschiedliche charakteristische Strukturen, die ihnen entsprechenden Namen geben. Unter den Influenzaerregern sind drei Typen bekannt: A, B und C, wobei A aufgrund der Ansteckungszahl am relevantesten ist. Die Viren kommen weltweit vor und führen in den Wintermonaten Januar bis März zu dem Großteil der Infektionen.
Der Grund für die höhere Übertragungsrate ist die Tatsache, dass die Viren im Winter stabiler sind, Menschen vermehrt in Räumen sich aufhalten, das Immunsystem eher geschwächt ist und die Schleimhäute durch Heizungsluft trockener sind. Vor der Sars-CoV-2-Pandemie erkrankten in Deutschland in der Saison 5-20 % der Bevölkerung, bei den Kindern sind die Zahlen etwas mehr.
Bei den Oberflächenmerkmalen handelt es sich um Antigene. Antigene sind Strukturen an einem Erreger, die die krankheitsverursachenden Eigenschaften beschreiben. Bei den Influenzaviren sind ist es einerseits das Hämagglutinin (abgekürzt mit H), die Neuraminidase (abgekürzt mit N) sowie das Matrixprotein (M2).
Das Erregerreservoir sind neben Menschen auch Säugetiere wie beispielsweise Vögel, Schweine und Hunde. Die Einteilung der Influenzaviren erfolgt über die oben beschriebenen Oberflächenantigene. So sind 18 H-Subtypen bekannt und 11 N-Subtypen. Für die Epidemien sind insbesondere H1, H2, H3 und H5 sowie N1, N2 und N7 relevant. Der Grund, dass diese Viren sich saisonal ändern ist eine Veränderung der Antigene durch Mutationen (daher ist jährlich eine neue, angepasste Impfung notwendig).
Die Schweinegrippe gehört zu den Influenza-A-Viren mit dem häufigsten Subtypen H1N1. Dieser Subtyp führte 1918/1919 zu einer großen Pandemie, die besser unter dem Namen "Spanische Grippe" bekannt ist. Dieser Subtyp zog durch die gesamte Welt in drei Wellen und hat zwischen 20 und 50 Millionen Menschen das Leben gekostet – bei einer weltweiten Infektionszahl von ca. 500 Millionen Menschen. Die letzte große Schweinegrippe-Pandemie war 2010.
Das Virus wird über Tröpfchen oder Schmierinfektion, sprich Übertragung über kontaminierte Flächen, übertragen. Dabei sind die Oberflächenstrukturen Hämagglutinin und Neuraminidase (bei der Schweinegrippe meist H1N1) entscheidend. Das Hämagglutinin der Viren bindet dabei an die Neuraminsäure des Flimmerepithels der Atemwege des Menschen. Anschließend wird das Virus in den Zellen repliziert (vervielfältigt).
Damit die Viren nun sich weiterverbreiten können, müssen diese aus den Zellen ausgeschleust werden: Dies geschieht über die Spaltung der Neuraminsäure durch die zweite Oberflächenstruktur Neuraminidase. Nachdem die Wirtszelle (befallene menschliche Zelle) das Virus vervielfältigt hat, stirbt diese ab und führt zu einer systemischen Reaktion mit und entsprechender Immunantwort.
Was sind die Symptome einer Schweinegrippe?
Die Inkubationszeit von Influenzaviren beträgt durchschnittlich wenige Stunden bis Tage. Bei der Schweinegrippe sind es etwa 2-4 Tage. In den meisten Fällen verläuft und verlief die Schweinegrippe eher mild. Grundsätzlich verlauft eine Grippe zu 33 % der Fälle ohne Symptome, 33 % haben milde Symptome und 3 3% haben typische Grippe-Symptome mit ggf. einem schweren Verlauf.
Typisch für die Symptomkonstellation ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Husten- und Halsschmerzen. Meist fühlen sich die Patienten in ihrem Allgemeinzustand deutlich reduziert. In einigen Fällen – allerdings nicht typisch – können Schnupfen, Übelkeit mit Erbrechen sich zusätzlich präsentieren.
Kommt zu der Virusinfektion mit der Schweineinfluenza zusätzlich eine bakterielle Besiedlung der Lungen- und Atemwege hinzu (bakterielle Superinfektion), dann können sich die Symptome deutlich verschlechtern, bis hin zu der Notwendigkeit der intensivmedizinischen Versorgung.
Die durchschnittliche Krankheitsdauer beträgt 4-8 Tage. In einige Fälle bestehen weiterhin Symptome wie Abgeschlagenheit, und ggf. für einige Wochen.
Wie wird die Schweinegrippe diagnostiziert?
Klinisch wird die Schweinegrippe durch die typische Konstellation der Symptome und der Klinik diagnostiziert. Zur Sicherung der Diagnose werden RT-PCR-Tests angewandt.
Zusätzlich können bei drohenden oder begonnenen komplizierteren Verläufen Blutuntersuchungen mit Bestimmung von Leukozyten und CRP zur Beschreibung der Infektkonstellation erfolgen.
Therapie bei Schweinegrippe
Entscheidend für die meisten Verläufe (leicht und mild) ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die schmerzhemmende und fiebersenkende Medikation. Bei schweren Verläufen müssen entsprechende stationäre oder intensivmedizinische Maßnahmen erkannt und eingeleitet werden.
Liegen Vorerkrankungen oder eine Schwangerschaft vor und/oder ist mit einem schwereren Verlauf zu rechnen, dann kann eine antivirale Therapie innerhalb der 48 Stunden begonnen werden. Das Ziel ist, die Gefahr von Komplikationen und die Krankheitsdauer sowie die Symptome zu reduzieren.
Die Wirkstoffe richten sich damit gegen die Neuraminidase, sprich also der Struktur, die durch die Abspaltung der Neuraminsäure für die Freisetzung der vervielfältigten Influenzaviren aus den Zellen verantwortlich ist.
Zugelassen sind zwei Wirkstoffe:
- Oseltamivir (z.B. Tamiflu®)
- Zanamivir (z.B. Relenza®)
Eine Therapie mit einem der oben genannten Wirkstoffe ist bereits bei einem positiven Antigen-Schnelltest und bei einem schweren Verlauf gerechtfertigt.
Wie ist die Prognose einer Schweinegrippe?
Die Prognose ist mehrheitlich gut. Schwerste Verläufe bis hin zum Tod ist statistisch selten. Patientinnen und Patienten, die eine vulnerable ("verletzliche") Gruppe darstellen, sollten frühzeitig erkannt und entsprechend diagnostiziert beziehungsweise therapiert werden.
Die Gesamtletalität der Schweine-Influenza betrug 2009/2010 ca. 0,4% (0,1% bei der saisonalen Grippe). Eine Infektion hinterlässt eine teilweise Immunität.
Wie kann man einer Schweinegrippe vorbeugen?
Für Menschen, die Angehörige folgender Gruppe sind, werden jährliche Immunisierungen empfohlen:
- Angestellte im Gesundheitswesen
- Menschen, die mit viel Publikumsverkehr arbeiten (z.B. Beamtinnen und Beamte in Behörden)
- alle Personen, die über dem 60. Lebensjahr
- Patientinnen und Patienten mit einer Grunderkrankung, beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Multipler Sklerose
- Schwangere ab dem 2. Drittel der Schwangerschaft
- Menschen in Alten- und Pflegeheimen
Als Impfstoff kommen inaktivierte vierfach Spalt- bzw. Subunit-Impfstoffe infrage. Diese werden meist im hausärztlichen Rahmen verabreicht, können aber auch beispielsweise beim betriebsärztlichen der jeweiligen Arbeitgeber gespritzt werden.
Wichtig!
- Schwangeren wird die Impfung explizit empfohlen
- Kinder und Jugendliche können mit einem Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Viren erhalten (nicht bei Säuglingen unter 6 Monaten)
Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Schweinegrippe
Bei bekannten Infektionen sollten unbedingt die gültigen Hygienebestimmungen der Einrichtungen beachtet werden. Dazu gehören:
- gründliche Händedesinfektion
- Trennung von erkrankten Personen von anderen Patienten/Menschen
- ggf. Tragen von Mund-Nasen-Schutz
Zusammenfassung
Die Schweinegrippe ist eine mutierte Form der saisonalen Grippe, die in Vögel und Schweine ihre Oberflächenantigene verändert hat. Die Infektion geht mit hohem , Kopf- und Gliederschmerzen sowie einher. In den meisten Fällen ist ein leichter oder milder Verlauf zu erwarten.
Schwere Verläufe können zu blutigen Lungenentzündungen sowie zum Organversagen. Für Patientinnen und Patienten, die zu einer Risikogruppe gehören oder ein schwerer Verlauf droht, stehe zwei Wirkstoffe zur Verfügung. In den meisten Fällen ist die Prognose gut. Die 4-fach-Impfung hat eine gute Schutzwirkung. Schwangere sollten insbesondere dies nach Rücksprache in Betracht ziehen.