Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)
Bei einer Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) handelt es sich um eine Erkrankung, die vor allem in den letzten Abschnitten der Schwangerschaft auftritt. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine Anpassungsstörung des Körpers an die während der Schwangerschaft auftretenden Veränderungen.
Was genau die direkte Ursache für das Auftreten einer Schwangerschaftsvergiftung ist, wurde noch nicht abschließend geklärt. Man geht davon aus, dass eine Störung des Mutterkuchens (Plazenta) hervorgerufen wird.
Durch diese Veränderung komme es laut Experten zu Veränderungen an den Blutgefäßen und zu einer Aktivierung von Immunzellen. Infolgedessen könne Flüssigkeitsausströme aus den Gefäßen beobachtet werden. Die werdende Mutter entwickelt letztendlich Wassereinlagerungen und Störungen im Blutgerinnungssystem. Es kommt zur Entstehung einer Schwangerschaftsvergiftung.
Der Begriff "Schwangerschaftsvergiftung" meint jedoch nicht eine bestimmte Erkrankung. Vielmehr fasst man mehrere, in einer Schwangerschaft mögliche Krankheiten unter diesem Begriff zusammen.
Zu den Gestosen zählen:
*H entspricht einer Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen) *E entspricht erhöhten Leberenzymen *LP entspricht einer verringerten Anzahl an Blutplättchen (Englisch: low platelets)
Diesem Syndrom liegt eine Störung der Leberfunktion zugrunde. Betroffene Frauen bemerken aus diesem Grund starke rechtsseitige Oberbauchschmerzen oder Schmerzen hinter dem Brustbein. Das HELLP-Syndrom kann sowohl schubweise als auch kontinuierlich verlaufen und endet meist in der Einleitung der Geburt oder einem Kaiserschnitt.
Das Ausmaß einer jeder Form der Schwangerschaftsvergiftung kann ganz unterschiedlich sein. In schweren Fällen kann es bei allen Formen zu schweren Organschädigungen oder zum Tode kommen.
Eine Schwangerschaftsvergiftung kann prinzipiell bei jeder Frau entstehen. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die das Auftreten der Erkrankung wahrscheinlicher machen. Vor allem Frauen, die bereits eine Schwangerschaftsvergiftung durchmachen mussten, haben ein erhöhtes Risiko eine erneute Gestose zu durchleben.
Darüber hinaus tritt diese Erkrankung besonders häufig im Zuge der ersten Schwangerschaft, bei Mehrlingsschwangerschaft, bei Patientinnen mit
Auch Fettleibigkeit und verschiedene Nierenerkrankungen steigern die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Schwangerschaftsvergiftung einstellt. Zudem kann eine genetische Komponente nicht ausgeschlossen werden.
Schwangere, die unter einem oder mehreren der für die Gestosen typischen Anzeichen leidet, sollten unbedingt zeitnah einen Gynäkologen aufsuchen.
Die typischen Symptome einer Schwangerschaftsvergiftung können bei jeder der drei Formen auftreten. Es zeigen sich lediglich einige Beschwerden, die formspezifisch sind und somit diagnostisch genutzt werden können.
Bei allen Gestosen kann es zum Auftreten von Bluthochdruck, bei dem Werte von über 140/90 erreicht werden, kommen. Viele der betroffenen Patientinnen erleiden zudem starke Kopfschmerzen, die mit Sehstörungen einhergehen.
Da es sich vor allem beim Bluthochdruck um ein deutliches Warnzeichen handelt, wird der Blutdruck bei jeder der Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft gemessen.
Bei der sogenannten Präeklampsie treten in der Regel keine formspezifischen Beschwerden auf. Wohingegen sich die Eklampsie durch das Auftreten von tonisch-klonischen Krampfanfällen abhebt. Typisch für das HELLP-Syndrom ist ebenfalls ein stark erhöhter Blutdruck und eine Erhöhung der Leberenzyme (Transaminasen).
Der ebenfalls für das HELLP-Syndrom spezifische Abfall der Anzahl an Blutblättchen sorgt bei den Betroffenen unter Umständen für ausgeprägte Störungen der Blutgerinnung.
Eine Schwangere, die unter einem oder mehreren der für eine Gestose typischen Symptome leidet, sollte dringend zeitnah ihren Gynäkologen aufsuchen. Sollte eine Schwangerschaftsvergiftung vorliegen, stellt dieser die Diagnose und weist sie gegebenenfalls in eine Geburtsklinik ein.
Wenn der Verdacht auf das Vorliegen einer Schwangerschaftsvergiftung besteht, ist es sehr wichtig eine umfangreiche Diagnostik durchzuführen. Für den behandelnden Arzt gestaltet sich dies sehr viel einfacher, wenn die betroffene Patientin ihm bereits während eines Arzt-Patienten-Gesprächs (Anamnese) mitteilt, welche Beschwerden vorliegen.
Neben den Hauptbeschwerden können auch sogenannte Begleitsymptome, also Beschwerden, die auf den ersten Blick nicht mit dem Grundproblem in Zusammenhang stehen, von Bedeutung sein. Die Aufgabe des Arztes ist es dann zu eruieren, ob die bei der werdenden Mutter vorliegenden Symptome mit einer Schwangerschaftsvergiftung in Zusammenhang stehen können oder ob sie eher auf eine andere Erkrankung hindeuten.
Außerdem befragt der Gynäkologe die Schwangere bezüglich vorheriger Schwangerschaften (Lag schon mal eine Gestose vor?) und ihrer Familiengeschichte (Hatten nahe Verwandte schon mal eine Schwangerschaftsvergiftung?).
Für die Diagnose der Schwangerschaftsvergiftung gibt es nicht den einen Test. Vielmehr sind eine Reihe von Untersuchungen notwendig, um die Diagnose ohne Zweifel bestätigen zu können.
Schon beim Betreten der gynäkologischen Praxis, wird jede werdende Mutter gebeten eine Urinprobe abzugeben. Dort lassen sich bei einer Schwangerschaftsvergiftung Eiweiße nachweisen. Darüber hinaus sollte bei Verdacht auf das Vorliegen einer Gestose Blut abgenommen und im Labor untersucht werden. In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Leberwerte (Transaminasen) eine entscheidende Rolle.
Aber auch die Nierenwerte sollten unbedingt bestimmt werden, denn Abweichungen von der Norm können auf Funktionsstörungen des Organs hinweisen. Um ein möglicherweise vorhandenes HELLP-Syndrom zu bestätigen, als auch die Anzahl der Thrombozyten (Blutplättchen) ermittelt werden.
Vor allem die Messung des Blutdrucks hilft dabei, die Erkrankung nachzuweisen. Bei Frauen, die an einer Schwangerschaftsvergiftung leiden, ist dieser meistens erhöht. Darüber hinaus wird die Gewichtszunahme bei jeder Schwangeren genau beobachtet und dokumentiert. Eine zu rasche Gewichtszunahme kann einen Hinweis auf die Einlagerung von Wasser (Ödeme) liefern.
Da eine Schwangerschaftsvergiftung sowohl für die Mutter als auch für den Fetus gefährlich werden kann, wird auch dieser in die Diagnostik einbezogen. Die aktuelle Situation des Ungeborenen lässt sich mit einem CTG (Kardiotokogramm) darstellen. Außerdem kann der Blutfluss zwischen Mutter und Kind mittels Ultraschall geprüft werden.
Die Wahl der am besten geeignetsten Therapie hängt maßgeblich von der Art, dem Ausmaß und dem bisherigen Verlauf der Schwangerschaftsvergiftung ab.
In leichten Fällen kann die Schwangerschaft problemlos fortgeführt werden. Die betroffenen Schwangeren können sich oft selbst durch einfache Maßnahmen helfen. Wassereinlagerungen an den Beinen lassen sich beispielsweise durch regelmäßiges Hochlegen der Füße etwas regulieren. Langes Stehen hingegen fördert die Zunahme von Ödemen. Leicht ausgeprägter
In diesem Zusammenhang ist jedoch zu beachten, dass während der Schwangerschaft nicht jede der erhältlichen Substanzen eingenommen werden darf. In solchen Fällen kommen verschiedene Wirkstoffe als Blutdrucksenker infrage. Am häufigsten verordnet werden α-Methyldopa, Nifedipin oder Metoprolol, um den Blutdruck langfristig zu senken.
Im Allgemeinen sollten die betroffenen werdenden Mütter viel Ruhe genießen und nicht zu lange auf den Beinen sein. Aus diesem Grund kann auch bei leicht ausgeprägter Schwangerschaftsvergiftung über ein Berufsverbot nachgedacht werden. Außerdem muss der Verlauf der Erkrankung engmaschig kontrolliert werden. Wöchentliche Termine beim Gynäkologen können dabei helfen.
In vielen Fällen wird im Verlauf die Überstellung in eine Klinik notwendig. Der stationäre Aufenthalt hat den Vorteil, dass die Schwangere kontinuierlich überwacht und bei Entstehung einer lebensbedrohlichen Situation (für Mutter und/oder Kind) sofort eingegriffen werden kann.
Bei Vorliegen einer Eklampsie muss neben dem Bluthochdruck auch die Krampfanfälligkeit gesenkt werden. Aus diesem Grund wird den Schwangeren Magnesium verabreicht. Im Falle von schwereren Verläufen ist es besonders wichtig, die Atemfunktion aufrechtzuerhalten und somit eine ausreichende Sauerstoffversorgung sicherzustellen. Darüber hinaus müssen mögliche Komplikationen dringend vermieden werden.
Vor allem Hirnödeme und/oder Nierenfunktionsstörungen können zu lebensbedrohlichen Situationen führen. Neben der Kontrolle des gesundheitlichen Zustands der Mutter, muss auch das Kind überwacht werden. Zu diesem Zwecke werden regelmäßige CTG-Kontrollen durchgeführt.
Die einzige Methode, die Ursache der Schwangerschaftsvergiftung direkt zu behandeln, ist die Entbindung des Kindes. Im Normalfall kann die Geburt des Babys ab Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche ohne Probleme eingeleitet werden.
Aus diesem Grund versucht man die medikamentöse Therapie zumindest bis zu diesem Zeitpunkt mit Erfolg durchzuführen. In besonders schweren Fällen wird jedoch auch ab der 34. Schwangerschaftswoche zur Entbindung geraten.
Besonders problematisch wird es, wenn die Schwangerschaft die 24. Schwangerschaftswoche noch nicht erreicht hat, für die Mutter jedoch Lebensgefahr besteht. In diesen Fällen muss gemeinsam mit dem behandelnden Arzt entschieden werden, ob die Schwangerschaft abgebrochen werden muss.
Der Verlauf einer Schwangerschaftsvergiftung kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein. Bei einer besonders schweren Ausprägung droht jedoch Lebensgefahr für die Mutter und/oder das Kind. Nach der Diagnose kann sich eine geringe Schwangerschaftsvergiftung binnen kurzer Zeit deutlich verstärken. Aus diesem Grund müssen werdende Mütter mit Gestose unbedingt überwacht werden.
Eine Schwangerschaftsvergiftung kann bei dem ungeborenen Kind zu einer Fehl- oder Totgeburt hervorrufen. Bei Gestose geborenen Säuglingen lassen sich zudem häufig Wachstums und Entwicklungsstörungen beobachten. Die werdende Mutter kann durch die Erkrankung andauernde Organschäden entwickeln. Auch für sie droht unter Umständen der Tod.
Sobald das Kind geboren ist, sinkt der Blutdruck in der Regel sehr schnell zurück auf für die Patientin typischen Normwerte. Auch im Zeitraum zwischen der Entbindung und der Normalisierung des Blutdrucks müssen die Betroffenen engmaschig überwacht werden. Bei einigen Frauen ist es jedoch notwendig, dass die blutdrucksenkenden Medikamente auch nach der Geburt verabreicht werden müssen, solange sich bei ihr noch keine Normwerte eingestellt haben.
Der Entstehung einer Schwangerschaftsvergiftung lässt sich nicht zuverlässig vorbeugen. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, Veränderungen so früh wie möglich zu entdecken und eine geeignete Behandlung einzuleiten. Ab der 20. Schwangerschaftswoche sollten deshalb bei jeder Kontrolluntersuchung Urin und Blutdruck kontrolliert werden.
Bei fragwürdigen Ergebnissen muss unter Umständen eine 24-Stunden-Blutdruckmessung durchgeführt werden. Liegt eine Schwangerschaftsvergiftung vor, so kann sie auf diesem Wege in der Regel diagnostiziert werden.
Die prophylaktische Gabe von Acetylsalicylsäure (ASS) spätestens ab der 16. Schwangerschaftswoche bis zur 34. Schwangerschaftswoche kann die Gefahr der Entstehung einer Schwangerschaftsvergiftung bei Frauen, die bereits in einer früheren Schwangerschaft eine Präeklampsie hatten. Zudem sollten betroffene Frauen Stress meiden und sich regelmäßige Auszeiten nehmen.
Nach der Geburt müssen Schwangere, die eine Schwangerschaftsvergiftung erlitten haben, erstmal beobachtet werden. In den meisten Fällen schafft es der Körper schnell, sich wieder umzustellen. Der Blutdruck nimmt auf Normalwerte ab und auch die Blutwerte bei HELLP-Syndrom normalisieren sich wieder.
Ungefähr sechs bis acht Prozent aller werdenden Mütter leiden im Zuge der Schwangerschaft an einer Schwangerschaftsvergiftung. Aus diesem Grund zählt diese Erkrankung zu den häufigsten Ursachen für das Versterben schwangerer Frauen.
In der Regel stellt sich bei den betroffenen Frauen zuerst ein Bluthochdruck ein, der unabhängig von der Schwangerschaft nicht vorgelegen hat. Ungefähr die Hälfte der Frauen, die einen solchen schwangerschaftsassoziierten Bluthochdruck aufweisen, entwickeln im Laufe der Zeit eine Präeklampsie. Wiederum zehn Prozent dieser Frauen erleiden sogar eine besonders starke Ausprägung der Erkrankung.
In einigen Fällen entwickelt sich die schwere Präeklampsie dann zu dem sogenannten HELLP-Syndrom. In den westlichen Industrieländern, vor allem in Westeuropa, kommt es ungefähr bei zwei Prozent aller werdenden Mütter zu einer Präeklampsie. Weltweit versterben pro Jahr mitunter 70.000 Frauen an dieser schweren schwangerschaftsassoziierten Erkrankung.
Der Begriff Schwangerschaftsvergiftung (Gestose) umfasst drei verschiedene Erkrankungen, die im Zuge der Schwangerschaft auftreten. Betroffene Frauen leiden unter hohem Blutdruck, Kopfschmerzen, Sehstörungen und gegebenenfalls Krampfanfälle und/oder Oberbauchschmerzen. Bei einer Schwangerschaftsvergiftung handelt es sich um einen gynäkologischen Notfall, da sowohl das Leben der Mutter als auch das Leben des Kindes in Gefahr geraten können.
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Geschrieben von
Jessica Papic
Medizinisch geprüft am
24. Nov. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Gestose
Begriffe
Bluthochdruck
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