Medisigel logo
Gesundheit von A-Z

Schwangerschaftsdepression

Profilbild von Jessica Papic

Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Schwangerschaftsdepression?

Psychische Auffälligkeit in Form von Depressionen sind während der Schwangerschaft keine Seltenheit. Man geht davon aus, dass ungefähr 8 von 10 Frauen während der Schwangerschaft zumindest einmal davon betroffen sind. Aus diesem Grund sollten Schwangere sich selbst gut beobachten.

Auch die Verwandten, Freunde und der behandelne Psychologe sollten bei psychischen Auffälligkeiten eine Schwangerschaftsdepression in Erwägung ziehen. Problematisch ist jedoch, dass Frauen mit Depression oft stigmatisiert werden und sich deshalb davor schämen, ihre Probleme anzusprechen.

Entschließen sie sich dann doch dazu ihre Gefühle und Sorgen zu schildern, treffen sie in vielen Fällen auf Unverständnis. Aus diesem Grund kann sich die Erkrankung über einen langen Zeitraum festsetzen, bevor sie endlich erkannt und behandelt wird.

Verwandten und Freunden sollte deshalb stets bewusst sein, dass eine Betroffene diese Gefühle nicht absichtlich empfindet und viel Verständnis und Zuneigung braucht.

Da es hormonbedingt im Zuge einer Schwangerschaft häufig zu Stimmungsschwankungen ohne krankhaften Charakter kommt, muss der Zeitraum, über den die Symptome andauern genau erfasst werden. Sollte die Schwangere länger als zwei Wochen niedergeschlagen und ängstlich sein, muss ein Arzt aufgesucht werden. Auch die Hebamme kann ein erster Ansprechpartner in dieser Situation sein.

Ursache für das Auftreten einer Schwangerschaftsdepression sind nicht ausschließlich die überschießenden Hormone der werdenden Mutter.

Achtung

Eine Depression während der Schwangerschaft kann sich nachweislich auch auf den Fetus auswirken und eine Frühgeburt provozieren. Darüber hinaus kann die kognitive und/ oder emotionale Leistungsfähigkeit des Kindes beeinträchtigt werden.

Was sind die Symptome einer Schwangerschaftsdepression

Betroffene Frauen weisen eine besondere gedrückte, niedergeschlagene Grundstimmung auf. Auch wenn mit der Schwangerschaft mitunter ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung geht, wirken Frauen mit Schwangerschaftsdepression unglücklich. In diesem Zusammenhang muss unterschieden werden, ob  sich  diese Stimmungen noch im normalen Rahmen befinden oder ob eine echte Depression ursächlich sein kann.

Hinweis

Stimmungsschwankungen und Ängste können im Zuge einer Schwangerschaft nämlich auch normal und unbedenklich sein. Wenn diese Gefühle jedoch zum Dauerzustand werden, kann von einer Schwangerschaftsdepression ausgegangen werden.

Für die betroffenen Frauen verlieren Hobbies und soziale Kontakte mehr und mehr an Bedeutung. Sie schotten sich ab und verweilen in Isolation.

Vor allem bei diesem sozialen Rückzug handelt es sich um ein Alarmzeichen, dass dringend ernstgenommen werden muss. Im Verlauf entwickeln die werdenden Mütter Selbstzweifel bezüglich ihrer Fähigkeiten als (Ehe-)frau und Mutter.

Sie befürchten den Ansprüchen des Kindes nicht gerecht werden zu können oder bilden sich ein keine Gefühle für ihr Baby entwickeln zu können. Erwartungshaltungen oder Druck des Umfeldes verschlimmern in der Regel die Situation.

Frauen, die an einer Schwangerschaftsdepression leiden, verlieren sich häufig im Grübeln. Dies passiert auch, wenn sie eigentlich einschlafen wollen. Aus diesem Grund sind Schlafstörungen , vor allem Probleme beim Einschlafen, ein typisches Anzeichen für eine Depression.

Neben den psychischen Auffälligkeiten kann sich eine Schwangerschaftsdepression auch durch körperliche Beschwerden bemerkbar machen. Typischerweise entstehen bei den betroffenen Frauen Bauchschmerzen , die nicht selten zu Übelkeit und Erbrechen führen. Auch ein starker Gewichtsverlust ist bei Frauen, die an einer Schwangerschaftsdepression leiden, keine Seltenheit.

Hinweis

Das Tückische daran ist, dass diese Symptome zumeist nicht mit einer Schwangerschaftsdepression in Verbindung gebracht werden. Darüber hinaus sind sexuelle Beeinträchtigungen und ein Libidoverlusst typische Anzeichen einer Depression.

Wann sollte man bei Schwangerschaftsdepressionen zum Arzt gehen?

Eine Schwangerschaftsdepression ist nicht zu unterschätzen, denn sie kann sowohl auf die Psyche der Mutter als auch auf die Bindung zwischen Mutter und Kind erheblichen Einfluss nehmen.

Es ist sicher nicht notwendig, bei den kleinsten Anzeichen auf eine negative Stimmung, umgehend einen Arzt aufzusuchen. Bei vielen Frauen kommt es nach der Geburt eines Kindes zum sogenannten Baby Blues. An dessen Entstehung sind die weitreichenden Anpassungen des Hormonsystems nach dem Ende der Schwangerschaft maßgeblich beteiligt. Eine gedrückte Stimmung und sogar häufiges Weinen nach der Geburt sind deshalb erst einmal nicht bedenklich.

Sollte diese Stimmung jedoch auch über Wochen anhalten, kann dies ein Hinweis auf eine Schwangerschaftsdepression sein. Zudem weisen der Verlust des Interessens an Dingen, die der betroffene Mutter vorher besonders viel Freude gemacht haben, auf eine Problematik hin. Frauen, die an einer Schwangerschaftsdepression leiden weisen zudem starke Selbstzweifel und Schuldgefühle auf.

Achtung

Grundsätzlich gilt im Falle der Schwangerschaftsdepression, dass man lieber früher als später einen geeigneten Therapeuten aufsucht.

Wie erkennt man eine Schwangerschaftsdepression?

Wenn der Verdacht darauf besteht, dass man selbst oder eine nahestehende Mutter an einer Schwangerschaftsdepression leidet, sollte ein Facharzt für Psychiatrie oder ein Psychotherapeut aufgesucht werden.

Dieser führt zuerst ein ausführliches Gespräch mit der betroffenen Frau. In diesem Gespräch geht es vor allem um die Gefühle, die sie mit ihrer Rolle als Mutter verbindet. Außerdem spielt die Beziehung zwischen Mutter und Kind eine entscheidende Rolle. Der Facharzt oder Therapeut achtet dabei auf mögliche Hinweise, die eine Schwangersschaftsdepression nahe liegen lassen.

Neben dem Gespräch helfen auch verschiedene Fragebögen dabei, die junge Mutter und deren Befinden einzuschätzen. Für die betroffenen Frauen ist es sehr wichtig, dass sie während der Diagnosephase ehrlich sind und ihre Gefühle nicht beschönigen. Nur auf diese Weise kann die richtige Diagnose getroffen werden.

Wie behandelt man eine Schwangerschaftsdepression?

Wie eine Schwangerschaftsdepression behandelt werden kann, beziehungsweise welche Behandlungsmaßnahmen im speziellen Fall am zielführendsten sind, hängt vor allem von der Ausprägung und dem Schweregrad der Depression ab.

Darüber hinaus spielt es auch eine Rolle, ob die betroffene Mutter im Vorfeld bereits psychische Auffälligkeiten, beziehungsweise Hinweise auf eine bestehende Depression , gezeigt hat.

Hinweis

Besonders wichtig ist, dass sowohl die Mütter selbst als auch deren Angehörige darüber informiert werden, dass eine Schwangerschaftsdepression vorliegt. Dabei sollte dringend herausgestellt werden, dass es sich dabei um eine ernstzunehmende psychische Erkrankung handelt, für deren Entstehung die betroffene Frau nichts kann.

Ein offenes und vor allem verständnisvolles Umfeld kann dabei helfen, die Depression deutlich schneller zu therapieren.

Wenn bei einer jungen Mutter lediglich ein Baby Blues vorliegt, muss in der Regel keine spezielle Therapie erfolgen. In diesen Fällen hilft es zumeist, wenn die Frauen etwas Zeit bekommen und vor allem jemanden haben, dem sie ihr Herz ausschütten können.

Sobald sich das Hormonsystem wieder stabilisiert hat, nehmen in der Regel auch die Stimmungsschwankungen und die gedrückte Grundstimmung wieder ab. Die Beziehung zum Baby nimmt durch den Baby Blues keinen Schaden.

Kann jedoch tatsächlich eine postpartale Depression diagnostiziert werden, so kann es ohne geeignete Behandlung zur Entstehung von schweren Langzeitfolgen kommen. Allgemein gilt die Schwangerschaftsdepression als gut behandelbar.

In Abhängigkeit davon, welche Symptome bei der betroffenen Mutter vorliegen, kann eine Kombination von psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung sinnvoll sein.

Achtung

Mit Hilfe der medikamentösen Therapie können die Beschwerden sehr schnell gelindert werden. Wodurch es den betroffenen Müttern zügig möglich ist den Alltag mit ihrem Baby zu bewältigen.

Obwohl es im Zuge der Medikamenteneinnahme zum Auftreten von verschiedenen Nebenwirkungen kommen kann, ist das Stillen mit der Anwendung von Arzneimitteln gegen Schwangerschaftsdepressionen vereinbar.

Die Medikamente sollten stets durch eine Psychotherapie ergänzt werden. Im Zuge dieser Therapie ist es wichtig, der Mutter dabei zu helfen, in die neue Situation und die damit einher gehenden Aufgaben hereinzuwachsen.

Die häufigsten Methoden zur Behandlung der Schwangerschaftsdepression sind die kognitive Verhaltenstherapie und die interpersonelle Psychotherapie.

Ergänzend zur eigentlichen Behandlung kann der Besuch einer Müttergruppe oder einer auf Schwangerschaftsdepression spezialisierten Selbsthilfegruppe sinnvoll sein. Mit Hilfe solcher Gruppen können Bewältigungsstrategien für schwierige Situationen erlernt und geübt werden.

Außerdem kann der stetige Austausch mit anderen Müttern dabei helfen, Sicherheit im Umgang mit dem Baby zu erlangen.

Wie kann man einer Schwangerschaftsdepression vorbeugen?

Es gibt keine gezielten Maßnahmen, die dabei helfen können, dem Auftreten einer Schwangerschaftsdepression zuverlässig vorzubeugen. Nahezu jede Frau kann unter bestimmten Umständen von dieser psychischen Erkrankung betroffen sein.

Mittlerweile konnte jedoch nachgewiesen werden, dass ein sicheres soziales Umfeld und eine funktionierende Partnerschaft das Risiko für die Ausbildung postpartaler Depressionen deutlich senken können.

Zusammenfassung

Manche Stimmungsschwankungen wie Müdigkeit oder Reizbarkeit sind in der Schwangerschaft ganz normal. Aber wenn die Betroffene sich ständig niedergeschlagen und hoffnungslos fühlen und keinen Spaß mehr an den Dingen haben, die Sie früher gemacht haben, kann eine Schwangerschaftsdepression vorliegen. In diesem Fall sollte zeitnah eine medizinische professionelle Unterstützung erfolgen.

Schwangerschaftsdepression Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

Medisiegel icon

Schwangerschaftsdepression

Epidemiologie

  • Häufigkeit in der Schwangerschaft : circa 12 von 100 Frauen
  • Häufigkeit nach der Geburt : circa 15 von 100 Frauen

Risikofaktoren

  • Psychische Erkrankungen
  • Verluste (Tod) während der Schwangerschaft
  • Trennung während der Schwangerschaft
  • Jobverlust
  • Schwierige soziale oder finanzielle Situation
  • Kaiserschnittgeburt

Ursachen

  • multifaktoriell

Symptome

  • Müdigkeit
  • Traurigkeit
  • Leeregefühl
  • Selbstzweifel
  • Schlafstörung
  • Grübeln
  • Konzentrationsschwäche
  • Ängste
  • Panikattacken
  • Suizidgedanken

Komplikationen

  • fehlende Bindung zum Kind
  • Suizidalität
  • Kindstötung

Diagnose

  • Anamnese
    • Fühlen sie sich müde und erschöpft?
    • Sind sie häufig traurig?
    • Fühlen sie sich leer?
    • Zweifeln sie daran, dass sie eine gute Mutter sein können?
    • Haben sie Probleme beim Ein- und/oder Durchschlafen?
    • Grübeln sie häufig?
    • Haben sie Schwierigkeiten sich länger auf eine Sache zu konzentrieren?
    • Leiden sie an Ängsten?
    • Leiden sie unter Panikattacken?
    • Denken sie darüber nach sich und/oder ihrem Kind etwas anzutun?

Differenzial Diagnose

  • Depression

Therapie

  • Psychotherapie
  • Medikamente
  • Alternativmedizin

Präventionsmaßnahmen

  • Stabile soziale Verhältnisse

Prognose

  • gut behandelbar
  • Risiko von 60% bei erneuter Schwangerschaft wieder eine Depression zu entwickeln

Begriffe

Bauchschmerzen

Unter dem Begriff Bauchschmerzen versteht man Schmerzempfindungen, die sich im Bereich des Ober- und Unterbauchs bemerkbar machen. Für die Entstehung der Schmerzen kann es eine Vielzahl von Ursachen geben.
Die Depression beschreibt eine meist phasenweise verlaufende, psychische Störung, die durch gedrückte Stimmung, Interessensverlust, und Verminderung von Antrieb und Aktivität definiert ist.
Jeder Mensch ist hin und wieder von Müdigkeit betroffen. Dabei besteht auch erstmal kein Grund zur Sorge, denn besonders in stressigen Lebensphasen kommt die Nachtruhe bei einer Vielzahl der Menschen zu kurz.
Schlafstörungen werden als selbst empfundene oder von anderen beobachtbare Beeinträchtigungen des normalen Schlafes hinsichtlich der Schlaftiefe und/oder der Schlafdauer mit daraus resultierenden Einschränkungen im Wachzustand (z.B. Leistungsminderung), definiert.
Wenn ein Mensch, unter Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis) leidet, verspürt er in der Regel ein flaues Gefühl im Bereich des oberen Verdauungstrakts.

Medisiegel

Newsletter anmelden

Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.

Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.