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Schulterschmerzen

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Schmerzen im Bereich des Bewegungsapparates zählen zu den häufigsten Gründen, weshalb Patienten die Arztpraxis aufsuchen. Davon machen Schulterschmerzen einen besonders großen Anteil aus. Die Schmerzen können plötzlich einsetzen, etwa nach einem Trauma, oder sich langsam entwickeln.

Man kann jedoch davon ausgehen, dass ungefähr 50 Prozent der betroffenen Patienten auch noch sechs Wochen an persistierenden Beschwerden leiden. Schulterschmerzen werden also in der Hälfte der Fälle chronisch.

Die Schulter ist das Gelenk im menschlichen Körper, das mit Abstand den größten Bewegungsumfang aufweist. Da das Schultergelenk jedoch hauptsächlich muskulär gestützt wird, ist es etwas anfälliger für Verletzungen. Dazu zählen vor allem Sehnenrupturen, Luxationen und Zerrungen. Auch Verletzungen des Schultereckgelenks, also jenes Gelenks, das zwischen dem Schulterdach (Acromion) und dem Ende des Schlüsselbeins (Clavicula) sitzt, sind keine Seltenheit.

Schulterschmerz ist aber nicht gleich Schulterschmerz! Tatsächlich kann die exakte Lokalisation der Beschwerden bereits dabei helfen deren Ursache zu ermitteln. In der Mehrzahl der Fälle zeigen sich die chronischen Schulterschmerzen im vorderen-seitlichen Anteil der Schulter.

Mögliche Ursachen für chronische Schulterschmerzen mit dieser Lokalisation sind Schäden an der sogenannten Rotatorenmanschette (bestimmte Muskeln der Schulter), Schleimbeutelentzündungen oder Beeinträchtigungen des Schultereckgelenks.

Auch die Intensität der chronischen Schulterschmerzen kann sehr stark variieren. Wichtig für die Betroffenen ist jedoch, zu wissen bei welchen Bewegungen die Beschwerden typischerweise schlimmer werden. Wenn man an chronischen Schulterschmerzen leidet, sollte man zum Beispiel auf Überkopfbewegungen, das Anheben von Gegenständen vom Boden und das Liegen auf der betroffenen Schulter verzichten.

Darüber hinaus zeigt sich das mögliche Ausmaß der Schulterbeweglichkeit bei Personen, die an chronischen Schulterschmerzen leiden, oftmals als deutlich eingeschränkt. Zudem lassen sich in Abhängigkeit von der zugrunde liegenden Ursache auch Gelenkgeräusche oder ein Schulterschnappen, beobachten.

Ursachen bei Schulterschmerzen

Ursachen für chronische Schulterschmerzen

Die Ursachen für das Auftreten von chronischen Schulterschmerzen können sehr vielseitig sein.

Wenn in der Vergangenheit kein Trauma, das für die Schulterschmerzen verantwortlich sein kann, stattgefunden hat, gibt es im Allgemeinen zwei wesentliche Möglichkeiten, wie es zur Schmerzentstehung kommt. Entweder lässt sich die Ursache trotzdem in der Schulter finden oder aber es liegt eine Beeinträchtigung des Sehnen- und/oder Muskelapparats vor.

Die mit Abstand häufigste Ursache für die Entstehung chronischer Schulterschmerzen sind Beeinträchtigungen der Rotatorenmanschette. Dabei handelt es sich um viel zusammenhängenden Muskeln, die vom Schulterblatt zum Oberarmkopf ziehen. Die Aufgabe dieser Muskeln ist es, den Arm seitwärts nach oben und nach oben anzuheben.

Außerdem drehen sie ihn nach außen und innen und dienen gleichzeitig der Stabilisation des Schultergelenks.Ein wichtiger Hinweis für eine Beeinträchtigung der Rotatorenmenschette ist eine Schmerzzunahme beim Liegen auf dem Arm (also vor allem während der Nacht).

Außerdem werden chronische Schulterschmerzen besonders häufig durch eine muskuläre Überbelastung hervorgerufen. Dies geschieht vor allem bei Personen, die Berufe, mit einseitiger Schulterbelastung ausüben. Dazu zählen zum Beispiel Maler oder Industriearbeiter.

Auch das häufige Arbeiten über Kopf, kann die Entstehung von Beschwerden im Bereich der Schulter triggern. Darüber hinaus gelten Schulterschmerzen, unabhängig davon ob die akut oder chronisch sind, zu den häufigsten Sportverletzungen bei Handballern, Tennisspielern und Volleyballern.

Auch Abnutzungserscheinungen der Gelenkanteile (Schultergelenkarthrose, Omarthrose) gehören zu den häufigsten Ursachen für das Auftreten chronischer Schulterschmerzen. Bei dieser Erkrankung nutzt sich die Knorpelschicht an den einzelnen Gelenkflächen ab.

In Folge dessen kann keine reibungslose Bewegung der Anteile gegeneinander mehr gewährleistet werden. Betroffene entwickeln Schmerzen, die über Jahre persistieren können. Außerdem kommt es im Zuge der Omarthrose zu deutlichen Einschränkungen der Beweglichkeit.

Darüber hinaus kann bei einigen der Personen, die an chronischen Schulterschmerzen leiden, das sogenannte Impingement-Syndrom (Engpass-Syndrom) nachgewiesen werden.

Bei diesem Syndrom handelt es sich um eine Funktionsstörung des Schultergelenks die darauf beruht, dass eine Einengung im Bereich des Schulterdachts und des Oberarmknochens besteht. Grund für diese Einengung können Reizungen, Verkalkungen oder Verschleißerscheinungen an den Sehnen und/oder Schleimbeuteln des Schultergelenks sein.

Direkte Folge ist, dass der Oberarmknochen beim Anheben des Arms gegen das Schulterdach stößt und dabei die Sehne einklemmt. Die Betroffenen entwickeln deshalb mitunter starke chronische Schulterschmerzen, die vor allem durch das seitliche Anheben des Arm an Intensität zunehmen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer möglicher Ursachen, die bei einer Diagnostik unbedingt Beachtung finden müssen.

Wenn es zur Entwicklung entzündlicher Prozesse im Bereich des Schulterschleimbeutels kommt, kann dies bei den betroffenen Personen zu mitunter starken Schulterschmerzen führen. Darüber hinaus kann der Bewegungsumfang des Gelenks durch die Entzündung stark eingeschränkt sein. Je nach Ausmaß der entzündlichen Prozesse, kann ein Impingement entstehen, durch das die Schulterschmerzen weiter gesteigert werden.

Nach einer traumatischen Gewalteinwirkung auf die Schulter, kommt es häufig zu Schulterschmerzen. Diese können bei mangelnder oder fehlerhafter Behandlung über Wochen anhalten und chronisch werden. Dies geschieht vor allem dann, wenn durch das Trauma ein Knochenbruch im Bereich des gelenknahen Oberarmknochens oder des Schlüsselbeins entstanden ist.

Zu einem Oberarmbruch kommt es in der Regel nach einem Sturzes auf den ausgestreckten Arm. Auch ein Bruch des Schlüsselbeins ist oftmals auf einen Sturz zurückzuführen.

Nach einem Sturz sollte neben den Knochen auch überprüft werden, ob es zu Einblutungen in das Schultergelenk kommt. Besonders gefährdet dafür sind MEnschen mit Gerinnungsstörungen und Personen, die Gerinnungshemmende Medikamente (zum Beispiel ASS) einnehmen.

Diagnose bei Schulterschmerzen

Untersuchungen bei chronischen Schulterschmerzen

Die Diagnostik bei Patienten, die an chronischen Schulterschmerzen leiden, gliedert sich gewöhnlich in mehrere Abschnitte. Zu Beginn findet ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Dieses Gespräch kann bereits dabei helfen die möglichen Ursachen für die Entstehung der chronischen Schulterschmerzen einzugrenzen. Im Zuge der Anamnese ist es wichtig, dass alle bei dem Betroffenen vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden. Das betrifft neben der Intensität auch die exakte Lokalisation der Schmerzen.

Darüber hinaus sollten auch mögliche Begleitsymptome, zum Beispiel Fieber und Schüttelfrost benannt werden. Im Anschluss ist es die Aufgabe des Arztes zu prüfen, ob die bei dem Patienten vorliegenden Symptome zu einer der möglichen Ursachen passen.

Auch die Krankengeschichte des Patienten und die mögliche Einnahme von Medikamenten spielt im Zuge des Arzt-Patienten-Gesprächs eine entscheidende Rolle.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung. Bei Personen, die an chronischen Schulterschmerzen leiden, liegt der Schwerpunkt dabei auf dem Schultergelenk. Um die Ursache für die Entstehung der Beschwerden zu ermitteln, können unter anderem verschiedene Funktionstests und Bewegungsprüfungen angewendet werden.

Darüber hinaus hilft das Abtasten bestimmter Triggerpunkte um die möglichen Ursachen einzugrenzen. Anschließend muss auch das Nervensystem im Bereich der Schulter geprüft werden. Dabei geht es vor allem um den Funktions- und Leistungszustand der Nervenbahnen. Falls es in diesem Bereich zu Abweichungen kommt, kann zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall vorliegen.

Die Durchführung eines Bluttests ist nicht bei jeder Verdachtsdiagnose sinnvoll. Geht man jedoch davon aus, dass eine Entzündung, eine Neuroborreliose oder eine Gürtelrose hinter den Schulterschmerzen stecken könnte, ist eine Blutuntersuchung hingegen sinnvoll. Auch Gerinnungsstörungen als mögliche Ursache für eine Gelenkeinblutung lassen sich über einen Bluttest nachweisen.

Wenn die Ursache für die Entstehung der chronischen Schulterschmerzen auch nach dem ausführlichen Arzt-Patienten-Gespräch, der körperlichen Untersuchung und den Bluttests nicht zweifelsfrei ermittelt werden konnte, sol sollten weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden.

Als besonders zielführend gelten verschiedene bildgebende Verfahren, wie die Anfertigung von Röntgenaufnahmen, die Magnetresonanztomografie (MRT) und die Computertomografie (CT).

Behandlung bei Schulterschmerzen

Die Behandlung von Personen, die an chronischen Schulterschmerzen leiden, richtet sich maßgeblich nach der zugrunde liegenden Ursache. Zur unmittelbaren Schmerzlinderung können schmerzstillende Medikamente eingenommen werden.

Bei chronischen Schulterschmerzen eigenen sich vor allem die Wirkstoffe Ibuprofen , Paracetamol udn Diclofenac. Sollte es notwendig sein stärkere Schmerzmittel einzunehmen, kann der behandelnde Arzt entscheiden welche Alternative für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist.

Je nach Ursache kann es auch sinnvoll sein, das Schultergelenk über einige Zeit ruhig zu stellen und im Anschluss mit Hilfe von Phsyiotherapie wieder in Bewegung zu bringen. Operative Eingriffe gelten als Mittel der Wahl bei der Behandlung von einer gerissener Sehnen oder eines komplizierten Oberarmbruchs.

Wann sollte man bei Schulterschmerzen zum Arzt gehen?

Bei Schulterschmerzen ist es in jedem Fall ratsam einen Arzt aufzusuchen und deren Ursache ermitteln zu lassen. Besondere Vorsicht ist immer dann geboten, wenn die Schmerzen besonders stark sind, über mehrere Wochen anhalten oder immer wieder zurück kehren. Auch wenn es gleichzeitig mit den Schmerzen zu einer Einschränkung der Beweglichkeit des Schultergelenks kommt, ist unbedingt ein Arzt einzuschalten.

Gleiches gilt für Schmerzen in der Schulter, die nach einem Unfall das erste mal aufgetreten sind und/oder von Gefühlsstörungen wie Kirbbeln oder Taubheit begleitet werden. Bei manchen Ursachen können die Schulterschmerzen auch in andere Regionen ausstrahlen. Falls dies der Fall ist, sollte ebenfalls ein Termin in der Arztpraxis vereinbart werden.

In den eben genannten Fällen ist ein Arztbesuch zwar notwendig, dieser kann jedoch auch innerhalb der nächsten Wochen statt finden. Es gibt allerdings einige Hinweise dafür, wann eine Behandlung unverzüglich eingeleitet werden muss. Zu diesen Hinweisen zählen sehr starke, wellenförmig auftretende Schmerzen in der rechten Schulter und im rechten Oberbauch, oft begleitet von Übelkeit und Erbrechen .

Bei einer derartigen Symptomatik besteht der Verdacht auf eine Gallenkollik. Kommt es zu Schmerzen in der rechten Schulter und im Oberbauch, die von Fieber und Schüttelfrost begleitet werden, so kann dies ein Hinweis auf eine Gallenblasenentzündung sein.

Besondere Vorsicht und die Alarmierung eines Notarztes ist notwendig, wenn die Schmerzen plötzlich auftreten und auch hinter dem Brustbein spürbar sind und mit einem Engegefühl in der Brust, Atemnot, Todesangst und Schwindel einhergehen. Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Angina pectoris oder einen Herzinfarkt .

Begriffe

Angina Pectoris

Die Angina Pectoris ist das Leitsymptom der koronaren Herzkrankheit (KHK). Oft ist es die Erstmanifestation dieser Krankheit und sollte dringend klinisch abgeklärt werden.
Ein Bandscheibenvorfall beschreibt das Auftreten starker Schmerzen und ggf. motorischen und sensorischen Ausfallerscheinungen.
Von Fieber spricht man immer dann, wenn die Körpertemperatur über das normale Maß hinaus erhöht ist. Normalerweise liegt die Körpertemperatur des Menschen zwischen 36,0 und 37,4 Grad Celsius.
Eine Cholezystitis (Gallenblasenentzündung) ist die akut oder chronisch auftretende Entzündung der Gallenblase. In den meisten Fällen wird das Entzündungsgeschehen durch Gallensteine ausgelöst.
Der Ausbruch der Gürtelrose beginnt meist mit sehr unspezifischen Symptomen. Da die Varizellen Zoster Viren vor allem die Nerven besiedeln und angreifen, nehmen Patienten meist an den betroffenen Stellen Schmerzen wahr, ohne dass sich die Krankheit schon im Sinne von Hautänderungen bemerkbar macht.
Ibuprofen ist als entzündungshemmendes, fiebersenkendes und schmerzlinderndes Mittel unverzichtbar ist. Die Behandlung sollte jedoch so kurz wie möglich erfolgen. Von langfristiger Anwendung sollte man, wenn es möglich ist, absehen.
Das Impingement-Syndrom bezeichnet ein Engpass-Syndrom, das entweder an der Schulter oder im Bereich der Hüfte auftreten kann. Häufig wird es durch übermäßige Belastung (beispielsweise Sport) oder durch eine Fehlhaltung ausgelöst.
Von "Taubheit" (Gehörlosigkeit, Surditas, Anakusis) spricht man immer dann, wenn Töne oder Geräusche garnicht mehr wahrgenommen werden können.
Wenn ein Mensch, unter Übelkeit (Nausea) und Erbrechen (Emesis) leidet, verspürt er in der Regel ein flaues Gefühl im Bereich des oberen Verdauungstrakts.

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