Geschrieben von Dr. med. Jasmin Pilatzek (Ärztin)
Die plötzliche Diagnose: Schilddrüsenkrebs! Und was nun? Wie gefährlich ist dieser Krebs? Wie häufig tritt er auf? Wie wird die Krebserkrankung therapiert und wie ist die Prognose? All die Fragen werden wir gemeinsam im folgenden Artikel beantworten. Doch, zu Beginn erst einmal ein kleiner Exkurs in die Anatomie und Funktion der Schilddrüse.
Die Schilddrüse, ebenso als Thyroidea bezeichnet, ist ein lebenswichtiges hormonelles Organ, welches hufeisenförmig angeordnet ist. Diese Hormondrüse liegt vor der Luftröhre, mittig des Halses und gliedert sich in zwei Lappen, die über einen Isthmus miteinander verbunden sind.
Das Parenchym, also das Gewebe der Schilddrüse, besteht aus mehreren kleinen Follikeln. Die Follikel nehmen Jod auf und dienen somit der Produktion von Schilddrüsenhormonen, also von Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4).
Thyroxin ist dabei das Hauptsyntheseprodukt der Schilddrüsenzellen (Thyreozyten). Zudem wird Calcitonin produziert. Dies stellt einen wichtigen Regulator des Calciums-Haushaltes dar. Die Schilddrüsenhormone sind essenziell für den Stoffwechsel, der Thermoregulation und für Körperwachstum.
Ferner können die Herz- und Lungenfunktion gesteigert werden. Der Vorrat dieser Hormone wird an einem Protein, dem Thyreoglobulin gebunden und kann über das Blut in den Körperkreislauf gelangen. Die Regulation der Hormonsekretion erfolgt über die Hirnanhangsdrüse, der Hypophyse.
Diese Fernsteuerung läuft über die entsprechende Produktion von TSH (Thyreoid-stimulating-Hormone). TSH fördert die Ausschüttung der Schilddrüsenhormone und ist ebenso ein Wachstumsreiz für das Schilddrüsengewebe. All dies ist wichtig, um nun die Entstehung und Therapie des Schilddrüsenkrebses nachvollziehen zu können.
Im Allgemeinen gibt es vier unterschiedliche Entitäten der bösartigen Neubildung der Schilddrüse. In absteigender Häufigkeit unterscheidet man die differenzierten von den undifferenzierten Neubildungen.
Differenziert steht dafür, dass die Krebszellen aus den Zellen der Schilddrüse entstehen und somit die Funktion eines gesunden Schilddrüsengewebes umsetzen können. Das bedeutet, dass die Zellen noch Jod aufnehmen können und daher eine Radiojodtherapie nach Operation erfolgen kann.
Diese postoperative Therapie ermöglicht die Realisierung einer guten Prognose. Diese beiden differenzierten Krebsarten sind namentlich die papillären sowie die follikulären Schilddrüsenkarzinome. Diese beiden Verlaufsformen machen zusammen etwa 90 Prozent aller Schilddrüsenkarzinome auf.
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom ist im Gegensatz zu den genannten Neoplasien undifferenziert und macht nur etwa zwei Prozent des Schilddrüsenkrebses aus. Es entsteht aus den Calcitonin-produzierenden C-Zellen. Daher kann Calcitonin als Tumormarker bestimmt werden. Das medulläre Karzinom tritt meist sporadisch auf, kann jedoch auch im Rahmen einer multiplen endokrinen Neoplasie (kurz: MEN) vorkommen.
Dies sind autosomal dominante Syndrome, die sich mit einer Krebserkrankung an den Hormondrüsen äußern. Typischerweise gehört das medulläre Schilddrüsenkarzinom in 25 Prozent der Fälle dem MEN II an.
Dieses Syndrom ist ebenso für die Ausprägung eines Phäochromozytoms verantwortlich. Hierbei handelt es sich um einen hormonell aktiven Tumor des Nebennierenmark. Bei Typ IIa wird die Trias durch einen Hyperparathyreoidismus, also einer Nebenschilddrüsenüberfunktion und bei Typ IIb durch Neurinomen an den Schleimhäuten vervollständigt.
Neurinomen sind gutartige Neubildungen des peripheren Nervensystems. Wegen der Häufigkeit der MEN-Syndrome ist ein genetisches Screening der Angehörigen indiziert.
Bei positiver Veranlagung sollte eine prophylaktische Entfernung der Schilddrüse erfolgen. Die seltenste Entität stellt das anaplastische Schilddrüsenkarzinom dar. Diese Form ist eine sehr aggressive und entdifferenzierte Neoplasie, die keine Jodaufnahme mehr ermöglicht.
Schilddrüsenkrebs ist eine eher seltene Krebserkrankung. In Deutschland erkranken circa 10 von 100.000 Einwohnern jährlich. Das mittlere Durchschnittsalter liegt etwa bei 53 Jahren.
Eine Vergrößerung der Schilddrüse, auch Struma oder Kropf genannt, bedeutet nicht gleich Krebs. Doch knotige Veränderungen hingegen sollten diagnostisch abgeklärt werden.
Ein wissenschaftlich nachgewiesener Risikofaktor ist die Strahlenbelastung. Daher wird bei jedem Röntgen in der Halsregion eine Röntgenschürze für den Schutz empfohlen. Alle Chirurgen tragen beispielsweise ebenso bei jeder Operation mit Röntgenstrahlung einen Schutz der Schilddrüse.
Tumore der Schilddrüse sind nicht immer gleich. Vielmehr gibt es verschiedene Typen, die von unterschiedlichen Zellen der Drüse ausgehen. Außerdem entscheiden sich die Typen des Schilddrüsenkrebses anhand ihrer Wachstumsgeschwindigkeit und damit auch anhand ihrer Prognose.
Zu den häufigsten Formen des Schilddrüsenkrebses zählen:
Mit einem Anteil von rund 60 bis 80 Prozent aller Tumore der Schilddrüse, ist das sogenannte papilläre Karzinom mit Abstand der häufigste Schilddrüsenkrebs. Kennzeichnend für diesen Typ sind dessen warzenförmige Auswüchse, Papillen, die sich weit in die Drüse verzweigen können.
Darüber hinaus breiten sich die Tochterzellen (Metastasen) des papillären Karzinoms vor allem über das Lymphsystem aus. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer sogenannten lymphogenen Metastasierung.
Auf Grund dieses bevorzugten Metastasierungsweges bemerken die betroffenen Patienten in den meisten Fällen eine Schwellung der Lymphknoten im Bereich des Halses.
Grundsätzlich können sowohl Frauen als auch Männer an dieser Form des Schilddrüsenkrebses erkranken. In der Klinik zeigt sich jedoch, dass Frauen deutlich häufiger betroffen sind als Männer.
Mit ungefähr zehn bis 30 Prozent stellt das follikuläre Karzinom, die zweithäufigste Form des Schilddrüsenkrebs dar. Dieser Tumor bildet sich als bläschenförmige (follikuläre) Veränderung im Gewebe der Drüse.
Im Gegensatz zum papillären CA breitet sich das follikuläre Karzinom vor allem über den Blutweg aus. Man spricht in der Medizin von einer hämatogenen Metastasierung. Dabei erreichen die Metastasen vornehmlich das
Auch diese Form des Schilddrüsenkrebses lässt sich vor allem bei weiblichen Patienten finden.
Das medulläre Schilddrüsenkarzinom, auch C-Zell-Karzinom genannt, macht einen Anteil von etwa fünf Prozent an allen Formen der Schilddrüsentumore aus. Das medulläre Karzinom geht im Gegensatz zu den anderen Varianten nicht von den hormonproduzierenden Zellen (Thyreozyten) aus.
Der Krebs entsteht hier aus den sogenannten C-Zellen, deren Hauptfunktion in der Herstellung des Hormons Calcitonin besteht. Calcitonin ist einer der wichtigsten Regulatoren des Calcium- und Phosphatstoffwechsels. Diese C-Zellen befinden sich innerhalb der follikulären Basalmembran zwischen beziehungsweise unter den Follikelepithelzellen der Drüse.
Eine Entartung der C-Zellen, wie es bei einem medullären Schilddrüsenkarzinom der Fall ist, führt deshalb dazu, dass es zu einer massiven Produktionszunahme von Calcitonin kommt. Calcitonin steigert im Anschluss den Kalziumspiegel im Blut, indem es zum Beispiel Kalzium aus den Knochen löst.
Betroffene Patienten entwickeln häufig Gefühlsstörungen und leiden typischerweise unter rezidivierenden Durchfällen. Grund für die Durchfälle ist allerdings weniger die Überproduktion an Calcitonin, als vielmehr die Synthese verschiedener anderer Faktoren durch den Tumor. Einige dieser Substanzen wirken vasoaktiv und provozieren auf diese Weise
Frauen und Männer sind gleichermaßen vom medullären Typ des Schilddrüsenkarzinoms betroffen.
Das sogenannten anaplastische Schilddrüsenkarzinom unterscheidet sich maßgeblich von allen anderen Formen des Schilddrüsenkrebses. Kennzeichnend für den undifferenzierten Tumor ist ein enorm schnelles Wachstum.
Außerdem ist das anaplastische Karzinom äußerst aggressiv, ist kaum heilbar und hat insgesamt eine äußerst schlechte Prognose. Die Überlebenszeit bei dieser Form des Schilddrüsenkrebses beträgt in der Regel lediglich wenige Monate.
Frauen und Männer erkranken gleich häufig an dieser Form von Schilddrüsenkrebs.
Schilddrüsenkrebs verursacht in der Regel über einen sehr langen Zeitraum keinerlei Beschwerden. Erst wenn der Tumor einen Durchmesser von ungefähr eineinhalb bis zwei Zentimeter angenommen hat, lässt er sich von außen tasten.
Ein möglicher bösartiger Knoten in der Schilddrüse ist typischerweise hart und nicht schmerzhaft. Selbst direkter Druck, der von Außen auf den Knoten ausgeübt wird, kann normalerweise keine Schmerzen provozieren.
Wenn der Tumor im weiteren Verlauf auch andere anatomische Strukturen beeinträchtigt, kommt es auch zum Auftreten erster Symptome. Betroffene Strukturen sind vor allem die Speise- und Luftröhre sowie wichtige Nervenbahnen.
Folgende Symptome sind für Schilddrüsenkrebs im fortgeschrittenen Stadium typisch:
Wenn es durch das Wachstum des Tumors zu einer Schädigung des Stimmlippennervs, dem Nervus laryngeus reccurens, kommt, treten teilweise oder vollständige Lähmungen auf. Da die Stimmlippen in diesen Fällen nicht mehr adäquat arbeiten können, leiden die betroffenen Personen unter anhaltender
Auch das sogenannte Horner-Syndrom zählt zu den typischen Symptomen, die im Rahmen eines fortschreitenden Schilddrüsenkarzinoms in Erscheinung treten können. Beim Horner-Syndrom handelt es sich um einen Symptomkomplex, aus der Verengung der Pupille eines Auges (Miosis), dem Einsinken eines Augapfels (Enophthalmus) und dem Herabhängen eines der beiden Lider.
Wie die Heiserkeit wird auch das Horner-Syndrom durch die Schädigung von Nervenbahnen provoziert.
Durch eine Irritation kann es unter Umständen auch dazu kommen, dass betroffene Patienten wiederkehrenden Reizhusten entwickeln.
Je größer der Tumor wird, desto mehr Druck übt er auf benachbarte Strukturen aus. Kommt es zu starkem Druck auf die Luftröhre, so hat dies in vielen Fällen eine Einengung zur Folge. Diese wiederum provoziert bei den Betroffenen Atembeschwerden.
Ebenso wie die Luftröhre, kann auch die
Die Lymphknoten im Bereich des Halses sind jene, die der Schilddrüse am nächsten liegen. Aus diesem Grund reagieren sie auch zuerst auf den Tumor und beginnen anzuschwellen. Dies geschieht vor allem dann, wenn die Lymphknoten durch den Schilddrüsenkrebs bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Auch auffallende, krankhafte Geräusche während der Ein- oder Ausatmung stehen beim Schilddrüsenkrebs in Zusammenhang mit einer Kompression der Luftröhre. Bei den betroffenen Patienten kommt es dabei zur Entstehung von brummenden Geräuschen bei jedem Atemzug.
Bei geschwollenen Halsvenen spricht man in der Medizin von einer sogenannten „oberen Einflussstauung“. Diese tritt immer dann in Erscheinung, wenn die Halsvenen ebenfalls durch den Schilddrüsenkrebs abgedrückt und damit eingeengt werden. Aufgrund dessen kommt es zu einem Rückstau des Blutes, das zum Herzen fließen soll. Die Halsvenen sehen deshalb verdickt und gespannt aus.
Die obere Einflussstauung ruft bei Menschen, die an Schilddrüsenkrebs leiden, auch andere Symptome hervor. Besonders häufig leiden sie unter wiederkehrenden Kopfschmerzen, einem starken Druckgefühl und einer allgemeinen Abnahme der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Eine lang bestehende Schilddrüsenvergrößerung, welche plötzlich schnell wächst oder sich hart bzw. derb anfühlt, gilt als Warnzeichen und sollte unbedingt zeitnah ärztlich abgeklärt werden.
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Schilddrüsenkrebses gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte. Sie beginnt mit der Anamnese, gefolgt von der körperlichen Untersuchung mit anschließender Laboruntersuchung.
Danach folgen weitere, apparative Diagnostiken wie eine Ultraschalluntersuchung und eine Szintigrafie.
Die Anamnese beschreibt typischerweise die genannten Symptome. Vorerkrankungen des Patienten und der Familie werden erfragt:
Bei der körperlichen Untersuchung wird eine vollständige Standarduntersuchung durchgeführt. Diese beinhaltet die Herz- und Lungenuntersuchung, ein kleiner neurologischer Status sowie eine Abdomenuntersuchung.
Anschließend wird der Fokus auf die Untersuchung der Schilddrüse gesetzt. Zunächst wird inspektorisch bei Veränderung der Kopflage geschaut, ob ein Kropf vorliegt. Bei Normalgröße der Schilddrüse ist diese nicht sichtbar.
Nun folgt die Tastuntersuchung. Die Palpation wird von dorsal durchgeführt. Das bedeutet, dass der Arzt hinter dem Patienten steht und mit beiden Händen die Schilddrüse tastet. Liegt eine Druckempfindlichkeit vor, ist dies ein Hinweis für eine Entzündung. Ferner muss die Verschieblichkeit der Schilddrüse getastet werden.
Dazu wird der Patient gebeten, ein Schluck Wasser zu trinken, während der Arzt die Schilddrüse tastet. Neben der Schilddrüse muss ebenso der Lymphknotenstatus des Halses erhoben werden.
Zu jeder Diagnostik gehört eine laborchemische Unterstützung. Es wird ein kleines Blutbild, Entzündungswerte und die Schilddrüsenparameter bestimmt. Wird der Verdacht durch eine Biopsie bestätigt, werden die Tumormarker ermittelt.
Bei den differenzierten Formen wird das Thyreoglobulin, also das Bindungsprotein für die Speicherung der Schilddrüsenhormone abgenommen. Besteht der Verdacht eines medullären Karzinoms, wird Calcitonin bestimmt. Da Calcitonin den Calcium-Haushalt reguliert, muss dieser ebenso betrachtet werden.
Eine wichtige Untersuchung für die Abklärung eines Schilddrüsenkarzinoms ist die Sonografie. Da die Schilddrüse sehr oberflächlich liegt, kann sie mithilfe eines Ultraschalls gut dargestellt werden.
Nicht nur die Größe und Durchblutung der Schilddrüse kann untersucht werden, sondern auch, ob pathologische Lymphknoten vorliegen. Differenzialdiagnostisch sollten ebenso zystische Strukturen ausgeschlossen werden. Diese stellen sich meist glatt und rund dar.
Aufgrund der Flüssigkeit in der Zyste wird der Bereich hinter der Zyste schwarz dargestellt. Dies wird als dorsale Schallverstärkung bezeichnet. Suspekte Knoten sind eher unregelmäßig begrenzt, echoarm und sind größer als ein Zentimeter. Malignitätskriterien der Knoten sind weiterhin Mikroverkalkungen.
Fallen dem Arzt nun pathologische Hinweise auf, wird zur weiteren Abklärung eine Szintigrafie sowie eine Feinnadelaspirationszytologie veranlasst. Bei der Szintigrafie handelt es sich um ein nuklearmedizinisches Verfahren, welches mithilfe radioaktiver Stoffe Organe gut darstellen lässt.
Da die Schilddrüse Jod aufnimmt, wird diese Fähigkeit bei der Form der Bildgebung ausgenutzt. Es wird radioaktives Jod oder als Alternative Technetium verabreicht. Dies ermöglicht die Darstellung der Stoffwechselaktivität der Knoten. Hinweisend auf einen Schilddrüsenkrebs sind kalte Knoten.
Dies sind Schilddrüsenveränderungen, die weniger Jod einlagern können. Da jedoch die Mehrheit der kalten Knoten (circa 90 Prozent) gutartig ist, ist eine Feinnadelbiopsie in jedem Fall indiziert. Mithilfe dieser Zytologie lässt sich ein Adenom, also eine gutartige Drüsenneubildung, von dem Karzinom differenzieren.
Wird ein medulläres Karzinom festgestellt, erfolgt eine Genanalyse sowie die Aufklärung über ein notwendiges Familienscreening. Um die Tumorausdehnung allumfassend darzustellen, kann es im Einzelfall notwendig sein, eine Magnetresonanztomografie (kurz: MRT) oder eine Computertomografie (kurz: CT) durchzuführen.
Die Symptome, die im Zuge einer Krebserkrankung der Schilddrüse entstehen können, sind in vielen Fällen Hinweis auf eine andere, wesentlich harmlose Erkrankung. Man spricht dabei von sogenannten „Differenzialdiagnosen“. Also Erkrankungen mit ähnlicher Symptomatik, die gegeneinander ausgeschlossen werden sollten.
Die wichtigste Differenzialdiagnose von Schilddrüsenkrebs ist die Schilddrüsenzyste. Darunter versteht man einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum innerhalb des Organs, der von einer epithelialen Hülle umgeben ist. Wenn bei einem Patienten mehr als vier solcher Schilddrüsenzysten gefunden werden können, spricht man von einer polymystischen Schilddrüsenerkrankung.
Betroffene Patienten entwickeln bei großen Zysten in der Regel ein sogenanntes Globusgefühl im Bereich des Halses. Außerdem leiden sie häufig unter Heiserkeit, Atembeschwerden und Schluckstörungen. Grund für die meisten dieser Beschwerden ist eine Einengung benachbarter Strukturen.
Dabei spielen vor allem die Luft- und Speiseröhre eine entscheidende Rolle. Schilddrüsenzysten sind von Tumoren der Schilddrüse bereits bei Betrachtung der Symptome abgrenzbar, denn ein Tumor ruft keine Schmerzen hervor, bei einer Schilddrüsenzyste hingegen sind Schmerzen ganz typisch.
Auch die Riedel-Thyreoiditis („eisenhartes Struma“) zählt zu den potenziellen Differenzialdiagnosen des SD-Karzinoms. Bei dieser Erkrankung handelt es sich um eine seltene, IgG4-positive Sonderform der Autoimmunthyreoiditis. Sie zeichnet sich vor allem durch invasives Bindegewebswachstum mit Zerstörung des Schilddrüsengewebes aus.
Die Riedel-Thyreoiditis betrifft Frauen deutlich häufiger als Männer. Ebenso wie das Schilddrüsenkarzinom und die Schilddrüsenzysten, ruft diese Form der Thyreoiditis eine Gewebeveränderung hervor, die von außen als knotig ertastet werden kann.
Alle Erkrankungen haben außerdem gemeinsam, dass sie mit zunehmender Größe der Veränderung eine Kompressionssymptomatik verursachen. Durch starken Druck auf die Luft- und
Die Therapie der Schilddrüsenkarzinome besteht aus der primären operativen Versorgung. Es ist eine totale bzw. radikale Thyreoidektomie indiziert. Dies bedeutet, dass beide Schilddrüsenlappen, die Kapsel sowie die zentralen Lymphknoten entfernt werden. Die Lymphknotenresektion sollte mindestens regional erfolgen.
Eine Ausnahme dieser operativen Therapie stellen die Karzinome mit niedrigem Rezidivrisiko bzw. geringer Infiltration dar. Bei denen reicht es ebenso aus, nur einen Schilddrüsenlappen zu entfernen.
Nach der Operation folgt bei den differenzierten Karzinomen die Radiojodtherapie. Wie bereits erwähnt, ist dieses Gewebe so differenziert, dass die Jodaufnahme erhalten bleibt. Dies ermöglicht die Aufnahme des radioaktiven Jods und wirkt somit als „Verstrahlung von innen.“ In 90 Prozent der Fälle können so das Schilddrüsengewebe und Metastasen mit dieser Kombinationstherapie kurativ behandelt werden.
Für die Radiojodtherapie müssen sechs Wochen nach der Operation abgewartet werden. Dieses Abwarten führt aufgrund des Mangels der Schilddrüsenhormone zur kompensatorischen Erhöhung des TSHs aus der Hirnanhangsdrüse. Dies ermöglicht eine verbesserte Aufnahme des radioaktiven Jods.
Da nur die spezialisierten Schilddrüsenzellen Jod aufnehmen können, ist diese Therapie nebenwirkungsarm. Es kann jedoch zu einer druckschmerzhaften Entzündung der Schilddrüse oder der Speicheldrüsen führen. Das Risiko einer Zweitkarzinomerkrankung durch die Verstrahlung ist bei niedriger Dosis eher gering.
Die undifferenzierten Karzinome können aufgrund ihrer Entartung kein Jod aufnehmen, sodass die Radiojodtherapie unwirksam ist. Daher erfolgt postoperativ eine externe Strahlentherapie beim anaplastischen Karzinom. Diese Form der Therapie führt seltener zur Heilung als die Kombinationstherapie der differenzierten Karzinome.
Die Prognose ist leider nicht so gut. Patienten überleben meistens weniger als ein Jahr. Das medulläre Karzinom ist ebenso stahlensensibel. Daher erfolgt lediglich eine Operation ohne Anschlussbehandlung. Bei Inoperabilität der Schilddrüsenkarzinome ist generell eine palliative Chemotherapie indiziert.
Da die Schilddrüsentfernung zu einer iatrogenen
Generell sollte die Ersatztherapie mit einer hohen Dosierung erfolgen, um den TSH-Spiegel zu supprimieren. Jedoch muss dies stetig individuell angepasst werden, da die Patienten aufgrund der Therapie einen erhöhten Stoffwechsel zeigen können. Dies könnte zum Schwitzen, Herzrasen und Unruhe führen. Daher sind tägliche Kontrollen der Schilddrüsenhormone indiziert.
Eine Komplikation der Schilddrüsentfernung ist die ungewollte Mitnahme der Nebenschilddrüsen. Dies kann zu einem Calciummangel führen. Daher sollte postoperativ der Calciumspiegel bestimmt werden und gegeben, falls eine Calcium-Gabe erfolgen.
Typische Symptome des Calciummangels sind ein Kribbeln in den Armen und Beinen, Muskelkämpfe sowie eine gesteigerte Atmung.
Die Prognose beim differenzierten Schilddrüsenkarzinom ist sehr gut. Hierfür werden jedoch eine fachgerechte Behandlung sowie Nachsorge vorausgesetzt. Die des papillären Karzinoms ist dennoch besser, da die Metastasierung lymphogen und nicht über die Blutbahn erfolgt. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei circa 90 Prozent.
Nur wenige Patienten versterben an einem differenzierten Schilddrüsenkarzinom. Das anaplastische Karzinom weist eine 10-Jahres-Überlebensrate von circa 50 Prozent auf und gilt nicht als heilbar. Ebenso weist das medulläre Schilddrüsenkarzinom eine schlechte Prognose auf.
Da der größte Risikofaktor für die Entwicklung des Schilddrüsenkrebses die Strahlenbelastung darstellt, sollte man sich gut vor dieser schützen. Bei jeder röntgenlogischen Bildgebung sollte daher ein Strahlenschutz eingehalten werden.
Die Nachsorge dient der Kontrolle der Ersatztherapie sowie der frühzeitigen Erkennung eines Rezidivs. In der ersten Zeit sind engmaschige Kontrollen indiziert. Die Schilddrüsenhormone als auch der Calciumhaushalt wird bestimmt. Ferner werden die Tumormarker zu Kontrolle abgenommen.
Schilddrüsenkrebs ist meistens zu Beginn asymptomatisch und kann erst im Verlauf Symptome wie Heiserkeit, Reizhusten und Atemnot zeigen.
Diagnostisch erfolgten eine Sonografie, Szintigrafie sowie Feinnadelbiopsie. Die Krebserkrankung kann in Form von differenzierten und undifferenzierten Karzinomen auftreten.
Differenziert bedeutet, dass die Krebszellen noch in der Lage sind, Jod aufzunehmen. Diese Funktion ermöglicht nach der radikalen Operation eine Radiojodtherapie und somit eine gute Prognose.
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Geschrieben von
Dr. med. Jasmin Pilatzek
Medizinisch geprüft am
6. Apr. 2023
Die Tumormarker sind bei dem Vorliegen einer Schilddrüsenkrebserkrankung erhöht. Dies ist bei den differenzierten Karzinomen das Thyreoglobulin, das Speicherprotein der Schilddrüsenhormone. Bei dem medullären Karzinom ist Calcitonin erhöht, da sich die Krebszellen aus den C-Zellen der Schilddrüs entwickeln.
Ja, je nachdem, welche Form der Krebserkrankung vorliegt. Die differenzierten Karzinome sind in 90 Prozent der Fälle heilbar. Das medulläre Karzinom weist mit circa 50 Prozent Überlebenswahrscheinlich nach Jahren noch eine gute Prognose der undifferenzierten Karzinome auf. Das anaplastische Karzinom ist nämlich dadurch gekennzeichnet, dass nur wenige Patienten meist ein Jahr überleben.
Wie bereits erwähnt, ist die Prognose stark von der Entität des Schilddrüsenkrebs abhängig. Die häufigste Krebserkrankung der Schilddrüse stellt das papilläre Karzinom dar. 80-90 Prozent der Patienten leben nach 10 Jahren. Bei dem follikulären Karzinom ist die Prognose etwas schlechter, da dieser über die Blutbahn, also hämatogen, metastasiert. In Zahlen ausgedrückt, überleben circa 60-70 Prozent die nächsten 10 Jahre nach Diagnosestellung. Das anaplastische Karzinom weist die schlechteste Überlebensdauer von circa ein bis zwei Jahren auf.
Die differenzierten Karzinome sind in der Regel heilbar. Differenziert bedeutet, dass die Krebszellen Jod aufnehmen können. Dies ermöglicht die Radiojodtherapie, bei der radioaktiv markiertes Jod in der Schilddrüse aufgenommen wird. Dies führt zu einer Verstrahlung von innen und zur Zerstörung der restlichen Krebszellen, die bei der Operation nicht erfasst werden konnten. Da diese Therapie sehr lokalisiert ist, ist sie nebenwirkungsarm.
Erkrankung zusammengefasst
Schilddrüsenkarzinom
Begriffe
Durchfall
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