Geschrieben von Florian Schnabl (Student)
Salbutamol ist wohl eines der bekanntesten Medikamente zur Behandlung von akuten Asthmaanfällen. Die besonders schnelle Wirkung und einfache Anwendung mittels Inhalationsgerät machen Salbutamol zur Behandlung chronisch obstruktiver Erkrankungen fast unverzichtbar.
Salbutamol gehört zu den sogenannten selektiven ß2-Rezeptor-Agonisten. Diese sogenannten Agonisten binden mit Präferenz an bestimmten Strukturen und lösen dadurch eine Wirkung aus.
In diesem Fall befinden sich diese Rezeptorstrukturen in großer Zahl in der
Wie in der Einleitung erwähnt, zählt Salbutamol zu den ß2-Rezeptor Agonisten. Diese Wirkstoffgruppe weist im Allgemeinen den selben Wirkmechanismus auf. Sie unterscheiden sich nur in der Wirkdauer.
Man kann hier unterscheiden, zwischen lang wirkenden, sowie kurz wirksamen ß2-Rezeptor-Agonisten. Salbutamol zählt, wie schon erwähnt, zu den kurz wirksamen Präparaten. Der Effekt von Salbutamol setzt schnell ein (3-10 Min.), hält jedoch nur kurz an (3-4 Std).
Die Applikation erfolgt vorzugsweise per Dosierinhalator. Bei Kindern bis 2 Jahren wird ein Vernebler bevorzugt.
Beim Einatmen der Einzeldosis kommt das Aerosol mit dem Wirkstoff Salbutamol zur Lunge. Dort bindet es an der Zellwand der Bronchien an die oben beschriebenen ß2-Rezeptoren. Das führt zu einer Art Signalauslösung der Bronchien. Durch eine sogenannte Signalkaskade kommt es dann schlussendlich zur Erschlaffung der Muskelzellen und damit verbundene Erleichterung der Atmung.
Darüber hinaus werden verschiedene Immunzellen gehemmt, die Entzündungen vermitteln und eine Überreaktivität der Bronchien verursachen. Bei Allergien beispielsweise reagiert das Immunsystem auf bestimmte Reize (Tierhaare, Pollen, etc.), dadurch wird das Immunsystem aktiviert und es kommt zu einer Überreaktion und übermäßigen Ausschüttung von Entzündungsbotenstoffen.
Salbutamol setzt diese Überreaktivität der Immunzellen etwas herunter und bewirkt dadurch ebenfalls eine Verbesserung der Symptomatik. Zudem kommt es bei Applikation von Salbutamol zu einer Anregung des Flimmerepithels (obersten Zellschicht der Schleimhäute der Atemwege).
Dieses Flimmerepithel hat die Aufgabe der Selbstreinigung der Lunge. Dazu zählen der Abtransport von Schleim, sowie die Entfernung von Mikroorganismen oder kleinen Fremdkörpern aus der Lunge. Salbutamol verstärkt die Tätigkeit dieses Flimmerepithels und trägt somit auch zur Reinigung der Atemwege bei.
Die Krankheit tritt meist im Kindesalter auf, vor allem Asthma in Verbindung mit allergischen Reaktionen (extrinsische Asthmaform). Die nicht-allergische, auch intrinsische Asthmaform, zeigt sich meist im mittleren Lebensalter.
Zur Pathophysiologie:
Die durch Allergene ausgelöste Asthmaform wird prinzipiell durch Einatmen von verschiedenen Allergenen ausgelöst. Es kommt nun in der Schleimhaut der Bronchien zur Aktivierung von einer Untergruppe der T-Zellen, den TH2-Zellen.
Diese TH2-Zellen produzieren sogenannte Interleukine. Diese Interleukine sind Botenstoffe des Immunsystems. In diesem Fall werden Interleukine ausgeschüttet, die eine Rekrutierung und Aktivierung von Granulozyten zur Folge hat. Granulozyten sind eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen und sind Teil der zellulären Immunabwehr. Zudem wird vermehrt sogenanntes Immunglobulin (IgE) durch B-Zellen synthetisiert.
Diese IgE bindet nun an Granulozyten und sogenannten Mastzellen. Die Folge ist eine Ausschüttung von Botenstoffen, die ein Zusammenziehen der Muskulatur der Bronchien zur Folge hat. Es kommt zur verminderten Belüftung der
Zudem führen aktivierte Granulozyten durch Freisetzung von Botenstoffen zum Zusammenziehen der Bronchialmuskulatur. Ebenfalls kann es durch Freisetzung von bestimmten Proteinen durch Granulozyten zur Schädigung der obersten Zellschicht der
Um nun diese Prozesse zu unterbinden und eine Belüftung der Lunge aufrechtzuerhalten, kommt es zum Einsatz von Salbutamol. Die Rezeptorbindung findet nach Anwendung schnell statt und es kommt zur Erweiterung der Bronchien. Besonders wichtig ist hier, die schnell einsetzende Wirkung, sowie die kurze Wirkdauer von 3 bis 6 Stunden.
Die schnelle Wirkung ist aber nur nach inhalativer Anwendung gegeben. Die orale Einnahme von Präparaten sollte prinzipiell vermieden werden, da die Nebenwirkungen häufiger auftreten als bei inhalativer Gabe. Die Anwendung von Salbutamol wird besonders bei Stufe 1 des 5 Stufensystems des
Unter Stufe 1 versteht man im Allgemeinen: bei Bedarf eine kurze Inhalation einer Einzeldosis. Der Einsatz von Salbutamol kann jedoch in jeder Stufe verwendet werden, da die schnelle Wirkung und damit die Atmungserleichterung bei Bedarf angezeigt ist.
Bei häufigerem Auftreten von Asthmaanfällen, sowie bei nur geringer Verbesserung der Symptomatik während eines Asthmaanfalles sollte man auf eine Stufe 2 Therapie, die eine Dauertherapie mit inhalativen Glucocorticoiden oder oralen Leukotrien-Rezeptor-Antagonisten bevorzugen.
Bei
Anfangs stehen Symptomatik, wie vermehrter Auswurf von Schleim und erhöhter Atemwiderstand, also eine Störung des Atemflusses. Beim Fortschreiten der Erkrankung kommt es zu strukturellen Veränderungen in der
Die Behandlung mit Salbutamol zielt vor allem darauf ab, dass es zur Linderung der Symptomatik kommt. Die bronchienerweiternden Eigenschaften des Salbutamols führen zu einer vermehrten Aufnahme von Sauerstoff und somit kann bei Bedarf dosiert werden.
Bei fortschreitender Erkrankung ist es sinnvoller, ein länger wirksames Medikament zu bevorzugen. Bei nicht fortschreitender COPD reicht eine Einzeldosis meist aus, um einer auftretenden Atemnot entgegenzuwirken.
Da Salbutamol meist inhalativ appliziert wird, sind die Nebenwirkungen beschränkt. Es kommt hier nur zu einer sehr geringen Resorption im Magen-Darm-Trakt und deshalb zu wenigen systemischen Nebenwirkungen bei normaler Dosisapplikation. Bei oraler Gabe kann es jedoch zu mehr unerwünschten Wirkungen kommen.
Die Nebenwirkungen kommen im Allgemeinen durch ß2-Rezeptoren in den verschiedenen Organsystemen zustande. Die häufigsten Nebenwirkungen sind
Durch ihre strukturelle Ähnlichkeit zu den ß2-Rezeptoren, kann es auch hier zu einer Bindung und Auslösung eines Effekts am Organ kommen. Die Bindungen am ß1-Rezeptor sind aber bei Weitem nicht so ausgeprägt wie am ß2-Rezeptor und ist somit auch die Auswirkung der Bindung dementsprechend abgeschwächt. Kontraindikationen sollte man jedoch berücksichtigen und andere Therapieoptionen, welche keine Nebenwirkungen am Herzen besitzen, in Betracht ziehen.
Zu erwähnen ist auch der unerwünschte Einfluss von Salbutamol auf Stoffwechselvorgänge. Es kann dadurch zur Steigerung der Glykolyse (=Abbau von Kohlenhydraten) kommen. Das hat zur Folge, dass der Blutzuckerspiegel steigt. Selten sind auch Verminderungen des Kaliumspiegels im Blut als unerwünschte Wirkung angeführt.
Ursache dafür ist eine übermäßige Aufnahme von Kalium Ionen in die Skelettmuskulatur, verursacht durch Salbutamol. Eine Kaliumsubstitution kann in diesem Fall erwogen werden.
Ebenfalls zu erwähnen ist, dass es bei zu häufiger Anwendung zu einer Wirkungsabschwächung kommen kann, verursacht durch eine Überstimulation der ß2-Rezeptoren durch Salbutamol.
Betablocker können die Wirkung von Salbutamol vermindern bzw. aufheben. Unter Betablockern versteht man Medikamente, die an verschiedenen Betarezeptoren im Körper andocken und danach eine Wirkung auslösen. Dieses Andocken kann selektiv an bestimmten Unterrezeptoren der ß-Rezeptorgruppe geschehen als auch selektiv an ß1-Rezeptoren.
Zu diesen nicht-selektiven ß-Blockern zählen Medikamente wie Sotalol, Propranolol, welche für die Behandlung von koronarer Herzkrankheit (KHK), funktionellen Herz- und Kreislaufstörungen,
Weitere Betablocker, die zur Behandlung von Herzkrankheiten eingesetzt werden und ß1-selektive Wirkungen besitzen, hemmen ebenfalls die Wirkung von Salbutamol.
Beispiele dafür sind: Metoprolol, Nebivolo, Atenolol
Der Einsatz von Salbutamol in Verbindung mit den oben beschriebenen Medikamenten muss deshalb von Arzt und Apotheker in Betracht gezogen werden, um unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden.
Wechselwirkungen sind ebenfalls bekannt mit Chinidin, Antihistaminika und trizyklischen Antidepressiva.
Diruetika,
Weitere Wechselwirkungen umfassen die Einnahme von L-Dopa, L-Thyroxin, Oxytocin, sowie die Konsumierung von Alkohol. Bei gleichzeitiger Einnahme der beschriebenen Medikamente und Salbutamol kann sich die Herzbelastung erhöhen.
Durch die unerwünschten, möglichen Wirkungen am Herzen sind Patienten, die an Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit und Herzrhythmusstörungen leiden, nicht für eine Therapie mit Salbutamol geeignet.
Personen, bei denen eine Überfunktion der Schilddrüse diagnostiziert wurde, wird von einer Einnahme von Salbutamol abgeraten, da die Umwandlung von Schilddrüsenhormonen beeinflusst wird.
Zudem wird durch die Erhöhung des Blutzuckerspiegels eine Anwendung bei Diabetikern nur selten empfohlen. Bei Anwendung ist jedenfalls Vorsicht geboten.
Bei Schwangerschaft sollte nur bei sehr strenger Indikation eine Anwendung erfolgen. Von der 1. bis zur 13. Schwangerschaftswoche ist die Anwendung verboten. Zudem darf Salbutamol bei der Geburt aufgrund von Wehenhemmung nicht eingenommen werden. In der Stillzeit sollte ebenfalls auf die Anwendung von Salbutamol verzichtet werden.
Inhalation einer Einzeldosis von 0,1mg bei Bedarf.
Salbutamol ist ein sehr schnell wirksames und weitgehend sicheres Medikament zur Behandlung von COPD und Asthma bronchiale. Es handelt sich bei diesem Wirkstoff um ein Bedarfsmedikament zur Linderung meist spontan, durch Allergene ausgelöste Atemnot.
Die Einnahme von Salbutamol sollte meist im Anfangsstadium der Erkrankungen als Einzeltherapie erfolgen und bei fortschreitenden Erkrankungsstadien mit anderen Präparaten kombiniert werden, um eine optimale Behandlung zu ermöglichen.
Die Anwendung sollte nur beim Abfangen bzw. der Durchbrechung eines Anfalles erfolgen. Vorsicht ist besonders bei gleichzeitiger Einnahme von herzwirksamen Medikamenten geboten.
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Geschrieben von
Florian Schnabl
Medizinisch geprüft am
28. Sept. 2022
Begriffe
Asthma Bronchiale
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