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Rachenentzündung

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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Die Rachenentzündung (Pharyngitis) bezeichnet die Entzündung der Rachenschleimhaut. Sie wird grob eingeteilt in eine akute Form und eine chronische Form. Das Hauptsymptom der Rachenentzündung ist der Halsschmerz, wobei die Entzündung in der Regel von selbst heilt und im Durchschnitt 3,5 bis 5 Tage dauert.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Rachenentzündung?

Die akute Rachenentzündung wird in etwa 50-80 % der Fälle durch Viren ausgelöst (davon etwa 20 % durch Rhinoviren) oder seltener durch Bakterien. Etwa 1 % der Rachenentzündungen werden durch Infektionen mit dem Epstein-Barr-Virus verursacht (EBV). Andere Viren, die eine Rachenentzündung verursachen können, sind Adeno-, Parainfluenza- oder Influenzaviren.

Bakterielle Rachenentzündungen sind eher eine Seltenheit. Falls die Rachenentzündung durch eine Infektion mit Bakterien entsteht, sind die häufigsten Erreger Beta-hämolysierende-Streptokokken der Gruppe A (GAS). Andere mögliche Bakterien sind Hämophilus influenzae oder Pneumokokken. Die akute Entzündung der Rachenschleimhaut tritt meist im Zuge einer einfachen Erkältung auf.

Die chronische Pharyngitis kann durch unterschiedlichste schädliche Stoffe ausgelöst werden. Beispielsweise durch ein Exposition gegenüber Stäuben, Chemikalien oder durch das Rauchen. Andere Ursachen sind die chronische Rhinosinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung ), wobei die Rachenentzündung hier durch eine Überproduktion von Schleim, welcher in den Rachen fließt, ausgelöst wird.

Auch beim Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre (Refluxerkrankung oder Gastroesophageal-Reflux-Disease), kann eine chronische Entzündung der Rachenschleimhaut auftreten. Zudem kann eine verstärkte Mundatmung aufgrund von Nasenpolypen , wobei es hier durch die permanente Austrocknung zu einer Reizung des Rachens kommt, eine chronische Rachenentzündung auslösen. Andere Ursachen, welche auch als Auslöser in Erwägung gezogen werden sollten, sind eine Klimaanlage am Arbeitsplatz oder Allergien (beispielsweise gegen Pollen).

Was sind die Symptome einer Rachenentzündung?

Die Hauptsymptome der akuten Rachenentzündung sind Schluckbeschwerden (Dysphagie ) und Halsschmerzen. Weitere Symptome, welche bei einer Pharyngitis häufig auftreten, sind ein Trockenheitsgefühl im Hals, Räusperzwang, ein Krankheitsgefühl und falls es im Rahmen einer viralen Rachenentzündung zusätzlich zu einer Infektion mit Bakterien kommt (bakterielle Superinfektion) Fieber und eine Schwellung der Halslymphknoten.

Wissenswert

Halsschmerzen können generell durch eine Vielzahl von Ursachen ausgelöst werden. Beispielsweise können Halsschmerzen im Zuge einer Nebenhöhlenentzündung oder einer Mittelohrentzündung auftreten. Seltenere Verursacher von Halsschmerzen sind Muskelverspannungen im Halsbereich, Schilddrüsenerkrankungen und die Koronare-Herzkrankheit (KHK).

Bei einer chronischen Pharyngitis sind die Symptome und der Halsschmerz meist etwas milder. Häufig tritt hier eher ein Halskratzen oder ein Halsbrennen auf. Nebensymptome können ein Räusperzwang, ein Globusgefühl (=Gefühl einen Klumpen im Hals zu haben) oder ein Trockenheitsgefühl im Hals sein sein.

Wie wird die Rachenentzündung diagnostiziert?

Die Diagnose der Rachenentzündung erfolgt meist durch einen Allgemeinmediziner (Hausarzt) oder einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Wichtig sind hierfür die Krankheitsgeschichte (Anamnese) sowie der Verlauf der Symptome. In der Untersuchung des Rachens zeigt sich bei einer akuten Rachenentzündung oft eine hochrote Rachenschleimhaut, eine Schwellung des Gaumensegels, und falls eine bakterielle Superinfektion aufgetreten ist (sogenannte "Seitenstrangangina"), schmierig-gelblichen Beläge. Sollten die Halsschmerzen durch eine EBV-Infektion (Epstein-Barr-Virus) verursacht werden, sind die Mandeln meist stark geschwollen und weißlich belegt. Durch eine Herpangina (Herpes ) verursachte Halsschmerzen, zeigen sich meist durch Bläschen am Gaumen und an den Mandeln. Eine Schwellung der Halslymphknoten am Kieferwinkel tritt vor allem bei Streptokokken-Infektionen und EBV-Infektionen auf.

Zur Einteilung, ob es sich um eine bakterielle Rachenentzündung durch Streptokokken handelt (sogennante GAS-Infektion) greift der Arzt oft zu Scores, um eine bessere Einschätzung treffen zu können. Für Kinder unter 3 Jahren kommt bei akuten Rachenentzündungen der Mc-Isaac-Score zur Anwendung, für Patienten über 15 Jahren gibt es den Centor-Score. Sollten die Scores einen Verdacht auf eine GAS-Infektion erhärten, wird oft ein Streptokokken-Schnelltest (Spezifität 95-100 %, Sensitivität 70-90 %) durchgeführt.

Auch für Epstein-Barr-Virus-Infektionen gibt es Schnelltest, welche einem Nachweis von Antikörpern im Blut oft überlegen sind. Blutuntersuchungen, die bei einer bakteriellen (stark ausgeprägten) Rachenentzündung oft hilfreich zur Diagnose sind, sind das C-Reaktive-Protein und ein großes Blutbild inklusive der weißen Blutkörperchen (Leukozyten).

Zur Diagnose einer chronischen Pharyngitis sind ebenfalls die Krankheitsgeschichte und der Verlauf der Symptome (insbesondere auch Dinge, die die Symptome bessern) wichtig. Bei einer chronischen Pharyngitis können bei der Untersuchung, neben einer Rötung der Rachenschleimhaut, häufig auch rötliche Lymphfollikel im Rachen beobachtet werden. Hier spricht man dann von einer "Pharyngitis granularis", wobei die "borkigen" Beläge auf einer rückgebildeten (atrophen) Rachenschleimhaut zu sehen sind.

Therapie bei Rachenentzündung

Zur Therapie der akuten Pharyngitis eignen sich bei starken Halsschmerzen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, beispielsweise Aspirin oder Ibuprofen ) sowie desinfizierende Mundspülungen. Damit eine Rachenentzündung möglichst schnell abheilen kann, sollte während der akuten Entzündung gänzlich aufs Rauchen verzichtet werden. Eine Therapie mit Antibiotika ist nur bei einer Rachenentzündung angezeigt, die mit einer bakteriellen Superinfektion und Fieber auftritt. Eine "normale" virale Rachenentzündung wird sich durch die Gabe von Antibiotika nicht schneller heilen und trägt zur Resistenzbildung von Bakterien auf Antibiotika bei.

Falls die Rachenentzündung durch Bakterien verursacht wird und keine Allergie gegen Penicillin vorliegt, eignet sich als Antibiotikum zur Behandlung der akuten Pharyngitis beispielsweise Amoxicillin /Clavulansäure (=Augmentin). Sollte eine Allergie gegen Penicillin vorliegen, kann auf ein Präparat aus der Antibiotika-Gruppe der Makrolide ausgewichen werden (beispielsweise Clarithromycin oder Azithromycin).

Bei der Therapie der chronischen Pharyngitis ist besonders wichtig, die Exposition gegenüber dem auslösenden Schadstoff zu vermindern. Dies kann beispielsweise oft durch einen Rauchstopp, eine Befeuchtung der Luft am Arbeitsplatz/in Wohnräumen oder durch das Tragen einer Atemschutzmaske bei der Arbeit mit verschiedenen Stäuben, erreicht werden. Eine weitere Maßnahme, welche häufig die Beschwerden lindern kann, ist die Befeuchtung der Rachenschleimhaut mit geeigneten Lösungen oder Sprays.

Sollte die chronische Rachenentzündung im Zuge einer Krankheit auftreten, gilt es zuerst die auslösende Grundkrankheit zu behandeln. Da der genaue Auslöser einer chronischen Pharyngitis häufig schwer ermittelbar ist, ist es manchmal schwierig durch eine Therapie eine vollständige Heilung der Symptome zu erreichen.

Wie ist die Prognose einer Rachenentzündung?

Eine akute Rachenentzündung heilt in der Regel innerhalb von wenigen Tagen von selbst ab. Akute Rachenentzündungen werden am häufigsten durch Viren verursacht, wobei hier eine Therapie mit Antibiotika keinen zusätzlichen Nutzen hat.

Achtung

Kommt es im Rahmen einer viralen Rachenentzündung zu einer sogenannten "Superinfektion" mit Bakterien, kann ein Einsatz von Antibiotika gerechtfertigt sein.

Meist schlagen die Antibiotika hier schnell an und es kommt ebenfalls innerhalb einer Woche zu einer Besserung der Beschwerden und zu einem Rückgang des Fiebers. Chronische Rachenentzündungen können, je nach Ursache, unter entsprechender Therapie, oft Wochen bis Monate benötigen, bis sie sich vollständig zurückbilden.

Wie kann man einer Rachenentzündung vorbeugen?

Vorbeugungsmaßnahmen für eine Rachenentzündung sind im Besonderen eine gute Händehygiene im Winter, das Vermeiden von Räumen mit zu trockener Luft, sowie der komplette Verzicht aufs Rauchen.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Rachenentzündung

Ein gutes Hausmittel zur Behandlung einer akuten Rachenentzündung ist das Trinken oder Gurgeln von Salbeitee, welcher die Beschwerden lindert und zu einem schnelleren Abheilen der Entzündung beitragen kann.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Rachenentzündung

Je nachdem wie lange eine Rachenentzündung andauert, können Nachuntersuchungen notwendig werden. Diese finden in der Regel beim Hausarzt oder beim HNO-Arzt (Hals-Nasen-Ohren-Arzt) statt.

Zusammenfassung

Die Rachenentzündung (Pharyngitis) ist eine Erkrankung, die durch eine Entzündung der Schleimhaut im Rachen ausgelöst wird. Die Erkrankung kann in eine akute Form und eine chronische Form unterteilt werden, wobei die meisten Fälle der akuten Rachenentzündung durch Viren ausgelöst werden.

Der Großteil der Rachenentzündungen heilt von selbst innerhalb einiger Tage ab, wobei es bei der chronischen Form unter einer ärztlichen Therapie oft bis zu einigen Wochen oder Monaten dauern kann, bis eine deutliche Besserung der Symptome eintritt.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Wichtig ist es sich bei einer Rachenentzündung, wie bei anderen grippalen Infekten, körperlich zu schonen und wenn möglich ein paar Tage Bettruhe einzuhalten. Die meisten Fälle der akuten Rachenentzündung werden durch Viren ausgelöst und benötigen keine Therapie mit Medikamenten um abzuheilen. Unterstützende Maßnahmen wie Salbei-Tees, Schmerzmittel oder desinfizierende Mundspülung können zu einer Besserung der Halsschmerzen führen.

Sollten die Halsschmerzen länger als ein paar Tage andauern, mit hohem Fieber einhergehen oder sollte es zu einer Schwellung der Lymphknoten im Halsbereich kommen, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen. Der Arzt wird daraufhin, falls er es für notwendig hält, eine Therapie mit Antibiotika einleiten, welche bei bakteriellen Rachenentzündungen zu einer Rückbildung der Beschwerden führen. Generell gut bei einer Rachenentzündung ist es sich in Räumen mit einer hohen Luftfeuchtigkeit aufzuhalten und während der Beschwerden, und im besten Fall auch danach, nicht zu rauchen.

Eine Rachenentzündung kann je nach Ursache stark oder kaum schmerzhaft sein. Eine akute Rachenentzündung ist dabei häufig schmerzhafter als eine chronische Rachenentzündung. Falls es zum Auftreten von sehr starken Schmerzen kommt, kann eine Besserung der Symptome oft durch die Einnahme von nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR, z.B. Aspirin, Ibuprofen) erzielt werden.

Eine Rachenentzündung dauert in den meisten Fällen zwischen 3,5 bis 5 Tagen, wobei das Fieber meist nach 2-3 Tagen von selbst abklingt. Chronische Entzündungen der Rachenschleimhaut können oft einige Wochen oder Monate benötigen bis sich eine Besserung der Beschwerden einstellt. Hier ist es im besonderen wichtig herauszufinden, welche Noxe (=schädlicher Stoff) für die Beschwerden verantwortlich ist. Häufige Auslöser von chronischen Rachenentzündungen sind das Rauchen, Chemikalien, Stäube oder Allergien.

Rachenentzündungen werden meist durch Viren ausgelöst und treten häufig im Zuge einer Erkältung (sogennante "common cold") auf. Die Viren werden, vor allem in der kalten Jahreszeit (wo sich Leute vermehrt in geschlossenen Räumen aufhalte und wenig gelüftet wird) über die Luft (=sogennante Tröpfcheninfektion) übertragen. Zum Schutz vor einer Rachenentzündung sollte man auf eine gute Handhygiene achten (=regelmäßiges Waschen beziehungsweise desinfizieren der Hände) und wenn möglich beim Niesen oder Husten den eigenen Mund durch die Armbeuge abdecken, um andere Personen vor einer Rachenentzündung zu schützen.

Rachenentzündung Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Rachenentzündung

Pharyngitis

Betroffene

Organe(e):

Hals
Kopf

Epidemiologie

  • vor allem im Winter und Frühjahr
  • Häufigkeitsgipfel: 5 bis 15 Jahre
  • 30% aller Halsschmerzen

Risikofaktoren

  • übermäßiger Tabak- oder Alkoholkonsum
  • Sodbrennen
  • trockene Raumluft
  • Einatmen von Chemikaliendämpfen oder Staub
  • behinderte Nasenatmung
  • rez. Sinusitis
  • Strahlentherapie im Kopfbereich und Halsbereich
  • Hormonumstellung

Ursachen

  • Adenoviren
  • Rhinoviren
  • Parainfluenza-Viren
  • Influenza-Viren
  • Streptokokken der Gruppe A
  • Haemophilus influenzae
  • Pneumokokken

Pathophysiologie

  • Infektion mit viralen oder bakteriellen Erregern (z.B. Adenoviren)> Infiltration der Rachenschleimhaut> Entzündung

Symptome

  • Halsschmerzen
  • Ohrenschmerzen
  • Schmerzhaftes Schlucken
  • Heisere Stimme
  • Husten

Komplikationen

  • meist komplikationslos
  • Angina tonsillaris

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Halsschmerzen?
    • Halten die Halsschmerzen bereits länger als drei Monate an?
    • Leiden sie unter Fieber?
    • Rauchen sie?
  • Pharyngoskopie
    • Spiegeluntersuchung des Halses
  • Abstrich
    • Streptokokken Schnelltest

Differenzial Diagnose

  • Scharlach

Therapie

  • Schmerztherapie
  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Reizende Stoffe meiden
  • Schleimhaut feucht halten
  • viel trinken

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • viel trinken
  • Nikotinabstinenz

Prognose

  • Heilt in der Regel komplikationslos ab.

Begriffe

Dysphagie

Dysphagie ist eine Schluckstörung, bei der es mehr Zeit kostet, Nahrung oder Flüssigkeit aufzunehmen. Eine anhaltende Schluckstörung ist immer als Warnzeichen zu sehen und sollte drigend medizinisch abgeklärt werden.
Eine Erkältung stellt einen grippalen Infekt der oberen Atemwege dar. Sie äußert sich meist in Form von Schnupfen, Husten, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden oder leichtem Fieber.
Von Fieber spricht man immer dann, wenn die Körpertemperatur über das normale Maß hinaus erhöht ist. Normalerweise liegt die Körpertemperatur des Menschen zwischen 36,0 und 37,4 Grad Celsius.
Herpes ist eine besonders häufige Erkrankung, die durch virale Krankheitserreger hervorgerufen wird. Dabei gibt es verschiedene Typen von Herpes-Viren, die nach der Infektion zu unterschiedlichen Krankheitsbildern führen können.
Ibuprofen ist als entzündungshemmendes, fiebersenkendes und schmerzlinderndes Mittel unverzichtbar ist. Die Behandlung sollte jedoch so kurz wie möglich erfolgen. Von langfristiger Anwendung sollte man, wenn es möglich ist, absehen.
Die Nasennebenhöhlenentzündung (=Sinusitis) bezeichnet die Entzündung einer oder auch mehrerer Nasennebenhöhlen. Typisch sind neben Schnupfen, Schmerzen im Gesichtsbereich und ein starkes Krankheitsgefühl.

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