Geschrieben von Sue Nelson (Ärztin in der Psychiatrie und Psychotherapie)
Unter einer Vergiftung (Intoxikation) versteht man eine Erkrankung, welche durch das Eindringen eines Giftstoffes in den Körper, hervorgerufen wird. Diese kann durch eine Vielzahl an Stoffen, wie etwa Chemikalien, Pflanzen oder Medikamenten, hervorgerufen werden.
Unter einer Quecksilbervergiftung versteht man demnach eine akute oder länger andauernde (chronische) Vergiftung, welche durch das Schwermetall Quecksilber verursacht wird.
Hierbei gelangt Quecksilber über eine Aufnahme über den Mund (peroral), über die Atemwege (inhalativ) oder über eine Aufnahme über die
Diese reichen von Kopfschmerzen bis hin zu schwerreichenden Komplikationen und Langzeitschäden. In besonders scherwiegenden Fällen kann eine Quecksilbervergiftung auch tödlich verlaufen. Quecksilber wurde zudem als krebserregende Substanz eingestuft.
Eine Quecksilbervergiftung wird medizinisch als Merkurialismus oder Quecksilberintoxikation bezeichnet.
Quecksilber ist ein bei Raumtemperatur flüssiges Metall, mit einem Schmelzpunkt von -38,87 °C und einem Siedepunkt von +356,58 °C. Es kommt in Form von elementarem (auch metallisch genannt), anorganischem und organischem Quecksilber vor.
Metallisches Quecksilber verdampft bereits bei Raumtemperatur. Diese Eigenschaften tragen maßgeblich zu dem Risiko einer Vergiftung bei.
In Verbindung mit einer Quecksilbervergiftung, welche durch den Verzehr von quecksilberhaltigen Fischen ausgelöst wurde, ist der Chemieunfall und die daraus resultierenden tausenden Opfer der japanischen Kleinstadt Minamata in den 1950er Jahren bekannt, welche als Minamata-Krankheit geläufig ist.
Zu den bedeutendsten Aufnahmequellen für Quecksilber gehören der regelmäßige Verzehr quecksilberbelasteter Fische, das Tragen von Amalgamfüllungen, sowie einem arbeitsbedingten Ausgesetzsein.
Die Effekte von Quecksilber auf den menschlichen Organismus sind abhängig von der Dosis und Zeitdauer des Ausgesetztseins (Exposition), der Quecksilberform (elementar, anorganisch, organisch), sowie dem Aufnahmeweg.
Zu unterscheiden sind akute Vergiftungen und langfristige, also, chronische Vergiftungen.
Eine akute Vergiftung tritt auf, wenn innerhalb kurzer Zeit hohe Mengen Quecksilber aufgenommen wurden. Bei einer akuten Vergiftung kann es unter anderem zu Kopfschmerzen, blutigen Durchfällen (Gastroenteritis), Nierenversagen und bei inhalativer Aufnahme einer Entzündung der Atemwege (
Zu einer chronischen Vergiftung kann es kommen, wenn man über einen längeren Zeitraum immer wieder Quecksilber schutzlos ausgesetzt wurde. Zu den Symptomen einer chronischen Vergiftung zählen eine glomeruläre Nierenschädigung, Störungen des zentralen Nervensystems wie Wesensveränderung, Gedächtnisstörung, gesteigerte Erregbarkeit und Bewegungsunruhe (Erethismus) und einem feinschlägigen Zittern (
In besonders schwerwiegenden Verläufen kann die Vergiftung tödlich verlaufen.
Zudem können allergische Reaktionen auf Quecksilber (insbesondere Amalgam) auftreten, welche sich durch Haut- und Schleimhautreaktionen äußern.
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Quecksilbervergiftung gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Zunächst erfolgt ein Gespräch, die Anamnese, um folgende Faktoren herauszufinden:
Dann erfolgt eine körperliche Untersuchung. Nach einer allgemeinen Untersuchung ist eine neurologische Untersuchung wegweisend.
Das Zusammenspiel des klinisch typischen Bildes einer Vergiftung und der Anamnese kann einen Anhalt auf die auslösende Substanz geben.
Es folgen Probeentnahmen, welche im Labor den Quecksilbernachweis in Blut und Urin erbringen. Hierbei wird der Human-Biomonitoring-Wert (HBM) ermittelt. Wird der HBM-I-Wert unterschritten, ist mit keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung zu rechnen.
Der HBM-I-Wert des Urins liegt bei 5 µg/g Kreatinin, entspricht 7 µg/l. Bei einer Überschreitung des HBM-II- Wertes sind gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich. Der HBM-II-Wert im Urin liegt bei 20 µg/g Kreatinin, entspricht 25 µg/l.
In selteneren Fällen kann die Quecksilberkonzentration aus anderen Probequellen entnommen werden, wie etwa den Haaren.
Weitere Labordiagnostik kann folgen, um beispielsweise das Ausmaß der Nierenschädigung zu erfassen.
Gegebenenfalls kann zusätzlich eine Luftanalyse erfolgen (vor allem bei Exposition am Arbeitsplatz).
Die Akutherapie einer Quecksilbervergiftung erfolgt primär mit dem Wirkstoff Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) (bei ausreichend guter Nierenfunktion). Ebenfalls in Frage einer akuten Therapie kommt der Wirkstoff D-Penicillamin, welcher jedoch weniger wirksam und nebenwirkungsreicher ist. Die Wirksamkeit der Therapie wird mittels Urinanalyse überprüft.
Um eine weitere Aufnahme von Quecksilber in den Organismus zu verhindern, kann Aktivkohle angewendet werden.
Es sollten ausreichende Flüssigkeitsgaben erfolgen und es können zusätzlich Vitamine und Spurenelemente eingesetzt werden.
Bei einer chronischen Vergiftung ist jegliche weitere Aufnahme von Quecksilber zu vermeiden. Auch hier ist eine Therapie mit den Wirkstoffen Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) oder D-Penicillamin so lange anzuwenden, bis die Quecksilberausscheidung nicht mehr nachgewiesen werden kann. Auch hier sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitsgabe geachtet werden.
Sind bereits Langzeitschäden des zentralen Nervensystems oder der Nieren aufgetreten, so sind diese meist nicht mehr umzukehren und müssen symptomatisch weiterbehandelt werden.
Die Prognose ist stark abhängig von der Quecksilberdosis und Zeitdauer des Ausgesetztseins, der Quecksilberform (elementar, anorganisch, organisch), sowie dem Aufnahmeweg.
Wird eine akute Vergiftung zeitnah und adäquat behandelt, so ist die Prognose gut.
Bei einer chronischen Vergiftung sind die langfristigen Schäden, wie eine Nierenschädigung oder Störungen des zentralen Nervensystems, nicht mehr rückgängig zu machen.
Unbehandelt kann eine schwere Quecksilbervergiftung tödlich verlaufen.
Jegliche Art von Vergiftungen, unabhängig davon, von welchem Stoff sie ausgelöst wurden (Chemikalien, Pflanzen, Medikamente, oder eben auch Metallen wie Quecksilber), bedürfen einer umgehenden Vorstellung bei einem Arzt. Bei ersten Fragen und um sich einen Überblick zu verschaffen kann auch die Giftnotrufzentrale eine gute erste Anlaufstelle sein.
Die Nachsorge betrifft in erster Linie die Folgeschäden von chronischen Quecksilbervergiftungen. So bedarf eine bleibende Nierenschädigung oder neurologische Langzeitschäden einer langfristigen ärztlicher Behandlung.
Unter einer Quecksilbervergiftung versteht man eine akute oder langfristige (chronische) Vergiftung, welche durch das Schwermetall Quecksilber hervorgerufen wird. Diese kann sich durch Symptome wie Kopfschmerzen, Übelkeit, aber auch neurologischen und psychischen Symptomen, wie Gedächtnisstörung, gesteigerte Erregbarkeit oder feinschlägigem Zittern, äußern.
Zudem kann eine (insbesondere chronische) Quecksilbervergiftung zu ernsthaften Nierenfunktionsstörungen und in besonders schwerwiegenden Fällen auch zu einem tödlichen Verlauf führen.
Als Therapie kommen Komplexbildner wie Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) oder D-Penicillamin zur Anwendung, langfristige Folgeschäden einer chronischen Vergiftung sind oft nicht mehr rückgängig zu machen und bedürfen einer anhaltenden ärztlichen Nachbetreuung.
Die Hauptaufnahmequellen von Quecksilber sind der regelmäßige Verzehr besonders quecksilberbelasteter Fische, das Tragen von Amalgamfüllungen, sowie einer arbeitsbedingten Aussetzung.
Alle unsere medizinischen Inhalte werden regelmäßig überprüft und aktualisiert
Geschrieben von
Sue Nelson
Medizinisch geprüft am
30. Aug. 2022
Der Quecksilbernachweis im Körper erfolgt überwiegend durch eine Blut- oder Urinuntersuchung. Wird hierbei der HBM-II-Wert (Human-Biomonitoring-Wert) überschritten, ist mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen.
Die Auswirkung von Quecksilber auf den menschlichen Körper ist stark von der Dosis und Zeitdauer des Ausgesetztseins (Exposition), der Quecksilberform (elementar, anorganisch, organisch), sowie dem Aufnahmeweg abhängig.
Während eine akute Quecksilbervergiftung (bei nicht übermäßiger Exposition) unter zeitnaher und adäquater Behandlung meist komplikationsfrei ausheilt, kann eine schwerwiegende Quecksilbervergiftung (vor allem bei langfristigem Ausgesetztsein) schwere und langfristige Folgeschäden mit sich bringen und in besonders schweren Fällen auch tödlich verlaufen.
Eine perkutane Aufnahme, also eine Aufnahme von Quecksilber über die Haut, ist zwar möglich, jedoch stellt die inhalative Aufnahme über die Atemwege ein weitaus größeres Risiko dar. Daher sollte beispielsweise beim Zerbrechen einer quecksilberhaltigen Energiesparlampe oder eines Thermometers alle Fenster geöffnet und der Raum gut ausgelüftet werden, sowie die Scherben und ggf, Quecksilberkügelchen vorsichtig (nicht mit dem Staubsauger) beseitigt werden, ohne sie jedoch anzufassen (Handschuhe verwenden). Anschließend sollten sie luftdicht verpackt im Sondermüll entsorgt werden.
Das Belastungsniveau in Deutschland für Pflanzen oder für Wildtiere, wenn sie ihre Nahrung ausschließlich von Ackern, Wäldern, etc. beziehen, ist eher gering.
Wildwachsende Pilze können jedoch erheblich höhere Gehalte von Blei, Cadmium und Quecksilber enthalten als Kulturpilze und sollten somit pro Woche höchstens in einer Frischpilzmenge von 200 bis 250 Gramm verzehrt werden.
Tierische Räuber können hohe Quecksilber-Konzentrationen aufweisen (vor allem, wenn sie sich hauptsächlich von Fischen aus Binnengewässern oder aus dem Meer ernähren). Auch Speisefische weisen organisch gebundenes Methylquecksilber auf. Je nach Fischart kann die Quecksilberkonzentration stark variieren. Lachs, Alaska-Seelachs, Forelle und Hering zählen zu den weniger mit Quecksilber belasteten Fischen mit einem Wert von 0,3 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm Fisch bei einem festgesetzten Grenzwert von 0,5 mg/kg Fisch.
Quecksilber kann sehr unterschiedlich ausgeprägte Auswirkungen auf den Körper haben. Die Beschwerden, der Schweregrad und die Ausprägung der Symptome sind abhängig von der Dosis und der Dauer des Ausgesetztseins, der Quecksilberform und dem Aufnahmeweg. Betroffen sein können:
Quecksilber wurde als krebserregende Substanz eingestuft.
Es gibt Richtlinien und Grenzwerte des Quecksilbergehaltes, welche bei der Lebensmittelerzeugung eingehalten werden müssen. Der Standard-Höchstgehalt von Fisch beträgt 0,5 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm. Speisefische wie Lachs oder Seelachs weisen höchstens 0,3 Milligramm Quecksilber pro Kilogramm auf. Thunfisch liegt bei höchstens 1,0 Milligramm pro Kilogramm. Schwertfisch und Hai-Arten (wie Blauhai) hingegen enthalten bis zu 2,0 Milligramm pro Kilogramm.
Erkrankung zusammengefasst
Merkurialismus, Quecksilberintoxikation
Begriffe
Lungenentzündung
Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema
vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.
Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.