Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Psychose?
Wie bei den meisten anderen psychischen Erkrankungen auch, geht man davon aus, dass es bei der Psychose nicht einen einzigen Auslöser gibt, sondern mehrere Vulnerabilitätsfaktoren, die einen Menschen anfällig für die Krankheit machen. Man geht also davon aus, dass bei der Entstehung von Psychosen mehrere Faktoren eine Rolle spielen.
In der Verhaltenstherapie spricht man von einem Bio-Psycho-Sozialen Modell, was besagt, dass psychische Störungen durch verschiedene Belastungsfaktoren entstehen. Dabei spielt die Psyche eine Rolle, das soziale Umfeld und biologische Faktoren.
Arten von Psychosen
Bezüglich der Entstehung von Psychosen gibt es zwei Arten:
Primäre Psychosen
Bei den primären Psychosen ist keine Krankheitsursache feststellbar und es wird von mehreren Vulnerabilitäten (Verletzlichkeiten) und Faktoren ausgegangen.
Sekundäre Psychosen
Bei den sekundären Psychosen ist die Störung auf eine bestimmte Ursache zurückführbar.
- Bei einer drogeninduzierten Psychose wird die Psychose durch Drogen ausgelöst, meist handelt es sich hierbei um Stimulanzien wie Cannabis oder LSD.
- Psychosen können auch als Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten, beispielsweise bei der Behandlung von oder .
- Einige Psychosen sind auch auf organische Krankheiten zurückzuführen. Beispielsweise können Hirntumore, Infektionen, Parasiten, Hirnverletzungen oder Epilepsie psychotische Symptome hervorrufen.
Das Risiko an einer Psychose zu erkranken ist erhöht, wenn:
- Personen im engeren Familienumkreis erkrankt sind (genetische Komponente)
- Drogen oder Alkohol konsumiert wird
- Eine Kopfverletzung stattgefunden hat
- Epilepsie vorliegt
Was sind die Symptome einer Psychose?
Der Begriff „Psychose“ ist ein Sammelbegriff für eine Reihe verschiedener psychischer Störungen, deren Symptome unter anderem Denkstörungen, Wahnvorstellungen und sind. Jede einzelne psychotische Störung ist individuell, was ihre Symptome und ihren Verlauf angeht, jedoch gibt es auch einige Gemeinsamkeiten.
Symptome im Überblick
Typische Symptome für psychotische Störungen sind:
Bei Wahnvorstellungen fühlen sich Betroffene verfolgt oder hören Stimmen. Inhalte des Wahns können sehr unterschiedlich sein: Beispielsweise gibt es akustische (Stimmen) oder Kontrollwahn.
Bei der Ich-Störung können Betroffene nicht mehr zwischen sich selbst und der Umwelt unterscheiden. Im Zuge dessen kann es zu Depersonalisierung (die eigene Person wird als fremd wahrgenommen), Derealisation (die Umgebung wird als nicht real wahrgenommen), Willensbeeinflussung (das Gefühl, dass der eigene Wille von anderen beeinflusst wird) oder zu Gedankeneingebung (das Gefühl, dass Gedanken von Außenstehenden in den eigenen Kopf eingegeben werden), kommen.
Bei Halluzinationen liegt eine Wahrnehmungsstörung vor. Halluzinationen können in Bezug auf alle Sinne vorkommen: Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Fühlen. Halluzinierende hören beispielsweise Stimmen, wo keine sind, riechen Gerüche, die gar nicht vorhanden sind, oder haben Wahrnehmungen von Berührungen am Körper, obwohl sich niemand anderes im Raum befindet.
Bei Denkstörungen handelt es sich um Störungen des Denkvorgangs oder des Denkinhaltes. Bei sogenannten formalen Denkstörungen steht der gestörte Denkinhalt im Vordergrund: Betroffene können wahrgenommenes nicht richtig interpretieren.
Unter anderem gibt es Denkstörungen wie eine Verlangsamung des Denkens, übersteigerndes Grübeln, oder eingeengtes Denken (die Gedanken reduzieren sich auf einen im Vordergrund stehenden Denkinhalt).
Neben diesen allgemeinen Symptomen, die den Sammelbegriff „psychotische Störungen“ auszeichnen, gibt es aber noch spezifische Störungen mit eigenen Symptomen.
Zu den psychotischen Störungen gehören:
- Schizophrenien: Typisch für Schizophrenien sind Störungen im Denken und der Wahrnehmung und inadäquate oder verflachte Affekte. Dazu gehören Gedankenausbreitung, Wahn, besonders Kontrollwahn und das Gefühl von anderen unwillentlich beeinflusst zu werden. Sogenannte Negativsymptome gehören ebenfalls zum Störungsbild von Schizophrenien. Negativsymptome sind zum Beispiel ein verflachter Affekt und sozialer Rückzug. Auch hier gibt es verschiedene Arten der Schizophrenie. Die häufigste Form ist die paranoide Schizophrenie, bei der besonders akustische und Wahn im Vordergrund stehen.
- Schizoaffektive Störungen: Bei den schizoaffektiven Störungen handelt es sich um eine Störung, bei der die Symptome einer Schizophrenie und zusätzlich die einer emotionalen Störung (affektiven Störung), zum Beispiel einer oder einer auftreten. Betroffene haben also neben schizophrenen Symptomen zusätzlich erhebliche Stimmungsschwankungen. Für die Diagnose muss neben einer Schizophrenie zusätzlich mindestens eine Episode einer Manie oder einer Depression vorliegen.
- Wahnhafte Störungen: Wahnhafte Störungen zeichnen sich dadurch aus, dass außer Wahnvorstellungen keine anderen Symptome einer psychotischen Störung vorliegen. Betroffene haben oft das Gefühl ausgenutzt zu werden und haben Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen. Das Verhalten von Betroffenen ist häufig nicht direkt auffällig, sodass die Störung nicht immer schnell erkannt wird.
- Schizotype Störungen: Bei der schizotypen Persönlichkeitsstörung haben Betroffene Probleme mit dem Knüpfen von engen Beziehungen und sozialen Interaktionen im Allgemeinen. Diese Probleme gründen auf der verzerrten Wahrnehmung und verzerrtem Denken und zeigen sich in eigentümlichen Verhalten. Menschen mit einer schizotypen Persönlichkeitsstörung beziehen häufig Dinge oder Ereignisse auf sich, obwohl dies nicht der Realität entspricht. Seltsame Überzeugungen, magische Denkinhalte, seltsame Sprechweisen, Paranoia und soziale Ängste gehören ebenfalls zu den typischen Symptomen dieser Störung. Betroffene halten andere Menschen auf Distanz und befinden sich häufig in einem Konflikt zwischen dem Bedürfnis nach Beziehung und der gleichzeitigen Angst vor Beziehung.
Wie wird die Psychose diagnostiziert?
Eine Psychose oder eine andere psychotische Störung wird durch einen Arzt, einen Psychotherapeuten, oder durch einen Psychiater diagnostiziert.
Zu Beginn der Diagnostik ist ein ausführliches Gespräch wichtig. Der Fokus liegt hierbei auf der Erfragung von aktuellen Beschwerden, des Verlaufs der Symptome und eventuellen Vulnerabilitäten oder familiären Häufungen von verschiedenen Erkrankungen. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung und die Analyse vorliegenden bildgebenden Materials (EEG, EKG, MRT) durch einen Arzt oder eine Ärztin.
Das Ziel der körperlichen Untersuchung ist es, eine organische Ursache oder eine andere körperliche Erkrankung, die ähnliche Symptome verursachen könnte, auszuschließen. Hierbei wird auf Hinweise geachtet, ob es sich um eine primäre (kein organischer Auslöser) oder um eine sekundäre Psychose (aufgrund einer organischen Erkrankung) handelt. Es folgt eine genaue Diagnostik anhand eines Fragebogens der medizinischen Klassifikationsliste (ICD-10), mithilfe dessen die Symptome genau abgefragt werden können.
Therapie bei einer Psychose
In der Therapie von psychotischen Störungen sind Medikamente und Psychotherapie wichtige Bausteine. Meist wird bei psychotischen Störungen eine Verhaltenstherapie empfohlen. Ein Baustein dieser Therapie ist die Psychoedukation, bei denen Patienten sowie Angehörige über die Störung aufgeklärt werden und alle Fragen beantwortet bekommen.
Hierbei kann es auch sinnvoll sein, die individuelle Vulnerabilität, also Verletzlichkeit des Patienten oder der Patientin zu verstehen und die Entwicklung der Störung im Verlauf nachzuvollziehen.
Neben der Psychotherapie werden zudem von einem Psychiater auch Medikamente verschrieben, um den Leidensdruck der Patienten zu lindern. Bei den Medikamenten handelt es sich meist um Antipsychotika (zum Beispiel Haloperidol).
Durch die Medikamente werden Wahnvorstellungen und Halluzinationen zwar gemindert, jedoch bringen sie meist starke Nebenwirkungen mit sich. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören unter anderem Gewichtszunahme, Antriebslosigkeit, , Schlappheit und Muskelzuckungen.
Wie ist die Prognose einer Psychose?
Obwohl psychotische Störungen in den Medien oft präsent sind, sind sie in der Realität doch eher selten.
Ca. 1 % der deutschen Bevölkerung erkrankt mindestens einmal im Leben an einer psychotischen Störung. Ob und wie wahrscheinlich psychotische Störungen und Psychosen wiederkehrend oder sogar chronisch sind, kommt auf die Art der psychotischen Störung an.
Bei einer drogeninduzierten Psychose beispielsweise ist es relativ wahrscheinlich, dass diese nach Aussetzen des Drogenkonsums nicht wiederkehrend ist und nicht chronisch wird.
Bei Schizophrenien hat ungefähr ein Drittel nach erstmaligem Auftreten einen chronischen Verlauf.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ca. 20 Prozent der Menschen, die einmal eine Psychose erleben, einen chronischen Verlauf haben. Auch chronisch erkrankte Menschen können jedoch lernen, mit ihren Symptomen umzugehen und durch Psychotherapie und Medikamente so gut eingestellt sein, dass sie ein glückliches Leben führen können.
Zusammenfassung
Der Begriff „Psychose“ ist ein Sammelbegriff für eine Reihe verschiedener psychischer Störungen, deren Symptome unter anderem Denkstörungen, Wahnvorstellungen und sind. Ca. 1-2 % der Deutschen erkranken mindestens einmal im Leben an einer psychotischen Störung.
Auch wenn die Symptome für Betroffene extrem belastend und einschränkend sein können, können sie durch Psychotherapie und der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten durchaus gut in den Griff bekommen werden.