Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Prolaktinoms?
Das Prolaktinom gehört zu der Gruppe der Hypophysentumore. Dabei handelt es sich um eine heterogene Gruppe von Geschwülsten der Hirnanhangsdrüse, die sich klinisch und symptomatisch unterschiedlich kenntlich macht.
Das Prolaktinom ist der häufigste gutartige, hormonaktive Hypophysentumor. Betroffen sind epidemiologisch fünfmal so viele Frauen wie Männer. Dabei tritt dieser Tumor am häufigsten zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr auf. Ingesamt genommen machen Hypophysentumore rund 10% aller Hirntumore aus.
Es stellt sich nun die Frage, welche Funktion hat Prolaktin in physiologischen Prozessen. Es gehört zu den Hormonen, die in der Hypophyse des Hirns produziert werden. Prolaktin führt, wie der Name bereits suggeriert, zur Laktation (Produktion und Sekretion von Muttermilch in den Milchdrüsen) und Wachstum der Brust der Frau während der Schwangerschaft. Kommt es nun zu einem gutartigen übermäßigen Gewebewachstum der Hypophyse wird zu viel Prolaktin produziert (Prolaktinom).
Dieser laborchemische Zustand im Blut wird Hyperprolaktinämie bezeichnet welches zur Produktion und Sekretion von Muttermilch (Galaktorrhoe) außerhalb der Stillperiode führt. Weiterhin kann der hohe Spiegel von Prolaktin im Körper im Rahmen eines Feedback-Mechanismus zur Hemmung von Geschlechtshormen (FSH= Follikelstimulierendes Hormon, LH= Luteinisierendes Hormon), die auch in der Hypophyse produziert werden. Dies kann zu Störungen der Bildung von Testosteron beim Mann und Östrogene bei der Frau führen und mit seelischen und körperlichen Veränderungen einhergehen.
Die Ursachen für die Entstehung eines Prolaktinoms sind einerseits idiopathisch (ohne erkennbare Ursache) und andererseits im Rahmen eines sogenannten MEN-1-Syndroms (Multiple Endokrine Neoplasien, die erblich bedingt zu (bösartigen) Neubildung in unterschiedlichen Hormondrüsen führen).
Eingeteilt wird das Prolaktinom in ein Mikroprolaktinom (ca. 70% der Fälle, bei einer Größe von weniger als 1 cm) sowie in ein Makroprolaktinom (ca. 30% der Fälle, bei einer Größe von mehr als 1 cm).
Was sind die Symptome eines Prolaktinoms?
Die Symptome orientieren sich nach dem Funktionsbereich des Prolaktins bei physiologischen Verhältnisse. Diesen sind dann übermäßig gesteigert.
Die Hyperprolaktinämie führt über die Hemmung der Geschlechtshormone zu folgenden klinischen Auffälligkeiten:
- bei Frauen: lange Menstruationszyklen (Oligomenorrhoe) bis hin zum Ausbleiben der Regelblutung (sekundäre ); der Eisprung findet aufgrund des Mangels von LH ("Eisprungs-Hormon") nicht statt; entsprechend reduzierte/fehlende Fruchtbarkeit; durch die Volumenzunahme der Brüste: Spannungsgefühl der Brust; Milchfluss; Verlust/Veränderung der sexuellen Lust (Libido); durch den langfristigen Mangel von Östrogen ggf. reduzierte Stabilität der Knochen ().
- bei Männern: Verlust von sexueller Lust (Libido)/ Potenz; in seltenen Fällen kann das Prolaktin auch indirekt durch Hemmung der testosteron-bildenden Hormone LH und FSH zum Wachstum der Brust führen ( mit zusätzlichem Milchausfluss (Galaktorrhoe)).
Durch die Raumforderung können bei Reizung der Hirnhäute ab einer gewissen Größe auch Kopfschmerzen auftreten. Durch die besondere Lage der Hypophyse, geht das Größenwachstum auch mit Ausfälle der Sehfähigkeit einher. Die Hypophyse liegt unmittelbar oberhalb der Kreuzung der Sehbahn des linken und des rechten Auges. Der Druck eines Prolaktinoms auf diese Kreuzungsstelle kann zu Gesichtsfeldausfällen jeweils des seitlichen Sichtfeldes führen (ein sogenanntes Scheuklappenphänomen). Zusätzlich kann es zu allgemein zu schlechtem Sehen kommen.
Wie wird das Prolaktinom diagnostiziert?
Die Diagnostik erfordert meist je nach primär auftretenden Symptomen eine allgemeinärztliche, neurologische oder urogynäkologische körperliche Untersuchung.
Da eine Reihe von Medikamenten bekannt sind den Prolaktinspiegel zu erhöhen, muss zwingend nach der Einnahme solcher Wirkstoffe, wie zum Beispiel Antipsychotika eingangs gefragt werden. Sind dahingehend keine Hinweise vorhanden, sollte eine laborchemische Diagnostik bemüht werden.
Hierbei ist die Bestimmung des Prolaktinspiegels die vordergründige Rolle. Dabei ist es wichtig, dass der Wert mehrmals bestimmt wird. Liegt dieser nach mehrmaliger Bestimmung wiederholt >200 ng/ml ist recht sicher von eine Prolaktinom auszugehen. Bei Unklarheiten kann auch ein Prolaktin-Stimulationstest mit der Gabe eines Wirkstoffes (Metoclopramid) nähere Hinweise.
Notwendig ist auch stets eine bildgebende Diagnostik mittels einer Magnetresonanztomografie. Ist dies aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich kann auch eine CT- Untersuchung erfolgen. Zusätzlich empfehlen medizinische Leitlinie die Bestimmung restlicher Hypophysenfunktionen wie Geschlechts- und Schilddrüsenhormone beispielsweise.
Therapie bei Prolaktinom
Therapeutisch können zwei Strategien verfolgt werden. Zunächst wird die Indikation und der Beginn einer medikamentösen Therapie empfohlen. Dabei werden Wirkstoffe eingesetzt, die das Dopamin erhöhen. Der Hintergrund dieser Strategie ist, dass Dopamin die Ausschüttung von Prolaktin in der Hypophyse hemmt. Die dabei eingesetzten Substanzen heißen beispielsweise Bromcriptin oder Cabergolin.
Diese Therapie führt in 95% der Fälle zu normalen Prolaktinspiegeln und zur Verkleinerung des gutartigen Tumors. Entsprechend ist zu erwarten, dass die Gesichtsfeldausfälle ebenfalls zurückgehen. Ist dies nicht ausreichend der Fall, werden operative Maßnahmen empfohlen.
Dabei wird neurochirurgisch über das Nasenloch die Hypophyse erreicht und dort das Adenom abgetragen. Dieses Verfahren kann bei frustraner medikamentösen oder bei Unverträglichkeit der Medikamente zum Einsatz kommen.
Wie ist die Prognose eines Prolaktinoms?
Die Prognose ist gut und das gewünschte Ziel der Symptomlinderung oder Verschwinden der Symptome wird bereits medikamentös erreicht. Bei Scheitern dieses Verfahrens kann den meisten Patienten neurochirurgisch definitiv geholfen werden. In nur seltensten Fällen muss bei fehlgeschlagener medikamentöser und operativer Therapie eine Bestrahlung erfolgen.
Die Prognose ist insbesondere daher gut, da es sich um einen gutartigen Tumor handelt.
Zusammenfassung
Das Prolaktinom ist ein gutartiger Tumor der Hirnanhangsdrüse, der sogenannten Hypophyse. Symptomatisch und klinisch auffällig wird dieser durch hormonellen Veränderungen. Therapeutisch besteht zunächst die Möglichkeit der medikamentösen Intervention. Bei Versagen kann transnasal die neurochirurgische Entfernung erfolgen.