Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)
Der Begriff Altersschwerhörigkeit, medizinisch Presbyakusis, beschreibt die Abnahme der Hörfähigkeit während des Alterns. Bereits ab dem 50. Lebensjahr beginnt die Hörfähigkeit stetig nachzulassen. Einen krankhaften Hintergrund hat dies in der Regel nicht.
Die Altersschwerhörigkeit hat keinerlei krankhafte Ursache und stellt einen natürlichen Prozess im Zuge des Alterns dar. Aus diesem Grund sind auch besonders viele Menschen davon betroffen.
Ungefähr ab dem 50. Lebensjahr nimmt das Hörvermögen bei vielen Menschen deutlich ab, sodass im Alter von 65 Jahren fast ein Drittel aller Erwachsenen eine Altersschwerhörigkeit aufweisen.
Für Personen, die das 80. Lebensjahr bereits vollendet haben, gilt eine ungefähr 80 prozentige Wahrscheinlichkeit eine Presbyakusis zu entwickeln. Bei den restlichen 20 Prozent ist davon auszugehen, dass das Hörvermögen Zeit ihres Lebens unbeeinträchtigt bleibt.
Frauen entwickeln tendentiell weniger häufig eine Altersschwerhörigkeit als Männer. Es ist davon auszugehen, dass dieses Phänomen auf den Lärm, dem Männer zum Beispiel beruflich ausgesetzt sind, zurückzuführen ist. Bewiesen werden konnte diese Theorie jedoch bis heute nicht.
Aus welchem Grund genau es im Zuge des Alterns zu einer Abnahme der Hörfähigkeit kommt, konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. Fest steht jedoch, dass es sich bei den Ursachen der Presbyakusis nicht um krankhafte Veränderungen handelt. Vielmehr scheinen verschiedene Alterungsprozesse bei der Ausbildung der Altersschwerhörigkeit eine Rolle zu spielen.
Neben dem Skelettsystem und den inneren Organen bleiben auch die Ohren, vor allem die Innenohren, von den Alterungsprozessen nicht verschont. Zum Einen kann im Zuge des Alterns die Beweglichkeit der Gehörknöchelchen im Mittelohr abnehmen.
In Folge dessen kommt es zu einer Reduktion der Schallleitung vom Mittel- in das Innenohr. Zum Anderen werden auch die für das Hören essenziellen Haarzellen des Innenohrs mit der Zeit abgenutzt.
Die Hauptfunktion dieser Haarzellen besteht darin, die aus dem Mittelohr eintreffenden Schallwellen in elektrische Impulse umzuwandeln. Diese elektrischen Impulse können dann, ausgehend vom Innenohr, zur Hörrinde des Gehirns weiter geleitet werden. Außerdem nimmt auch die Anzahl der Haarzellen innerhalb der Innenohren im Laufe der Zeit deutlich ab.
Die Altersschwerhörigkeit betrifft aber nicht jeden Menschen, beziehungsweise weist nicht jeder ein gleich hohes Risiko dafür auf, eine Presbyakusis zu entwickeln.
Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für die Entstehung einer Altersschwerhörigkeit steigern. Diese Faktoren werden in der Medizin als Risikofaktoren bezeichnet.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählt die genetische Veranlagung. Wenn die nahen Angehörigen bereits unter einem starken Hörverlust im Alter klagen, so steigt auch die Gefahr, selbst eine Presbyakusis zu entwickeln.
Darüber hinaus steigt die Wahrscheinlichkeit wenn man an einer Herz-Kreislauf Erkrankung leidet oder
Gleiches gilt im Übrigen auch für Raucher. Männer leiden in der Regel deutlich häufiger unter einer Abnahme der Hörfähigkeit im Alter. Grund dafür ist wahrscheinlich die Tatsache, dass viele Männer beruflich bedingt einem höheren Lärmpegel ausgesetzt sind als Frauen.
Anhaltender Lärm kann im Laufe der Zeit dazu führen, dass die Haarzellen in den Innenohren Schaden nehmen. Lärm gilt deshalb, unabhängig davon ob man diesem beruflich oder privat ausgesetzt ist, als einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung einer Presbyakusis.
Einige Menschen erleiden im Laufe ihres Lebens einen sogenannten Hörsturz. Bei einem Hörsturz handelt es sich um eine Erkrankung der Innenohren, die bei den betroffenen Patienten zu einem plötzlich einsetzenden Hörverlust,
In der Regel ist nur eines der beiden Ohren von einem Hörsturz betroffen. Im Bezug auf die Altersschwerhörigkeit ist es wichtig zu wissen, dass die Haarzellen des erkrankten Innenohres erheblichen Schaden nehmen können. Vorgeschädigte Haarzellen sorgen dann im Alter dafür, dass sich schneller eine Altersschwerhörigkeit ausbildet.
Eine Altersschwerhörigkeit entsteht niemals plötzlich aus dem Nichts heraus. Vielmehr nimmt das Hörvermögen im Zuge des Alterns über einen längeren Zeitraum stetig ab. Aus diesem Grund ist es keine Seltenheit, dass die betroffenen Personen über eine ganze Weile garnicht wahrnehmen, dass sie schlechter hören als in jungen Jahren.
Erst wenn die Presbyakusis so weit fortgeschritten ist, dass es Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit den Angehörigen gibt, fällt auf, dass etwas mit den Ohren nicht stimmt.
Bei der Altersschwerhörigkeit nimmt das Hörvermögen aber nicht über alle Frequenzen symmetrisch ab. Typisch für die Altersschwerhöhrigkeit ist eher, dass die Betroffenen zuerst Schwierigkeiten damit haben, hohe Frequenzen (also hohe Töne) zu hören.
Zudem werden im Zuge der Veränderungen die sogenannten Mitlaute, also die Laute b, k, t, p und s nicht mehr einwandfrei verstanden.
In Folge dessen treten bei der Kommunikation mit Angehörigen oder anderen nahestehenden Personen häufig Missverständnisse auf. Menschen, die an einer Altersschwerhörigkeit leiden, fragen häufig danach, was ihr Gegenüber gerade gesagt hat.
Einige der Betroffenen neigen aber auch dazu, den Hörverlust eine Weile lang vor ihren Angehörigen zu verbergen. Was die Entstehung von Missverständnissen noch häufiger werden lässt.
Darüber hinaus ist besonders auffällig, dass sich die Abnahme der Hörfähigkeit immer dann weiter verschlechtert, wenn Hintergrundgeräusche vorhanden sind. Das können zum Beispiel Gespräche anderer Personen oder der Fernseher sein. Ohne Hintergrundgeräusche können die Betroffenen deutlich mehr verstehen. Außerdem tritt die Altersschwerhörigkeit häufig in Kombination mit einem
Die Symptome einer Altersschwerhörigkeit bleiben nicht nur auf die Ohren beschränkt. Je nachdem in welchen Umständen die betroffenen Personen leben, kann das schwindende Hörvermögen erhebliche Auswirkungen haben.
Viele Menschen mit Presbyakusis beginnen damit sich zu isolieren. Grund dafür ist dann in der Regel, dass sie sich beim Zusammentreffen mit mehreren anderen Personen unwohl und unsicher fühlen.
Zudem werden eigentlich einfache Aufgaben wie zum Beispiel das Einkaufen gehen für die Betroffenen zudehmend schwierig. Das kann unter Umständen so weit gehen, dass sie nicht mehr in der Lage sind für sich selbst ausreichend zu sorgen.
Um Probleme im Bezug auf die Alltagsbewältigung sowie einen möglichen sozialen Rückzug zu vermeiden, sollten Menschen, die bemerken, dass ihre Hörfähigkeit nachlässt, zeitnah einen Facharzt für Hals- Nasen- Ohrenheilkunde aufsuchen.
Gleiches gilt auch dann, wenn Angehörige bemerken, dass bei einem ihrer Liebsten eine Altersschwerhörigkeit vorliegen könnte. Wenn die Schwerhörigkeit früh erkannt wird, kann der Betroffene zügig mit entsprechenden Hörgeräten versorgt werden.
Die eigentliche Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Presbyakusis findet dann über verschiedene Verfahren statt.
Schon im Zuge eines ausführlichen Arzt- Patienten- Gesprächs (Anamnese) fällt dem Arzt zumeist auf, dass das Gehör des Patienten beeinträchtigt ist. Während dieses Gesprächs ist es besonders wichtig, dem Arzt zu erläutern, welche Beschwerden vorliegen und wann diese zum ersten Mal beobachtet wurden.
Auch die Vorerkrankungen sowie die sogenannte Familienanamnese spielen eine wichtige Rolle.
Der Arzt stellt zum Beispiel die folgenden Fragen:
Im Anschluss werden die Ohren und das Gehör des Patienten untersucht. Dabei schaut sich der Arzt zuerst die äußeren Gehörgänge an und überprüft, ob es in diesem Bereich eine Ursache für die Entstehung des Hörverlusts gibt.
Die Untersuchung der Gehörgänge und des Trommelfells erfolgt über zur Hilfenahme eines sogenannten Otoskops. Mit diesem Gerät lassen sich krankhafte Veränderungen, zum Beispiel Rötungen, Schwellungen oder Verletzungen recht zuverlässig auffinden.
Zudem kann der Ohrenarzt auf diese Weise prüfen ob das Trommelfell intakt ist und ob sich eventuell Flüssigkeit hinter dem Trommelfell angesammelt hat.
Impendanzmessung
Nach dem Arzt- Patienten- Gespräch und der Untersuchung der Ohren, wird der Zustand des Mittelohres geprüft. Zu diesem Zwecke nutzt man die sogenannte Impendanzmessung.
Bei diesem Verfahren misst der Facharzt den akustischen Widerstand des Trommelfells, also jenen Anteil des Schalls, der vom Trommelfell zurück zum Testgerät geleitet wird.
Tonaudiometrie
Letztendlich können das Ausmaß der Beeinträchtigung des Gehörs sowie die betroffenen Frequenzbereiche mit Hilfe der Tonaudiometrie bestimmt werden. Bei diesem Messverfahren wird der Patient verschiedenen Tönen ausgesetzt. Sobald er einen dieser Töne wahrnimmt, muss der Patient ein Zeichen geben.
Ein weiteres wichtiges Verfahren in der Diagnostik ist die sogenannte Sprachaudiometrie. Mit dieser diagnostischen Methode kann ermittelt werden, ob und in wie weit der Betroffene gesprochene Sprache noch verstehen kann.
Sobald die Diagnose Presbyakusis zweifellos bestätigt werden kann, wird der Betroffene an einen Hörgeräteakustiker weiter geleitet. Die Aufgabe des Hörgeräteakustikers ist es dann, gemeinsam mit dem Patienten zu entscheiden welche Hörgeräte am geeignetsten sind.
In den meisten Fällen entsteht eine Altersschwerhörigkeit auf beiden Ohren gleichermaßen. Das hat zur Folge, dass zumeist auch beide Ohren mit einem Hörgerät versorgt werden müssen. Geeignete Hörgeräte gibt es in verschiedenen Formen und Varianten.
Je nachdem worauf der jeweilige Patient besonderen Wert legt, kann ein anderes Modell gewählt werden. Die Funktionsweise der Hörgeräte sind jedoch in der Regel gleich. Der Schall, der zum Beispiel beim Sprechen ausgesendet wird, wird über ein Mikrofon im Hörgerät verstärkt und über einen Lautsprecher in das Ohr abgegeben.
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Formen von Hörgeräten:
Die sogenannten Im-Ohr-Geräte (IdO-Hörgeräte) werden direkt in den äußeren Gehörgang eingesetzt. Diese Art von Hörgeräten muss an den äußeren Gehörgang des jeweiligen Patienten angepasst werden.
Hinter-dem-Ohr-Geräte (HdO-Hörgeräte) wir hinter das Ohr gelegt und mit einem Bügel an der Ohrmuschel fixiert.
Eine Altersschwerhörigkeit ist auf normale Alterungsprozesse zurückzuführen. Das bedeutet, dass die Gründe für die Entstehung der Presbyakusis keinerlei krankhaften Charakter haben.
Hervorgerufen wird der Hörverlust sowohl durch eine Abnahme der Beweglichkeit der Gehörknöchel im Mittelohr als auch durch eine Beeinträchtigung der Haarzellen des Innenohrs. Es ist nicht möglich, dass sich diese Veränderungen wieder zurück bilden.
Demzufolge kann die einmal verlorene Hörfähigkeit in den hohen Frequenzen nicht wiederhergestellt werden.
Es ist jedoch möglich das Hörvermögen der betroffenen Menschen mit Hilfe eines Hörgeräts zu verbessern.
Das Hörgerät fängt die Schallwellen von Außen auf und gibt sie verstärkt über einen Lautsprecher an das Ohr ab. Auf diese Weise ist es dem Betroffenen möglich, wieder besser zu hören.
Die Altersschwerhörigkeit beruht auf Veränderungen, die im Zuge des Alters bei nahezu jedem Menschen auftreten. Aus diesem Grund ist es nur bedingt möglich deren Entstehung effektiv vorzubeugen. Wichtig ist es jedoch, mögliche Risikofaktoren abzubauen. Das gilt vor allem für das Rauchen und jene Faktoren, die Erkrankungen wie
Besonders wichtig ist außerdem ein gewisser Lärmschutz. Lärm sorgt auf die Dauer dafür, dass die Haarzellen im Innenohr Beschädigt werden. Einmal vorgeschädigte Haarzellen reagieren deutlich empfindlicher auf die normalen Alterungsprozesse, was dazu führt, dass es deutlich schneller zur Entstehung einer Presbakusis kommt.
Menschen, die an einer Altersschwerhörigkeit leiden und mit Hörgeräten versorgt werden, sollten deren Funktionstüchtigkeit in regelmäßigen Abständen kontrollieren lassen. Außerdem sollten die Betroffenen regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Hals-Nasen-Ohrenarzr durchführen lassen.
Der Begriff Altersschwerhörigkeit, medizinisch Presbyakusis, beschreibt die Abnahme der Hörfähigkeit während des Alterns. Grund für diese Abnahme sind sowohl die verminderte Beweglichkeit der Gehörknöchelchen als auch die Beeinträchtigung der Haarzellen im Innenohr. Die Altersschwerhörigkeit ist nicht heilbar, betroffene Personen können aber mit Hörgeräten versorgt werden und mit deren Hilfe wieder besser hören.
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Geschrieben von
Jessica Papic
Medizinisch geprüft am
29. Aug. 2022
Alters-Schwerhörigkeit kann alle Menschen gleichermaßen betreffen. Im Alter von 80 Jahren beträgt die Wahrscheinlichkeit an Alters-Schwerhörigkeit zu erkranken 80 Prozent. Besonders gefährdet sind Menschen mit vielen Risiko-Faktoren (siehe oben).
Nein, Alters-Schwerhörigkeit, die einmal besteht, ist leider nicht mehr umkehrbar oder heilbar.
Erkrankung zusammengefasst
Presbyakusis
Begriffe
Diabetes mellitus
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