Geschrieben von Dr. med. Nina A. Herz (Ärztin)
Die Progressive multifokale Leukenzephalopathie ist eine langsam fortschreitende Virus-Infektion des Nervensystems. Das Virus, dass die Krankheit typischerweise auslöst, ist das JC-Virus aus der Gruppe der Polyomaviridae. Nach Eintritt in den Körper überdauert das Virus ein Leben lang u.a. in den Nieren des infizierten Menschen. Bei infizierten Menschen deren Immunsystem geschwächt wird, kann das Virus reaktiviert werden und es kann zur Erkrankung an der Progressive Multifokale Leukenzephalopathie kommen.
Besonders anfällig sind Menschen, deren T-Zell-Immunität geschwächt ist, was typischerweise bei an AIDS Erkrankten charakteristisch ist aber auch seltener bei medizinischen Behandlungen, die eine Immunsuppression erforderlich machen, zum Beispiel Knochenmarkstransplantation oder die Behandlung der multiplen Sklerose. Medikamente bei denen eine Progressive Multifokale Leukenzephalopathie in den letzten Jahren wiederholt festgestellt wurde sind immunmodulierende monoklonale Antikörper, wie Natalizumab.
Die Krankheit und die Beschwerden sind im Verlauf stetig zunehmend. Die Symptome sind typischerweise neurologische Störungen, die auf die Schädigung der Nervenzellummantelung (Entmarkung) an vielen Stellen (multifokal) im
Typische Frühsymptome können Paresen, Gangunsicherheit, motorische Sprech- und Sprachstörungen, Sehstörung (Rindenblindheit), Sensibilitätsstörung sowie Gedächtnisstörung sein. Im Verlauf kann es zu schwerer
In der Diagnostik gibt es verschiedene Säulen, die eine Infektion mit unterschiedlicher Sicherheit feststellen können. Ein eindeutiger Nachweis der Virus-DNA im Liquor oder dem Urin mittels PCR gelingt in nur ca. der Hälfte der Fälle. Sollte der klinische Verdacht trotzdem bestehen, können weitere Schritte eingeleitet werden. Dabei wird oft eine Bildgebung hinzugezogen, die bei der Diagnosestellung wegweisend sein kann. Hinweise im MRT oder CT sind Entmarkungsherde die sich von dem umliegenden Gewebe abgrenzen lassen. Diese Veränderungen reichen typischerweise bis an die Hirnrinde heran und zerstören spezielle sehr kurze Faserbahnen, die benachbarte Hirnareale miteinander verbindet und nach ihrer Verlaufsform als U-Fasern bezeichnet werden.
Die Bildgebung ist aber nicht spezifisch für eine Progressive Multifokale Leukenzephalopathie, sondern kann auch bei einer HIV-Enzephalitis ein sehr ähnliches Ergebnis zeigen. Der nächste Schritt zur Diagnosesicherung bei unauffälligem Liquor Ergebnis, aber klinischem Verdacht und Zeichen in der Bildgebung kann eine Hirnbiopsie sein. Typische Gewebsbefunden sind intranukleäre Einschlusskörperchen, demyelinisierte Axone, vergrößerte und veränderte Oligodendrozyten und Astrozyten.
Es ist bisher keine Behandlung bekannt, die die Ursache, also das JC-Virus, eliminieren kann und die Krankheit somit heilt. In der Behandlung wird deshalb versucht das Immunsystem zu stärken und eine gegebenenfalls im Rahmen einer induzierte Immunsuppression im Rahmen medizinischen Behandlungen zu reduzieren oder zu beenden.
In einigen Fällen kommt mit strengen Studienprotokollen auch eine intensive antiretrovirale Therapie zum Einsatz, was aber einer strengen Kosten-Nutzen-Abwägung bedarf und sehr vom Gesundheitszustand des Erkrankten abhängt.
Aktuell gibt es keine Heilung für die Progressive Multifokale Leukenzephalopathie. Die Prognose ist schlecht und nach Auftreten der Symptome endet die Krankheit in der Regel nach wenigen Monaten und nur in Einzelfällen nach über 3 Jahren tödlich. Auch bei effektiver und intensiver Therapie liegt die Sterblichkeit aktuell noch bei ca. 50% nach 2 Jahren. Eine dauerhafte Abschwächung der Symptome (Remission) ist sehr selten aber möglich und dann in der Regel mit schweren neurologischen Folgeschäden verbunden.
Das JC-Virus ist weltweit sehr verbreitet und die Durchseuchung der Bevölkerung wird auf 70-90% geschätzt. Wahrscheinlich infizieren sich die meisten Menschen schon im Kindesalter. Eine große Menge an Virus wurde in Abwässern festgestellt. Der genaue Infektionsweg ist aktuell noch nicht eindeutig bekannt, es wird aber von einer fäkal-oralen Übertragung ausgegangen. Eine Vermeidung der Infektion scheint aus diesen Gründen schwierig. Der Ausbruch der Progressive Multifokale Leukenzephalopathie kann durch ein intaktes Immunsystem verhindert werden.
Einen neue Therapieansatz stellt die Behandlung mit allogenen BK-virusspezifischen T-Zellen da. Die BK-Viren und JC-Viren scheinen sehr ähnliche Oberflächenstrukturen (Epitope) aufzuweisen. Durch eine Transplantation von BK-spezifischen T-Zellen konnte bei den Empfängern die Aktivierung der eigenen Immunantwort festgestellt und ein Rückgang der Symptome beobachtet werden. Außerdem wird an einer Impfung gegen das Virus geforscht.
Die progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML) ist eine lebensbedrohliche Krankheit, die im Verlauf zu einer zunehmenden Zerstörung des Nervensystems und neurologischen Ausfallerscheinungen führt. Dabei löst das JC-Virus bei Immunsuppression und mangelnder T-Zell-Abwehr die Demyelinisierung der Nervenzellen aus. Für die Krankheit gibt es aktuell noch keine zugelassene wirksame Therapie.
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Geschrieben von
Dr. med. Nina A. Herz
Medizinisch geprüft am
3. Aug. 2022
Für Immunkompetente Menschen ist die Infektion mit dem JC-Virus nicht gefährlich. Man geht davon aus, dass über 70% der Bevölkerung mit dem JC-Virus infiziert ist. Für immunsuppremierte Menschen, insbesondere wenn die T-Zell-Abwehr gestört ist, stellt die Infektion mit dem JC-Virus eine Gefahr dar: sowohl durch Krankheiten, wie AIDS aber auch therapiebedingte Immunsuppression zum Beispiel im Rahmen von der Behandlung der Multiplen Sklerose oder vor Stammzelltransplantation.
Aktuell gibt es keine Heilung für die Progressive multifokale Leukenzephalopathie.
Eine Progressive multifokale Leukenzephalopathie ist in der Regel in wenigen Monaten bis Jahren tödlich. Es gibt aber verschiedene Studien die auf einen günstigeren Verlauf, bei intensiver Therapie hoffen lassen.
Erkrankung zusammengefasst
Progressive Multifokale Leukenzephalopathie
Begriffe
Demenz
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