Geschrieben von Tim Schröter (Medizinstudent 8. Semester)
Für den plötzlichen Kindstod gibt es mehrere synonym verwendete Begrifflichkeiten: plötzlicher Säuglingstod, Sudden Infant Death Syndrom ("SIDS") oder Sudden Infant Death ("SID"). Die beiden letzteren Bezeichnungen und deren Unterschiede, dass teilweise das Wort "Syndrom" aus der Namensgebung gestrichen wurde, liegt daran, dass ein Syndrom definitionsgemäß eine spezielle Symptomkombination enthalten muss.
Dies ist im Falle des plötzlichen Kindstods aber nicht gegeben, da allen Fällen zwar der Tod gemeinsam ist, allerdings häufig eben keine speziellen Symptome festgestellt werden können. Im Folgenden wird die Abkürzung SIDS stellvertretend für alle Bezeichnungen verwendet.
Beim SIDS handelt es sich um das plötzliche Versterben von Säuglingen oder Kleinkindern aus völliger Gesundheit. Ein solcher Todesfall wird als SIDS bezeichnet, wenn keine andere Ursache für den Tod festgestellt werden kann.
Im Jahr 2020 wurde in Deutschland die Diagnose "Plötzlicher Kindstod" 84 Mal gestellt. Da es sich aber um eine unbekannte Todesursache handelt und es für den Arzt, welcher die Todesursache feststellen muss, auch die Möglichkeit gibt "unbekannte Todesursache" anzugeben, ist von einer großen Dunkelziffer auszugehen.
Betrachtet man alle Todesfälle von Kindern unter einem Jahr mit ungeklärter Todesursache, waren es 2020 219 Fälle.
Die Ursachen des SIDS sind nicht abschließend geklärt. Derzeit wird eine Fehlfunktion von Nervenzellen im Hirnstamm angenommen. Der Hirnstamm bezeichnet eine Region des Gehirns, welche unterhalb des sogenannten Zwischenhirns beginnt und bis zum oberen Anfang des Rückenmarks reicht.
Im Hirnstamm werden vor allem Informationen aus dem
Aus den oben genannten funktionellen Zentren des Hirnstamms ergeben sich die fatalen Folgen einer Fehlfunktion. Wenn die Neuronen des Atemzentrums nicht mehr oder nicht mehr ausreichend funktionieren, hört der Körper auf zu atmen und erstickt.
Anzeichen für einen solchen Sauerstoffmangel (sog. "Hypoxie") wurden häufig bei der Untersuchung von Säuglingen und Kleinkindern gefunden, welche aus ungeklärter Ursache plötzlich verstarben.
Auch werden häufig Anzeichen dafür gefunden, dass die Betroffenen bereits über längere Zeit zu wenig Sauerstoff im Körper hatten. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Fehlfunktion der Hirnstammneuronen über eine längere Zeit bestehen kann, bevor es zum Tod kommt. Allerdings ist dieser langanhaltende leichte Sauerstoffmangel so gering ausgeprägt, dass bisher kein Test möglich ist, um die Gefahr eines SIDS bereits im Vorfeld zu erkennen.
Es muss derzeit also davon ausgegangen werden, dass für das SIDS eine angeborene oder vererbte Anfälligkeit besteht. Zusätzlich konnten herausgefunden werden, dass bestimmte Faktoren eher zum Auftreten eines SIDS führen. Allerdings kann ein Fehlen dieser "Triggerfaktoren" ein SIDS nicht ausschließen, sondern nur etwas unwahrscheinlicher machen. Andererseits führt das Vorhandensein dieser Triggerfaktoren nicht zwangsläufig zum Auftreten eines SIDS.
Zu diesen Trigger- bzw. Risikofaktoren gehören:
Insgesamt finden 90 % der plötzlichen Kindstodfälle im Schlaf statt.
Plötzlicher Tod eines Säuglings oder Kleinkinds aus völliger Gesundheit heraus, bei welchem sich keine andere Ursache für das Versterben finden lässt.
Die Diagnose ist eine sogenannte "Ausschlussdiagnose". Das bedeutet, dass das SIDS als Diagnose übrig bleibt, wenn andere mögliche Todesursachen ausgeschlossen wurden.
Die alternativen Todesursachen sind sehr vielfältig und beinhalteten alle Krankheiten, welche den Tod zur Folge haben können.
Besonderen Stellenwert nehmen folgende Differenzialdiagnosen ein:
An dieser Stelle sei erwähnt, dass bei jedem unklaren Todesfall eine Obduktion durchgeführt werden sollte. Der herbeigerufene Rettungsdienst oder Notarzt sind dazu verpflichtet, die Polizei und Staatsanwaltschaft zu informieren, um den Tod durch Gewalteinwirkung oder Ähnliches auszuschließen.
Dies ist eine zusätzliche Belastung für die Eltern und Angehörige des verstorbenen Kindes und es sollte so schnell wie möglich eine feinfühlige Erklärung des weiteren Ablaufs erfolgen.
Es liegt im Interesse der Allgemeinheit ein eventuelles Verbrechen aufzuklären. Die Entscheidung über das Vorgehen ist gesetzlich geregelt und keine Entscheidung des anwesenden Arztes oder Rettungsdienstes. Es muss klargestellt werden, dass dies keine Anschuldigung gegen die Angehörigen ist.
Wird der Patient innerhalb von wenigen Minuten nach Eintreten des Todes aufgefunden, kann eine Wiederbelebung erfolgreich sein. Dies gelingt aber nur in sehr seltenen Fällen.
Zur Vorbeugung des SIDS gilt es oben genannte Risikofaktoren zu reduzieren oder komplett auszuschalten. Grundsätzlich gelten folgende Empfehlungen:
Der Betreuung der Hinterbliebenen kommt ein sehr hoher Stellenwert zu. Da es sich natürlich um ein hochtraumatisches Erlebnis handelt, sollte den Eltern eine umfassende psychologische Betreuung und Behandlung angeboten werden. Auch sollten Betroffene sich nicht scheuen, diese in Anspruch zu nehmen.
Der plötzliche Kindstod beschreibt das plötzliche Versterben von Säuglingen und Kleinkindern aus völliger Gesundheit.
Bisher ist keine klare Ursache gefunden worden. Es sind Risikofaktoren bekannt, über welche Eltern im Rahmen der U2-Untersuchung ihres Kindes aufgeklärt werden sollen.
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Geschrieben von
Tim Schröter
Medizinisch geprüft am
17. Nov. 2022
Nach Abschluss des ersten Lebensjahres ist die Gefahr sehr gering. Nur sehr wenige Fälle von SIDS treten im zweiten Lebensjahr auf. Nach dem zweiten Lebensjahr besteht keine Gefahr mehr.
2020 wurden dem Statistischen Bundesamt 773.100 Geburten und 84 Fälle von SIDS gemeldet. 2020 war also 1 von 9.200 lebend geborenen Kindern betroffen.
Erkrankung zusammengefasst
mediz. Sudden Infant Death Syndrome, SIDS
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