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Plötzlicher Kindstod

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Plötzlichen Kindstods?

Für den plötzlichen Kindstod gibt es mehrere synonym verwendete Begrifflichkeiten: plötzlicher Säuglingstod, Sudden Infant Death Syndrom ("SIDS") oder Sudden Infant Death ("SID"). Die beiden letzteren Bezeichnungen und deren Unterschiede, dass teilweise das Wort "Syndrom" aus der Namensgebung gestrichen wurde, liegt daran, dass ein Syndrom definitionsgemäß eine spezielle Symptomkombination enthalten muss.

Dies ist im Falle des plötzlichen Kindstods aber nicht gegeben, da allen Fällen zwar der Tod gemeinsam ist, allerdings häufig eben keine speziellen Symptome festgestellt werden können. Im Folgenden wird die Abkürzung SIDS stellvertretend für alle Bezeichnungen verwendet.

Beim SIDS handelt es sich um das plötzliche Versterben von Säuglingen oder Kleinkindern aus völliger Gesundheit. Ein solcher Todesfall wird als SIDS bezeichnet, wenn keine andere Ursache für den Tod festgestellt werden kann.

Wissenswert

Im Jahr 2020 wurde in Deutschland die Diagnose "Plötzlicher Kindstod" 84 Mal gestellt. Da es sich aber um eine unbekannte Todesursache handelt und es für den Arzt, welcher die Todesursache feststellen muss, auch die Möglichkeit gibt "unbekannte Todesursache" anzugeben, ist von einer großen Dunkelziffer auszugehen.

Betrachtet man alle Todesfälle von Kindern unter einem Jahr mit ungeklärter Todesursache, waren es 2020 219 Fälle.

Die Ursachen des SIDS sind nicht abschließend geklärt. Derzeit wird eine Fehlfunktion von Nervenzellen im Hirnstamm angenommen. Der Hirnstamm bezeichnet eine Region des Gehirns, welche unterhalb des sogenannten Zwischenhirns beginnt und bis zum oberen Anfang des Rückenmarks reicht.

Im Hirnstamm werden vor allem Informationen aus dem Gehirn in das Rückenmark (und umgekehrt) weitergeleitet und grundlegende Funktionen des Körpers gesteuert. So befinden sich hier Zentren, welche die Atmung, das Erwachen, den Blutdruck und die Körpertemperatur regulieren. Neben den Erwähnten finden sich im Hirnstamm noch viele weitere wichtige Funktionen, welche wahrscheinlich nicht im Zusammenhang mit dem SIDS stehen.

Aus den oben genannten funktionellen Zentren des Hirnstamms ergeben sich die fatalen Folgen einer Fehlfunktion. Wenn die Neuronen des Atemzentrums nicht mehr oder nicht mehr ausreichend funktionieren, hört der Körper auf zu atmen und erstickt.

Anzeichen für einen solchen Sauerstoffmangel (sog. "Hypoxie") wurden häufig bei der Untersuchung von Säuglingen und Kleinkindern gefunden, welche aus ungeklärter Ursache plötzlich verstarben.

Auch werden häufig Anzeichen dafür gefunden, dass die Betroffenen bereits über längere Zeit zu wenig Sauerstoff im Körper hatten. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass die Fehlfunktion der Hirnstammneuronen über eine längere Zeit bestehen kann, bevor es zum Tod kommt. Allerdings ist dieser langanhaltende leichte Sauerstoffmangel so gering ausgeprägt, dass bisher kein Test möglich ist, um die Gefahr eines SIDS bereits im Vorfeld zu erkennen.

Es muss derzeit also davon ausgegangen werden, dass für das SIDS eine angeborene oder vererbte Anfälligkeit besteht. Zusätzlich konnten herausgefunden werden, dass bestimmte Faktoren eher zum Auftreten eines SIDS führen. Allerdings kann ein Fehlen dieser "Triggerfaktoren" ein SIDS nicht ausschließen, sondern nur etwas unwahrscheinlicher machen. Andererseits führt das Vorhandensein dieser Triggerfaktoren nicht zwangsläufig zum Auftreten eines SIDS.

Zu diesen Trigger- bzw. Risikofaktoren gehören:

  • Bauchlage, daher sollten Säuglinge und Kleinkinder in Rücken- oder Seitenlage ins Bett gebracht werden.
  • Nikotinexposition. Neben vielen anderen Gründen ist auch die Gefahr des SIDS ein Grund dafür, dass Säuglinge und Kleinkinder keinem Tabakrauch ausgesetzt werden sollen. Hier gilt es zu erwähnen, dass nicht nur Tabakrauch, sondern auch Dampf und Ähnliches aus E-Zigaretten oder Wasserpfeifen Nikotin und andere Schadstoffe enthält.
  • Überwärmung.
  • Schlecht belüftete Schlafumgebung. Im Speziellen, wenn sich Gegenstände direkt vor dem Gesicht des Kindes befinden. Hierzu gehören beispielsweise Decken im Elternbett oder Kuscheltiere. Kinder können sich mit ihrem Greifreflex Gegenstände auch selbstständig vor das Gesicht ziehen.
  • SIDS bei  Geschwistern.
  • Weitere Faktoren, welche statistisch gesehen bei SIDS Fällen häufiger anzutreffen waren als im Bevölkerungsdurchschnitt: frühgeborene Kinder, junge Mütter, geringer sozialer Status der Familie.
  • Eine Häufung der SIDS Fälle findet sich in den Wintermonaten. Daher wird auch ein Zusammenhang mit Infektionen vermutet.

Wissenswert

Insgesamt finden 90 % der plötzlichen Kindstodfälle im Schlaf statt.

Was sind die Symptome eines Plötzlichen Kindstods?

Plötzlicher Tod eines Säuglings oder Kleinkinds aus völliger Gesundheit heraus, bei welchem sich keine andere Ursache für das Versterben finden lässt.

Wie wird de Plötzlicher Kindstod diagnostiziert?

Die Diagnose ist eine sogenannte "Ausschlussdiagnose". Das bedeutet, dass das SIDS als Diagnose übrig bleibt, wenn andere mögliche Todesursachen ausgeschlossen wurden.

Die alternativen Todesursachen sind sehr vielfältig und beinhalteten alle Krankheiten, welche den Tod zur Folge haben können.

Besonderen Stellenwert nehmen folgende Differenzialdiagnosen ein:

  • Angeborene Organfehlbildungen, wie beispielsweise Herzfehler.
  • Kindesmisshandlung und absichtliches oder versehentliches Ersticken des Säuglings oder Kleinkinds.

An dieser Stelle sei erwähnt, dass bei jedem unklaren Todesfall eine Obduktion durchgeführt werden sollte. Der herbeigerufene Rettungsdienst oder Notarzt sind dazu verpflichtet, die Polizei und Staatsanwaltschaft zu informieren, um den Tod durch Gewalteinwirkung oder Ähnliches auszuschließen.

Dies ist eine zusätzliche Belastung für die Eltern und Angehörige des verstorbenen Kindes und es sollte so schnell wie möglich eine feinfühlige Erklärung des weiteren Ablaufs erfolgen.

Hinweis

Es liegt im Interesse der Allgemeinheit ein eventuelles Verbrechen aufzuklären. Die Entscheidung über das Vorgehen ist gesetzlich geregelt und keine Entscheidung des anwesenden Arztes oder Rettungsdienstes. Es muss klargestellt werden, dass dies keine Anschuldigung gegen die Angehörigen ist.

Therapie bei Plötzlicher Kindstod

Wird der Patient innerhalb von wenigen Minuten nach Eintreten des Todes aufgefunden, kann eine Wiederbelebung erfolgreich sein. Dies gelingt aber nur in sehr seltenen Fällen.

Wie kann man einem Plötzlichen Kindstod vorbeugen?

Zur Vorbeugung des SIDS gilt es oben genannte Risikofaktoren zu reduzieren oder komplett auszuschalten. Grundsätzlich gelten folgende Empfehlungen:

  • Säuglinge und Kleinkinder sollten im eigenen Bettchen schlafen. Diese sollte gerade bei sehr jungen Kindern noch im Elternzimmer stehen.
  • Im Bettchen selber sollten keine weichen Objekte wie Kuscheltiere oder Decken sein. Für Säuglinge und Kleinkinder wird die Verwendung von Schlafsäcken statt Bettdecken empfohlen.
  • Das Kind sollte zum Schlafen in Rückenposition gelegt werden.
  • In der Umgebung von Kindern sollte zu keinem Zeitpunkt geraucht werden, besonders nicht in der Schlafumgebung des Kindes.
  • Einen Schutz könnte auch das Stillen der Kinder bieten. Sofern dies nicht aus anderen Gründen unmöglich ist, sollten Säuglinge und Kleinkinder idealerweise bis zu einem Alter von vier bei sechs Monaten ausschließlich gestillt werden.
  • Da auch ein Zusammenhang mit Infektionen möglich ist, sollten Kinder gemäß den Empfehlungen der ständigen Impfkommission geimpft werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Plötzlicher Kindstod

Der Betreuung der Hinterbliebenen kommt ein sehr hoher Stellenwert zu. Da es sich natürlich um ein hochtraumatisches Erlebnis handelt, sollte den Eltern eine umfassende psychologische Betreuung und Behandlung angeboten werden. Auch sollten Betroffene sich nicht scheuen, diese in Anspruch zu nehmen.

Zusammenfassung

Der plötzliche Kindstod beschreibt das plötzliche Versterben von Säuglingen und Kleinkindern aus völliger Gesundheit.

Bisher ist keine klare Ursache gefunden worden. Es sind Risikofaktoren bekannt, über welche Eltern im Rahmen der U2-Untersuchung ihres Kindes aufgeklärt werden sollen.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Nach Abschluss des ersten Lebensjahres ist die Gefahr sehr gering. Nur sehr wenige Fälle von SIDS treten im zweiten Lebensjahr auf. Nach dem zweiten Lebensjahr besteht keine Gefahr mehr.

2020 wurden dem Statistischen Bundesamt 773.100 Geburten und 84 Fälle von SIDS gemeldet. 2020 war also 1 von 9.200 lebend geborenen Kindern betroffen.

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Plötzlicher Kindstod einfach erklärt

mediz. Sudden Infant Death Syndrome, SIDS

Betroffene

Organe(e):

Herz
Lunge
Gehirn

Häufigkeit

  • 107 Todesfällen bei 778.090 Geburten
  • Häufigkeitsmaximum 2.-4. Lebensmonat

Risikofaktoren

  • Rauchen in der Schwangerschaft
  • Überwärmung
  • Bauchlage
  • Frühgeburtlichkeit

Ursachen

  • bis heute unbekannt

Diagnose

  • Anamnese
    • Befragung der Eltern bezüglich Vorgeschichte ab Beginn der Schwangerschaft
    • Gab es Probleme in der Schwangerschaft?
    • Haben sie in der Schwangerschaft geraucht?
    • Sind Fehlbildungen bei dem Säugling bekannt?
    • Wurde der Säugling reif geboren?
  • Obduktion
    • SIDS als Ausschlussdiagnose

Präventionsmaßnahmen

  • Rückenlage beim Schlafen
  • Rauchfreie Umgebung
  • Richtiges Bett
  • 3 R

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Schlafen in Rückenlage
  • Nikotinabstinens in der Schwangerschaft
  • Rauchfreie Umgebung
  • Raumtemperatur von ca. 18 Grad
  • Schlafen im Schlafsack
  • keine Decken oder Kuscheltiere im Babybett
  • schlafen im eigenen Bett im Zimmer der Eltern

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