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Plazentainsuffizienz

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Plazentainsuffizienz?

Mit dem Begriff Plazentainsuffizienz versteht man einen Zustand in dem der Mutterkuchen (Plazenta) nicht mehr ausreichend funktionsfähig ist. Normalerweise dient die Plazenta während der Schwangerschaft dazu das ungeborene Kind mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Der Mutterkuchen ist außerdem eine Art Filterstation, die viele schädliche Einflüsse vom Fetus fern hält.

Auch Immunzellen, Antikörper und Hormone können über Plazenta und Nabelschnur von der Mutter zum Kind geleitet werden. Dabei findet jedoch keine Vermischung des fetalen Bluts mit dem Blut der werdenden Mutter statt.

Neben dieser essenziellen Funktion stellt die Plazenta den wichtigsten Bildungsort verschiedener Hormone dar. Vor allem schwangerschaftsfördernde Hormone (Östrogen und Gestagen) und das humane Chorion-Gonadotropin (hCG) werden im Mutterkuchen produziert.

Hinweis

Eine Plazentainsuffizienz kann akut auftreten oder sich langsam manifestieren. Man spricht in diesem Zusammenhang von einer akuten und einer chronischen Plazentainsuffizienz. Die mögliche Ursache der plazentären Funktionsstörung richtet sich vor allem nach deren Form.

Der akuten Plazentainsuffizienz können Beeinträchtigungen des mütterlichen Kreislaufs zu Grunde liegen. So stellen das Vena-Cava-Kompressionssyndrom oder ein stark erniedrigter Blutdruck häufige Ursachen für die Entstehung einer akuten Funktionsstörung des Mutterkuchens dar.

Darüber hinaus kann die Arbeit der Plazenta während dicht aufeinanderfolgender Wehen (sogenannter Wehensturm) oder bei eine Plazentaablösung (teilweise oder komplett) beeinträchtigt werden.

Bei der akuten Plazentainsuffizienz handelt es sich um einen gynäkologischen Notfall, der durch das Erliegen der fetalen Versorgung zum Tod des Kindes führen kann. Kommt es im Verlauf einer Schwangerschaft zu einer akuten Insuffizienz muss das Kind sofort entbunden werden.

Bei einer chronischen Plazentainsuffizienz nimmt die Funktion des Mutterkuchens im Verlauf der Schwangerschaft stetig ab. Ein erstes Anzeichen für das Vorliegen einer chronischen Funktionsstörung ist ein retardiertes Wachstum des Fetus, das während einer Ultraschalluntersuchung festgestellt wird. Außerdem geht die Fruchtwassermenge bei einer Plazentainsuffizienz deutlich zurück (Oligohydramnion).

Bei sonografischer Betrachtung der mütterlichen und fetalen Gefäße zeigen sich in der Regel Pathologien. Grund für die Entstehung der chronischen Form der Plazentainsuffizienz können Erkrankungen der Mutter wie Diabetes mellitus , Bluthochdruck , Infektionen oder schwangerschaftsbedingte pathologische Zustände sein. Vor allem im Zuge einer Präeklampsie kommt es häufig zur chronischen Plazentainsuffizienz.

Rauchende Mütter setzen ihr ungeborenes Kind einem besonders hohen Risiko aus, denn der anhaltende Genuss von Nikotin schädigt die Struktur des Mutterkuchens und provoziert auf diese Weise eine Funktionsminderung.

Was sind die Symptome einer Plazentainsuffizienz?

Die werdende Mutter verspürt bei einer akuten oder chronischen Plazentainsuffizienz in der Regel kaum bis gar keine Symptome. Vielmehr zeigen sich während einer der regulären Vorsorgeuntersuchugen Auffälligkeiten beim Fetus.

Da über die vermindert funktionstüchtige Plazenta deutlich weniger Nährstoffe zum Fetus gelangen, nimmt sein Wachstum ab. Nach einer Weile ist das Ungeborene deutlich kleiner als andere Babys in der gleichen Schwangerschaftswoche. Darüber hinaus steigt die Fruchtwassermenge bei einer Plazentainsuffizienz an. Man spricht in diesem Zusammenhang von einem Oligohydramnion.

Bei fortschreitender Insuffizienz fehlt es dem Fetus an Energie, sodass seine Aktivität abnimmt. Dies ist eines der wenigen Symptome, die die Mutter wahrnehmen kann.

Eine akut auftretende Plazentainsuffizienz ist ein gynäkologischer Notfall. Durch den verminderten oder erloschenen Blutfluss zwischen Fetus und Mutter, nimmt der für das Ungeborene zur verfügung stehende Stauerstoff rapide ab. Im CTG zeigt sich dies anhand einer abfallenden Herzfrequenz.

Wie wird die Plazentainsuffizienz diagnostiziert?

Die Diagnose Plazentainsuffizienz wird in den meisten Fällen zufällig während einer der regulären Vorsorgeuntersuchungen gestellt.

Im Ultraschall lässt sich eine deutlich retardierte Gewichtszunahme des Fetus feststellen, während die Fruchtwassermenge stetig ansteigt. Die Plazenta selbst stellt sich auf Grund ihrer Funktionsstörung oft als auffällig klein und verformt dar.

Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Plazentainsuffizienz wird zudem eine spezielle Ultraschallutersuchung, die Doppler-Sonografie durchgeführt. Mit Hilfe dieser Untersuchungsmethode kann der Blutfluss in den Gefäßen, vor allem in denen der Nabelschnur, dargestellt werden. Liegt eine Plazentainsuffizienz vor, nimmt der Blutfluss innerhalb der Nabelschnurgefäße deutlich ab. Dies kann der Gynäkologe während der Doppler-Sonografie genau darstellen.

Darüber hinaus kann ein Kardiotokogramm (kurz:CTG) dabei helfen den Zustand des Fetus zu überwachen. Bei einer chronischen Plazentainsuffizienz nimmt die fetale Herzfrequenz stetig ab. Leidet die werdende Mutter unter einer akuten Funktionsstörung, so fällt die Herzfrequenz des Kindes rapide ab.

Therapie bei Plazentainsuffizienz

Wenn es im Zuge einer Schwangerschaft zu einer Plazentainsuffizienz gekommen ist, kann sich die Funktionsfähigkeit des Mutterkuchens nicht wieder steigern. Es gibt dafür keinerlei kausale Therapie. Ziel der Behandlung bei einer Plazentainsuffiziens ist die Geburt eines möglichst gesunden Kindes.

Man versucht also die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten.Bis zum Ende der 35. Schwangerschaftswoche wird zudem versucht, dem Kind noch eine sogenannte Lungenreife angedeihen zu lassen.

Die werdende Mutter erhält zu diesem Zwecke Kortison. Da Kortison jedoch Wehen provozieren kann, muss außerdem ein wehenhemmendes Medikament, ein sogenanntes Tokolytikum, verabreicht werden.

Entwickelt sich jedoch eine gefährliche Situation für die Mutter und/oder den Fetus, wird die Entbindung eingeleitet. Bei unreifen Kindern nimmt man die Risiken einer Frühgeburt in Kauf, weil sie deutlich geringer sind als die Risiken bei einer Aufrechterhaltung der Schwangerschaft.

Achtung

Bei einer geringgradigen chronischen Plazentainsuffizienz kann Bettruhe und Stressreduktion dabei helfen die Schwangerschaft bis zum Entbindungstermin fortzuführen.

Schwangerschaftsbedingte Auffälligkeiten wie Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) und Bluthochdruck sollten bei den betroffenen Frauen behandelt werden.

Sowohl Diabetes als auch Bluthochdruck können die Funktionsfähigkeit des Mutterkuchens weiter verschlechtern. Das Risiko einer Frühgeburt steigt.

Schreitet die Insuffizienz weiter fort und beeinträchtigt die Mutter und/oder das Kind, muss Abhilfe geschafft werden. Ab Schwangerschaftswoche 37 kann der Fetus problemlos geboren werden.

Sollte die Schwangerschaft nicht so weit fortgeschritten sein, wird die Entbindung im Beisein von Kinderärzten, die sich umgehend um das Neugeborene kümmern können, durchgeführt.

Liegt eine akute Plazentainsuffizienz vor, muss schnell gehandelt werden. Andernfalls kann es zur Schädigung oder dem Tod des Fetus kommen. In den meisten Fällen muss die Entbindung derart schnell von Statten gehen, dass ein Notkaiserschnitt veranlasst wird.

Wie ist die Prognose einer Plazentainsuffizienz?

Die Prognose einer Plazentainsuffizienz kann sehr unterschiedlich sein. Maßgeblich für das Outcome sind sowohl die Form der Insuffizienz und die erreichte Schwangerschaftswoche als auch das fetale Gewicht.

Eine chronische Insuffizienz schreitet langsam voran und kann zu Entwicklungseinbußen des Fetus führen. Ist ist jedoch zu beachten, dass eine chronische Funktionsminderung in einem Sub-akute Insuffizienz übergehen kann.

Eine akute Plazentainsuffizienz hingegen entsteht schnell, verläuft fulminant und gilt deshalb als gynäkologischer Notfall. Der Fetus wird binnen kurzer Zeit schlecht bis garnicht mehr versorgt. Dies führt schnell zum Sauerstoffmangel. Wird das Kind nicht umgehend geboren, droht der intrauterine Tod.

Wie kann man einer Plazentainsuffizienz vorbeugen?

Der Entstehung einer Plazentainsuffizienz kann man nicht in allen Fällen vorbeugen. Vor allem das Risiko einer chronischen plazentaren Funktionsstörung lässt sich jedoch durch einige Verhaltensregeln senken.

Werdende Mütter sollten nicht rauchen und keinen Alkohol zu sich nehmen. Eine zu rasche Gewichtszunahme ist zu vermeiden. Wird bei einer werdenden Mutter Gestationsdiabetes und/oder Bluthochdruck diagnostiziert, sollte dies umgehend optimal eingestellt werden.

Die Vorbeugung der akuten Form der Plazentainsuffizienz gestalltet sich hingegen schwieriger. Grund für deren Entstehung sind unter anderem Traumata, die beispielsweise zu einer Plazentaablösung führen. Vor allem direkte Krafteinwirkungen auf den Bauch können dramatisch enden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Plazentainsuffizienz

Nach der Entbindung des Kindes wegen einer Plazentainsuffizienz findet keine spezielle Nachsorge statt.  Gebärmutterrückbildung und Blutwerte (bei hohem Blutverlust) der Mutter werden die ersten Tage nach der Entbindung stationär und ungefähr 5 bis 6 Wochen später im Zuge der normalen Schwangerschaftsnachsorge kontrolliert.

Das Kind wird nach Entbindung genau untersucht. Wichtig ist vor allem, ob die Atmung problemlos funktioniert, die Wärmeregulation Probleme bereitet und eine stetige Gewichtszunahme zu beobachten ist.

Ein unauffälliges, gesundes Kind kann nach ungefär drei Tagen stationären Aufenthalts mit der Mutter nachhause entlassen werden. Zeigen sich nach der Geburt jedoch Auffälligkeiten, muss der Säugling weitergehend beobachtet und gegebenenfalls behandelt werden werden.

Zusammenfassung

Der Begriff Plazentainsuffizienz beschreibt eine chronisch oder akut ablaufende Funktionsminderung des Mutterkuchens. Anhand der Ausprägung und bereits erreichten Schwangerschaftswoche muss die bestmögliche Behandlung eruiert werden.

Oftmals ist das Risiko einer Frühgeburt geringer, als die möglichen Folgen bei Aufrechterhaltung der Schwangerschaft.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Der Fetus wird im Zuge der Schwangerschaftsvorsorge beobachtet. Bei den drei großen Ultraschaluntersuchungen wird die Größe und das Gewicht des Kinder kontrolliert und der Anstieg dieser Werte protokolliert. Lieg das Gewicht und/oder die Größe weit hinter dem Durchschnitt der aktuellen Schwangerschaftswoche, muss die Ursache dringend abgeklärt werden. Wenn das Kind im Bauch zu klein ist, kann das ein Hinweis auf das Vorliegen einer Plazentainsuffizienz sein.

Die Einnistung einer befruchteten Eizelle kann vor allem durch einen gesunden Lebenswandel gefördert werden. Frauen mit Kinderwunsch sollten auf den Genuss von Nikotin und Alkohol verzichten. Außerdem fördern eine gesunde, ausgewogene Ernährung und Bewegung die Einnistung einer befruchteten Eizelle.

Je nach vorliegender Ursache für die Entstehung der Plazentainsuffizienz kann die Durchblutung des Mutterkuchens durch Bettruhe und Linksseitenlage gefördert werden.

Die Größe der Plazenta kann von Frau zu Frau sehr unterschiedlich sein. Selbst die gleiche Frau kann bei mehreren Schwangerschaften jeweils einen unterschiedlich großen Mutterkuchen aufweisen.

Eine normal große Plazenta, die im Schwangerschaftsverlauf kleiner wird und eine abnorme Form annimmt, kann ein Anzeichen für das Vorliegen einer Plazentainsuffizienz sein.

Wenn ein Baby im Mutterleib nicht mehr wächst, kann der Grund dafür eine Plazentainsuffizienz sein. Dieser Verdacht sollte umgehend geprüft und die Insuffizienz gegebenenfalls therapiert werden.

Plazentainsuffizienz Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Plazentainsuffizienz

utero-plazentare Insuffizienz

Betroffene

Organe(e):

Plazenta

Epidemiologie

  • Inzidenz: ca. 2-5 % aller Schwangerschaften

Risikofaktoren

  • Hypertonie
  • Diabetes mellitus
  • Blutarmut
  • Infektionen
  • Mehrlings-Schwangerschaften
  • Rauchen

Ursachen

  • Anlage- und Bildungsfehler der Plazenta
  • Hypertonie der Mutter
  • Diabetes der Mutter
  • Präeklampsie
  • Eklampsie
  • Hypotonie
  • Vorzeitige Plazentalösung
  • Vena-cava-Kompressionssyndrom
  • Wehensturm

Symptome

  • Mangelversorgung des Kindes
  • abnehmende Kindsbewegungen
  • Oligohydramnion

Komplikationen

  • Adipositas des Kindes
  • Diabetes des Kindes
  • arterielle Hypertonie
  • Arteriosklerose

Diagnose

  • Anamnese
    • Wurde bei ihrem Kind eine unzureichende Versorgung festgestellt?
    • Bewegt sich ihr Kind weniger als sie gewohnt sind?
    • Haben die Kindsbewegungen abgenommen?
    • Wurde bei ihnen eine zu geringe Menge Fruchtwasser festgestellt?
    • Leiden sie an Bluthochdruck?
    • Rauchen sie?
    • Ist das Ihre erste Schwangerschaft?
  • Ultraschalluntersuchung
    • Wachstumsmangel des Kindes
    • Oligohydramnion
    • Plazenta klein und abnorm geformt
  • Kardiotokografie
    • Aufzeichnung der kindlichen Herzfrequenz und der Wehentätigkeit

Therapie

  • Bettruhe
  • Medikamente
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Nikotinverzicht
  • Behandlung von Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus und Hypertonie

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • regelmäßige Schwangerschaftsvorsorge

Prognose

  • sehr unterschiedlich je nach SSW und Ausmaß

Begriffe

Bluthochdruck

Bluthochdruck, auch als "arterielle Hypertonie" bezeichnet, ist die häufigste internistische Erkrankung der Welt, betrifft ca. die Hälfte aller über 50-Jährigen und hat Rauchen, Diabetes, Stress, Adipositas und ein erhöhtes Alter als Risikofaktoren.
Unter dem Begriff Diabetes mellitus versteht man eine Erkrankung, die durch eine Störung des Zuckerstoffwechsels hervorgerufen wird. Betroffene Personen weisen einen mitunter deutlich erhöhten Blutzuckerspiegel auf, der langfristig die Entstehung einer Reihe von Folgeerkrankungen triggern kann.
Bei einer Plazentaablösung löst sich der eigentlich regelrecht implantierte Mutterkuchen frühzeitig, also vor der Geburt des Kindes, von der Gebärmutterwand.

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