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Pilzvergiftung

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Pilzvergiftung?

Pilzvergiftungen können durch viele verschiedene Pilze entstehen und sich auf unterschiedliche Weise äußern. Grundsätzlich können unterschiedliche Wirkungskomplexe mit entsprechenden Symptomkomplexen unterschieden werden. Das typische gemeinsame Vorkommen von Symptomen wird im gesamten als Syndrom bezeichnet.

Zuerst gilt es zu erwähnen, dass die Berührung von Pilzen zu keiner Vergiftung führen kann. Um eine Vergiftung zu erleiden muss ein giftiger Pilz verzehrt werden. Dies stellt damit den allgemeinen Risikofaktor für Pilzvergiftungen dar. Da es viele giftige Pilze gibt, welche genießbaren Pilzen sehr ähnlich sehen besteht beim Sammeln von Pilzen immer die Gefahr einer Verwechslung.

Gerade ungeübte PilzsammlerInnen sollten sich ihrer Sache sehr sicher sein. Es ist immer ratsam die eigene „Beute“ von einem Pilzsachverständigen prüfen zu lassen. Pilze, bei denen auch nur der geringste Zweifel über die Giftigkeit besteht, sollten auf keinen Fall verzehrt werden.

Nicht bei allen Pilzvergiftungen ist der Verzehr der Pilze ein Versehen. Gerade im Fall von berauschend wirkenden Pilzen ist die absichtliche Einnahme häufiger als die versehentliche.

Wissenswert

Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 636 Fälle von Pilzvergiftungen stationär in Krankenhäusern behandelt.

Die häufigsten Pilzvergiftungssyndrome im Überblick:

Knollenblätterpilze (Grüner Knollenblätterpilz und Weißer Knollenblätterpilz) und andere Pilze wie die kleinen Schirmlinge und Gifthäublinge enthalten einen Stoff namens Amanitin.

Von besonderer Bedeutung für Vergiftungen sind das Alpha- und das Beta-Amanitin. Diese Stoffe heften sich an ein Enzym in der Körperzelle. Enzyme haben die Aufgabe im Körper Stoffe auf- oder abzubauen in dem sie chemische Reaktionen beschleunigen oder ermöglichen. Betroffen von einer Amanitin-Vergiftung ist das Enzym „RNA-Polymerase II“.

Dieses Enzym ist dafür zuständig wichtige Baupläne, welche in Form der DNA (Desoxyribonukleinsäure) im Zellkern der Zelle gespeichert sind, in eine andere Form der Information, die RNA (Ribonukleinsäure), zu übersetzen.

Erst wenn die Informationen in RNA-Baupläne übersetzt wurden, können sie aus dem Zellkern zu den „Fabriken“ (sog. „Ribosomen“) der Zelle gelangen. Findet diese Übersetzung nicht mehr statt können die Zellen praktisch nichts mehr herstellen.

In der Folge dessen stirbt die Zelle ab. Prinzipiell betrifft eine Vergiftung mit Amanitinen jede Zelle im Körper. Besonders betroffen sind aber Zellen, deren Aufgabe es ist besonders viele Dinge herzustellen oder die besonders viel Giftstoff abbekommen.

Somit werden zuerst Leberzellen und zu einem gewissen Grad auch Nierenzellen geschädigt. Im Fall der Leberzellen liegt das daran, dass hier ein besonders großer Stoffwechsel stattfindet und das Blut der Verdauungsorgane, wo das Gift aufgenommen wird, zuerst die Leber erreicht.

Zusätzlich scheidet die Leber die Amanitine wieder in den Darm aus. Von hier gelangen die Amanitine nun aber wieder auf direktem Weg zurück zur Leber, da sie nicht abgebaut werden können.

Schon der Verzehr von einem grünen Knollenblätterpilz kann genug Gift enthalten um einen erwachsenen Menschen umzubringen.

Etwa 90% aller tödlichen Pilzvergiftungen in Mitteleuropa sind dem Phalloidessyndrom zuzuordnen. Da dieses Syndrom aber lediglich 10% aller Pilzvergiftungen ausmacht wird die Gefährlichkeit dieser Pilze deutlich.

Das Muskarinsyndrom wird durch den Wirkstoff „Muskarin“ ausgelöst. Enthalten ist dieser Wirkstoff zum Beispiel in weißen Trichterlingen (z.B. Clitocype-Spezies) und Risspilzen (z.B. Inocybe erubescens). Der Wirkstoff ist nach dem Fliegenpilz (Amanita muscaria) benannt. Allerdings enthält der Fliegenpilz so wenig des nach ihm benannten Muskaris, dass dessen Verzehr zu keinem Muskarinsyndrom führt.

Im Körper ahmt das Muaskarin die Wirkung eines körpereigenen Botenstoffs (dem sog. „Acetylcholin“) nach. Dabei entfaltet Muskarin seine Wirkung an nach ihm benannten Erkennungsstellen, den Muskarinrezeptoren. Diese Rezeptoren finden sich vor allem in dem Teil des menschlichen Nervensystems, welche die Körperfunktionen steuert, die wir nicht willentlich beeinflussen können.

Dieses sogenannte vegetative Nervensystem teilt sich nach seinen Funktionen in zwei große Anteile auf: Dem Sympathikus, welcher für unsere Alarmbereitschaft zuständig ist und den Parasympathikus, welcher für unsere Erholung und Regeneration zuständig ist. Muskarin (und Acetylcholin) wirken vor allem an den Rezeptoren des Parasympathikus und so finden sich diese Rezeptoren vor allem an Nerven-, Herz- und Drüsenzellen.

Zusätzlich sind sie an Zellen der sogenannten glatten Muskulatur zu finden. Glatte Muskeln sind die, die wir nicht willentlich beeinflussen können, also beispielsweise im Darm , an Blutgefäßen, der Pupille oder der Gebärmutter. Sind wir natürlicherweise entspannt regelt der Parasympathikus unsere Herzfrequenz und Blutdruck nach unten, der Darm wird aktiv.

Beim Muskarinsyndrom kommt es zu einer starken Übersteuerung des Parasympathikus. Grundsätzlich gilt in unserem Körper immer, dass ein Gleichgewicht herrschen muss. Ist dies nicht der Fall kann es gefährlich werden. Die Symptome werden unten im Einzelnen aufgeführt.

Das Wort „gastrointestinal“ beschreibt den Magen-Darm-Trakt. Zu dieser Art Pilzvergiftung kann es nach dem Genuss von Pilzen wie dem Grünblättrigen Schwefelkopf, dem Speitäubling, dem Riesenrötling oder dem Satansröhrling kommen. Dabei enthalten diese Pilze Stoffe, welche den Magen oder Darm direkt reizen. Wie genau dies geschieht ist bisher nicht bekannt.

Sowohl der Panther- als auch der Fliegenpilz enthalten Stoffe (Ibotensäure und Muscimol) welche ihre Wirkung im Gehirn entfalten. Dabei wirken sie einerseits an sogenannten GABA-Rezeptoren, welche im Wesentlichen dafür zuständig sind, Gehirnfunktionen zu bremsen und herunterzufahren.

Andererseits wirken sie an sogenannten NMDA-Rezeptoren, welche sehr vielfältige Funktionen erfüllen. Vermutlich ist es deren Aktivierung, welche zu den Halluzinationen nach dem Verzehr von Panther- oder Fliegenpilzen führt.

Der Frühjahrslorchel enthält Gyromitrin. Dieser Stoff wird im Magen zu krebserregenden Stoffen umgewandelt. Diese reagieren mit dem Erbgut in den Zellen und können so zur Entstehung von Tumoren führen.

Haar-Schleierlinge wie der Orangefuchsige Rauhkopf enthalten den Giftstoff Orellanin. Bei Orellanin ist nicht genau bekannt wie es wirkt. Der Verzehr der Pilze schädigt aber die Niere .

Der Verzehr vom Gelbfleischigen Grünling kann aus bislang nicht geklärter Ursache zu einer Schädigung der quergestreiften Muskulatur führen. Die quergestreifte Muskulatur ist die, welche wir willentlich steuern können.

Also unter andrem die Muskeln in unseren Armen und Beinen. Der Fachbegriff für die Zerstörung dieser quergestreiften Muskulatur lautet Rhabdomyolyse. Daher der Name des Syndroms.

Beispielsweise der Spitzkeglige Kahlkopf oder der Dunkelrandige Düngerling sind Pilze welche einen Wirkstoff namens Psilocybin enthalten. Dieser Wirkstoff wirkt direkt im Gehirn und verursacht hier Halluzinationen und ein Rausch-Gefühl.

Andere Gefahren durch Pilze:

Zusätzlich zu den geläufigen Pilzen, die im Wald wachsen und mit genießbaren Pilzen verwechselt werden können sind auch einige Arten der Schimmelpilze dazu imstande Giftstoffe zu produzieren. Besonders hervorzuheben sind hier:

  • Das Aflatoxin des Schimmelpilzes Aspergillus flavus. Dieses Gift gehört zu den am stärksten Krebserregenden chemischen Stoffen, die bisher identifiziert werden konnten. Der Schimmelpilz selbst kommt in der Umwelt sehr häufig vor und kann auch Lebensmittel wie Nüsse, Getreide oder Mohn befallen.
  • Das Mutterkornalkaloid des Mutterkornpilzes. Dieses Gift sorgt für eine starke Engstellung der Blutgefäße. Vor allem in den Beinen kann diese so stark ausgeprägt sein, dass Teile des Beins absterben, weil sie zu wenig Blut, und damit Sauerstoff, erhalten. Zusätzlich gehört zu den Mutterkornalkaloiden auch das LSD (Lysersäurediethylamid) welches starke Halluzinationen auslöst.
  • Alle Pilze, die in der Natur wachsen nehmen im besonderen Maße Schwermetalle und radioaktive Stoffe auf. Hier handelt es sich vor allem um Cäsium 137, welches bei der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl freigesetzt wurde und bis nach Deutschland gelangte. Schwermetalle und radioaktive Stoffe schädigen den Körper langfristig.

Was sind die Symptome einer Pilzvergiftung?

Eine grobe Faustregel bei den Symptomen von Pilzvergiftungen ist, dass bei schnellem Auftreten von Symptomen im Zeitraum von Minuten bis wenigen Stunden (2-3) nach einer Pilzmahlzeit eher von einer ungefährlichen Pilzvergiftung ausgegangen werden kann.

Spätes Auftreten von Symptomen nach mehreren Stunden oder sogar Tagen nach der Pilzmahlzeit spricht eher für eine schwere und gefährliche Pilzvergiftung.

Allerdings gilt es immer zu bedenken, dass unterschiedliche Giftpilze gleichzeitig aufgenommen worden sein könnten. Es gilt also keine generelle Entwarnung, wenn Symptome sehr früh auftreten.

Sollte auch nur der geringste Verdacht auf eine Pilzvergiftung bestehen ist es ratsam eine Giftnotrufzentrale oder einen Arzt zu kontaktieren. Zur Klärung ob und welche Art der Pilzvergiftung vorliegt, ist es sehr hilfreich, wenn Speisereste oder Küchenabfällt mit Teilen der Pilze aufgehoben werden. Vielen Experten ist es möglich gewisse Pilzarten schon aus kleinen Stücken der Pilze zu bestimmen.

Symptome der einzelnen Vergiftungssyndrome

Meist treten die Symptome innerhalb von 6 bis 12 Stunden nach Verzehr der Pilze auf. Selten kann es auch bis zu 24 Stunden dauern. Die Symptome verlaufen typischerweise in drei Phasen:

  • Zuerst kommt es zu schwerem und häufigem Erbrechen, starken krampfartigen Bauchschmerzen und starken Durchfällen. Dabei kann es auch zu erheblichen Flüssigkeitsverlusten kommen.
  • Nach etwa 11 bis 24 Stunden kommt es zu einer scheinbaren Erholung. Allerdings kann in Blutuntersuchungen schon ein Leberschaden erkannt werden. Die Amatine können nun auch im Urin nachgewiesen werden.
  • An Tag 2 oder 3 kommt es zur dritten Krankheitsphase. Es kommt zu einem Leberversagen mit gelbfärbung der Haut , Krämpfen, Blutungen und Koma. Zusätzlich tritt auch ein Nierenversagen mit geringer Harnproduktion auf.

Sollten sich Leber und Niere wieder erholen nehmen die Symptome wieder ab. Sollten Leber und Niere komplett zerstört sein ist es heutzutage lediglich möglich die Nierenfunktion künstlich zu ersetzen. Ein völliges Leberversagen führt zum Tod.

Die Symptome beginnen 30 Minuten bis 2 Stunden nach der Pilzmahlzeit. Es treten Übelkeit, Erbrechen, Krämpfe des Magen-Darm-Traktes, Sehstörunge, Engstellung der Pupillen, starker Speichelfluss, Blutdruckabfall und langsamer Herzschlag auf.

Durch die Reizung von Magen und Darm kommt es etwa 30 Minuten bis 4 Stunden nach Aufnahme der Pilze zu Erbrechen, Druchfall und Magen-Darm-Beschwerden. Im Rahmen des Flüssigkeitsverlustes und den Schmerzen kann es auch zu einem Abfall des Blutdrucks kommen.

Symptome nach dem Verzehr von Panther- oder Fliegenpilzen treten etwa 30 bis 90 Minuten nach der Einnahme der Pilze auf. Zunächst kommt es zu Schwindel, Übelkeit, Muskelzittern und Gangunsicherheit. Im Verlauf kommt es zu Psychosen mit Halluzinationen . Nach Abklingen der Halluzinationen tritt oft ein tiefer Schlaf ein.

Während der gesamten Vergiftung kommt es zu Herzrasen, trockenem Mund und einer Weitstellung der Pupillen.

Die Symptome entsprechend weitgehend denen einer Knollenblätterpilzvergiftung. Auch hier treten die Symptome etwa 6 bis längstens 24 Stunden nach Verzehr der Pilze auf. Zusätzlich zu den Symptomen des Phalloidessyndrom treten Anzeichen einer Schädigung des Gehirns auf. Diese umfassen Unruhe, Abwesenheit, Krampfanfälle oder sogar Bewusstlosigkeit.

Erst nach 36 Stunden bis 17 Tagen kommt es zu Symptomen wie Schmerzen in der Flanke, Durst, Schwäche und  verminderter Produktion von Urin. Diese Symptome, zusammen mit Blutuntersuchungen zeigen ein akutes Versagen der Nieren. Es ist möglich, dass sich die Nieren nicht mehr erholen und deren Funktion in Zukunft künstlich, mit Hilfe der Dialyse, übernommen werden müssen.

Nach etwa 1 bis 3 Tagen kommt es zu starken Muskelschmerzen. Im Labor können Parameter auffallen, welche für einen Untergang von Muskelgewebe sprechen. Auch der Herzmuskel wird geschädigt. Dabei kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen. Zusätzlich kann sich der Herzmuskel entzünden. Durch die Überreste der zerfallenden Muskulatur kann die Niere geschädigt werden.

Diese Pilze werden in der Regel nicht aus Versehen eingenommen, da sie keinem Speiepilz ähneln. Die Symptome der Einnahme sind Halluzinationen. Direkte körperliche Auswirkungen sind nicht bekannt. Allerdings kann es im Rahmen der Halluzinationen zu ausgeprägten Angstreaktionen oder selbstgefährdendem Verhalten kommen.

Erhöht die Wahrscheinlichkeit an einem Lebertumor zu erkranken sehr stark. Direkt nach dem Kontakt mit dem Gift treten keine Symptome auf.

Die Aufnahme von kontaminierten Lebensmitteln kann zu Gefäßverengungen mit Schmerzen in der betroffenen Gliedmaße, bis hin zu deren Absterben führen. Zusätzlich können Halluzinationen auftreten. Die Haut der Betroffenen fühlt sich heiß und trocken an.

Wie wird die Pilzvergiftung diagnostiziert?

Spezielle Diagnosemöglichkeiten der einzelnen Vergiftungen:

Für die Diagnose einer Pilzvergiftung ist es von entscheidender Bedeutung, dass PatientInnen angeben, dass sie in den letzten Stunden oder Tagen (selbstgesammelte) Pilze gegessen haben.

Auch das Mitbringen von Speiseresten, Küchenabfällen oder Erbrochenem können die Suche nach dem entsprechenden Giftpilz vereinfachen.

Amanitin kann im Zeitraum von 6 bis 36 Stunden nach der Pilzmahlzeit im Urin nachgewiesen werden.

Der Nachweis von Muskarin ist möglich, allerdings für die Therapie nicht entscheidend, da diese nur darauf abzielt die Symptome zu lindern.

Da die Symptome in der Regel gut beherrschbar sind und eine versehentliche Einnahme der Pilze eher selten ist, wird der Nachweis selten erbracht. Möglich wäre aber ein Nachweis der Gifte in Blut oder Urin.

Das Gift Orellanin kann nur in Gewebeproben, nicht aber in Blut oder Urin, nachgewiesen werden.

Hier kann eine Diagnose nur durch die oben Beschriebene Symptomatik und den Bericht des Patienten über einen vorausgegeangen Pilzverzehr und die Identifizierung dieser Pilze erfolgen. Es ist noch nicht bekannte welcher Inhaltsstoff der Pilze für die Symptome verantwortlich ist, daher können PatientInnen  auch nicht darauf untersucht werden.

Der Nachweis von Psilocybin und dessen Abbauprodukte ist nur in speziellen Laboren möglich.

Es ist keine Diagnose möglich.

Ein Nachweis ist nicht notwendig, da die Therapie symptomatisch erfolgt.

Therapie bei Pilzvergiftung

Behandlung der einzelnen Syndrome

Die Therapie hängt maßgeblich von dem zugrundeliegenden Syndrom ab.

Schon bei dem Verdacht auf eine Vergiftung mit Knollenblätterpilzen sollten sich PatientInnen sofort in stationäre Behandlung in einem Krankenhaus begeben. Essensreste oder Erbrochenes sollten aufgehoben und auf Knollenblätterpilze untersucht werden.

In der Klinik sollte, schon bei dem Verdacht auf die Vergiftung mit Knollenblätterpilzen, sofort eine Magenspülung durchgeführt werden um die Giftstoffe aus dem Magen zu entfernen. Zusätzlich sollte Aktivkohle verabreicht werden. Diese ist in der Lage Giftstoffe zu binden, damit sie nicht aus dem Darm aufgenommen werden können.

Sollten PatientInnen keinen Durchfall haben sollte dieser künstlich durch Medikamente herbeigeführt werden, um im Darm befindliche Giftstoffe aus dem Körper zu entfernen. Um keine Komplikationen zu riskieren ist es nötig den Wasser- und Elektrolythaushalt mit Hilfe von Infusionen zu stabilisieren.

Ein Medikament namens Legalon kann die Aufnahme von Amanitin in die Leber verringern.

Sollten Amanitine in den Lebensmitteln oder dem Erbrochenen nachgewiesen werden wird kontinuierlich Aktivkohle verabreicht und eine Sonde in den Dünndarm gelegt, um die von der Leber in den Darm ausgeschiedenen Giftstoffe direkt abzusaugen.

Es wird den PatientInnen Atropin verabreicht. Dieses Medikament hat exakt die gegensätzliche Wirkung von Muskarin. Somit kann so lange Atropin verabreicht werden, bis die Symptome unter Kontrolle sind.

Es ist keine gezielte Therapie möglich. Um die Symptome zu linder können PatientInnen Medikamente gegen die Übelkeit erhalten. Grundsätzlich gilt es den Kreislauf zu überwachen und Flüssigkeitsverluste durch Infusionen auszugleichen.

Hier gilt es den Kreislauf der PatientInnen zu überwachen und gegebenenfalls zu unterstützen. Sollten die PatientInnen aggressiv oder sehr aufgewühlt sein ist es möglich ihnen ein Beruhigungsmittel zu geben.

Auch hier ist das Ziel der Behandlung die Giftaufnahme durch Magenspülungen und Aktivkohle (s.o.) zu stoppen, Komplikationen durch Kreislaufstabilisierung zu vermeiden und sollten Krampfanfälle und Koma auftreten kann versuchsweise eine Infusion mit Vitamin B6 gegeben werden.

Es können nur die Symptome gelindert werden und bei Bedarf die Nierenfunktion durch Dialyse ersetzt werden.

Es existiert bis heute keine spezielle Therapie. Es kann versucht werden den pH-Wert des Urins mit Hilfe von Medikamenten zu erhöhen und eine Blutwäsche durchzuführen. Beides um eventuelle Giftstoffe und die Abbauprodukte der zerfallenden Muskulatur aus dem Blut zu entfernen.

Eine Ursächliche Behandlung ist nicht möglich und nicht nötig. Lediglich die Folgen der Halluzinationen können durch beruhigende Medikamente abgeschwächt werden.

Es ist keine Therapie nach einem Kontakt mit dem Toxin möglich. Sollte ein Lebertumor entstehen so muss dieser behandelt werden.

Es werden Medikamente zur Weitstellung der Gefäße gegeben. Auch ist es möglich die Rezeptoren, an welchen das Gift wirkt zu blockieren und somit die Giftwirkung aufzuheben.

Wie ist die Prognose einer Pilzvergiftung?

Prognose der einzelnen Syndrome:

Angesichts der Prognose einer Pilzvergiftung muss ebenfalls zwischen den einzelnen Syndromen differenziert werden.

Auf Grund der besseren medizinischen Versorgung konnte die Sterberate bei Vergiftungen mit amanitinhaltigen Pilzen auf 10-20% der vergifteten Erwachsenen gesenkt werden. Vergiftete Kinder sterben auch heute noch in etwa der Hälfte der Fälle.

Bei zügiger Behandlung ist die Prognose sehr gut. In Krankenhausbehandlung ist ein tödlicher Verlauf sehr unwahrscheinlich. Auch entstehen durch die Pilzvergiftung selber keine bleibenden Schäden. Lediglich unbehandelt können Komplikationen mit dauerhaften Schädigungen auftreten.

Entsprechend der kurzen Zeit bis zum Auftreten von Symptomen handelst es sich um keine gefährliche, trotzdem aber sehr unangenehme, Pilzvergiftung. Die Prognose ist entsprechend gut.

Auch hier handndelt es sich grundsätzlich um keine gefährliche Vergiftung. Gerade auch weil der Verzehr von Fliegenpilzen häufig absichtlich erfolgt. In einem Krankenhaus ist kein gefährlicher Verlauf zu erwarten.

Kommt es einmal zum Nierenversagen ist dies nicht mehr zu heilen. Auch bei Auftreten der Symptome kann nicht viel getan werden, um die Nieren zu retten. Versuchsweise können Medikamente wie Steroide gegeben werden.

Der Zusammenhang zwischen dem Verzehr vom Gelbfleischigen Grünling und der nachfolgenden Zersetzung der Muskulatur ist erst 2001 beschrieben worden. Wie einiges bei dieser Vergiftung ist auch eine langfristige Prognoseabschätzung derzeit nicht bekannt.

Körperlich sind keine Folgeschäden zu erwarten. Allerdings kann es im Rahmen der Halluzinationen zu Unfällen oder Straftaten kommen, welche das spätere Leben der PatientInnen beeinflussen. Auch ist nicht abschließend geklärt welchen Einfluss psychoaktive und halluzinogene Substanzen auf die Entstehung oder den Ausbruch von psychischen Erkrankungen haben.

Hier entspricht die Prognose der des Lebertumors und wird an anderer Stelle besprochen.

Bei rascher Behandlung ist die Prognose sehr gut.

Wie kann man einer Pilzvergiftung vorbeugen?

Um einer Pilzvergiftung vorzubeugen sollten nur Pilze verzehrt werden, bei welchen man sich absolut sicher ist welche es sind.

Hinweis

Es gibt die Möglichkeit seine gesammelten Pilze von einem Spezialisten überprüfen zu lassen. Über die Website der deutschen Gesellschaft für Mykologie können Sie eine Prüfstelle in Ihrer Nähe suchen.

Um eine Vergiftung durch Schimmelpilze zu vermeiden, sollten keine verdorbenen Lebensmittel konsumiert werden und Schimmel im Wohnraum saniert werden.

Um eine erhöhte Strahlenbelastung zu vermeiden sollten wild wachsende Pilze nur in Maßen konsumiert werden. Wie stark und in welchen Gebieten die Pilze besonders belastet sind wird vom Bundesamt für Strahlenschutz ständig untersucht und bekanntgegeben.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Pilzvergiftung

Die Nachsorge richtet sich danach um welche Art der Pilzvergiftung es geht und richtet sich immer nach der Beherrschung von Komplikationen. Sollten die Nieren unwiederbringlich geschädigt sein ist eine dauerhafte Behandlung zur Blutwäsche (sog. "Dialyse") nötig.

Komplettes Leberversagen ist, wie erwähnt, tödlich. Sollte eine Lebertransplantation stattgefunden haben ist hier eine lebenslange Nachbehandlung nötig.

Wenn im Rahmen der Vergiftung keine Organe nachhaltig geschädigt wurden, ist auch keine weitere Nachbehandlung nötig.

In jedem Einzelfall wird der Arzt die Betroffenen über die individuelle Nachsorge informieren.

Zusammenfassung

Pilzvergiftungen haben ein breites Spektrum an Symptomen, Organschädigungen und Prognosen. Die Folgen einer Pilzvergiftung reicht von vergleichsweise ungefährlichen Vergiftungen mit kurzzeitigen Symptomen bis hin zu schweren und teilweise tödlichen Organschäden.

Bei Pilzen ist es sehr wichtig sicher sein zu können, dass keine giftigen Exemplare gegessen werden.

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Pilzvergiftung einfach erklärt

Risikofaktoren

  • häufiger Verzehr von Pilzen
  • Selbstständiges Sammeln von Pilzen

Ursachen

  • falsch gelagerte Pilze
  • rohe oder ungenügend gedünstete Pilzen

Symptome

  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Schwindel
  • Schweißausbruch
  • Muskelzuckungen
  • Krampfanfall
  • Sehstörung
  • Halluzinationen
  • Bewusstseinsverlust

Komplikationen

  • Leber- und Nierenversagen
  • Herz-Kreislauf-Stillstand

Diagnose

  • Anamnese
    • Ist ihnen übel?
    • Müssen sie sich übergeben?
    • Haben sie Durchfall?
    • Leiden sie an Bauchschmerzen?
    • Haben sie Kopfschmerzen?
    • Leiden sie an Gliederschmerzen?
    • Ist ihnen schwindelig?
    • Schwitzen sie sehr stark?
    • Haben sie Muskelzuckungen?
    • Hatten sie einen Krampfanfall?
    • Leiden sie an Sehstörungen?
    • Haben sie Halluzinationen?
    • Haben sie das Bewusstsein verloren?
    • Haben sie selbst Pilze gesammelt und diese gegessen?
    • Haben sie Pilze gegessen?

Therapie

  • Erstmaßnahmen
  • Konservative Behandlung
  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • kein selbsttätiges Sammeln von Pilzen
  • Kühlkette einhalten

Prognose

  • idR gut

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