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Phobien

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren von Phobien?

Phobien oder phobische Störungen sind unangemessene Angstreaktionen vor Objekten, Tieren oder Situationen, von denen keine reale Bedrohung ausgeht. Phobische Störungen gehören zu den Angststörungen. Ängste sind aber nicht immer krankhaft, sondern haben durchaus ihren Zweck. Die Phobie vor giftigen Schlangen beispielsweise ist höchstwahrscheinlich eine angeborene Reaktion, die für das Überleben wichtig ist.

Die physiologische Angstreaktion treibt den Puls in die Höhe, versorgt die Lungen mit Sauerstoff und bereitet den Körper zur Flucht oder zum Kampf vor (fight or flight). Ist die Angst der Situation jedoch nicht angemessen und ist übersteigert oder immer vorhanden, dann kann aus der angemessenen Angst eine Angststörung werden.

Wie bei den meisten anderen psychischen Erkrankungen geht man bei phobischen Störungen ebenfalls von mehreren Faktoren aus, die die Entwicklung der Störung begünstigen können. Gemäß dem Vulnerabilitäts-Stress-Modell ist davon auszugehen, dass einige Menschen bereits eine besondere Verletzlichkeit haben, an einer phobischen Störung zu erkranken.

Kommt dann ein bestimmtes Ereignis (ein Stressor) hinzu, kann die Störung ausgelöst bzw. getriggert werden. Die phobischen Störungen gehören zu den Angststörungen. Angststörungen können in einigen Fällen auch durch Traumata ausgelöst werden.

Wissenswert

Eine weitere wichtige Komponente bei der Entwicklung einer Angststörung ist der Erziehungsstil der Eltern. Wenn Phobien im engeren Familienkreis bekannt sind, ist die Gefahr, selbst an der Störung zu erkranken erhöht. Besonders hoch ist die Wahrscheinlichkeit eine phobische Störung zu entwickeln, wenn einer oder beide Elternteile ebenfalls Angstpatienten sind.

Forscher gehen davon aus, dass Eltern mit Angststörungen ihre Kinder in der natürlichen Phase des Entdeckens durch ihre eigenen Ängste hemmen und die Kinder so ebenfalls Ängste oder Phobien entwickeln können.

Was sind die Symptome von Phobien?

Der Begriff phobische Störung ist der Überbegriff für eine Reihe an Phobien.

Spezifische Phobie: Bei den spezifischen Phobien handelt es sich um übersteigerte Ängste vor spezifischen Objekten oder Situationen. Dazu gehören zum Beispiel die Angst vor Spinnen oder Mäusen, aber auch die Phobie vor Höhe, vor dem Fliegen in einem Flugzeug oder vor Aufzügen.

Betroffene können die Situation nur unter kaum aushaltbarer Angst durchstehen oder vermeiden sie völlig. Zu den spezifischen Phobien gehört auch die Phobie vor Spritzen, vor Verletzungen oder vor Blut.

Bei dieser spezifischen Phobie kommt es besonders oft vor, dass Patienten bei dem Anblick von einer Spritze oder Blut in Ohnmacht fallen. Je nachdem, um welche Situation oder um welches Objekt es sich hierbei handelt, müssen Betroffene sich im Alltag extrem einschränken.

Soziale Phobie : Eine weitere Form der Phobie ist die soziale Phobie. Betroffene haben hier Angst vor sozialen Situationen und Leistungssituationen, in denen sie im Mittelpunkt stehen. Im Zentrum der sozialen Phobie steht die Angst, von anderen negativ bewertet zu werden oder sich zu blamieren.

Soziale- oder Leistungssituationen werden von Betroffenen entweder ganz vermieden oder können nur unter extremer Angst ausgestanden werden. Typische Angstsituationen bei dieser Störung sind formelle Redesituationen (einen Vortrag oder ein Referat halten zu müssen), eine gewöhnliche Redesituation (Smalltalk mit der Arbeitskollegin), von anderen beobachtet zu werden oder Situationen in denen Betroffene ihre Meinung durchsetzen müssen.

Forscher gehen davon aus, dass Patienten durch die Vermeidung von sozialen Situationen nicht die Erfahrung machen können, dass ihre Angst übersteigert oder unbegründet ist. Durch das Vermeidungsverhalten kann also keine korrektive Erfahrung gemacht werden und die soziale Phobie bleibt, solange sie nicht therapiert wird, weiterbestehen. Patienten mit sozialen Phobien ziehen sich oft zurück und isolieren sich von der Außenwelt.

Agoraphobie: Als Agoraphobie wird die Angst vor öffentlichen Plätzen, Menschenmengen und öffentlichen Verkehrsmitteln bezeichnet. Im Zentrum der Angst steht hier die Sorge davor, dass sie in einem Notfall keine Hilfe erreichen können oder dass es keine Möglichkeit gibt zu fliehen.

Die Störung ist durch häufig extremes Sicherheitsverhalten geprägt. Betroffene verlassen ihre Wohnung nicht mehr alleine, haben immer einen „Notfallplan“ und wissen stets, wo sich das nächste Krankenhaus befindet.

Diagnose bei Phobien

Die Diagnose einer Phobie wird von einem Arzt, einem Psychotherapeuten oder einem Psychiater gestellt. Zu Beginn der Diagnostik wird ein ausführliches Gespräch geführt, in dem der Betroffene seine Symptome und Probleme schildert.

Die behandelnde Person macht sich ein Bild von dem Leid des Patienten oder der Patientin und fragt bei Ungenauigkeiten erneut gesondert nach. Es folgt die Sichtung von medizinischen Unterlagen (falls vorhanden) und gegebenenfalls eine körperliche Untersuchung, damit eine organische Störung ausgeschlossen werden kann.

Anschließend erfolgt eine ausführliche Diagnostik anhand eines standardisierten Fragebogens und die Erstellung einer Diagnose.

Therapie bei Phobien

Bei phobischen Störungen ist eine Psychotherapie die Behandlung der Wahl. Ebenso können bei starken Ängsten oder Phobien vorübergehend Benzodiazepine eingesetzt werden. Menschen mit starken sozialen Phobien fällt es aufgrund der Krankheit teilweise nicht leicht, überhaupt das Haus zu verlassen und eine Therapie zu beginnen. In so einem Fall kann die vorübergehende Gabe eines angstlösenden Mittels helfen, Zugang zu Therapien zu ermöglichen.

Konfrontationstherapie:

Die am besten erforschte Therapie für Phobien und Angststörungen allgemein ist die Konfrontationstherapie, also die aktive Konfrontation und Auseinandersetzung mit der gefürchteten Situation oder dem angstauslösenden Objekt.

Die Theorie dahinter ist, dass durch die ständig aktivierte Angst keine angemessene Verarbeitung der Situation stattfinden kann. Durch Auseinandersetzung und Konfrontation mit dem angstauslösenden Reiz findet eine Gewöhnung (Habituation) oder eine Löschung der unangemessenen Reaktion statt.

Die Konfrontation mit dem angstauslösenden Objekt oder der Situation kann dabei entweder auf einmal (massiert) oder schrittweise (graduell) stattfinden und in vivo (in echt) oder in sensu (in der Vorstellung). Bei einer ausgeprägten Spinnenphobie beispielsweise würde man bei einer graduellen Konfrontation vorerst mit der Konfrontation in der Vorstellung anfangen.

Im nächsten Schritt würde der Therapeut oder die Therapeutin der betroffenen Person dann vielleicht ein Video einer Spinne zeigen. Zum Schluss steht die Konfrontation mit einer echten Spinne auf dem Stundenplan.

Durch diese schrittweise Konfrontation lernen Betroffene, dass ihre Angst unbegründet ist und machen außerdem die Erfahrung, dass die Angst nicht ins Unermessliche steigt, sondern nach einer gewissen Zeit von selbst wieder abklingt.

Soziales Kompetenztraining:

Diese Therapiemethode wird besonders bei der sozialen Phobie angewendet. Durch die Vermittlung von Wissen und neuen Fähigkeiten in sozialen Situationen sollen soziale Defizite beseitigt werden.

Kognitive Umstrukturierung:

Bei der kognitiven Umstrukturierung geht man davon aus, dass der Kern der Phobie ist, dass Patienten falsche Annahmen über sich selbst oder den gefürchteten Reiz haben. Durch die Identifikation von diesen fehlerhaften Annahmen, die Diskussion dieser Annahmen und der Entwicklung neuer angemessener Annahmen findet eine Linderung der Symptome statt.

Wie ist die Prognose einer Phobie?

Hinweis

Verlauf, Leidensdruck und Heilungschancen unterscheiden sich je nach Art der Phobie. Ein Großteil der Bevölkerung beispielsweise hat eine leichte Phobie vor Spritzen (Tyrpanophobie), vor Höhe oder vor engen Aufzügen (Platzangst).

Solange die Phobie das Leben nicht erheblich beeinflusst und gut mit den Ängsten umgegangen werden kann, ist keine Therapie nötig. Eine Therapie wird erst dann wichtig, wenn das Leben eingeschränkt ist und Betroffene unter der Phobie leiden oder vieles vermeiden müssen.

Die Prognose bezüglich der Heilungschancen ist stark davon abhängig, wie lange die phobische Störung besteht. Auch hier gilt: Je früher die Krankheit entdeckt und behandelt wird, desto besser stehen die Heilungschancen. Allgemein kann gesagt werden, dass Phobien und Angststörungen bei korrekt durchgeführter Therapie gut behandelbar sind.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Phobien

Phobien wie eine leichte Spritzenphobie, eine Phobie vor Mäusen oder Spinnen lässt sich auch gut selbst behandeln, solange sie das Leben nicht erheblich einschränken. Wichtig ist hierbei, dass Sie sich der Angst zeitweise aussetzen und Krabbeltiere oder Arztbesuche nicht vollkommen vermeiden.

Youtube-Videos oder Tierdokumentationen können bei der graduierten Konfrontation mit der Angstsituation oder dem Angstobjekt helfen. Pflanzliche Mittel wie Baldriantropfen oder Lavendelöl können dabei zur Entspannung beitragen.

Zusammenfassung

Phobische Störungen gehören zu den Angststörungen. Es gibt verschiedene Phobien, wie spezifische Phobien, die Agoraphobie oder die soziale Phobie. Die renommierteste Therapie gegen phobische Störungen ist die Konfrontationstherapie, bei der Betroffene mit dem angstauslösenden Reiz konfrontiert werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Eine Phobie ist per Definition eine Erkrankung. Kommt es zu Einschränkungen im Alltag bzw. zu Leidensdruck bei Betroffenen sollte diese auch mit ärztlicher Hilfe behandelt werden.

Man unterscheidet zwischen Agora-Phobie, Sozialer Phobie und spezifischer (isolierter) Phobie. Prinzipiell ist es denkbar gegenüber jeder Situation oder jeden Gegenstand gegenüber eine Phobie zu entwickeln.

Angst ist ursprünglich ein natürlicher Instinkt, der uns vor gefährlichen Stationen schützen soll. Jahrhunderte lang half Angst auf natürlichem Weg so das Leben zu verlängern. Bei Phobien kommt es zu Angst vor ungefährlichen Situationen oder Gegenständen. Dementsprechend sollten Angst und Phobien unterschieden werden.

Nein.

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Phobien einfach erklärt

Häufigkeit

  • Lebzeitprävalenz: 10 % der Menschen

Risikofaktoren

  • Kindheitstrauma
  • strenge wenig liebevolle Erziehung

Ursachen

  • Erlernte Angst
  • Verstärkung der Angst durch Meidung
  • Erfahrungen im Kindesalter

Symptome

  • Angst
  • Atemnot
  • Übelkeit
  • Schwindel
  • Schmerzen

Diagnose

  • Anamnese
    • Leiden sie unter Angstzuständen?
    • Bekommen sie Angst wenn sie ein bestimmtes Objekt sehen oder hören?
    • Leiden sie unter Atemnot?
    • Ist ihnen übel?
    • Ist ihnen schwindelig?
    • Haben sie Schmerzen oder Missempfindungen im Brustkorb?
    • Gibt es bestimmte Objekte oder Situationen vor denen Sie starke Angst haben (zum Beispiel Spinnen oder Blut) ?
    • Haben Sie den Eindruck, dass Ihre Angst übertrieben ist?
    • Beschränkt sich Ihre Angst auf ein Objekt oder eine Situation?

Therapie

  • Psychotherapie

Prognose

  • Bei Beginn in jungem Alter lässt die Angst mit der Zeit oft nach.
  • Die beste Prognose hat die spezifische Phobie.

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