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Pest

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Pest?

Die Pest wird durch das Bakterium Yersinia pestis übertragen. Dieses Bakterium kommt heutzutage vor allem bei Nagetieren, insbesondere bei Ratten, vor. Aber auch andere Tiere wie Katzen, Hasen oder Kaninchen kommen als sogenanntes Reservoir der Pest-Bakterien infrage. Als Reservoir bezeichnet man in der Infektiologie den hauptsächlichen „Lebensraum“ von Erregern.

Infektionsweg: Die Übertragung auf den Menschen kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen.

  • Mithilfe von Vektoren. Vektoren sind Zwischenwirte, welche die Bakterien von einer Art auf eine anderen übertragen. Ein Beispiel wären Flöhe, welche sich an Ratten infizieren und dann einen Menschen befallen und infizieren.
  • Durch direkte Tierbisse von infizierten Tieren.
  • Durch Kontakt mit erregerhaltigem Material auf verletzter Haut . Zum Beispiel beim Kontakt mit toten Wildtieren.
  • Auch ein Einatmen von Erregern kann zur Erkrankung führen. Dies führt dann häufig zu einer Pest-Infektion in der Lunge .

Je nach dem auf welchem Weg die Erreger in den Körper gelangen, entstehen unterschiedliche Krankheitsbilder:

Gelangen die Bakterien zuerst in die Haut, etwa durch den Biss eines Flohs, anderen Tieres oder auf anderem Weg, kommt es zur Beulenpest. Bei der Beulenpest werden zuerst die Lymphknoten befallen. Diese schwellen in der Folge an, was zu den namensgebenden Beulen führt.

Nach und nach werden weitere innere Organe befallen, häufig auch die Lunge. Ist die Lunge eines infizierten Menschen oder Tieres befallen, gelangen die Bakterien in Tröpfchen in die Ausatemluft. Nun ist auch eine Tröpfcheninfektion einer anderen Person möglich.

Findet die Ansteckung in erster Linie über die Lunge statt, kommt es zur Ausprägung der Lungenpest.

Vorkommen

Yersinia pestis war in der Geschichte für mehrere große Pandemien verantwortlich und hat dabei mehr als 100 Millionen Todesopfer weltweit gefordert. Das Bakterium wurde dabei erstmals im Jahr 1894 in Hongkong isoliert. Damals erfolgte die Verbreitung hauptsächlich über Ratten und eine Ansteckung über Flöhe.

Heutzutage kommen Pestfälle in tropischen sowie in subtropischen Gebieten vor. Die meisten Fälle werden aus Madagaskar berichtet. Auch in China, der Demokratischen Republik Kongo, Indien, Malawi, Mosambik, Peru, Simbabwe, Tansania, Vietnam, Uganda und den USA wurden Fälle gemeldet.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden keine Fälle nach Deutschland importiert.

In der Geschichte der Menschheit gab es zumindest drei große "Seuchenzüge" der Pest. Am bekanntesten ist hier der Seuchenzug von 1347 bis 1353 in Europa, wovon die Pest auch ihren Namen "Schwarzer Tod" erhalten hat. Hier starb annähernd ein Drittel der Bevölkerung Europas durch die Infektion.

Yersinia pestis ist als Bakterium hochempfindlich gegen UV-Strahlung, höhere Temperaturen (Abtötung bei 60°C über mehr als 30 Minuten) und handelsübliche Desinfektionsmittel. Unter sehr günstigen Bedingungen kann der Erreger jedoch über einen längeren Zeitraum überleben.

In infizierten Flöhen überlebt das Bakterium beispielsweise auch bis zu 2 Monate. Auf Kleidung kann es sogar 5-7 Monate überleben, und im Boden oft bis zu 7 Monate.

Was sind die Symptome einer Pest?

Hinweis

Symptome treten im Allgemeinen nach einer Inkubationszeit (d.h. Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten erster Symptome) von 1 bis 7 Tagen auf. Allerdings unterscheidet sich die Inkubationszeit bei der Beulen- und Lungenpest. Insbesondere die primäre Lungenpest kann schon einige Stunden nach erfolgter Infektion Symptome verursachen.

Beulenpest

Etwa 2 bis 7 Tage nach der Infektion kommt es plötzlich zu Allgemeinsymptomen, wie:

  • Fieber , Schüttelfrost, Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • Bewusstseinseintrübung, Schläfrigkeit

Zusätzlich tritt die namensgebende Schwellung von Lymphknoten auf. Betroffen sind vor allem Lymphknoten in den Achseln und Leisten. Im Verlauf der Erkrankung platzen diese geschwollenen Lymphknoten auf und es tritt ein eitriges Sekret aus. Dieses Sekret enthält Bakterien und ist hochinfektiös. Oft ist körperfern der geschwollenen Lymphknoten ein Floh- oder Tierbiss zu erkennen.

Im Verlauf der Beulenpest können die Bakterien auch in anderen Organe gelangen. Hiervon ist am häufigsten die Lunge betroffen, sodass es 5 bis 6 Tage nach dem Symptombeginn zusätzlich zu unten genannten Symptomen der Lungenpest kommen kann. Selten ist auch ein Befall der Hirnhäute oder des Blutstroms (sog. „Sepsis“) möglich.

Lungenpest

Meist 1 bis 3 Tage nach der Infektion kommt es plötzlich zu Allgemeinsymptomen wie bei der Beulenpest. Die Lungenpest wird auch "Pest-Pneumonie" genannt und ist außer bei größeren Ausbrüchen von Lungenpest relativ selten. Meist tritt sie sekundär als Folge der hämatogenen Streuung (=Verbreitung von Pest-Erregern im Blut) im Zuge der Beulenpest auf.

Symptome, die bei der Lungenpest häufig auftreten sind:

  • Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • Bewusstseinseintrübung, Schläfrigkeit

Zusätzlich kommt es durch den Befall der Lunge zu:

Wie wird die Pest diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt bei gegebener Symptomatik (s.o.) durch den Nachweis von Yersinia pestis im untersuchten Material.

Als zu untersuchendes Material kommen folgende infrage:

Bei Verdacht auf Beulenpest: Es werden die geschwollenen Lymphknoten mit einer Nadel angestochen und das enthaltene Sekret zur mikrobiologischen Untersuchung geschickt. Auch können Blutkulturen abgenommen und eine zusätzliche Blutprobe auf bakterielle DNA untersucht werden (s.u.)

Bei Verdacht auf Lungenpest sollten Proben aus dem Atmungssystem gewonnen werden. Diese Probe kann beispielsweise aus Sputum gewonnen werden. Dabei handelt es sich um aus der Lunge hochgehustete Flüssigkeit. Es ist auch möglich, mithilfe von einem Endoskop die Bronchien zu spülen und diese Spülflüssigkeit (sog. "Bronchiallavage") zur mikrobiologischen Untersuchung zu schicken.

Der Erregernachweis kann mit unterschiedlichen Methoden erfolgen:

PCR (Polymerase-Ketten-Reaktion): Hierbei wird das Erbgut, die DNA, der Bakterien nachgewiesen. Ein Ergebnis kann hier bereits nach wenigen Stunden vorliegen.

Anzucht der Bakterien im mikrobiologischen Labor. Dies dauert mindestens 24 Stunden. Trotz der langen Dauer wird dies durchgeführt, da nach der Anzucht der Bakterien eine Testung auf das Ansprechen auf verschiedene Antibiotika getestet werden kann.

Es existieren auch Schnelltests. Diese weisen einzelne Bestandteile der Bakterien nach. Diese sind aber nicht sehr zuverlässig und dienen lediglich als Anhaltspunkt für den behandelnden Arzt.

Therapie bei Pest

Gerade bei der Lungenpest und ihrem schnellen und tödlichen Verlauf ist es sehr wichtig, dass bei einem entsprechenden Verdacht unverzüglich eine Therapie eingeleitet wird. Sogar vor der Bestätigung der Infektion durch ein Labor.

Da es sich bei Yersinia pestis um ein Bakterium handelt, wird eine Infektion mit Antibiotika behandelt. Infrage kommen hier Aminoglykoside, Fluorchinolone, Cotrimoxazol, Doxycyclin sowie Chloramphenicol. Auf Basis von Studien gilt derzeit das Aminoglykosid-Antibiotikum Streptomycin als Mittel der Wahl. Gentamicin, ebenfalls ein Aminoglykosid, zeigt sich in Vergleichsstudien als ähnlich effektiv und wird heutzutage bevorzugt eingesetzt, da Gentamicin insbesondere auch bei Schwangeren und Kindern gut verträglich ist. Die Antibiotikatherapie sollte zumindest über 10 Tage und parenteral (=über die Vene) erfolgen. Präparate aus der Gruppe der Fluorchinolone, welche gegen Pest verwendet werden können, sind Levofloxacin und Ciprofloxacin.

Antibiotika wie Penicillin sind hingegen wirkungslos gegen Yersinia pestis.

Die Behandlung der Beulenpest ist dieselbe wie bei der Lungenpest, allerdings ist eine schnelle Behandlung nicht ganz so wichtig. Auch sollte im Zuge der Behandlung der Pest sollte in jedem Fall ein Antibiogramm erstellt werden. Insbesondere in Madagaskar und in Vietnam konnten resistente Stämme des Pestbakteriums isoliert werden, welche dann nicht auf alle Antibiotika-Klassen ansprechen.

Achtung

Eine Krankenhauseinweisung ist zwingend notwendig und das behandelnde Krankenhaus wird sich bei der Behandlung auch vom ständigen Arbeitskreis der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger (STAKOB) beraten lassen.

Wie ist die Prognose einer Pest?

Beulenpest

Unbehandelt versterben 40-60 % der Beulenpest Patienten. Behandelt sind es in etwa 10-15 %.

Lungenpest

Unbehandelt versterben fast alle Patienten mit Lungenpest. Bei frühzeitigem Behandlungsbeginn ist die Prognose deutlich besser. Hier liegt die Sterblichkeit dann bei etwa 50-60 %.

Die Prognose verschlechtert sich allerdings rapide mit Fortschreiten der Krankheit. Bei der Lungenpest gilt es vor allem schnell eine zielgerichtete, antimikrobielle Therapie (=Antibiotika) einzuleiten.

Wie kann man einer Pest vorbeugen?

In Deutschland gibt es keinen Impfstoff.

Die wichtigste Maßnahme, um sich vor einer Infektion zu schützen, ist sich nicht dem Erreger aussetzen. Somit sollte man sich vor Reisen informieren, ob es sich bei dem jeweiligen Reiseziel um ein Endemiegebiet handelt. Ist dies der Fall, muss der Kontakt zu Wildtieren und Flöhen gemieden werden. Auch der Kontakt infizierten Menschen ist zu meiden.

Sollte ein Kontakt zum Erreger nicht auszuschließen sein, gibt es die Möglichkeit, vorsorglich ein Antibiotikum einzunehmen. Hierfür kommen Ciprofloxacin, Doxycyclin oder Sulfamethoxazol/Trimethoprim infrage.

Zum Schutz vor Ansteckung anderer müssen Infizierte isoliert werden. Im Fall der Beulenpest ist ein Isolierzimmer in einem normalen Krankenhaus ausreichend. Im Fall der Lungenpest müssen die Infizierten auf einer Sonderisolierstation untergebracht werden.

Gemäß den derzeitigen WHO-Leitlinien gibt es drei Falldefinitionen bei humanen Pestinfektionen. Diese sind Verdachtsfall, mutmaßlicher und bestätigter Fall. Kriterien für einen Verdachtsfall sind dabei die typische klinische Symptomatik und der Aufenthalt in einem Endemiegebiet (=Gebiet, wo Pest nachweislich vorkommt) oder der Kontakt zu einem infizierten Menschen, Tier oder Vektor innerhalb der letzten 10 Tage vor Beginn der Erkrankung.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Pest

Nach Überleben einer Infektion und deren Ausheilung ist keine spezielle Nachsorge erforderlich. Es kann die Nachsorge von entstandenen Komplikationen nötig werden. Dies muss im Einzelfall entschieden werden.

Zusammenfassung

Die Pest ist eine Infektionskrankheit, welche auch heute noch in bestimmten Regionen der Erde vorkommt. Eine Infektion ist sehr gefährlich und unbehandelt häufig tödlich. Es stehen wirksame Therapien zur Verfügung.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Vor allem über Ratten und deren Flöhe.

Dies ist möglich, allerdings durch unsere hygienischen Standards unwahrscheinlich. In den letzten Jahrzehnten ist es zu keiner Ansteckung innerhalb von Deutschland gekommen.

Die Pest gibt es auch heute noch.

Madagaskar, China, der Demokratischen Republik Kongo, Indien, Malawi, Mosambik, Peru, Simbabwe, Tansania, Vietnam, Uganda und den USA.

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Pest einfach erklärt

Betroffene

Organe(e):

Lunge
Haut

Häufigkeit

  • Risikogebiete: Madagaskar, Demokratische Republik Kongo und Peru
  • Inzidenz: 3.248 Pest-Erkrankungen weltweit
  • 584 Todesfälle

Risikofaktoren

  • Mangelnde Hygiene
  • Kontakt mit Ratten
  • Immunschwäche
  • Aufenthalt in Risikogebieten

Ursachen

  • Yersinia pestis übertragen durch Rattenflöhe

Symptome

  • Fieber
  • Brustschmerzen
  • Atemnot
  • Husten
  • Bluthusten
  • Abgeschlagenheit
  • Hautveränderungen

Komplikationen

  • Sepsis
  • Lethalgie

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie Beulen/Blasen auf der Haut?
    • Leiden sie an Fieber und Schüttelfrost?
    • Haben die Kopfschmerzen?
    • Fühlen sie sich abgeschlagen und schlapp?
    • Waren sie kürzlich in Madagaskar, Demokratische Republik Kongo oder Peru?
    • Leiden sie an starkem Husten?
    • Haben sie Probleme beim Atmen?
    • Haben sie Brustschmerzen?
    • Bekommen sie schlecht Luft?
  • Körperliche Untersuchung
    • Abtasten der Lymphknoten: Schwellungen? Schmerzen?
    • Inspektion der Haut: Beulen? Blasen?
  • Laboruntersuchung
    • Erregernachweis
    • mögliche Proben: Sputum, Speichel
    • Bluttest

Therapie

  • Medikamente

Präventionsmaßnahmen

  • Risikogebiete meiden

Prognose

  • Mortalität mit Behandlung: 10-15%
  • Mortalität ohne Behandlung: 40-60%

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