Geschrieben von Jessica Papic (Ärztin)
Die Nikotinsucht bzw. Tabakabhängigkeit ist die häufigste Suchterkrankung in Deutschland. Circa 30% der Deutschen Bevölkerung sind davon betroffen. Nikotin ist ein Stoff (Alkaloid), der aus der Tabakpflanze gewonnen wird.
Eine Nikotinabhängigkeit entsteht meist durch das inhalative Zigarettenrauchen von nikotinhaltigen Tabakzigaretten. Eine Abhängigkeit entsteht durch verschiedene Faktoren: Nikotin stimuliert das
Dazu zählt zum Beispiel Dopamin. Die Freisetzung von Dopamin löst ein Belohnungsgefühl aus. Auch Bereiche, die für Aufmerksamkeit, Lernen und Konzentration verantwortlichen sind, können durch Nikotin angeregt werden.
Bei regelmäßigem Tabakrauch konnte man allerdings feststellen, dass Gedächtnisleistungen durch Tabakkonsum nachlassen. Einige Raucher berichten das Rauchen, als Genussmittel zu nutzen, andere sprechen von Rauchen aus Gewöhnung oder aufgrund von Stress.
Die Nikotinaufnahme kann außer durch das Zigarettenrauchen zum Beispiel auch über Kautabak, E-Zigaretten, Nikotinsprays oder Nikotinpflaster erfolgen. Schadstoffe im Tabakrauch (z.B. Cadmium, Benzol, Benzpyren, Kohlenmonoxid) führen zu gesundheitlichen Langzeitschäden, allem voran die Krebserkrankungen. In Deutschland sterben jährlich über 100.000 Menschen durch das Rauchen. 3.000 Menschen sterben an den Folgen des Passivrauchens.
Damit gilt Rauchen als häufigste vermeidbare Todesursache weltweit!
Zusätzliche zu Giftstoffen im Tabak-Rauch an sich, ist festzuhalten, dass Nikotin per se auch schädliche Eigenschaften für den menschlichen Körper hat. Es verursacht zum Beispiel Schäden an den Wänden der Blutgefäße. Diese sind dann nicht mehr so elastisch und gehen eher kaputt.
Die Symptome, die bei anhaltenden Nikotinsucht entstehen, können sehr vielfälltig sein. In den meisten Fällen entwickeln sich schon nach wenigen Tagen übelriechender Mundgeruch und Einschränkungen beim Riechen und Schmecken. Im weiteren Verlauf erleiden die Abhängigen an zunehmender Kurzatmigkeit, deutlicher Leistungsminderung und Kopfschmerzen.
Langfristig schädigt die Inhalation der Zigarretten die
Besonders weitreichende Folgen für die Gesundheit haben die Einflüsse der Nikotinsucht auf das Herz-Kreislaufsystem. Betroffene Menschen entwickeln deshalb in der Regel
Die Symptome der Sucht sind einheitlich, nach dem sogenannten ICD-10 und DSM-5 definiert:
Schädlicher Gebrauch:
Abhängigkeitssyndrom:
Mind. 3 der folgenden Kriterien müssen innerhalb des letzten Jahres für die Diagnosestellung gleichzeitig erfüllt worden sein
Substanzgebrauchsstörung
Kriterien: Mind. 2 der folgenden 11 Kriterien müssen innerhalb des letzten Jahres für die Diagnosestellung erfüllt worden sein.
Kategorie „Verminderte Kontrolle“:
Kategorie „Soziale Beeinträchtigung“:
Kategorie „Riskanter Konsum“:
Kategorie „Pharmakologische Aspekte“:
Schweregrad-Einteilung:
Die Diagnostik beim Vorliegen einer Nikotinsucht, gliedert sich in verschiedene Schritte. Am wichtigsten dabei ist das Arzt-Patienten-Gespräch, die sogenannte Raucheranamnese. Im Zuge dieses Gesprächs erfragt der Arzt zum Beispiel, in welchem Alter der Patient mit dem Rauchen begonnen hat und ob er bereits versucht hat mit dem Rauchen aufzuhören.
Besonders wichtig für die Abschätzung des Therapieerfolges ist die Frage, ob der Patient denn wirklich den Wunsch verspürt, mir dem Rauchen und der damit einhergehenden Nikotinsucht aufzuhören.
Dabei spielen auch die Motivationsgründe des Betroffenen eine entscheidende Rolle. Darüber hinaus muss eruiert werden, ob sich bereits gesundheitliche Beeinträchtigungen, wie morgendlicher
Dauer und Menge des Zigarettenkonsums werden in Pack Years (py) angegeben. Berechnet werden diese über Multiplikation der täglich konsumierten Päckchen (1 Päckchen = 20 Zigaretten) mit der Anzahl der Raucherjahre.
Darüber hinaus sollte bei jedem Raucher die Messung der Lungenfunktion erfolgen.
Die Behandlung, beziehungsweise die Nikotinentwöhnung kann auf verschiedene Arten stattfinden. Vielen der Betroffenen helfen nicht-medikamentöse Therapieansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie und Werbe- und Aufklärungskampagnen.
Auch die medikamentös Unterstützte Rauchentwöhnung bei Nikotinsucht kann besonders hilfreich sein. Dabei ist das Mittel der erste Wahl die Nikotinersatztherapie. Zur Entwöhnung stehen Nikotinersatzpräparate in unterschiedlichen Formen zur Verfügung. Vor allem nikotinhaltige Pflaster, Kaugummis und Nasenspreys, kommen häufig zum Einsatz.
Weitere Medikamente können die Symptome des Nikotinentzuges reduzieren. Leider bringen diese oft Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Gastrointestinale Beschwerden und Schlafstörungen mit sich. Die Einnahme dieser Medikamente ist nicht angeraten bei bereits bekannten Erkrankungen des Herzens und psychiatrische Erkrankungen.
Außerdem können sogenannte Antidepressive ebenso besonders hilfreich sein. Sie können unter anderem in ähnlicher Weise die Ausschüttung verschiedener Botenstoffe im
Sehr hilfreich scheint es auch zu sein, wenn sich die Betroffenen einige Punkte beziehungsweise Strategien vor dem Versuch das Rauchen aufzuhören, niederschreiben. Dazu gehört zum Beispiel, dass ein fester Termin für den Beginn der Rauchentwöhnung festgelegt wird.
Auch das Lesen einer ausführlichen Liste mit jenen Gründen, die für den Rauchentzug sprechen, kann in Akutsituationen vom Rauchen abhalten. Neben Gesprächen mit Bekannten und Freunden ist es jedoch besonders wichtig, dass die notwendige Motivation vorliegt. Ohne die entsprechende Motivation gelingt es zumeist nicht, die Nikotinsucht zu besiegen.
Rauchen ist ein bedeutsamer Faktor für die Entstehung und das Fortschreiten zahlreicher Erkrankungen. Die wohl wichtigste Rolle dabei spielen verschiedene Krebserkrankungen (zum Beispiel Mundhöhlen-, Atemwegs-, Harnblasen-, Magen-, Speiseröhren-, Mamma-, Prostatakarzinom).
Außerdem ist das langfristige Rauchen der hauptverantwortliche Faktor für die Ausbildung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (
Auch ein Einfluss der Nikotinsucht auf die Entstehung der Zuckerkrankheit (
Weitere negative Einflüsse beziehen sich auf die Hautalterung, die Gelenke, die Wundheilung und die Schilddrüsenfunktion.
Neben der Raucheranamnese des Patienten ("pack years") hat für die Voranschreiten von Erkrankungen insbesondere auch das aktuelle Rauchverhalten ("aktive vs. nicht-aktive Raucher") eine große Bedeutung. I.d.R. sinkt das relative Risiko für mit dem Rauchen verbundene Erkrankungen mit zunehmender Dauer einer Rauchkarenz.
Mit dem Fagerström-Test für Nikotinabhängigkeit (FTND; Fagerström Test for Nicotine Dependence), steht ein Verfahren zur Bestimmung der körperlichen Nikotinabhängigkeit von Rauchern zur Verfügung.
Er erfasst relevante Suchtkriterien in Frage- und Antwortform. Dabei kann man 0 Punkten (geringe Abhängigkeit) bis 10 Punkte (sehr starke Abhängigkeit) erreichen. Entsprechend werden 4 Abhängigkeitsstufen unterschieden.
Der Test hilft dabei, die Erfolgschancen eines Rauch-Stopps bei männlichen Rauchern einzuschätzen. Bei Frauen kann zu Beginn der Rauch-Entwöhnung der Cotinin-Spiegel bestimmt werden. Dieser Blutwert kann bei Frauen zur Einschätzung der Chancen für einen erfolgreichen Entzug genutzt werden. Cotinin ist ein Abbauprodukt, dass bei der Verstoffwechslung von Nikotin entsteht.
Der Grad der Abhängigkeit wird von verschiedenen Einflüssen bestimmt. Besonders hoch ist die Abhängigkeit vor allem bei Personen, die bereits früh am morgen Rauchen, mehr als sehn Zigaretten pro Tag konsumieren und schon mehrfach bei dem Versuch das Rauchen aufzugeben, gescheitert sind.
Dabei sind die Effekte des Endes der Nikotinsucht schon sehr schnell spürbar. Bereits 20 Minuten nach der letzten Zigarette beginnt der Blutdruck damit sich zu normalisieren. Nach ungefähr acht Stunden normalisiert sich auch der Sauerstoffgehalt im Blut.
Schon nach einem Tag ohne Nikotinkonsum sinkt das Risiko für das Auftreten eines Herzinfarktes enrom. Schon nach zwei Tagen verbessern sich der Geschmacks- und Geruchssinn der ehemaligen Raucher. Sogar die durch das Rauchen schwer geschädigte
Im Anschluss nehmen auch der typische Raucherhusten und die für Menschen mit Nikotinsucht normale Atemnot ab. Nach circa 5 Jahren hat sich das Risiko für Mund-, Rachen- und
Das Schlaganfallrisiko verringert sich auf die Häfte des Risikos eines Rauchers. Nach 10 Jahren hat sich das Risiko an
Die einzige vorbeugende Maßnahme nicht an einer Nikotinsucht zu erkranken besteht darin, gar nicht erst mit dem Rauchen zu beginnen. Besteht der Wunsch mit dem Rauchen aufzuhören gibt es in Deutschland eine offizielle Stelle an der Beratungen und Informationsmaterial frei zugänglich sind: die BZGA - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Das Beratungsangebot der BZGA ist vielfältig und kostenlos.
Sie finden diese Adresse auch auf Zigartennen-Schachteln. Insbesondere Kinder und Jugendliche sollten zeitig über die negativen Aspekte des Zigarettenrauchens aufgeklärt werden, um den Beginn einer Sucht zu vermeiden.
Einigen Betroffenen gelang die Rauch-Abstinenz durch Akupunktur und/oder Hypnose. Diese ist in aller Regel aber komplett selbst zu bezahlen und wird nicht durch Krankenkassen finanziert. Sport und Entspannungs-Übungen können helfen.
Circa 65% der Betroffenen werden nach einem erfolgreichen Nikotinentzug rückfällig. Hilfreich kann es sein, sich vorher Strategien für die Vermeidung von Rückfällen zu überlegen. Nach einem Rückfall kann der erneute Ruach-Stopp unter Umständen erneut sehr schwer sein.
Die Nikotinsucht und deren folgen stellt die höchste vermeidbare Todesursache weltweit dar! Es handelt sich um eine ernsthafte Suchterkrankung, die schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich zieht. In Deutschland sind circa 30% der Bevölkerung betroffen.
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Geschrieben von
Jessica Papic
Medizinisch geprüft am
24. Aug. 2022
Rückfälle drohen bei allen Tätigkeiten, bei denen vorher geraucht wurde, wie zum Beispiel Trinken von Kaffee oder Alkohol, Treffen mit Menschen, mit denen man früher geraucht hat, Stress oder auch Langerweile.
Verstärkte Entzugs-Erscheinungen sind wahrscheinlich. Es gibt aber auch Studien, die den abbruten Rauch-Stop als erfolgsversprechendere Variante des Entzugs untersucht haben.
Unteranderem können folgende Symptome auftreten: starkes Verlang danach zu Rauchen, Zittern, Reizbarkeit, Gedankenkreisen um das Rauchen und Zitaretten, erhöhte Müdigkeit, Kopfschmerzen, schlechte Laune, Herzrasen, vermehrtes Schwitzen. Diese Symptome sind typisch bei Suchterkrankungen und nicht spezifisch für den Entzug von Nikotin.
Das ist individuell sehr unterschiedlich und vorallem davon abhängig wie groß Wille und Motivation sind den Entzug zu schaffen.
Erste Veränderungen des Stoffwechsels sind schon wenige Stunden nach dem Rauch-Stopp messbar. Wann sich der Stoffwechsel allerdings vollständig erholt hat, ist individuell und schwierig zu bestimmen.
Erkrankung zusammengefasst
Nikotinabhängigkeit
Begriffe
Bluthochdruck
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