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Niereninfarkt

Als Niereninfarkt wird ein (akuter) Verschluss von blutzuführenden Nierengefäßen („Nierenarterien“) bezeichnet, der zu einem Untergang von Teilen des Nierengewebes führt. Dieser Nierenarterienverschluss kann sowohl einseitig als auch beidseitig auftreten.

Die Ursache des Blutgefäßverschlusses liegt meistens in einer Rhythmusstörung des Herzens. Durch die mittlerweile hervorragenden Vorsorge- und Behandlungsmöglichkeiten, sind Niereninfarkte sehr selten geworden.

Die Niere ist eines der meist durchblutenden Organe. Ungefähr 1 Liter Blut fließt pro Minute durch die Nieren – das sind zirka 20 Prozent des Herzzeitvolumens (= Blutmenge, die innerhalb einer Minute durch das Blutgefäßsystem gepumpt wird).

Das Blut gelangt durch eine einzige Nierenarterie bis zur Niere und wird dort in immer kleiner werdende Äste aufgeteilt, sodass eine Blutversorgung und gleichzeitig eine Filterung des Blutes und Produktion des Harns optimal funktionieren kann. Dadurch ist klar, dass ein Verschluss eines Gefäßes dieses gut durchbluteten Organs oft einen medizinischen Notfall darstellt!

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Niereninfarkts?

Ähnlich einem Herzinfarkt kommt es auch beim Niereninfarkt zu einem Verschluss des blutzuführenden Gefäßes, wodurch die Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen nicht mehr gewährleistet wird.

Das passiert meistens, wenn sich kleine Blutgerinnsel im Gefäßsystem (z.B. bei Rhythmusstörungen des Herzens) bilden, mit dem Blutfluss bis zur Niere getragen werden und irgendwann in einem der immer enger werdenden Blutgefäß-Äste stecken bleiben.

Durch diesen Verschluss der Nierenarterie folgt schlussendlich das Absterben des betroffenen Nierengewebes, und im weiteren Verlauf der Funktionsverlust der Niere („(akutes) Nierenversagen“)

Es gibt mehrere Ursachen, durch die so ein Blutgerinnsel entstehen kann. Meistens entstehen diese Blutverklumpungen im Herzen, wenn dieses eine Rhythmusstörung (z.B. Vorhofflimmern) aufweist. Durch Rhythmusstörungen ändern sich die Strömungsgeschwindigkeit und –form des Blutflusses, wodurch eine Verklumpung leichter entstehen kann.

Wird so ein Blutklumpen dann aus dem Herz gepumpt, kann er durch die Blutbahn grundsätzlich in alle Organe (z.B. Gehirn , Herz, Niere,…) befördert werden und in den kleinen Organ-Gefäßen stecken bleiben, wo dann eine Minderversorgung des Gewebes ausgelöst wird („thrombo-embolisches Ereignis“).

Risikofaktoren für das Entstehen eines solchen thrombo-embolischen Ereignisses (und somit auch des Niereninfarkts) sind vielfältig: Vorhofflimmern, ist eine häufige Rhythmusstörung des Herzens, bei dem es zu unregelmäßiger Herzaktivität kommt.

Man kann es sich so vorstellen, als würde das Herz aus den Takt kommen. Dadurch wird das Blut nicht mehr regelrecht aus dem Herz befördert, was eine erhöhte Wahrscheinlichkeit mit sich bringt, dass das Blut verklumpt. Andere Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems stehen darüber hinaus mit dem Auftreten eines thrombo-embolischen Ereignisses in Verbindung. Dazu zählen zum einen vorangegangene thrombo-embolische Ereignisse, wie ein Schlaganfall oder ein Herzinfarkt .

Auch Fehler bzw. „Abnützungserscheinungen“ im Herzen, wie zum Beispiel ein Herzklappenfehler oder eine allgemeine Herzschwäche können das Risiko eines Niereninfarktes (oder eines anderen thrombo-embolischen Ereignisses) erhöhen.

Wissenswert

Typischerweise werden auch der Bluthochdruck , die Zuckerkrankheit und die Atherosklerose, eine „Versteifung der Gefäßwände“) zu den häufig vorkommenden, Grunderkrankungen gezählt, die eine Entstehung von thrombo-embolischen Ereignissen begünstigen.

Zu guter Letzt steigt das Risiko eines jeden thrombo-embolischen Ereignisses mit dem Alter an. Über 75-Jährige sind deutlich häufiger betroffen als jüngere Menschen.

Auch weitere Erkrankungen, wie bakterielle Infektionen der Herzinnenwand („bakterielle Endokarditis“), losgelöstes Gewebe aus arteriosklerotischen Plaques (das sind kurz gesagt Einlagerungen von Blutfetten in der Gefäßwand) oder Tumorerkrankungen werden als Auslöser von thrombo-embolischen Ereignissen genannt.

Auch vorangegangene Operationen (vor allem minimalinvasive Eingriffe im Blutgefäßsystem) werden als Risikofaktoren für thrombo-embolische Ereignisse genannt.

Eine spezielle Gefährdung an einem Niereninfarkt (und nicht an einem anderen thrombo-embolischen Ereignis) zu erkranken, gilt die Verengung („Stenose“) des blutzuführenden Nierengefäßes, da durch die Verengung schon kleinere Blut-Verklumpungen ein großes Problem darstellen.

Was sind die Symptome eines Niereninfarkts?

Ein akuter Verschluss der Nierenarterie wird meistens von plötzlich eintretenden, schweren Symptome begleitet: starke Bauchschmerzen - vor allem heftigster Flankenschmerz (der betroffenen Seite) – sowie Übelkeit und Erbrechen .

Seltener wird berichtet, dass Symptome auch langsam schleichend eintreten, wenn z.B. nur kleinere Blutgefäße (und damit kleinere Gewebeanteile der Niere) betroffen sind. Typischerweise äußert sich der Niereninfarkt dann nicht durch akute Beschwerden, sondern durch eine allmählich entstehende Funktionseinschränkung der Niere (Verminderung der Harnmenge, Auffälligkeiten beim Wasserlassen, z.B. Blut im Urin , schäumender Urin,..). Dabei kann eine vorangegangene Operation oft als Ursache gefunden werden.

Wie wird der Niereninfarkt diagnostiziert?

Für die meisten Patienten/Innen sind die starken Bauchschmerzen, vor allem in Kombination mit starker Übelkeit und Erbrechen, an sich schon ein Grund, ein Krankenhaus aufzusuchen – und das ist auch gut und wichtig so!

Im Krankenhaus wird dann eine kurze Anamnese, also ein Gespräch über den Krankheitsverlauf, mit Fragen über Beginn, Dauer, Begleitsymptomen und Vorerkrankungen und –operationen, erhoben. Im Anschluss wird eine kurze körperliche Untersuchung mit Hauptaugenmerk auf Herz , Lunge , Bauch, Pulse und etwaigen Hauterscheinungen durchgeführt.

Diese Informationen sind wichtig, um die weiteren Diagnose und Behandlungsschritte möglichst schnell treffen zu können. Eine Blut- sowie eine Urinuntersuchung sollte auch durchgeführt werden, da so wichtige Aufschlüsse über Vorerkrankungen, die Nierenfunktion und Entzündungen in Erfahrung gebracht werden können.

Mithilfe einer farbkodierten Duplexsonographie (eine spezielle Ultraschall-Untersuchung) kann in vielen Fällen schon ein Verschluss einer Arterie bzw. eine mangelnde Blutversorgung eines Nierenteils festgestellt werden.

Schlussendlich wird die Diagnose durch eine Computertomographie-Angiographie bestätigt oder ausgeschlossen. Das ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem Patienten/Innen zuerst über eine peripher gesetzte Venenverweilkanüle („Venflon“) ein Kontrastmittel in das Gefäßsystem verabreicht wird.

Dann erfolgt die eigentliche Computertomographie (auch „Röntgenschnittbildverfahren“), wobei der liegende Patient/In in ein großes röhrenförmiges Gerät geschoben und mit Röntgenstrahlen durchleuchtet wird. Durch die Kontrastmittelgabe können nicht nur die Organe, sondern auch die Blutgefäße gut beurteilt werden.

Therapie bei Niereninfarkt

Ein kompletter Verschluss der Nierenarterie führt innerhalb von 2-3 Stunden zu einem nicht rückgängig machbaren Absterben von Nierengewebe. Das macht deutlich, dass ein Niereninfarkt einen medizinischen Notfall darstellt und eine Therapie möglichst schnell durchgeführt werden muss!

In der Akutphase wird Heparin – ein Blutgerinnung-hemmendes Mittel – eingesetzt. Heparin wird als Spritze in den Bauch oder Oberschenkel verabreicht und sorgt dafür, dass sich die Blutverklumpung Schritt für Schritt auflöst. Unterwünschte Wirkungen ergeben sich hauptsächlich durch die blutverdünnende Wirkung und die daraus resultierende erhöhte Blutungsgefahr.

Ganz selten kommt es zu schweren Blutbildveränderungen. Im weiteren Verlauf können die Heparin-Spritzen durch blutverdünnende Medikamente in Tablettenform ersetzt werden. Das bekannteste dafür verwendete Medikament ist Marcumar®. Natürlich werden auch Schmerzmittel und ausreichend Flüssigkeit als Standardmaßnahmen verabreicht.

Achtung

Bei sehr schwerwiegenden Verläufen mit akuten Nierenversagen kann eine vorübergehende Blutwäsche – eine Dialyse-Therapie – notwendig sein.

Dafür müssen Patienten/Innen mehrmals wöchentlich über einige Stunden neben einem Gerät ausharren, mit dem maschinell kontinuierlich Blut vom Patienten/der Patientin herausbefördert, von allen giftigen Substanzen befreit und wieder zurückgepumpt wird.

Selten werden thrombolytische Verfahren oder auch offene Operationen zur Wiedereröffnung des verschlossenen Gefäßes angewandt. Bei der Thrombolyse wird unter Vollnarkose des Patienten/der Patientin ein kleiner Draht bis zum verstopften Nierengefäß geführt. Direkt dort wird dann ein Medikament verabreicht, das den Blutklumpen auflösen kann. Operationen sind allerdings selten und bringen ein erhöhtes Risiko mit sich

Wie ist die Prognose eines Niereninfarkts?

Die Prognose ist stark vom Zustand des Patienten/der Patientin und von Dauer und Schwere des Sauerstoffmangels in der Niere abhängig und reicht von einer vollständigen Erholung der Nierenfunktion bis zum lebenslang dialysepflichten Nierenversagen. Häufig bleibt eine Einschränkung der Nierenfunktion erhalten.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Niereninfarkt

Ein Niereninfarkt stellt immer eine schwere Erkrankung und in vielen Fällen sogar einen akuten medizinischen Notfall dar. Deswegen ist eine schnelle Behandlung im Krankenhaus mit blutverdünnenden Mitteln und intensiver Betreuung mit Basismaßnahmen (Schmerzmittel, ausreichend Flüssigkeitszufuhr) äußerst wichtig!

Hinweis

Um das Entstehen eines Niereninfarktes in erster Linie zu verhindern, sind eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung und ausreichend Bewegung zur Vermeidung von Risikofaktoren, wie erhöhte Blutzucker- oder Blutfett-Werten absolut empfehlenswert.

Außerdem tragen regelmäßige Gesundenuntersuchungen über den Hausarzt/-ärztin wesentlich zum Rückgang der Niereninfarkt-Fälle bei.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Niereninfarkt

Patienten/Innen, die schon einmal ein thromboembolisches Ereignis erlebt haben, leben mit einem erhöhten Risiko, wieder eine Thrombose oder eine Embolie zu erleiden.  Deswegen sind zur Prophylaxe regelmäßige Ganzkörperuntersuchungen und Laborkontrollen über den Hausarzt/die Hausärztin, bei denen vor allem auf die Nierenfunktion geachtet werden sollen, äußerst wichtig.

Zusammenfassung

Der Niereninfarkt beschreibt – ähnlich dem Herzinfarkt – ein Absterben von Gewebe, das durch einen Verschluss des blutzuführenden Gefäßes („Arterie“) und der damit verbundenen Minderversorgung von Teilen eines Organs verursacht wird.

In den meisten Fällen verspüren Betroffene einen heftigen Schmerz in der betroffenen Flanke sowie Übelkeit und Erbrechen, seltener kann allerdings auch eine eingeschränkte Nierenfunktion (reduzierte Harnmenge, blutiger oder schaumiger Urin) als erstes Symptom auffallen.

Da vor allem der akute Niereninfarkt einen medizinischen Notfall darstellt, muss eine sofortige Diagnosestellung im Krankenhaus mittels Anamnese, körperlicher Untersuchung, Blutabnahme und bildgebenden Verfahren erfolgen, sodass die Therapie (blutverdünnende Medikamente, Schmerzmittel, ausreichend Flüssigkeitszufuhr, selten auch operative Eingriffe) möglichst früh durchgeführt werden kann.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Es ist schwierig zu sagen, wie lange ein Niereninfarkt andauert. Bei einem kompletten Verschluss der Arterie kann das betroffene Gewebe schon nach 2-3 Stunden komplett und unrückgängig zerstört sein. Bei diesem medizinischen Notfall treten starke Flankenschmerzen, Übelkeit und Erbrechen auf. Das verdeutlicht, wie wichtig eine schnelle Therapie ist, mit der zumindest Teile der Nierenfunktion des betroffenen Anteils noch gerettet werden können. In anderen Fällen sind nur kleine Arterien und somit kleine Nierengebiete von der Minderversorgung betroffen, was kaum Symptome macht und sich „nur“ durch eine Einschränkung der Nierenfunktion (weniger Urin) äußert. Auf jeden Fall muss eine medikamentöse Therapie mit Medikamenten, die eine Blutklumpenbildung vermeiden, begonnen werden und weitere Komplikationen zu vermeiden. Je nach Zustandsbild der Betroffenen und Schwere der Erkrankung, kann sich die Niere wieder komplett erholen, aber leider auch vollständig funktionslos werden.

Ein Niereninfarkt ist ein medizinischer Notfall, der mit dem Absterben von Nierengewebe und damit mit einem Verlust der Nierenfunktion einhergeht. Das bringt meistens starke Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen mit sich. Außerdem kann sich dadurch ein Nierenversagen entwickeln, das sich durch Verminderung oder kompletten Verlust der Harnproduktion (Patienten/Innen müssen kaum auf die Toilette) äußert und zu schweren Symptomen (Überwässerung, Herzfehler, Wasserablagerungen in Lunge, Hirn oder Beine bis zum Tod durch eine Blutvergiftung) führt.

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Niereninfarkt einfach erklärt

Betroffene

Organe(e):

Niere

Risikofaktoren

  • Vorhofflimmern
  • Endokarditis
  • Herzkatheteruntersuchung
  • Herzwandthrombose
  • Rechtsherzversagen
  • Herzinfarkte in der Vergangenheit
  • Entzündlich-rheumatische Erkrankung der Gefäße
  • Kollagenosen
  • Gefäßverletzungen

Ursachen

  • Embolie
  • Thrombose

Symptome

  • Schmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Übelkeit
  • Fieber
  • Gesichtsfeldausfall
  • Muskelschmerzen

Diagnose

  • Anamnese
    • Leiden sie unter starken Schmerzen in den Flanken?
    • Haben sie Bauchschmerzen?
    • Leiden sie unter Übelkeit?
    • Haben sie Fieber?
    • Können sie einige Bereiche vor den Augen nicht mehr sehen?
    • Haben sie Gesichtsfeldausfälle?
    • Leiden sie unter Muskelschmerzen?
    • Haben Sie bereits eine Nierenerkrankung?
    • Haben Sie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)?
  • Körperliche Untersuchung
    • Flankenschmerz, Schmerzen beim Beklopfen der Nierenlager
  • Laboruntersuchung
    • Blutuntersuchung: CRP, Leukozyten, Serumkreatinin, Laktatdehydrogenase
    • Urin: Mikrohämaturie, Proteinurie
  • Ultraschalluntersuchung
    • Nachweis einer Minderdurchblutung der Niere
  • Angiografie
    • ggf. zusätzlich sinnvoll

Differenzial Diagnose

  • Nierenentzündung

Therapie

  • Medikamente
  • Konservative Behandlung
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Umstellung des Lebensstils
  • Reduzierung des arteriellen Verkalkungsrisikos

Prognose

  • abhängig von Schwere und Dauer der verminderten Nierendurchblutung

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