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Netzhautablösung

Bei der Netzhautablösung (sog. "Ablatio retinae") handelt es sich um ein gefährliches, aber glücklicherweise seltenes Krankheitsbild. Es kommt durch verschiedene Ursachen zu einer Ablösung der Netzhaut (sog. "Retina") vom Augenhintergrund.

Die Netzhaut ist der "sensorische" Teil des Auges. Das bedeutet, dass hier die Informationen, das Licht, schlussendlich von unserem Körper erkannt werden. Diese Informationen werden über den Sehnerv zum Gehirn geleitet und dort weiter verarbeitet. Dabei bildet die Netzhaut die innerste Schicht der Hinterwand des Auges und schließt sich somit direkt dem sogenannten "Glaskörper" an.

Eine Netzhautablösung muss so schnell wie möglich in einer Augenklinik behandelt werden, denn unbehandelt führt sie oft zur Erblindung des betroffenen Auges.

Die Netzhaut selber ist in 10 unterscheidbaren Schichten aufgebaut. Dies ist jedoch hoch spezialisiertes Wissen. Für das Verständnis der Netzhautablösung ist es wesentlich zielführender, eine Einteilung in zwei Schichten zu verwenden.

Hier unterscheiden wir zwischen der Nervenzellschicht, welche zum Augeninneren gelegen ist, und einer Pigmentzellschicht, welche zur Augenaußenseite gelegen ist. Die Nervenzellschicht enthält, wie der Name sagt, die Nervenzellen der Netzhaut.

Die Pigmentzellschicht schließt sich der Nervenzellschicht direkt an und ist für die Funktion der Nervenzellen von entscheidender Bedeutung. Beim gesunden Auge liegen diese beiden Schichten einander direkt an. Dies ist sehr wichtige, da zwischen den beiden Schichten Stoffe ausgetauscht werden müssen.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Netzhautablösung?

Eine Netzhautablösung entsteht in den meisten Fällen auf Grundlage von Rissen in der Netzhaut. Durch diese Risse kann nun Flüssigkeit zwischen die Nervenzellschicht und die Pigmentzellschicht gelangen. Dieses Wasser bildet ein Hindernis zwischen den beiden Schichten.

Für deren Funktion ist es aber, wie oben beschrieben, von größter Bedeutung direkt aneinander anzuliegen. Durch die Ablösung voneinander kommt es also zu einem Funktionsverlust der Nervenzellen. Insbesondere der Zapfen und Stäbchen. So werden die eigentlichen "Fotorezeptoren" bezeichnet, welche das ankommende Licht in Nervenimpulse übersetzen.

Kann diese Übersetzung nicht mehr stattfinden, kann auch keine Information mehr an das Gehirn weitergeleitet werden. Es kommt im Bereich der Netzhautablösung zu Gesichtsfeldausfällen (sog. "Skotomen").

Die Risse, welche schlussendlich zu der Netzhautablösung führen, entstehen ihrerseits meistens durch eine sog. "Glaskörperabhebung" oder ein Trauma. Bei der Glaskörperabhebung kommt es, meist mit zunehmendem Alter, zu einer Degeneration des Glaskörpers. Durch diese Generation wird der Glaskörper kleiner. Dieses Kleinerwerden übt seinerseits Zug auf die Netzhaut aus.

Wissenswert

Als ein Trauma bezeichnet man allgemein die Einwirkung von Kraft von Außen. Klassische Traumata des Auges werden beispielsweise durch Faustschläge oder Sektkorken hervorgerufen.

Auch krankhaftes Bindegewebe innerhalb des Auges kann einen solchen Zug auf die Netzhaut ausüben. Solches krankhaftes Bindegewebe kann beispielsweise bei der Diabetischen Retinopathie entstehen. Dabei handelt es sich um eine Komplikation des Diabetes Mellitus .

Zu den selteneren Ursachen zählen unter anderem Tumore oder Flüssigkeitsansammlungen, welche von der Netzhaut selber ausgehen können. Hierzu kann es in seltenen Fällen bei speziellen Krankheiten kommen.

Risikofaktoren für eine Netzhautablösung sind:

  • Kurzsichtigkeit (sog. "Myopie").
  • Glaskörperabhebung (wie oben beschrieben).
  • Gewalteinwirkung, Augenprellung (sog. "Bulbusprellung").
  • Zurückliegende Netzhautablösung des Partnerauges.
  • Es wurde auch eine familiäre Häufung beobachtet, sodass für jemanden ein erhöhtes Risiko besteht, wenn direkt verwandte Personen von einer Netzhautablösung betroffen waren.
  • Auch Personen, welche eine Operation zur Behandlung des grauen Stars bekommen haben, weise danach ein erhöhtes Risiko für eine Netzhautablösung auf.

Was sind die Symptome einer Netzhautablösung?

Die Symptome einer gerade stattfindenden Netzhautablösung entstehen durch den Funktionsausfall. Es kommt zu Gesichtsfeldausfällen (sog. "Skotomen"). Die Größe und der Ort dieser Ausfälle richtet sich nach dem Ort der Netzhautablösung.

Viele Patienten berichten, dass sie sogenannten "Rußregen" sehen können. Dabei handelt es sich um die Wahrnehmung von schwarzen Flecken, welche durch das Gesichtsfeld wandern. Diese Wahrnehmung entsteht durch kleine Blutstropfen, welche vor der Netzhaut durch das Auge schwimmen. Das Blut stammt dabei aus Gefäßen, welche die Netzhaut versorgen und bei einer Verletzung der Netzhaut mit verletzt werden.

Auch das Wahrnehmen von Lichtblitzen ist möglich. Diese entstehen meist durch Zug an der Netzhaut.

Achtung

Das Wahrnehmen von Lichtblitzen, Gesichtsfeldausfällen oder Rußregen sind ernstzunehmende Symptome, welche schnellstmöglich von einem Augenarzt abgeklärt werden müssen!

Ebenfalls durch Zug an der Netzhaut kann es zu verzerrtem Sehen kommen. Der Grund dafür ist, dass die Netzhaut nicht mehr die normale glatte Oberfläche bildet, sondern an den Zugstellen kleine "Hügel" entstehen.

Sogenannte "Mouches volantes" sind ein eher unspezifisches Symptome. Mouches volantes nennt man die Wahrnehmung von punkt-, strich-, schlangen- oder fadenförmigen Strukturen im Gesichtsfeld. Als Symptom ist dies aber nur zu werten, wenn diese Wahrnehmung massenhaft und vor allem im Vergleich zu sonst, viel häufiger auftritt. Grundsätzlich handelt es sich dabei nämlich um ein völlig harmloses Phänomen, welches von vielen gesunden Menschen beschrieben wird.

Da die Netzhaut nicht durch Schmerzsensoren versorgt wird, ist eine Netzhautablösung nicht schmerzhaft. Schmerzen können nur durch Begleitverletzung verursacht werden. Beispielsweise, wenn die Ablösung aufgrund eines Traumas stattfindet.

Wie wird die Netzhautablösung diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt bei bestehenden Symptomen (s.o.) durch eine sogenannte "Ophthalmoskopie". Die Ophthalmoskopie (oder auch "Funduskopie") ist eine Untersuchung, bei welcher der (Augen-)Arzt mit einem Gerät, einem sogenannten "Ophthalmoskop", den Augenhintergrund betrachtet.

Für eine gute Beurteilung des Augenhintergrundes ist es notwendig, die Pupille zu erweitern. Dies geschieht mit Medikamenten. Angewendet werden vor allem Augentropfen mit einer atropinähnlichen Wirkung. Ist die Pupille weit, kann der Arzt im Fall einer Netzhautablösung Veränderung an der Netzhaut erkennen.

Beispielsweise kann ein Stück der Netzhaut frei im Augeninneren schwimmen oder es ist eine Blase der Netzhaut zu erkennen. Möglicherweise ist auch ein Riss in der Netzhaut oder eine Blutung sichtbar.

Sollte durch bereits bestehende Krankheiten wie zum Beispiel einem fortgeschrittenem Grauen Star die Sicht auf die Netzhaut behindert sein, kann zur Diagnose der Netzhautablösung auch eine Ultraschalluntersuchung nötig sein.

Bei einer Netzhautablösung sollte auch immer das andere Auge mit untersucht werden, da es bei bis zu 20 % der Patienten  auch am anderen Auge zu einer Netzhautablösung kommen wird. Hier kann der Augenarzt möglicherweise schon Vorstufen erkennen und entsprechend behandeln.

Therapie bei Netzhautablösung

Zur Behandlung von Rissen in der Netzhaut wird die Umgebung der Risse mit einem Laser bestrahlt. Diese Bestrahlung sorgt dafür, dass sich Narbengewebe bildet. Dieses Narbengewebe wirkt wie eine Art Kleber, welcher eine Ablösung der Netzhaut verhindert oder aufhält.

Hinweis

Ist es zu einer großflächigen Ablösung gekommen, kann es nötig sein, die Netzhaut in einer Operation wieder in Position zu bringen. Anschließend ist es zum einen nötig, dass der Patient für mehrere Tage auf dem Rücken liegt, damit die Schwerkraft die Netzhaut in Position hält, bis sie wieder abgeheilt ist.

Um die Netzhaut zusätzlich zu fixieren, kann sie stellenweise auch im Rahmen einer sogenannten "Kryotherapie" kurz eingefroren werden. Ähnlich wie beim Laser sorgt diese Verletzung des Gewebes für eine Narbenbildung. Auch hier dienen diese Narben als eine Art Kleber.

Sollte die Ursache der Netzhautablösung eine krankhafte Veränderung des Glaskörpers sein, kann der natürliche Glaskörper durch bestimmte Chemikalien ersetzt werden. Dieser künstliche Füllstoff sorgt anschließend dafür, dass die Netzhaut wieder an die Augenhinterwand angedrückt wird.

Bei begrenzten Ablösungen kann auch die gesamte Augenwand nach innen eingedellt werden. Dies macht der Augenarzt, indem er beispielsweise einen Kunststoffschlauch von außen an das Auge näht.

Wie ist die Prognose einer Netzhautablösung?

Um überhaupt eine Chance der Heilung zu haben, muss die Netzhautablösung schnell erkannt und therapiert werden.

Ist die Netzhautablösung durch Risse bedingt, kann der Augenarzt bei bis zu 90 % der Patienten die Netzhaut wieder anlegen.

Bei den anderen Ursachen ist die Prognose leider wesentlich schlechter.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Netzhautablösung

Nachdem bei einem Patienten eine Netzhautablösung festgestellt wurde, muss das andere Auge auch untersucht werden.

Nach einem operativen Eingriff am Auge sollten Patienten keine Fremdkörper ins Auge gelangen lassen. Beispielsweise kein Wasser oder Shampoo bzw. Seife beim Duschen.

Auch sollten Patienten die Augen nicht reiben.

Grundsätzlich informiert der behandelnde Arzt seine Patienten über einen individuellen Nachsorgeplan.

Zusammenfassung

Die Netzhautablösung ist ein ernstzunehmendes Krankheitsbild, bei dem es auf schnelles Handeln ankommt. Die Prognose hängt sehr von der Ursache und einer schnellen Therapie ab.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Es gibt effektive Therapien. Je nach Ursache und Dauer bis zur Behandlung ist die Erfolgsrate unterschiedlich.

In der Regel dauert der stationäre Aufenthalt etwa 2 bis 5 Tage. Dies kann je nach Patient, Begleiterkrankungen oder Komplikationen variieren.

Je schneller desto besser. Mit zunehmender Zeit sinkt die Erfolgsrate der Therapien. Es kann also keine genaue Zeit angegeben werden. Sollten Symptome auftreten sollte sich der Betroffene umgehend mit einem augenärztlichen Notdienst in Verbindung setzen und die weiteren Schritte besprechen.

Halten Sie sich an die Vorgaben Ihres Arztes. Grundsätzlich gilt es das Auge frei von Fremdstoffen zu halten. Die erste Zeit nach der Operation sollten Sie auf Sport verzichten.

Nicht jede Netzhautablösung kann verhindert werden. Einzig die Gewalteinwirkung kann verhindert werden.

Netzhautablösung Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Netzhautablösung

Ablatio retinae, Amotio retinae

Betroffene

Organe(e):

Auge

Epidemiologie

  • Häufigkeitsgipfel 55 bis 70 Jahre
  • Risiko pro Jahr/pro Auge 3.5

Risikofaktoren

  • Erkrankungen des Glaskörpers
  • Entzündungen des Auges
  • unfallbedingte Verletzungen
  • Kurzsichtigkeit (Myopie)

Ursachen

  • Degeneration
  • Unfall
  • Tumor
  • Zug von Bindegewebssträngen
  • Loch- und Rissbildung

Symptome

  • Sehschwäche
  • Sehstörung
  • Gesichtsfeldausfall

Komplikationen

  • Erblindung
  • Rezidiv
  • proliferativen Vitreoretinopathie

Diagnose

  • Anamnese
    • Sind die Symptome plötzlich aufgetreten?
    • Sehen sie schwarze Punkte, Striche oder Lichtblitze?
    • Nehmen sie Schatten wahr?
  • Körperliche Untersuchung
    • Augenspiegelung
    • Untersuchung der Sehschärfe
  • Optische Kohärenztomografie
    • (OCT)
    • bei Netzhautablösung im Bereich der Makula
  • Ultraschalluntersuchung

Therapie

  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Netzhautkontrolle (Augenspiegelung) ab dem 40. Lebensjahr bei Risikopatienten
  • Tragen von Schutzbrillen

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Netzhautkontrolle (Augenspiegelung) ab dem 40. Lebensjahr bei Risikopatienten

Prognose

  • Je früher die Behandlung desto besser die Prognose
  • Beste Prognose bei rissbedingter Netzhautablösung

Begriffe

Diabetes mellitus

Unter dem Begriff Diabetes mellitus versteht man eine Erkrankung, die durch eine Störung des Zuckerstoffwechsels hervorgerufen wird. Betroffene Personen weisen einen mitunter deutlich erhöhten Blutzuckerspiegel auf, der langfristig die Entstehung einer Reihe von Folgeerkrankungen triggern kann.
Die Kurzsichtigkeit (Myopie) ist ein Augenfehler des Menschen und bedeutet auch Kurzsichtigkeit. Betroffene Patienten können zwar Dinge in der Nähe scharf sehen, weit entfernte Gegenstände werden allerdings als verschwommen wahrgenommen.

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