Geschrieben von Dr. med. Jasmin Pilatzek (Ärztin)
Der Begriff der Nephropathie ist eine Sammelbezeichnung für Nierenerkrankungen. Die Nephropathien beruhen auf nicht entzündlicher Genese. Die häufigste Nierenerkrankung, die zu einem chronischen Nierenversagen führen kann, ist die diabetische Nephropathie. Der diabetischen Form folgt die vaskuläre bzw. hypertensive Nephropathie in circa 25 Prozent der Fälle. Der häufigste Grund bei jungen Erwachsenen sind wiederum Glomerulonephritiden. Glomerulonephritiden beruhen auf autoimmunologischen Prozessen der Nierenkörperchen.
In jeweils 10 Prozent der Fälle sind polyzystische Nierenerkrankungen sowie tubulo-interstitielle Nierenerkrankungen für die Entwicklung einer
Typische Ursachen sind rezidivierende Nierenbeckenentzündungen oder die Einnahme von Analgetika, also Schmerzmitteln. Weitere, seltene Ursachen sind
Doch zu Beginn erstmal ein kleiner Exkurs in die Anatomie und Funktion der
Mithilfe der Ausscheidungsfunktion regulieren sie den Elektrolyt- als auch Wasserhaushalt und beeinflussen somit den Blutdruck wesentlich. Ferner wird die Blutbildung über das Hormon Erythropoetin (kurz EPO) stimuliert. Eine weitere Funktion der
Liegt ein akutes Nierenversagen vor, ist die Nierenfunktion stark eingeschränkt bzw. sogar aufgehoben. Dies äußert sich in einer deutlichen Reduktion der Ausscheidung. Der Begriff der Anurie beschreibt eine Ausscheidung von weniger als 100ml Harn pro Tag. Dies führt zu einer Retention harnpflichtiger Substanzen, die in Summe toxisch auf den Organismus wirken. Die Nierenfunktion wird anhand dieser Parameter bestimmt.
Hierfür wird die Konzentration von Harnstoff und Kreatinin laborchemisch festgestellt. Ferner liegt eine metabolische Azidose bei akutem Nierenversagen vor. Das bedeutet, dass die Pufferfunktion der Niere eingeschränkt ist und der pH-Wert des Blutes erniedrigt ist. Die Übersäuerung des Blutes führt zu einer Akkumulation von Kalium. Typische Symptome der Hyperkaliämie sind Muskelzuckungen und
Für die weitere Einschätzung der Nierenschädigung wird ein Urinstatus erhoben. Eine Hämaturie, also
Daher, ist es bedeutsam, die Nierenfunktion, vor allem bei bekannten Vorerkrankungen mindestens einmal jährlich bzw. bei Symptomen kontrollieren zu lassen. Besonders Hypertoniker und Diabetiker sind gefährdet, ein chronisches Nierenversagen zu entwickeln.
Wie bereits erwähnt, sind die Ursachen der Nephropathie vielfältig. Da die häufigste Erkrankung mit Nierenbeteiligung die diabetische Form darstellt, konzentrieren wir uns zunächst auf die diabetische Nephropathie. Circa 1/3 aller Diabetiker entwickeln im Laufe ihres Lebens eine diabetische Nephropathie. Der erhöhte Blutzucker führt zu einer Verdickung der Nierenstrukturen. Diabetes geht ferner mit einem gestörten Fettstoffwechsel einher.
Diese Blutveränderungen führen in der Niere zu chronischen Ablagerungen, die nach und nach die Niere schädigen. Die eingeschränkte Nierenfunktion ist gekennzeichnet durch eine Akkumulation von Harnstoff und einer Fehlregulierung des Blutdrucks. Bei einer erhöhten Konzentration an Harnstoff spricht man von einer Urämie. Die Urämie weist multiple Symptome wie Kopfschmerzen,
Ferner kann sie aufgrund der Toxizität zu Schädigung innerer Organe führen. Die Niereninsuffizienz äußert sich neben der Albuminurie, renalen
Um den Teufelskreislauf zu unterbrechen, sollten Diabetiker einen Zielblutdruck von unter 130/80mmHg aufzeigen. Zu bevorzugende Medikamente sind ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Antagonisten, da diese eben nephroprotektiv wirken. Im Spätstadium und fortgeschrittener
Nachdem wir nun die diabetische Nephropathie kennengelernt haben, gehen wir auf die vaskuläre, hypertensive Form ein. Die renovaskuläre Hypertonie wird durch eine
Die Stenosierung entsteht in 2/3 der Fälle im fortgeschrittenen Alter durch arteriosklerotische Veränderungen. Im jungen Erwachsenenalter können fibromuskuläre Veränderungen eine Stenosierung hervorrufen. Da zu wenig Blut an der
Patienten, die bereits drei antihypertensive Medikamente verschrieben bekommen haben und trotzdem kein Therapieansprechen zeigen, sollten wegen des Verdachts einer
Die Diagnosesicherung erfolgt in der digitalen Subtraktionsangiographie bei entsprechender Therapiemöglichkeit. Dies ist ein diagnostisches Verfahren, welches der Gefäßdarstellung dient. Die Therapie besteht in der Aufdehnung des Gefäßes über einen Ballonkatheter. Dieses Prinzip vereint Diagnostik und Therapie.
Nicht nur die sekundäre Aktivierung über RAAS, sondern auch ein primärer Blutdruck kann aufgrund der Druckverhältnisse zu einer Verengung und Verhärtung der Nierengefäße führen. Die Folge der vaskulären Nierenschädigung ist der Untergang der Nierenkörperchen. Es droht die terminale Niereninsuffizient. Daher sollten Hypertoniker gut eingestellt und deren Nierenfunktion engmaschig kontrolliert werden. Der Zielblutdruck sollte bei circa 140/80mmHg liegen. Weitere Lebensstiländerungen wie Nikotinverzicht,
Nach den zwei häufigsten Ursachen für die Entwicklung einer Niereninsuffizienz, konzentrieren wir uns nun auf die Glomerulonephritiden. Die häufigste primäre glomeruläre Erkrankung ist die IgA-Nephropathie, auch Morbus Berger genannt. Immunglobuline der Unterform A, also Antikörper, lagern sich in den Nierenkörperchen an. Die Antikörper entstehen meist sporadisch nach einem Infekt der oberen Atemwege. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr.
Es handelt sich meist um einen Zufallsbefund, da nur in seltenen Fällen eine Hämaturie beschrieben wird. Tritt eine Mikrohämaturie auf, sistiert die in den meisten Fällen spontan. Aufgrund des Zerfalls der Nierenkörperchen kann es zu einem schmerzhaften Wasserlassen und Flankenschmerzen kommen. Eine weitere Komplikation ist die Entstehung eines Bluthochdrucks in 40 Prozent der Fälle. Für die Diagnostik sollte der Urinstatus, die Nierenfunktion als auch die Serologie bestimmt werden.
Eine Erhöhung der Immunglobuline im Serum, eine leichte Proteinurie sowie Erythrozytenzylinder sind im Urin nachzuweisen. Für die Einschätzung der Nierenfunktion wird die Kreatinin-Clearance bestimmt. Die ist bei dem Vorliegen einer IgA-Nephropathie meist normal. Die Therapie reicht vom Monitoring und einer symptomatischen Therapie, über die Gabe von Kortikosteroiden bis hin zur Indikation von Immunsuppressiva. Die symptomatische Gabe erfolgt wie bei der diabetischen Nephropathie in Form der antihypertensiven Therapie, der Reduktion der Proteinzufuhr sowie in der Vermeidung nephrotoxischer Subtanzen. Innerhalb von 20 Krankheitsjahren zeigen 25 bis 30 Prozent der Erkrankten eine terminale
Es gilt, eine weitere Form der glomerulären Nephropathien zu differenzieren. Die häufigste Ursache des nephrotischen Syndroms bei Kindern ist die Minimal Change Nephropathie. Eine Verschmelzung einzelner Bestandteil der
Circa 10 Prozent der Patienten mit Niereninsuffizienz leiden an einer polyzystischen Nierenerkrankung. Die Betroffenen berichten von Flankenschmerzen, rezidivierenden Harnwegsinfektionen, Nierensteinleiden und einem schlecht einstellbaren
Für die Darstellung der Zysten reicht eine sonographische Bildgebung aus. Die Kriterien einer polyzystischen Nierenerkrankung sind erfüllt, wenn mehr als drei Zysten pro Niere dargestellt werden können. Es werden vier Formen zystischer Nierenerkrankungen unterschieden. Die häufigste Form ist Typ III, die als autosomal dominante Erbkrankheit mit beidseitiger Nierenbeteiligung sowie
In 10 Prozent der Fälle leiden die Patienten an Aneurysmen der Hirnarterien, sodass regelmäßige Untersuchungen zur Vermeidung einer Blutung indiziert sind. Die Nephropathie manifestiert sich meist im jungen adulten Alter. Die Leitsäulen der Therapie bestehen aus der antihypertensiven und antibiotischen Therapie bei Harnwegsinfektionen. Eine Heilung kann nur durch Nephrektomie und anschließender Nierentransplantation erzielt werden. Nach dem Erreichen der fünften Lebensdekade tritt meist die terminale
Die Tubulo-interstitielle Nephropathien werden in akute und chronische Formen differenziert. Akute Nephropathien entstehen in Folge einer T-zellvermittelten Hypersensitivitätsreaktion auf Medikamente wie
Eine typische Verlaufsform einer infektiösen tubulo-interstiellen Nephropathie ist die Infektion mit dem Hantavirus. Der Infektionsweg ist das Einatmen erregerhaltiger Aerosole, die von Nagetieren wie Ratten und Mäusen ausgeschieden werden. Der Puumala-Virustyp ist eine häufige Infektion in Deutschland, die zu einem grippalen Beschwerdebild und einer progredienten Verschlechterung der Nierenfunktion führt.
Die Therapie besteht meist aus der Behandlung der Symptome. In seltenen Fällen kann als antivirale Therapie Ribavarin verabreicht werden. Die Nephropathien sind durch eine Mikrohämaturie, eine Leukozyturie und Proteinurie unter 1g am Tag gekennzeichnet. Die medikamentöse Form der tubulo-interstitiellen Nephropathien geht mit allergischen Symptomen wie
Die chronische Form kann als Komplikation mehrerer Ursachen auftreten. Medikamente können akut, als auch chronische Schädigungen der Niere verursachen. Vor allem Schmerzmittel und Metalle können zu einer chronischen Toxizität führen. Analgetika in Form von Mischpräparaten, die mindestens zwei Analgetika in Kombination mit Coffein, Codein oder Barbituraten enthalten, verursachen eine langsam progrediente Ischämie der Nierenkörperchen.
Die Ischämie führt wiederum zu einer Nekrose und somit zum Untergang der Zellen. Klingt zwar bizarr, aber in der Medizin werden auch Metalle wie Lithium, Blei oder Cadmium als Therapieoption verschrieben. Lithium findet beispielsweise bei einer Bipolarität Anwendung. Aufgrund der Nephrotoxizität sind regelmäßige Spiegelkontrollen indiziert.
Hämatologische bzw. neoplastische Erkrankungen können ebenso eine Nierenbeteiligung aufweisen. Charakteristisch ist die sogenannte Cast-Niere bei dem Vorliegen eines Multiplen Myeloms. Es handelt sich dabei um eine klonale Plasmazellvermehrung. Die fehlerhaften Immunglobuline bzw. deren Leichtketten lagern sich in den Nierenkörperchen ab und führen zu einer Obstruktion. Gleichzeitig weisen die Leichtketten eine Toxizität auf.
Die Patienten entwickeln in 50 Prozent der Fälle eine Niereninsuffizienz. Daher sind stetige Kontrollen der Nierenfunktion notwendig. Als Therapie steht eine forcierte Diurese bzw. ein Nierenersatzverfahren zur Verfügung.
Seltenere Ursachen der chronischen Nephropathie sind physikalische Auslöser im Rahmen einer Strahlennierenerkrankung nach Radiotherapie. Eine Hyperurikämie als Stoffwechselstörung kann ebenso durch den Ausfall von Harnsäurekristallen zu einer Schädigung der Niere führen. Die abakterielle Nephropathie mit Albuminurie führt selten zu einer terminalen
Ferner können kontaminierte Lebensmittel als Giftstoffe aufgenommen werden und sich in der Niere ablagern. Ein Beispiel stellt die endemische Balkan-Nephropathie dar, ausgelöst durch eine Verunreinigung von Getreideprodukten mit Aristolochiasäure aus den Samen der Osterluzei. Die chronischen tubulo-interstitiellen Erkrankungen weisen im Gegensatz zur akuten Form eine eher schlechte Prognose auf. Die Endstrecke bedeutet meist terminale
Wie Sie inzwischen bemerkt haben, gibt es viele Dinge, die eine Nephropathie bedingen können. Zur Vervollständigung können Sie in diesem Absatz noch weitere Auslöser nachlesen. Dazu gehören Kontrastmittel-Nephropathie, Pigmentnephropathie, metabolische, septische als auch obstruktive Formen.
Die Kontrastmittelnephropathie entsteht bei etwa einem Prozent der Patienten bei bekannter Niereninsuffizienz nach Kontrastmittelgabe. Diese ist mit einem Kreatininanstieg von mehr als 0,5mg/dl bzw. über 25 Prozent des Ausgangwertes definiert. Pathophysiologisch führen Kontrastmittel zu einer Verengung der Gefäße. Dies wiederum bedingt eine verminderte Nierendurchblutung. Ebenso weisen die Kontrastmittel eine Toxizität auf. Aus diesen genannten Gründen sollten jederzeit zurückhaltende Indikationen für die Kontrastmittelgabe gestellt werden. Kurze Intervalle zwischen den Gaben sollten vermieden werden und eine ausreichende Hydrierung des Patienten vor und nach der Untersuchung sollte gegeben sein.
Der Begriff der Pigmentnephropathie bezeichnet die Schädigung der Niere nach Hämolyse, Rhabdomyolyse oder gar nach Drogenabusus. Eine Hämolyse ist ein vermehrter Zellzerfall der Erythrozyten. Es ist ein physiologischer Prozess und dient der Reinigung der alten Blutbestandteile. Ist dieser Prozess jedoch stark erhöht, wie beispielsweise bei dem Vorliegen einer Infektion oder bei einem Transfusionszwischenfall, führt dies zu einer beeinträchtigenden Zirkulationsstörung der Niere. Der Begriff der Rhabdomyolyse ist ebenso durch einen Zellzerfall gekennzeichnet. Dieser wird jedoch durch den Untergang von Muskelfasern bei dem Vorliegen von Stoffwechselstörungen, schweren muskulären Verletzungen oder nach Drogenkonsum, ausgelöst.
Eine Niereninsuffizienz kann sich ebenso im Rahmen eines multiplen Organversagens bei einer
Eine typische Erkrankung, die zur Fibrosierung führt, ist der sogenannte
Zur Vorbeugung einer Nephropathie ist es wichtig, bekannte Vorerkrankungen stets zu kontrollieren und optimal einzustellen. Regelmäßige Kontrollen und frühzeitige Therapien ermöglichen es, chronische Nephropathien hinauszuzögern oder gar zu verhindern. Daher sind Volkskrankheiten wie
Allgemeine Möglichkeiten für die Erhaltung einer guten Nierenfunktion sind die typischen Lebensstiländerungen: Gesunde, salzarme Ernährung, ausreichende Trinkmenge von circa zwei Litern täglich, regelmäßige körperliche Aktivitäten, Gewichtsreduktion bei
Doch keine Panik! Nicht jede Proteinurie steht für das Vorliegen einer Nephropathie. Eine exzessive, körperliche Anstrengung, Infekte oder allgemein Stress kann zu einer kurzfristigen Ausscheidung von Proteinen im Urin führen. Daher sollten Kontrolluntersuchungen veranlasst werden. Ist jedoch bereits eine Nephropathie bekannt, sollte je nach Krankheitsverlauf alle drei bis sechs Monate die Nierenfunktion kontrolliert werden.
Unter Nephropathie versteht man Nierenerkrankungen nicht entzündlicher Genese. Die häufigste Form, die zu einer chronischen Niereninsuffizienz führt, ist die diabetische Nephropathie. Aber auch ein langjähriger, schlecht eingestellter
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Dr. med. Jasmin Pilatzek
Medizinisch geprüft am
5. Aug. 2022
Erkrankung zusammengefasst
Begriffe
Blutvergiftung
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