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Muskelzerrung

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Geschrieben von
Jessica Papic (Ärztin)

Unter dem Begriff Muskelzerrung versteht man eine pathologische Überdehnung eines Muskels, bei der es zur Entstehung winzig kleiner Verletzungen im Bereich der Muskelstrukturen kommt.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Muskelzerrung?

Es gibt verschiedene Arten von Muskeln im Körper. Das Krankheitsbild "Muskelzerrung" betrifft dabei die Gruppe der sogenannten Skelettmuskulatur. Diese Skelettmuskulatur ist willentlich, also bewusst steuerbar.

Bei dieser Art Muskeln ist jeder Muskel aus einzelnen Muskelfasern zusammengesetzt. Mehrere Muskelfasern bilden ein Muskelbündel. Mehrere Muskelbündel werden mit Faszien zusammen gehalten und bilden letztlich den Muskel als solchen.

Muskeln ermöglichen uns Bewegung dadurch, dass sie sich zusammenziehen (kontrahieren) können. Das Gegenteil des Zusammenziehens ist die Entspannung des Muskels (die Relaxation). Wird der Muskel über das normale Maß der Entspannung weiter "auseinandergezogen", spricht man von Dehnung.

Die Muskelzerrung wird auch Distension genannt (bedeutet so viel wie Fehlspannung). Sie zählt zu den klassischen Sportverletzungen, bei der es zu einer Überdehnung des Muskels und dadurch zur Ausbildung kleiner Risse in den Muskelfasern kommt.

Neben der deutlichen Überbelastung können auch entzündliche Prozesse innerhalb des Körpers die Entstehung einer Muskelzerrung triggern. In diesem Zusammenhang spielen vor allem kariöse Defekte der Zähne, chronische Nasennebenhöhlenentzündungen und chronische Mandelentzündungen eine entscheidende Rolle.

Wissenswert

Die Gefahr, eine Muskelzerrung zu erleiden, ist nicht für alle Menschen gleich hoch. Sogar unter Personen, mit gleicher sportlicher Aktivität, zeigen sich deutliche Unterschieden. Das liegt vor allem daran, dass es Sportarten gibt, bei denen es mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer muskulären Überdehnung kommt, als bei anderen.

Außerdem gibt es gewissen Faktoren, die das Risiko für die Entstehung einer Muskelzerrung deutlich erhöhen können. Besonders relevant dabei ist fehlendes oder falsches Aufwärmen vor dem Sport.

Auch eine Überlastung, von Muskeln oder Muskelgruppen, die ohnehin schon an der Erschöpfungsgrenze angelangt sind, steigert das Risiko einer Muskelzerrung enorm. Darüber hinaus lässt sich beobachten, dass vor allem Personen, die einen unzureichenden Trainingszustand aufweisen und/oder falsches Schuhwerk tragen, besonders gefährdet sind.

Was sind die Symptome einer Muskelzerrung?

In Abhängigkeit von dem Ausmaß der Überdehnung, können die für eine Muskelzerrung typischen Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein.

Unabhängig davon zeigt sich jedoch, dass die Beschwerden in der Regel ganz plötzlich beginnen. So erleiden zum Beispiel sportliche Menschen, noch während des Bewegungsvorgangs einen plötzlich einschießenden Schmerz in dem betroffenen Muskel oder der betroffenen Muskelgruppe. Diese Schmerzen nehmen kontinuierlich an Intensität zu, bis die Tätigkeit unterbrochen wird.

Betroffene spüren die für die Muskelzerrung pathognomischen Schmerzen auch in Ruhe. Bei dem Versuch, den verletzten Muskel zu aktivieren, verstärken sie sich jedoch deutlich. Das gilt auch für eine reine Muskelanspannung, bei der die Länge des Muskels unverändert bleibt. Wird der erkrankte Muskel hingegen gedehnt, zeigen sich die Schmerzen als rückläufig.

Darüber hinaus ist der Spannungszustand, also der sogenannte Tonus, in der betroffenen Muskulatur auch im Ruhezustand deutlich erhöht.

Achtung

Das Verletzungsereignis verursacht üblicherweise einen plötzlichen Schmerz an der betroffenen Stelle.

Wie wird die Muskelzerrung diagnostiziert?

Bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Muskelzerrung gliedert sich die Diagnostik in der Regel in mehrere Abschnitte. Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs ist es besonders wichtig, die bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich zu beschreiben.

Darüber hinaus sollten auch möglicherweise vorliegende Begleitsymptome benannt und dahingehend geprüft werden, ob sie mit einer Muskelzerrung in Zusammenhang stehen können oder ob die Zusammenschau aller bestehenden Beschwerden eher auf eine andere Erkrankung hindeuten.

In diesem Zusammenhang ist die reine Muskelzerrung zum Beispiel von einem Muskelfaserriss abzugrenzen. Auch die Krankengeschichte des Patienten spielt bei der Anamnese eine wichtige Rolle.

Im Zuge des Arzt-Patienten-Gesprächs stellt der Arzt unter anderem die folgenden Fragen:

  • Welche Beschwerden haben Sie?
  • Wo sind diese Schmerzen lokalisiert?
  • Bestehen die Schmerzen auch bei Ruhe?
  • Können die Schmerzen durch irgendetwas verstärkt oder abgeschwächt werden?
  • Haben Sie neben den Schmerzen weitere Symptome bemerkt (zum Beispiel Schwellungen oder Hämatome)?
  • Was haben Sie getan, als die Schmerzen begonnen haben?

Bereits die Informationen, die der Arzt bei der Anamnese erhält, können dabei helfen, die richtige Diagnose zu stellen.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine orientierende körperliche Untersuchung statt. Im Falle des Verdachts auf einen Muskelfaserriss liegt der Schwerpunkt dieser Untersuchung auf dem Bewegungsapparat.

Im Zuge dieser Untersuchung tastet der Arzt die verletzte Körperregion ab. Dabei prüft er vor allem die Muskelhärte und versucht, bei dem Patienten einen Druckschmerz hervorzurufen. Er testet darüber hinaus, ob das Dehnen oder Belasten des verletzten Muskels Schmerzen hervorruft und ob die Muskelkraft herabgesetzt ist.

Hinweis

Um einen Muskelfaserriss als Differenzialdiagnose auszuschließen, kann zudem eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Auf den dabei erhaltenen Bildern kann der Untersucher in der Regel eine deutliche Schwellung im betroffenen Bereich finden.

Außerdem ist der Riss, wenn es sich denn um einen Muskelfaserriss handelt, zumeist deutlich sichtbar.

Die Durchführung einer Magnetresonanztomografie (MRT) ist in der Regel nicht notwendig.

Therapie bei Muskelzerrung

Eine Muskelzerrung heilt in der Regel ohne Intervention vollkommen von allein vollständig aus. Der Heilungsprozess kann aber durch einfache Maßnahmen unterstützt und die Heilungszeit beschleunigt werden.

Besonders hilfreich ist eine Behandlung nach dem PECH-Schema, die bereits unmittelbar nach dem Eintreten, also noch vor der eigentlichen Diagnose, der Beschwerden begonnen werden sollte. Selbst wenn es sich nicht um eine Muskelzerrung, sondern zum Beispiel um einen Muskelfaserriss , handeln, sind die einzelnen Maßnahmen nicht kontraproduktiv.

Im Allgemeinen gilt: Je schneller die Maßnahmen erfolgen, desto kürzer ist in der Regel die Beschwerde-Dauer.

Die Behandlung einer Muskelzerrung nach dem Pech-Schema beinhaltet folgende Maßnahmen:

P - Pause - Betroffene Muskeln sollten unmittelbar nach dem Auftreten der Schmerzen geschont werden und sportliche Aktivitäten sollten sofort unterbrochen beziehungsweise abgebrochen werden.

E - Eis - Durch die umsichtige Kühlung der betroffenen Körperregionen lassen sich die durch die Muskelzerrung hervorgerufenen Schmerzen effektiv lindern. Beim Kühlen muss aber darauf geachtet werden, dass das Kühlmittel nicht unmittelbar auf die Haut gelegt wird. Außerdem sollte die Kühlung nach ungefähr zwanzig Minuten pausiert werden.

C - Kompression - Druck mittels Kompressions-Verband, der auf die betroffene Stellen einwirkt, soll das Risiko für Einblutungen verringern. Außerdem können auf diese Weise Schwellungen und damit verbundene Beschwerden reduziert werden.

H - Hochlagern - Die betroffene Stelle sollten "hochgelagert" werden. Das fördert den Rückfluss des Blutes und wirkt Schwellungen entgegen.

Es ist außerdem ratsam, zeitnah eine ärztliche Praxis aufzusuchen. Mithilfe einer körperlichen Untersuchung sollte erfasst werden, welche Form der Muskelverletzung vorliegt. Für eine mögliche Weiterbehandlung sollten nämlich Muskelfaser- oder Muskelrisse ausgeschlossen werden.

Hinweis

Neben den Sofortmaßnahmen ist es häufig nötig, die bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Schmerzen zu lindern. Dies kann zum Beispiel mithilfe von Schmerzmitteln erfolgen.

Die für eine Muskelzerrung typischen Schmerzen können mit den Wirkstoffen Paracetamol oder Ibuprofen effektiv behandelt werden. In der Regel ist deren Einnahme nur ein bis zwei Tage notwendig.

Wie ist die Prognose einer Muskelzerrung?

Eine Muskelzerrung ist in den meisten Fällen vollkommen unproblematisch. Sie heilt auch ohne Intervention in der Regel innerhalb von wenigen Tagen vollständig ab. Im Allgemeinen dauert die Heilung ungefähr fünf bis sechs Tage. Unter Beachtung des PECH-Schemas kann die Heilungszeit oftmals noch etwas verkürzt werden.

Achtung

Wichtig dabei ist aber, dass der verletzte Muskel unbedingt geschont und nicht zu früh wieder mit der Bewegung begonnen wird.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Muskelzerrung

Menschen, die an einer Muskelzerrung leiden, sollten sich unbedingt an das PECH-Schema halten. Dieses kommt in der Regel auch ohne die zusätzliche Verabreichung von Medikamenten aus.

Wie kann man einer Muskelzerrung vorbeugen?

Das Auftreten einer Muskelzerrung kann in vielen Fällen durch ganz einfache Maßnahmen verhindert werden. Besonders wichtig ist das Tragen des richtigen Schuhwerks. Das gilt vor allem beim Sport. Da jeder Mensch den Fuß etwas anders belastet, kann eine spezielle Laufbandanalyse dabei helfen, das am besten geeignete Schuhwerk zu finden.

Außerdem ist es wichtig, die Muskulatur vor dem Sport ausreichend aufzuwärmen und zu dehnen. Auch auf unvorbereitete, abrupte Bewegungen beziehungsweise Richtungswechsel sollte zum Schutze der Muskulatur verzichtet werden.

Menschen, die exzessiv Sport treiben, sollten die Muskulatur mithilfe von Bandagen und Tapes unterstützen. Auch diese Maßnahme kann dabei helfen, einer Muskelzerrung effektiv vorzubeugen.

Hinweis

Eine besonders wichtige Regel ist außerdem, dass man niemals Sport treiben sollte, wenn eine Entzündung im Körper im Gange ist.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Muskelzerrung

Wenn eine Muskelzerrung vollständig abgeheilt ist, ist keine spezielle Nachsorge notwendig. Wichtig ist es jedoch, eine weitere Verletzung zu vermeiden. Dies ist bereits durch ganz einfache Maßnahmen effektiv möglich.

Zusammenfassung

Unter dem Begriff Muskelzerrung versteht man eine pathologische Überdehnung eines Muskels, bei der es zur Entstehung winzig kleiner Verletzungen im Bereich der Muskelstrukturen kommt.

Behandelt werden Muskelzerrungen mithilfe des sogenannten PECH-Schemas, wodurch sie in der Regel komplikationslos und von alleine ausheilen. Das Auftreten einer solchen Muskelzerrung kann bereits durch einfache Maßnahmen, wie zum Beispiel das ausgiebige Aufwärmen vor dem Sport, verhindert werden.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die Ausheilungs-Zeit kann sich deutlich verlängern, wenn man die betroffenen Muskeln nicht schont. Die Wahrscheinlichkeit für entzündliche Reaktionen wie vermehrte Schmerzen und Überwärmung erhöht sich.

Empfohlen ist offiziell Kälte-Anwendung.

In der Regel sind Muske-Zerrungen nach circa einer Woche ausgeheilt und die Belastung kann langsam wieder gesteigert werden.

Nein. In aller Regel kommt es nicht zu gefährlichen Komplikationen oder Folgeschäden.

Die Ausheilungs-Zeit kann sich deutlich verlängern, wenn man die betroffenen Muskeln nicht schont. Die Wahrscheinlichkeit für entzündliche Reaktionen wie vermehrte Schmerzen und Überwärmung erhöht sich.

Nein. Schonung ist das Mittel der Wahl.

Vermeiden übermäßiger Dehnung, langsames, regelmäßiges, vorsichtiges Dehnen und das Vermeiden von Überbelastung können vorbeugens wirken.

Muskelzerrung Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Muskelzerrung

Betroffene

Organe(e):

Muskulatur

Epidemiologie

  • sehr häufig

Risikofaktoren

  • fehlendes Aufwärmen vor dem Sport
  • Überlastung der ermüdeten Muskulatur
  • unzureichender Trainings-Zustand
  • mangelnde Fitness
  • falsches Schuhwerk

Ursachen

  • falsches Schuhwerk
  • unzureichender Trainings-Zustand
  • mangelnde Fitness
  • Überlastung der ermüdeten Muskulatur
  • fehlendes Aufwärmen vor dem Sport

Symptome

  • Muskelschmerzen

Komplikationen

  • Narben im Muskel
  • Verminderung der Dahnbarkeit

Diagnose

  • Anamnese
    • Sind die Beschwerden im Zuge einer körperlichen Belastung aufgetreten?
    • Haben sie Schmerzen im betroffenen Muskel?
  • Körperliche Untersuchung
    • Prüfung auf Druckschmerzhaftigkeit

Therapie

  • Körperliche Schonung und Sportverbot
  • Konservative Behandlung

Präventionsmaßnahmen

  • regelmäßige Bewegung
  • Aufwärmen vor dem Sport
  • moderates Training

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • regelmäßige Bewegung
  • Aufwärmen vor dem Sport
  • moderates Training

Prognose

  • heilt normalerweise innerhalb weniger Tage ab

Begriffe

Ibuprofen

Ibuprofen ist als entzündungshemmendes, fiebersenkendes und schmerzlinderndes Mittel unverzichtbar ist. Die Behandlung sollte jedoch so kurz wie möglich erfolgen. Von langfristiger Anwendung sollte man, wenn es möglich ist, absehen.
Bei einem Muskelfaserriss kommt es zum Zerreißen eines oder mehrerer Fasern in einem Muskel. Grund dafür ist in der Regel eine zu große Muskelbelastung.

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