Geschrieben von Lena Rummler (Medizinstudentin 6. Fachsemester)
Es gibt verschiedene Arten von Muskeln im Körper. Das Krankheitsbild "Muskel-Faserriss" betrifft dabei die Gruppe der sogenannten Skelett-Muskulatur. Diese Skelett-Muskulatur ist willentlich, also bewusst steuerbar.
Bei dieser Art Muskeln ist jeder Muskel aus einzelnen Muskel-Fasern zusammengesetzt. Mehrere Muskel-Fasern bilden ein sogenanntes Muskel-Bündel. Mehrere Muskel-Bündel werden mit Faszien zusammen gehalten und bilden letztlich den Muskel als solchen. Faszien sind Faserstränge aus dem Protein Kollagen.
Muskeln ermöglichen uns Bewegung dadurch, dass sie sich zusammenziehen (kontrahieren) können. Das Gegenteil des Zusammenziehens ist die Entspannung des Muskels (die Relaxation). Wird der Muskel über das normale Maß der Entspannung weiter "auseinandergezogen", spricht man von Dehnung.
Bei einem Muskelfaserriss kommt es zum Zerreißen einer oder mehrerer Fasern in einem Muskel. Grund dafür ist in der Regel eine zu große Muskelbelastung. Durch eine Überdehnung in Längsrichtung über die Elastizitätsgrenze des Muskels hinaus, kommt es zu einer Zerreißung von Muskelgewebe, genauer von kleineren Muskel-Bündeln. Dabei werden viele benachbarte Muskelzellen zerstört und es kommt zu einer Einblutung in das Gewebe.
Besonders im Zuge von Sportarten wie Fußball, Handball oder Tennis ist das Auftreten eines Muskelfaserrisses keine Seltenheit. Bei den Betroffenen macht sich die Verletzung typischerweise durch einen plötzlich einschießenden, stechenden Schmerz bemerkbar.
Außerdem ist besonders auffällig, dass sich der verletzte Muskel nicht mehr wie vorher belasten lässt. Die Muskelfaserrisse zählen zu den häufigsten Sport-Verletzungen.
Der Mensch hat über 650 Muskeln, die das Skelett aufrecht halten und uns vor allem das Gehen, das Stehen und das Greifen ermöglichen.
Im Allgemeinen unterscheidet man zwischen drei Arten von Muskeln:
Ein Muskelfaserriss betrifft dabei in der Regel die Skelett-Muskulatur. Skelettmuskeln sind mit Sehnen an den Knochen befestigt und können über das
Die einzelnen Skelettmuskeln sind vom Grundprinzip her gleich aufgebaut. Einzelne Muskelgruppen sind dabei von einer Hülle aus Bindegewebe umgeben. Diese Hülle wird auch als Faszie bezeichnet. Der einzelne Skelettmuskel setzt sich aus einer Vielzahl sogenannter Muskelfaserbündel, die wiederum aus einzelnen Muskelfasern bestehen, zusammen.
Eine andere Bezeichnung für eine solche Muskelfaser ist Muskelzelle. Eine Muskelfaser verfügt über mehrere Zellkerne. Diese Tatsache beweist, dass eine Muskelfaser eigentlich aus mehreren Myozyten zusammengesetzt ist.
Kommt es unter körperlicher Belastung zur Entstehung eines Muskelfaserrisses, so geschieht dies in der Regel aus der laufenden Bewegung heraus. Bei den betroffenen Personen kommt es zu einem plötzlich einschießenden, stechenden Schmerz im Bereich des beeinträchtigten Muskels.
Typischerweise lässt dieser Schmerz im Verlauf nach, kann jedoch bei Kontraktion des geschädigten Muskels erneut hervorgerufen werden. Man spricht dann von einer temporären, schmerzhaften Einschränkung der Muskelfunktion. Da jede Belastung des betroffenen Muskels weh tut, nehmen die Verletzten in der Regel eine Schonhaltung an.
Aufgrund der Tatsache, dass im Zuge der Entstehung des Muskelfaserrisses viele benachbarte Muskelzellen beschädigt werden, kommt es häufig zu Einblutungen in das umliegende Gewebe. Diese Einblutungen kann man in vielen Fällen in Form von blauen Flecken (Hämatomen) auch von außen sehen.
Anhand seiner Ausprägung wird der Muskelfaserriss klinisch in 4 Grade eingeteilt. Die einzelnen Grade eines Muskelfaserriss beinhalten:
Einzelne Muskelfasern sind gerissen, die Faszie ist jedoch intakt.
>5 % der Muskelfasern sind gerissen, Hämatome liegen vor.
Zahlreiche Muskelfasern sind gerissen, die Faszie ist teilweise gerissen und Einblutungen haben stattgefunden.
Kompletter Riss von Muskel und Faszie.
Neben den für den Muskelfaserriss typischen Schmerzen kann es bei den Betroffenen zum Auftreten weiterer Beschwerden kommen. In dem Bereich, in dem der Muskel beeinträchtigt wurde, ist in der Regel eine von außen tastbare Delle vorhanden. Außerdem kann direkter Druck auf den Muskel, zum Beispiel beim Abtasten, einen Druckschmerz hervorrufen.
Bei dem Versuch, die betroffene Körperstelle zu bewegen, sind darüber hinaus Dehnungsschmerzen möglich. Neben den bereits erwähnten, durch die Einblutungen hervorgerufenen blauen Flecken, verursacht die Volumenzunahme durch das Blut häufig ein ausgeprägtes Spannungsgefühl.
Unabhängig vom Schweregrad des Muskelfaserrisses treten typische Symptome auf.
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Muskelfaserriss gliedert sich in der Regel in verschiedene Abschnitte. Wie weitgreifend diese Diagnose ist, hängt vor allem vom Zustand des Patienten ab.
Zuerst findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs ist es besonders wichtig, die bei dem betroffenen Patienten bestehenden Beschwerden so genau wie möglich zu beschreiben.
In diesem Zusammenhang spielen vor allem die Qualität und die exakte Lokalisation der Schmerzen eine entscheidende Rolle. Zudem kann die Art des Einsetzens der Beschwerden einen wichtigen Hinweis auf das Vorliegen eines Muskelfaserriss liefern.
Denn der aus der Bewegung heraus plötzlich einschießende, stechende Schmerz ist typisch für den Muskelfaserriss. Darüber hinaus ist es von besonderer Bedeutung möglicherweise zusätzlich vorliegende Beschwerden zu benennen und herauszufinden, ob diese mit dem Vorliegen eines Muskelfaserriss in Zusammenhang stehen können.
Für den weiteren Verlauf ist außerdem wichtig, ob der betroffene Patient regelmäßig Medikamente, zum Beispiel Blutverdünner, einnimmt.
Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine orientierende körperliche Untersuchung statt. Das Augenmerk liegt dabei auf der Körperregion, in der die Schmerzen vorliegen. Im Zuge der Untersuchung inspiziert der Arzt zuerst die Hautoberfläche und achtet darauf, ob Hämatome und/oder Schwellungen sichtbar sind.
Im Anschluss daran wird der Muskel vorsichtig abgetastet. Sollte wirklich ein Muskelfaserriss vorliegen, so ist dabei an der Stelle, an der der Muskel gerissen ist, eine Delle tastbar.
Bei unklarem Befund, kann darüber hinaus eine Ultraschalluntersuchung (Sonografie) durchgeführt werden. Mithilfe der Sonografie kann der Muskelfaserriss oftmals nachgewiesen werden. Auch die Durchführung anderer bildgebender Verfahren, zum Beispiel einer Magnetresonanztomografie (MRT), kann bei der Diagnostik bei Verdacht auf das Vorliegen eines Muskelfaserrisses hilfreich sein.
Mit dieser diagnostischen Methode lässt sich nicht bloß der Muskelfaserriss darstellen. Es ist darüber hinaus möglich auch eventuell vorliegende Begleitverletzungen zu finden.
Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsstrategie, hängt vor allem vom Zustand des Patienten und dem Ausmaß der Verletzung ab. Außerdem ist die Behandlung davon abhängig, wie viel Zeit nach dem Unfall bereits vergangen ist.
Unmittelbar nach dem Auftreten des Muskelfaserrisses sollte eine umsichtige Kühlung der betroffenen Körperregion durchgeführt werden. Auch danach ist es besonders hilfreich, dem Patienten einen kühlenden Salbenverband anzulegen.
Dieser sollte für ungefähr ein bis zwei Tage auf der verletzten Körperstelle verbleiben, bevor er wieder abgenommen wird. In Abhängigkeit davon, wie groß die Einblutung durch die verletzten Muskelzellen ist, kann entschieden werden, ob hier eine Entlastung erfolgen muss.
Entlastung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass bei dieser Behandlungsmethode eine sterile Hohlnadel in den Bereich der Einblutung eingestochen wird. Über die Hohladel kann das angesammelte Blut im Anschluss nach Außen abfließen. Bei den betroffenen Patienten kommt es unmittelbar nach dem Eingriff zu einer fühlbaren, erheblichen Druckentlastung.
Wird diese Maßnahme auch bei erheblichen Einblutungen unterlassen, kann dies ein sogenanntes Kompartmentsyndrom zur Folge haben.
Unter einem Kompartmentsyndrom versteht man einen Anstieg des Gewebedruckes in osteofaszialen oder faszialen Logen (sogenannten Kompartimenten), und die daraus folgende Beeinträchtigung der Mikrozirkulation und der neuromuskulären Versorgung. Bei einem Kompartmentsyndrom, handelt sich um eine akute Notfallsituation, die umgehend behandelt werden muss.
Wenn das Blut hingegen abfließen kann, sinkt der Druck im Gewebe. Durch den sinkenden Druck kann folglich nicht nur die Schmerzlinderung unterstützt werden, sondern auch das gefährliche Kompartmentsyndrom verhindert werden.
In der Zeit nach dem Auftreten des Muskelfaserrisses sollte dringend eine Belastungspause eingelegt werden. Je nach Dauer der verordneten Pause, und dem Ausmaß der vom betroffenen Patienten wahrgenommenen Beschwerde, sollte die Belastung nach Abklingen der Symptome erst langsam wieder gesteigert werden. Dabei kann unter Umständen eine spezielle Physiotherapie besonders hilfreich sein.
Generell wird für die Versorgung von Sportverletzungen das sogenannte PECH-Schema empfohlen:
Das PECH-Schema sollte unmittelbar nach dem Auftreten des Muskelfaserrisses angewandt werden. Je schneller die Maßnahmen erfolgen, desto kürzer ist in der Regel die Zeit, bis die Verletzung ausgeheilt ist.
Die Prognose beim Vorliegen von einem Muskelfaserriss, ist im Allgemeinen sehr gut. In den meisten Fällen kann der Muskelfaserriss vollständig ausheilen. Wie lang der Heilungsprozess dauert, hängt sowohl von der Größe der Verletzung als auch von der Stelle, an der die Verletzung eingetreten ist, ab.
Einen entscheidenden Einfluss auf die Dauer, bis zur vollständigen Abheilung, hat das Einhalten der vom Arzt angeordneten Maßnahmen. Wenn der beeinträchtigte Muskel so lange geschont wird, bis die Schmerzen verschwinden, heilt die Verletzung in der Regel deutlich zügiger ab. Werden betroffene Muskeln hingegen nicht geschont, verzögert sich die Ausheilung.
Bei einem besonders stark ausgeprägtem Muskelfaserriss, beziehungsweise dem Riss mehrere Muskelfasern, spricht man von einem Muskelbündelriss. Bei Vorliegen einer solchen Verletzung, bedarf es einer deutlich längeren Zeit, bis die Verletzung vollständig abgeheilt ist und der beeinträchtigte Muskel wieder normal genutzt werden kann.
Kühlung ist ein bewährtes Mittel bei Muskelfaserrissen. Das PECH-Schema, nach dem gehandelt werden sollte, kommt generell ohne die Verabreichung von Medikamenten aus. Unterschiedliche Salben auf Kräuter-Basis können zur Schmerzlinderung beitragen, zum Beispiel auch durch kühlenden Effekte.
Nach Abschluss der Behandlung eines Muskelfaserrisses, ist in der Regel keine spezielle Nachsorge erforderlich.
Betroffenen ist jedoch zu empfehlen, dass sie nach dem Abklingen der Schmerzen, einen Physiotherapeuten aufsuchen und mit diesem an der Wiederherstellung der Muskelkraft arbeiten.
Neben Muskelzerrungen, gehören auch Muskelfaserrisse zu den typischen Sportverletzungen. Grund für die Entstehung eines Muskelfaserrisses ist in der Regel eine übermäßige Muskeldehnung über deren Elastizitätsgrenze hinaus.
Die Behandlung der Verletzung beginnt idealerweise unmittelbar nach dem Verletzungseintritt durch die Anwendung der sogenannten PECH-Regel.
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Geschrieben von
Lena Rummler
Medizinisch geprüft am
6. Apr. 2023
Beides kann sehr schmerzhaft sein. Normalerweise ist davon auszugehen, dass die Zerrung schneller ausheilt und eher wieder voll belastbar ist.
Das ist individuell sehr verschieden. Wenn die Beschwerden abgeklungen sind, wird eine langsame Belastungs-Steigerung empfohlen.
Das kommt auf die betroffene Stelle an und das Ausmaß der Verletzung an. Prinzipiell sollte man den betroffenen Muskel schonen.
Wenn der Muskel nicht geschont wird und weiter überdehnt wird, besteht durch die Vorschädigung möglicherweise ein erhöhtes Risiko für einen Muskel-Faserriss.
Man hört den Muskel-Faserriss eher nicht.
Man sollte den betroffenen Muskel schonen.
Das ist individuell sehr verschieden.
Muskel-Faserrisse heilen normalerweise von selbst aus. Ist die Einblutung zu groß, muss diese entlastet werden. Findet das nicht oder zu spät statt, kann es zu ernsthaften und auch dauerhaften Schäden im umliegenden Gewebe kommen.
Erkrankung zusammengefasst
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