Das Münchhausen Syndrom, oder auch artifizielle Störung, wird in der ICD-10-Klassifikation unter den Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen klassifiziert (F 68.1.). Betroffene täuschen hier häufig Krankheiten vor, um Zuwendung und Mitgefühl von Personen im Gesundheitswesen zu erhalten (Ärzte, Krankenschwestern, Pfleger).
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Münchhausen-Syndroms?
Die Ursache der Störung ist unklar. Viele Betroffene waren als Kinder häufig erkrankt und waren langwierigen medizinischen Behandlungen ausgesetzt, andere haben anderweitig näheren Kontakt zu medizinischen Institutionen oder weisen komplexe Traumatisierungen in der Kindheit auf.
Was sind die Symptome eines Münchhausen-Syndroms?
Bei der artifiziellen Störung stellen sich Betroffene fälschlicherweise als krank dar, simulieren Symptome oder fügen sich durch Selbstverletzung oder auch andere Manipulationen körperliche Symptome zu. Das Ziel der Betroffenen ist dabei als organisch erkrankt zu gelten und entsprechend behandelt zu werden. In der Regel werden diese Symptome heimlich und zumindest teilweise in einem Zustand qualitativer Bewusstseinsänderung (Anspannungszustand, Dissoziation) erzeugt. Häufig sind die Motive für das selbstschädigende Verhalten der Wunsch nach Zuwendung und Mitgefühl durch Professionelle im Gesundheitsdienst.
Bei der vorgetäuschten Störung bei denen anderen Symptome zugefügt werden (Münchhausen-by-proxy-Syndrom) kann es sich um kriminelles Verhalten handeln. Hierbei werden die Symptome pflegenden Personen oder Kindern zugefügt, um diese scheinbar aufopferungsvoll zu betreuen und gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten.
Wie wird das Münchhausen-Syndrom diagnostiziert?
Die diagnostischen Kriterien der artifiziellen Störung nach ICD-10 umfassen:
- Anhaltende Verhaltensweisen, mit denen Symptome erzeugt oder vorgetäuscht werden, und/oder Selbstverletzungen, um Symptome herbeizuführen.
- Es kann dafür keine äußere Motivation gefunden werden (z.B. finanzielle Entschädigung, Flucht vor Gefahr, mehr medizinische Versorgung). Liegt ein solcher Hinweis vor, sollte die Kategorie Z76.5 (Simulation) verwendet werden.
- Häufigstes Ausschlusskriterium: Fehlen einer gesicherten psychischen oder körperlichen Störung, welche die Symptome erklären könnte.
Therapie bei Münchhausen-Syndrom
Die Therapie ist oft erschwert, da sich Betroffene häufig einer psychiatrischen Behandlung entziehen. Die Therapie sollte mit einer psychotherapeutischen Behandlung erfolgen. Andere komorbide psychische Erkrankungen können entsprechend auch mit Psychopharmaka behandelt werden (beispielsweise ).
Wie ist die Prognose eines Münchhausen-Syndroms?
Das Münchhausen-Syndrom beginnt oft im Jugendalter und verläuft in der Regel chronisch. Dementsprechend wird die Prognose eher als ungünstig eingestuft. Die Komorbidität zu anderen psychischen Erkrankungen ist in der Regel hoch (affektive Störungen, Suchterkrankungen, Essstörung, Persönlichkeitsstörung).
Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Münchhausen-Syndrom
Die Nachsorge, sofern sie erfolgt, sollte beim behandelnden Psychiater erfolgen.
Zusammenfassung
Das Münchhausen Syndrom ist eine psychische Erkrankung, die den Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen zugerechnet wird. Betroffene verursachend sich durch selbstschädigendes Verhalten Symptome, um Aufmerksamkeit und Mitgefühl von Professionellen im Gesundheitswesen zu erhalten. Die Störung verläuft in der Regel chronisch und weist oft Komorbiditäten zu anderen psychischen Erkrankungen auf.