Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)
Anthrax, auch „Milzbrand“ genannt, ist eine weltweit auftretende Zoonose. Zoonosen sind Infektionskrankheiten, die von Bakterien, Pilzen, Parasiten oder Viren verursacht und zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können. Der Name „Milzbrand“ stammt von der braunschwarzen fleckigen Verfärbung (= ähnlich einer
Die Krankheit wird durch die Sporen des Bakteriums „Bacillus anthracis“ hervorgerufen und ist heutzutage äußerst selten. Fälle von Anthrax treten in Europa nur noch sporadisch und unter Risikogruppen auf.
Die Sporen werden von Bakterien produziert, können ihren kompletten Stoffwechsel einstellen und sind deshalb enorm widerstandsfähig gegenüber äußeren Umwelteinflüssen. Aufgrund dessen und der hohen Todesrate bei einer Infektion mit Anthraxerregern wurde immer wieder mit Anthrax als biologische Waffe experimentiert.
Zu den Risikogruppen, die dem Bacillus anthracis ausgesetzt sind, gehören unter anderem Personen, die in der Landwirtschaft mit Tieren zusammenarbeiten, insbesondere bei geringen Hygienestandards, Tierärzte sowie intravenöse Drogenkonsumenten. In der Vergangenheit kamen immer wieder Fälle von Heroinabhängigen vor, die sich mit Anthrax infiziert haben, da ihr Heroin mit dem Bacillus anthracis gestreckt war.
Anthrax kann je nach Infektionsweg in vier verschiedene Krankheiten unterteilt werden:
Die Symptome des Milzbrands variieren je nach Infektionsweg.
Der direkte Kontakt von infizierter Haut von Tieren oder Menschen ist die häufigste Form des Milzbrands und führt zum sogenannten "Hautmilzbrand". Die Zeit nach dem Auftreten der ersten Symptome beträgt zwischen ein bis sechs Tagen. Beim Hautmilzbrand, der meist an Händen und Unterarmen auftritt, bildet sich zunächst eine rötliche juckende Läsion, welche jedoch nicht schmerzhaft ist. Im Verlauf bildet sich im Zentrum der Läsion eine schwarze "Nekrose".
Mit einer Nekrose ist das Absterben von Zellen gemeint. Um die zentral gelegene Nekrose bilden sich kleine Bläschen, die ein dickflüssiges Sekret absondern. Unbehandelt vergrößert sich die mittige schwarze Nekrose und die Bakterien können bis in die Blutbahn gelangen. Dort angekommen führen die Bakterien zu einer
Ein Lungenmilzbrand tritt auf, wenn Sporen des Erregers Bacillus anthracis eingeatmet werden. Die Symptome eines Lungenanthrax ähneln in der Anfangsphase denen einer
Die Sterblichkeitsrate bei einem Lungenmilzbrand ist annähernd 100 %, weshalb diese Infektion sehr gefürchtet ist.
Ein Darmmilzbrand tritt auf, wenn Sporen des Erregers Bacillus anthracis, die sich beispielsweise in kontaminiertem Fleisch finden lassen, verzehrt werden. Das Auftreten der Symptome dauert ca. 1-6 Tage und beginnt recht unspezifisch mit
Septische Verläufe sind auch hier sehr häufig und gehen mit einer hohen Sterblichkeitsrate einher.
Bei Verdacht auf eine Infektion mit Anthrax ist vom Arzt v.a. auf die berufliche Exposition und das Risikoprofil der betroffenen Person zu achten. Anthrax ist äußerst selten, doch die Sterblichkeitsrate ist sehr hoch, weshalb in der Anamnese gezielt nach der Krankheitsgeschichte und der vorigen Exposition gefragt werden sollte.
Die Diagnose von Anthrax muss mit einem Erregernachweis erfolgen. Das bedeutet, dass das Bakterium "Bacillus anthracis" in einer Probe von der betroffenen Stelle des Patienten nachgewiesen werden muss. Dabei werden Proben oder Abstriche direkt von der betroffenen Stelle entnommen, z.B. beim Hautmilzbrand direkt von den kleinen Bläschen im Rand der Läsion oder beim Lungenmilzbrand mithilfe eines Nasen-Rachen-Abstrichs.
Zum Nachweis der Anthrax Bakterien kommen insbesondere drei Methoden zur Anwendung:
Bei Verdacht auf Milzbrand sollte frühzeitig mit einer antibiotischen Therapie begonnen werden. Zum Einsatz kommen beispielsweise die Antibiotika "Ciprofloxacin", "Doxycyclin", "Clindamycin", "Rifampicin" oder "Penicillin G".
Besteht der Verdacht, dass Milzbrandsporen eingeatmet wurden, etwa im Rahmen eines bioterroristischen Anschlags, wird eine 60-tägige antibiotische Prophylaxe (bzw. 100-tägige Prophylaxe nach den Empfehlungen der US-Gesundheitsbehörde CDC) mit einem der folgenden Medikamente Ciprofloxacin, Doxycyclin (oder
Zur Prävention steht seit 2013 ein Anthraximpfstoff zur Verfügung. Der Impfstoff heißt "BioThrax" und wurde von dem deutschen Unternehmen BioSolutions entwickelt. Die Verwendung dieses Impfstoffs ist nur bei Erwachsenen mit Expositionsrisiko empfohlen.
Die Prognose für Milzbrand variiert je nach Infektionsweg und Lokalisation der Anthraxerreger. Hautmilzbrand hat bei früher Erkennung und adäquater antibiotischer Versorgung eine gute Prognose und kann gut behandelt werden. Septische Verläufe sind beim Hautmilzbrand eher selten, doch können sie unbehandelt durchaus vorkommen und sind somit auch lebensbedrohlich.
Ganz anders sieht die Prognose bei Lungenmilzbrand oder Darmmilzbrand aus. Eine Infektion der Lunge bzw. des Darms mit Anthraxbakterien führt in den meisten Fällen zu einem septischen Verlauf und ist damit in den meisten Fällen tödlich. Darmmilzbrand ist die seltenste Form des Anthrax und die Sterblichkeitsrate liegt bei etwas über 50 %. Lungenmilzbrand hat eine Sterblichkeitsrate von beinahe 100 % und damit eine extrem schlechte Prognose.
Bei Verdacht auf Milzbrand sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden, der für Infektionskrankheiten ausgebildet ist. Anthrax stellt einen absoluten Notfall dar, für den eine umgehende antibiotische Behandlung vonnöten ist. Unbehandelt stirbt ein Großteil der Patienten an Anthrax, weshalb von alternativen Heilmethoden dringlichst abgeraten werden sollte.
Zur Prävention steht seit 2013 ein Anthraximpfstoff zur Verfügung. Der Impfstoff heißt "BioThrax" und wurde von dem deutschen Unternehmen BioSolutions entwickelt. Die Verwendung dieses Impfstoffs ist nur bei Erwachsenen mit Expositionsrisiko empfohlen.
Beim Tier ist Anthrax in Deutschland laut Tiergesundheitsgesetz eine anzeigepflichtige Tierseuche, welche bei Verdacht an die entsprechende Behörde gemeldet werden muss. Beim Menschen ist Milzbrand in Deutschland ebenfalls eine meldepflichtige Krankheit laut Infektionsschutzgesetz. Bei Verdacht, Erkrankung und Tod sowie Nachweis des Erregers besteht die Pflicht, einen Fall von Milzbrand zu melden. Sofern sich die Infektion mit Anthraxerregern auf der Arbeit ereignet hat, ist ebenfalls die Berufsgenossenschaft zu benachrichtigen.
Anthrax, auch als Milzbrand bezeichnet, ist eine äußerst selten auftretende Infektionskrankheit, die durch den Bacillus anthracis hervorgerufen wird und je nach Infektionsweg, welcher direkt über die
Der Hautmilzbrand stellt die häufigste Manifestation des Milzbrands dar und ist bei rechtzeitiger Diagnose gut antibiotisch behandelbar, wohingegen der Darm- und Lungenmilzbrand meist einen septischen Verlauf einschlagen und tödlich enden, weshalb eine Infektion mit Anthrax sowohl beim Tier als auch beim Menschen in Deutschland meldepflichtig ist.
Diagnostiziert wird der Milzbrand mit einem Erregernachweis, der mikroskopisch oder mittels PCR erfolgen kann und als Therapie stehen neben der Prävention mit dem seit 2013 verfügbaren Impfstoff "BioThrax" nur eine medikamentöse Antibiotikatherapie zur Verfügung.
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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser
Medizinisch geprüft am
5. Nov. 2022
Anthrax, auch als Milzbrand bezeichnet, ist eine äußerst selten auftretende Infektionskrankheit, die durch den Bacillus anthracis hervorgerufen wird und je nach Infektionsweg, welcher direkt über die Haut, das Einatmen, den Verzehr oder die Injektion von Keimen unterschiedliche Symptome auslösen kann.
Der Erreger von Anthrax "Bacillus anthracis" wurde in der Vergangenheit immer wieder als biologische Waffe getestet, doch ist die Entwicklung, die Herstellung und die Lagerung gemäß der Biowaffenkonvention verboten.
Nein, Anthrax ist zwar äußerst selten, doch nicht ausgerottet. Die Infektion mit Milzbrand geschieht in der Regel mit der Aufnahme von Sporen. Sporen werden von Bakterien produziert, können ihren kompletten Stoffwechsel einstellen und sind deshalb enorm widerstandsfähig gegenüber äußeren Umwelteinflüssen. Aufgrund dessen und der hohen Todesrate bei einer Infektion mit Anthraxerregern wurde immer wieder mit Anthrax als biologische Waffe experimentiert. Zu den Risikogruppen, die dem Bacillus anthracis ausgesetzt sind, gehören unter anderem Personen, die in der Landwirtschaft mit Tieren zusammenarbeiten, insbesondere bei geringen Hygienestandards, Tierärzte, sowie intravenöse Drogenkonsumenten. In der Vergangenheit kamen immer wieder Fälle von Heroinabhängigen vor, die sich mit Anthrax infiziert haben, da ihr Heroin mit dem Bacillus anthracis gestreckt war.
Milzbranderreger wurden erstmals von Aloys Pollender 1849 in Schafsblut mikroskopisch nachgewiesen, doch erst Robert Koch untersuchte den Erreger genauer und beschrieb ihn im Jahr 1876 im Detail. Koch konnte den Bacillus anthracis in einer Kultur anzüchten und seine Rolle bei der Entstehung der Krankheit nachweisen.
Erkrankung zusammengefasst
Milzbrand
Begriffe
Bauchschmerzen
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