Geschrieben von Leyla Al-Sayegh (Medizinstudentin im 11. Semester)
Eine Manie beschreibt einen Zustand von gehobener, gereizter Stimmung, Antriebssteigerung, subjektive Erhöhung der Leistungsfähigkeit und Verlust von Hemmungen, der zumindest eine Woche anhält. Eine manische Phase tritt in den aller seltensten Fällen alleinig auf, meistens kommt sie im Rahmen einer Grundstörung auf. Diese Grundstörung ist meistens eine bipolare affektive Störung (abwechselnde Episode von
Leichte Formen der Manie werden als Hypomanie bezeichnet. Eine weitere Sonderform ist die Manie mit psychotischen Symptomen, wo zusätzlich wahnhafte Vorstellung (meistens: Größenwahn) und
Die Manie wird gemeinsam mit der Depression und der bipolaren Störung zu den affektiven Störungen gezählt.
Es ist noch nicht eindeutig geklärt, wie und wieso Menschen eine Manie entwickeln.
Wie bei der Depression entwickeln sich auch manische Episoden durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren: Dazu zählen genetische, neurobiologische/neuroendokrinologische (wie die Zusammensetzung der Botenstoffe und Hormone im
Als soziale Risikofaktoren gelten zum Beispiel:
Zusammenfassend ist zu sagen, dass für die Entstehung der Manie (und auch Depression bzw. für die
Weitere Erkrankungen, die Symptome einer Manie hervorrufen können, sind beispielsweise Hirntumore,
Manischen Episoden treten in den meisten Fällen phasenweise auf. Dabei findet man einige typische Symptome.
Das Hauptaugenmerk liegt auf die für die Situation unangepasste, gehobene, gereizte Stimmung. Dazu kommen zusätzliche Nebensymptomen wie Rededrang, Antriebssteigerung, riskantes Verhalten, reduzierte Hemmschwelle bis zur aggressiven Erregung, vermindertes Schlafbedürfnis, gesteigerte Leistungsfähigkeit bis zur erhöhten Selbsteinschätzung. Außerdem berichten Betroffene häufig von Gedankenrasen, von Konzentrationsschwierigkeiten, sowie davon, leicht ablenkbar zu sein, und „von einer Idee zur nächsten zu kommen“, was als „Ideenflucht“ bezeichnet wird. Um die Diagnose Manie zu stellen, muss die Stimmungsänderung zumindest eine Woche lang bestehen und mindestens 3 Nebensymptome müssen gegeben sein.
Eine spezielle Form ist die „Manie mit psychotischen Symptomen“. Dabei kommen zusätzlich zu den oben beschriebenen Umständen, wahnhafte Ideen (meist: Größenwahn) oder
Als Hypomanie wird jener Zustand bezeichnet, bei denen Patienten anhaltend von leicht gehobener Stimmung, gesteigertem Antrieb und erhöhtem Aktivitätsdrang berichten, allerdings nicht in dem Ausmaß einer Manie. Von Betroffenen wird dieser Zustand meist als angenehm oder sogar positiv empfunden, da Kreativität, Aktivität und Ideenreichtum gesteigert sind. Laut Definition muss dieser Zustand mindestens 4 Tage anhalten, um als Hypomanie bezeichnet werden zu können.
Manische Patienten neigen in jedem Fall dazu, leichtsinnige, unüberlegte, sozial verwerfliche Handlungen zu tätigen, die erhebliche Folgen haben können. Beispielsweise verfallen Betroffene dem Glücksspiel, geben anderweitig viel Geld aus (z.B. durch Abschließen von Kaufverträgen oder einfaches Verschenken) oder treten durch Distanzlosigkeit mit Familienangehörigen oder Vorgesetzten in Konflikt. Außerdem kommt es nicht selten zu Selbst- oder Fremdgefährdung durch die übermütige, erhöhte Selbsteinschätzung, mitunter durch Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
Falls selbst oder – was viel öfter der Fall ist – von anderen bemerkt wird, dass eine untypische übertrieben gehobene, übermütige, euphorische Stimmung gepaart mit Gedankenrasen, Kaufsucht oder Konzentrationsunfähigkeit auffallen, ist das auf jeden Fall ein Grund, einen Arzt zur weiteren Abklärung aufzusuchen bzw. die betroffenen Angehörigen dazu zu bewegen, dies zu tun.
Der Arzt (Spezialist: Psychiater) wird als Erstes eine genaue Krankengeschichte (Anamnese) durchführen. Dabei werden Details zum Gemütszustand, auffälligem Verhalten, Dauer der Veränderung und etwaige belastende Lebensereignisse genauso wie Informationen zu Vorerkrankungen oder –Operationen, Familien-, Arbeits- und Sozialumfeld, weitere begleitende Symptome und Medikamenteneinnahme erfragt. Der Psychiater wird außerdem einen „psychopathologischen Befund“ erheben, also einen auf psychiatrische Erkrankungen zugeschnittenen Fragebogen abfragen. Besonders wichtig ist, dass nicht nur die Eigenanamnese, sondern im besten Fall auch eine Fremdanamnese (also ein Gespräch mit einem der Betroffenen nahestehenden Person) durchgeführt wird.
Eine körperliche Untersuchung und eine Blutabnahme müssen in jedem Fall durchgeführt werden, um andere, organische Gründe für die Symptomatik ausschließen zu können. Des Weiteren kann der Mediziner bildgebende Untersuchungen, wie Computertomografien (CT = Röntgenschnittbildverfahren), Magnetresonanztomografien (MRT) oder Ultraschalluntersuchungen durchführen lassen. Wichtige körperliche Erkrankungen, die Symptome einer Manie auslösen können, sind beispielsweise Hirntumore,
Die Diagnose der Hypomanie ist in vielen Fällen schwieriger zu stellen, da eine Abgrenzung zum natürlichen, mitreißend-fröhlichem, euphorischem Wesenszug oft nicht leicht auszumachen ist.
Akute Fälle von manischen Episoden müssen häufig stationär behandelt werden. Da den Betroffenen oft die Einsicht ihrer Krankheit fehlt, ist eine Zwangseinweisung nach Unterbringungsgesetz oft nötig.
Eine feinfühlige, empathische Arzt-Patienten-Beziehung ist der erste Schritt in Richtung Besserung. Der Patient sollte ernst genommen werden und gleichzeitig sollte ihm klargemacht werden, dass seine aktuelle Lage einer schweren Erkrankung zugrunde liegt.
Die medikamentöse Therapie ist ein wichtiger Pfeiler der Behandlung. Zum Einsatz kommen Stimmungsstabilisatoren, wie Lithium oder die Epilepsie-Mittel Valproat und Carbamazepin. Lithium wird als Mittel der Wahl eingesetzt, die Wirkung tritt allerdings erst in 1-2 Wochen ein, weswegen es nicht immer eingesetzt werden kann. Daneben zeigen auch sogenannte atypische Antipsychotika (Olanzapin oder Risperidon), also Medikamente, die durch Blockade an verschiedenen Rezeptoren im
Um einen Rückfall zu verhindern, sollten die Patienten nach der Akuttherapie weiterhin ihre Medikamente – vor allem Stimmungsstabilisatoren - eventuell in reduzierter Dosis erhalten. Außerdem sollte eine Psychotherapie über einen längeren Zeitraum durchgeführt werden.
Die Psychotherapie stellt eine wichtige weitere Maßnahme, nach erster Verbesserung durch Medikamente, dar. Diese ist allerdings bei manischen Patienten häufig schwierig durchführbar, wegen der ausgeprägten Realitätsverzerrung und fehlender Einsicht der Patienten. Die Ziele der Psychotherapie sind, eine gute Patienten-Therapeuten-Beziehung aufzubauen, das Wiedererlangen der Kontrolle über die Realität und das eigene Leben, die Aufklärung zur Erkrankung und Weismachen der Wichtigkeit der anhaltenden Therapie.
Auch eine Elektrokonvulsionstherapie kann beim Versagen aller Therapieoptionen versucht werden. Dabei werden durch Elektroden, die am Kopf angebracht sind, unter Narkose elektrische Ströme im
Die Therapie mit Lithium erbringt zwar große Erfolge, es sind allerdings einige limitierende Faktoren bekannt: Lithium ist extrem schädlich für die Entwicklung des ungeborenen Kindes, weswegen Schwangere auf keinen Fall damit therapiert werden dürfen – auch bei Frauen im gebärfähigen Alter sollte es nur als letzte Therapieoption angewandt werden. Im Weiteren kann die Schilddrüse auf Lithium mit einer Unterfunktion reagieren. Weitere unerwünschte Wirkungen sind Gewichtszunahme, Übelkeit,
Die anderen eingesetzten Mittel können ebenfalls unerwünschte Wirkungen verursachen. Die häufigsten sind:
Weitere unerwünschte Wirkungen sollten mit dem behandelten Arzt vor Einnahme der Medikamente besprochen werden.
Studien zeigten, dass vor allem Jugendliche und junge Erwachsene (circa 14-24-Jährige) am häufigsten an einer Manie erstmalig erkranken. Studien zeigten auch, dass bei circa 3 % der Bevölkerung manische Episoden und bei 4 % hypomanische Phasen in einem Zeitraum von 10 Jahren neu diagnostiziert wurden.
Das Risiko während des gesamten Lebens an einer Manie (alleinstehend oder in Kombination mit
Betroffene, die schon eine manische Episode erlebt haben, haben ein erhöhtes Risiko eine bipolare affektive Störung (depressive und manische Phasen im Wechsel) zu entwickeln. Patienten, die einmal an einer affektiven Störung (
Circa 10 % der Manie-Betroffenen leiden unter einem chronischen Verlauf mit mehr als 10 durchgemachten Episoden.
Bei ungefähr 15-20 % der Patienten tritt ein Tod durch Suizid, meist bei Abklingen der Manie, ein.
Die Therapie zur Rückfallverhinderung (vor allem mit Lithium) zeigt hervorragende Erfolge bei regelmäßiger Einnahme. Alkoholkonsum wirkt sich negativ auf die Stimmungsstabilisierung aus, nicht zuletzt, weil die Medikamenteneinnahme unter Alkoholeinfluss schneller vergessen wird oder die Mittel schneller ausgeschieden werden. Zudem kommt, dass eine Hypomanie und anfänglich auch eine Manie einen angenehmen, von Glückshormonen durchfluteten Zustand bedeuten. Dieser Zustand kann schon nach einmaligen Vergessen der Tabletten eintreten, weswegen die Patienten dann ihre Mittel absichtlich nicht mehr einnehmen, damit dieses Glücksgefühl anhält.
Manische und hypomanische Episoden können grundsätzlich von selber wieder verschwinden. Das Risiko, das auf die euphorische, übermütige Phase eine Depression folgt, ist allerdings erhöht.
Darum sollte bei Verdacht auf eine krankhafte Stimmungslagen-Änderung auf jeden Fall ein Spezialist aufgesucht werden. Neben der medikamentösen Behandlung stellen auch die Psychotherapie sowie die Soziotherapie wichtige Säule der Therapie dar. Der Ablauf kann verschieden gestaltet sein: Verhaltensänderungen werden geübt, Gedanken ausgetauscht, Zukunftspläne gemeinsam erstellt und die Emotionen während einer Musik- oder Kunsttherapie verarbeitet. Auch die Behandlungsdurchführung kann dabei unterschiedlich verlaufen: Es werden Gruppen- und Einzeltherapien über kurz oder lang, selten oder häufig je nach gemeinsamer Abmachung durchgeführt. Die Psycho- und Soziotherapien haben eine langfristige Erkrankungsverhinderung, eine Erklärung und Akzeptanz für die Krankheit und eine Wiedereingliederung ins soziale Leben zum Ziel.
Einigen pflanzlichen Heilmitteln werden stimmungsstabilisierende Wirkungen nachgesagt (z.B. Johanniskraut). Nach jetzigem Stand der Forschung zeigt aber kein homöopathisches Mittel oder alternativmedizinische Therapie (z.B. Akupunktur) eine ausreichende Wirkung, um die Manie in den Griff zu bekommen.
Nach Diagnosestellung einer Manie folgt in den allermeisten Fällen eine stationäre Aufnahme, in deren Verlauf eine medikamentöse Therapieeinstellung sowie der Beginn von Psycho-, Sozio- oder anderer Therapien (Musik-, Kunst-, Tiertherapie etc.) erfolgen soll. Die meisten Patienten müssen über einige Wochen in stationärer Betreuung bleiben, bis eine Stabilisation so weit eingetroffen ist, dass sie nach Hause entlassen werden können und eine ambulante Therapie fortgesetzt werden kann.
Vor allem Lithium ist ein Medikament, das streng kontrolliert werden sollte, da schon leichte Abweichungen zu Vergiftungen führen können. Auch die anderen eingesetzten Mittel können Blutbildveränderungen oder Leberschäden verursachen, weswegen monatliche Blutabnahmen in jedem Fall durchzuführen sind!
Die Medikamente müssen in den allermeisten Fällen über einen langen Zeitraum eingenommen werden, damit ein Rückfall verhindert wird. Das weitere Vorgehen wird im Ermessen des behandelten Arztes durchgeführt.
Die Manie ist ein Zustand unangepasster, gehobener, gereizter Stimmung kombiniert mit überdrehtem Verhalten, Rededrang, subjektiver Leistungssteigerung, verminderten Schlafbedürfnisses, gesteigerter Aggressivität und verminderter Hemmschwelle, was meistens nicht alleine, sondern phasenweise, abwechselnd mit depressiven Episoden vorkommt („bipolare affektive Störung)“.
Patienten neigen in manischen Phasen dazu, unüberlegte Handlungen zu setzen (massive Geldausgabe, übertriebener Sexualtrieb) und leiden teilweise auch unter wahnhaften, schizophrenen Symptomen (häufig: Größenwahn). Die Therapie muss in den allermeisten Fällen stationär erfolgen und wird mit Stimmungsstabilisatoren, wie Lithium, Valproat oder atypische Antipsychotika in Kombination mit Psycho- und Soziotherapien behandelt.
Alle unsere medizinischen Inhalte werden regelmäßig überprüft und aktualisiert
Geschrieben von
Leyla Al-Sayegh
Medizinisch geprüft am
4. Nov. 2022
Die Manie zeigt sich durch typische Symptome: gehobene, überdrehte Stimmung, Rededrang, Antriebssteigerung, riskantes Verhalten, reduzierte Hemmschwelle bis zur aggressiven Erregung, vermindertes Schlafbedürfnis, gesteigerte Leistungsfähigkeit bis zur erhöhte Selbsteinschätzung, Gedankenrasen, Konzentrationsschwierigkeiten und „Ideenflucht“ für mindestens 1 Woche.
Patienten/Innen neigen dazu übermäßiges Risiko einzugehen – unkontrollierte Spielsucht, übermäßige Geldausgaben und erhöhter Sexualtrieb sind häufige Warnzeichen.
Bei leichter Ausprägung („Hypomanie“) ist eine Abgrenzung zu einem natürlichen, extrovertierten, heiteren Gemüt oft schwer zu treffen.
Warum eine Manie ausbricht, ist nach jetzigem Stand der Forschung nicht vollständig geklärt. Es wird davon ausgegangen, dass genetische und biologische Faktoren schon gegeben sein müssen. Aus einem Zusammenspiel mit zusätzlichen Stressoren aus der Umwelt (übermäßiger Stress, Existenzverlust, Erfahrungen mit dem Tod, etc.) kann dann eine Manie ausgelöst werden. Dieser Ansatz wird bio-psycho-soziales Modell genannt und bedarf momentan noch weiterer Forschung.
Es ist ganz wichtig zu verstehen, dass Menschen in manischen Phasen, nicht verrückt oder gar dumm, sondern krank sind. Wichtige Maßnahmen sind, mit Betroffenen freundlich und ehrlich zu reden und trotz eventueller Konzentrations-Unfähigkeit und Gedankenabreißen des Manikers, versuchen, geduldig zu bleiben.
Sollten die Symptome das 1. Mal auffallen, ist eine Vorstellung beim Arzt/bei der Ärztin am besten im Krankenhaus unbedingt notwendig. Der Betroffene sollte beim Spitalsbesuch auf jeden Fall begleitet werden, vor allem, weil dieser selbst meistens keine Krankheitseinsicht hat. Im schlimmsten Fall muss über die Polizei eine Einweisung ins Krankenhaus erfolgen.
Falls man an sich selbst oder an nahen Bekannten den Verdacht des Bestehens einer manischen Phase hat, sollte man sich nicht scheuen, eine professionelle Behandlung zu suchen. Im besten Fall sollte eine Vorstellung in einer psychiatrischen Abteilung eines Krankenhauses erfolgen. Dort werden einige Gespräche und Untersuchungen durchgeführt, um bei Bestätigung des Verdachts eine stationäre Aufnahme zur optimalen Therapie durchführen zu können.
Alkohol kann auf jeden Fall ein Stressfaktor von außen sein, der bei darauf anfälligen Menschen eine Manie auslösen kann. Außerdem kann Alkoholkonsum bei schon durchgeführter Behandlung eine Wirkungsänderung der Medikamente schaffen, weswegen es leichter zu einem Rückfall kommt.
Grundsätzlich gibt es gute Medikamente, die den Zustand einer Manie unterdrücken können. Um eine langfristige Verhinderung eines Neuauftreten von manischen Phasen zu verhindern, müssen diese Medikamente auch nach Beseitigung der akuten Symptomatik langfristig eingenommen werden. Zusätzlich sollten Psycho- und Soziotherapien mit in die Behandlung eingeschlossen werden um ein möglichst normales Leben ermöglichen zu können.
Leider zeigen viele Betroffene einer Manie ein Wiederauftreten der Erkrankung, da diese typischerweise phasenweise verläuft.
Erkrankung zusammengefasst
Begriffe
Müdigkeit
Unsere Artikel sollen Ihnen einen ersten Eindruck von einem medizinischen Thema
vermitteln. Sie ersetzen keine ärztliche Untersuchung und Beratung.
Wir übernehmen keine Gewähr für die inhaltliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Darstellung.
Copyright © 2022, Medisiegel. All rights reserved.