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Malaria

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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Die Malaria ist eine der weltweit bedeutendsten Infektionskrankheiten und wird von Parasiten der Gattung Plasmodium nach einem Stich durch die Anopheles Mücke ausgelöst. Die Malaria ist die fünfthäufigste Ursache der Kindersterblichkeit weltweit. Eine Gefahr für Reisende besteht vor allem durch die von Plasmodium falciparum ausgelöste Malaria tropica, die rasch tödlich verlaufen kann. Die Erkrankung kann mittels eines Blutausstrichs nachgewiesen und durch eine Malaria-Prophylaxe meist verhindert werden.

Achtung

Die Malaria-Prophylaxe bietet keinen hundertprozentigen Schutz vor einer Erkrankung, sie verhindert jedoch meist die schweren und lebensbedrohlichen Verläufe.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Malaria?

Die Malaria ist die bedeutendste parasitäre Erkrankung des Menschen. Es erfolgen etwa 250 Millionen Malaria-Infektionen pro Jahr, wobei etwa jährlich rund 500 Fälle von Malaria nach Deutschland importiert werden. Circa 40 Kinder werden pro Jahr in Deutschland aufgrund von Malaria behandelt. Der bedeutendste Erreger ist hier mit 80 % Plasmodium falciparum.

Die Erreger der Malaria sind humanpathogene Protozoen der Gattung Plasmodium. Zu den humanpathogenen Arten gehören P. falciparum (Malaria tropica), P. ovale und vivax (Malaria tertiana), P. malariae (Malaria quartana) und P. knowlesi (Knowlesi Malaria). Reservoir der Plasmodien ist ausschließlich der Mensch, wobei P. knowlesi auch in anderen Primaten vorkommt.

Die Malaria ist eine tropentypische Erkrankung und tritt in tropischen und subtropischen Regionen aller Kontinente, mit Ausnahme von Australien, auf. Etwa rund 40 % der Weltbevölkerung lebt in Endemiegebieten, wobei jährlich ca. 600 000 Menschen an Malaria sterben. Drei Viertel der Todesfälle sind Kinder unter 5 Jahren. Die Malaria wird meist in den Endemiegebieten Afrikas, Asiens und Südamerikas erworben, wobei Afrika mit über 90 % der Fälle am meisten betroffen ist. Selten ist die sogenannte "Flughafen-Malaria", die durch importierte infektiöse Mücken in Flugzeugen und auf Flughafengeländen übertragen wird. Weiters gibt es eine sogenannte "Baggage-Malaria" welche von in Gepäckstücken "mitgenommenen" Mücken übertragen wird.

Im menschlichen Körper findet der ungeschlechtliche Zyklus der Plasmodien statt. Sie beginnt mit der sogenannten präerythrozytären Phase durch den Stich der Anopheles Mücke. Der Parasit gelangt hier durch den Speichel der Mücke als Sporozoit in das Blut des Wirtes. Daraufhin wandert der Erreger in die Leberzellen des Betroffenen ein. Der Erreger wandelt sich in der Leberzelle in Merogonien um, welche ans Blut abgegeben werden, und sich hier in Merozoiten umwandeln. Im Blut haften sich die Merozoiten in der sogenannten erythrozytären Phase an die Erythrozyten an, vermehren sich in diesen, und führen so zum Zerfall der roten Blutkörperchen.

Oberflächenantigene der Malaria-Parasiten werden auf der Oberfläche der roten Blutkörperchen präsentiert und führen besonders bei P. falciparum zu einer Agglutination von Erythrozyten im Kapillarbett. Diese Agglutination birgt die Gefahr einer Gefäßverstopfung. Ein Teil der Malaria-Erreger wandelt sich in den Erythrozyten auch in ihre geschlechtlichen Formen um und werden dann von der Anopheles Mücke bei einem Stich wieder aufgenommen. Der geschlechtliche Zyklus des Erregers erfolgt in der Mücke.

Hinweis

Die Übertragung erfolgt meist durch den Stich der weiblichen Anopheles Mücke. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch ist hingegen nicht möglich. Weitere seltene Übertragungswege sind die Übertragung bei einer Blut-Transfusion (die Erreger bleiben in Zitratblut etwa 14 Tage lang infektionsfähig), die Übertragung durch das Teilen von Spritzbesteck bei Drogenabhängigen, die versehentliche Aufnahme des Erregers bei Schnitt- oder Stichverletzungen und die transplazentare oder perinatale Übertragung (konatale Malaria, sehr selten) von der Mutter auf das ungeborene Kind.

Was sind die Symptome bei Malaria?

Die symptomatische Malaria manifestiert sich nach einer Inkubationszeit. Die Malaria tropica hat typischerweise eine Inkubationszeit von 7 bis 15 Tagen, kann aber auch erst nach 4 bis 6 Wochen zum Ausbruch kommen. Meist kommt es zu einem verzögerten Ausbruch nach einer ungenügenden Prophylaxe oder einer Erreger-Teilresistenz. Fieberhafte Infekte innerhalb der ersten 7 Tage in einem Endemiegebiet können demnach nie durch eine Malaria verursacht werden. P. vivax kann durch seine lange Latenzphase erst 6-8 Monaten nach einem Stich auftreten und durch die Hypnozoiten (Dauerstadium) noch 2-3 Jahre lang Rezidive verursachen. P. ovale kann bis zu 4 Jahre lang Rezidive verursachen, wobei Rückfälle hier auch bis zu 40 Jahre nach Primärinfektion beschrieben sind.

Der Beginn einer Malaria Erkrankung ist meistens unspezifisch. Meist beginnt sie mit uncharakteristischen Symptomen wie Kopf- und Gliederschmerzen beziehungsweise einem Krankheitsgefühl wie bei einem grippalen Infekt. Manchmal kommt es auch zu einer Magen-Darm-Symptomatik.

Zu diesem Zeitpunkt denken oft weder Betroffene noch die behandelnden Ärzte an die Möglichkeit einer Malaria-Infektion. Die daraufhin folgenden Symptome unterscheiden sich je nach Subtyp.

Der gefährlichste Malariatyp hat auch die unspezifischste Symptomatik. Hier ergeben ein starkes Krankheitsgefühl, Abgeschlagenheit, Durchfall , Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Rückenschmerzen ein buntes Bild von möglichen Differenzialdiagnosen. Die Intensität der Erkrankung hängt von der Immunisierung des Betroffenen ab. Erkrankte in Endemiegebieten haben meist eine Teilimmunität und erkranken daher nur leicht. Die Fieberschübe sind, anders als bei den anderen Subtypen, nicht regelmäßig, und können deshalb nicht als diagnostisches Kriterium herangezogen werden. Eine Spleno- und Hepatomegalie sind häufig, wobei laborchemisch oft eine Thrombozytopenie und eine Erhöhung der Transaminasen nachgewiesen werden kann.

Zentralnervöse Symptome wie Krampfanfälle oder Verwirrtheit sind Zeichen einer zerebralen Malaria und ein akuter Warnhinweis. Die Bewusstseinseintrübung kann hier schnell bis zum Koma voranschreiten. Weitere mögliche Komplikationen sind ein akutes Nierenversagen, ein Verschluss des Kapillarbetts durch agglutinierende Erythrozyten (auch in der Lunge möglich) und ein akuter Kreislaufschock.

Neben den allgemeinen Krankheitssymptomen erfolgt hier eine Rhythmisierung der Fieberschübe auf bis zu 40 Grad Celsius, welche dann im Regelfall alle 48 Stunden auftreten. Das Fieber steigt hier oft am späten Nachmittag an und besteht mit Schüttelfrost für etwa 3-4 Stunden. Danach fällt es in Kombination mit Schweißausbrüchen oft rasch wieder ab.

Die Fieberschübe treten hier typischerweise alle 72 Stunden auf.

Sie tritt nur in Südostasien auf und hat eine Inkubationszeit von 5-11 Tagen, welche die kürzeste aller Plasmodienarten ist. Die Fieberschübe treten täglich, nach rascher Rhythmisierung alle 24 Stunden auf. Die Parasitämie ist oft im Fieberschub sehr hoch und es kann zu einer komplizierten Knowlesi-Malaria mit Organbeteiligung kommen.

Wie wird Malaria diagnostiziert?

Bei einer unklaren hochfieberhaften Infektion muss der behandelnde Arzt immer eine ausführliche Anamnese erheben und gegebenenfalls eine stattgehabte Tropenreise aktiv erfragen. Da die Malaria sehr unspezifisch beginnt, und im Falle der Malaria tropica rasch lebensbedrohliche Komplikationen auftreten können, sollte möglichst bald ein Blutausstrich oder eine Untersuchung des dicken Tropfens durchgeführt werden. Hier kann auch aktiv nach Plasmodien gesucht werden.

Die Untersuchung auf Malaria kann mithilfe einer mikroskopischen Untersuchung des Bluts, einem Antigennachweis, einem Quantitative Buffy Coat oder einer serologischen Untersuchung erfolgen. Sinnvolle Laborparameter zur Abschätzung der Schwere der Erkrankung sind das Differenzialblutbild (Thrombopenie, Leukopenie), Transaminasen und Bilirubin (erhöht durch Leberbefall), LDH (erhöht durch Hämolyse), Elektrolyte (erhöhtes Kalium bei massiver Hämolyse), Glukose (Hypoglykämie teils unter 40mg/dl), Blutgasanalyse (Azidose) und die Gerinnung (DIC).

Therapie bei Malaria

Das Medikament der Wahl zur Behandlung der Malaria tertiana und quartana ist Chloroquin, wobei es Resistenzen von P. vivax gegen Chloroquin in Teilen Indonesiens, Papua-Neuguinea, der Pazifikregion sowie in Brasilien beziehungsweise Peru gibt. In diesen Fällen erfolgt die Therapie analog zur Malaria tropica mit Mefloquin, Atovaquon/Proguanil oder Artemeter/Lumefantrin. Zur Vorbeugung von Rezidiven bei der Malaria tertiana sollte an die Akuttherapie einige Wochen später eine Behandlung mit Primaquin erfolgen. Die Rezidivprophylaxe ist nicht vollkommen zuverlässig, es kann in 10-30 % der Fälle je nach geografischer Herkunft der Plasmodien trotzdem zu Rezidiven kommen. Bei Malaria quartana ist keine Rezidivprophylaxe notwendig. Als Nebenwirkung kann bei Menschen mit Glukose-6-phosphat-Dehydrogenasemangel bei Primaquin eine hämolytische Reaktion auftreten.

Die Knowlesi-Malaria spricht bei einem unkomplizierten Verlauf in der Regel gut auf Chloroquin an. Teilweise kann zur schnelleren Klärung der Malaria-Parasiten bei diesem Subtyp eine gleichzeitige Therapie von Chloroquin und Primaquin erfolgen.

Hinweis

Im Falle eines komplizierten Verlaufs sollte analog zur Malaria tropica eine Behandlung mit Chinin iv. oder Artesunat iv. erfolgen.

Die Malaria tropica ist mit Gegensatz zu den anderen Subtypen immer ein diagnostischer und therapeutischer Notfall. Sie sollte zu Beginn immer stationär behandelt werden, mit einer Bereitschaft von intensivmedizinischen Maßnahmen. Durch die Agglutination von Erythrozyten kann es innerhalb weniger Stunden zu schweren Organläsionen kommen. Betroffen sind hier insbesondere das Gehirn , die Nieren, die Lunge , das kardiovaskuläre System und die Leber . Nach der spezifisch antiparasitären Behandlung spielt die adjuvante Therapie eine entscheidende Rolle.

Wie ist die Prognose bei Malaria?

Die Prognose der Malaria ist je nach Subtyp, dem körperlichem Gesundheitszustand und dem Alter sehr unterschiedlich. Die Malaria tertiana und quartana können meist unkompliziert behandelt werden, wohingegen die Malaria tropica ein therapeutischer Notfall ist und oft intensivmedizinische Betreuung benötigt.

Empfehlungen zur Nachsorge bei Malaria

Die Nachsorge erfolgt je nach Subtyp und Schweregrad der Erkrankung beim behandelnden Arzt, beziehungsweise in der behandelnden Klinik, im Intervall. Bei der Malaria tertiana ist beispielsweise eine Rezidivprophylaxe notwendig.

Zusammenfassung

Die Malaria ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit und wird durch Parasiten aus der Gattung der Plasmodien nach einem Stich der Anopheles Mücke ausgelöst. Etwa rund 40 % der Weltbevölkerung lebt in Malaria-Endemiegebieten, wobei es jährlich zu etwa 250 Millionen Infektionen kommt. Man unterscheidet die Malaria tertiana, die Malaria quartana, die Malaria tropica und die Knowlesi-Malaria.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die Malaria ist keine vererbbare Krankheit, sondern wird durch humanpathogene Parasiten ausgelöst.

Die Malaria kann beispielsweise mittels Blutausstrich, PCR oder einer serologischen Untersuchung erfolgen.

Der Überträger der Malaria ist die Anopheles Mücke.

Die Malaria ist vollständig heilbar, wobei es je nach Subtypen zu Rezidiven kommen kann. Zur Rezidivprophylaxe gibt es beispielsweise bei der Malaria tertiana eine Behandlung mit Primaquin.

Derzeit gibt es keine zugelassene Impfung gegen Malaria. Es kann jedoch eine Malaria-Prophylaxe, zur Verhinderung schwerer Verläufe, vor dem Aufenthalt in einem Endemiegebiet eingenommen werden.

Je nach Subtyp ist die Gefährlichkeit der Malaria unterschiedlich. Die Malaria tropica ist für Europäer, ohne Malaria-Immunität, eine sehr schwere Infektionskrankheit mit potentiell lebensbedrohlichem Verlauf.

Malaria wird durch Parasiten aus der Gattung der Plasmodien ausgelöst. Die Erkrankung wird also weder durch einen Virus, noch durch ein Bakterium verursacht.

In Einzelfällen kann es zu jahrelangen Rezidiven kommen, wobei diese meist nach einigen Jahren verschwinden.

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Malaria einfach erklärt

Häufigkeit

  • 500 Millionen Betroffene weltweit
  • 80% der Malariainzidenz in Ländern des tropischen Afrikas

Risikofaktoren

  • Unzureichender Schutz vor Mückenstichen in Malaria-Gebieten

Ursachen

  • Infektion mit Plasmodien
  • Mücke als Wirt
  • Infektion durch Mückenstich

Symptome

  • Abgeschlagenheit
  • Kopfschmerzen
  • Gliederschmerzen
  • Fieber
  • Durchfall

Komplikationen

  • Krampfanfällen
  • Bewusstseinstrübungen
  • akutes Nierenversagen
  • pulmonale Verlaufsformen
  • Kreislaufkollaps
  • hämolytische Anämie
  • disseminierte intravasale Koagulopathien

Diagnose

  • Anamnese
    • Fühlen sie sich müde und abgeschlagen?
    • Waren sie in letzter Zeit in einem Risikogebiet für Malaria (tropisches Afrika)?
    • Leiden sie an Kopfschmerzen?
    • Leiden sie an Gliederschmerzen?
    • Haben sie eine erhöhte Körpertemperatur oder Fieber?
    • Leiden sie an Durchfall?
  • Blutausstrich
    • Anfärben der Blutzellen
    • Erreger sind zwischen Blutzellen nachweisbar
  • Körperliche Untersuchung
    • Untersuchung von Lunge und Herz

Laborwerte

  • CRP Erhöht
  • Leukozyten Erhöht
  • Procalcitonin Erhöht
  • BSG Erhöht

Differenzial Diagnose

  • Brucellose
  • Amöbenruhr
  • Dengue-Fieber
  • Chagas-Krankheit

Therapie

  • Medikamente
  • Dialyse

Präventionsmaßnahmen

  • Schutz vor Mückenstichen
  • präventive Atovaquon/Proguanil und Doxycyclin Einnahme

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Schutz vor Mückenstichen
  • präventive Atovaquon/Proguanil und Doxycyclin Einnahme

Prognose

  • Lebensbedrohliche Infektion
  • Bei frühzeitiger Behandlung heilbar

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