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Magersucht

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Magersucht?

Die Magersucht, auch Anorexia nervosa oder Anorexie genannt, ist eine spezifische Art der Essstörungen. Unter Essstörungen versteht man allgemein einen fehlerhaften Umgang mit dem Konsum von Nahrung zum Teil auch mit einem gestörten Selbstbild. Es gibt zahlreiche verschiedene Formen von Essstörungen, die von einem kompletten Verzicht auf Nahrung (hungern) bis zu einem totalen Überkonsum der Nahrung variieren können. Im Falle der Magersucht versuchen die Erkrankten ihr Körpergewicht immer mehr zu reduzieren. Gerade auch dann, wenn dieses nicht mehr im gesunden Bereich liegt. Anorexia nervosa weist die höchste Sterblichkeit bei Betroffenen mit einer psychischen Erkrankung auf und spielt gerade deswegen in der therapeutischen Arbeit eine sehr große Rolle.

Einteilung der Esstörungen

Es gibt verschiedene Arten von Essstörungen, die sich in einigen Punkten unterscheiden und in anderen Punkten überschneiden

Die Anorexia nervosa, umgangssprachlich auch Magersucht genannt, kennzeichnet sich durch ein deutliches Untergewicht mit einem BMI (Body Mass Index) von unter 17,5 kg/m² und einer Körperschemastörung. Der starke Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt, durch beispielsweise Nahrungsverminderung. Betroffene können ihre Körperform und Gesundheit nicht mehr richtig einschätzen und haben das Gefühl, immer noch zu dick zu sein. Die Patienten sind jedoch von einer Unterernährung betroffen.

Magersüchtige drängen sich selbst immer mehr in ein deutlich wahrnehmbares Untergewicht. Die Gefahr der Magersucht besteht vor allem darin, dass an Magersucht erkrankte Personen dies selbst meistens gar nicht wahrnehmen können. Häufig verläuft die Krankheit so extrem, dass der betroffene Körper durch diese extreme Schwächung nicht mehr im Stande dazu ist, grundlegenden Körperfunktionen nachzukommen. Magersüchtige selbst sehen sich durch ihre gestörte Körperwahrnehmung und das falsche Selbstbild immer noch als übergewichtig an, obwohl der Körper immer weiter an Gewicht verliert.

Es kommt durchaus vor, dass Patienten mit Anorexia nervosa auch erbrechen, um eine Gewichtsreduktion herbeizuführen. In diesem Fall nennt man das Krankheitsbild Anorexia nervosa vom purging typ. Dieser unterscheidet sich vom restriktiven Typen, der sich durch Nahrungsverweigerung kennzeichnet. Beide Typen können ineinander übergehen.

Stoffwechselfunktionen oder der hormonelle Regelkreis können durch die Unterernährung nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren. Selbst normale Körperfunktionen können nicht mehr aufrechterhalten werden. Viele betroffene Patientinnen klagen über das Ausbleiben oder unregelmäßige Eintreffen ihrer Periode oder Schwäche im Alltag.

Abzugrenzen von der Magersucht ist die Bulimie (Bulimia nervosa). Bei der Bulimie stehen Heißhungerattacken und selbstinduziertes Erbrechen im Vordergrund. Patienten sind hier oft normalgewichtig.

Eine weitere Form von Essstörungen ist die Binge-Eating-Essstörung. Sie kennzeichnet sich durch starkes Übergewicht bei Betroffenen und Heißhungerattacken ohne Erbrechen.

Die Orthorexie bedeutet übersetzt: "richtiges Essen" und wird in der Medizin als krankhaftes Zwangsverhalten der Nahrungsaufnahme von gesunden Lebensmitteln eingestuft. Es ist ein neuartiges Phänomen, das seit Längerem beobachtet wird. Die Nahrungsaufnahme zeigt sich in einem sehr bewussten und zwanghaftem Essverhalten, das über dem normalen, abwechslungsreichen Essverhalten hinausgeht. Die Angst vor Erkrankungen ist dabei stark ausgeprägt.

Es ist dadurch gekennzeichnet, dass Betroffene sich übermäßig stark mit gesunden Lebensmitteln auseinandersetzen. Das Bedürfnis nur noch gesunde Lebensmittel zu sich zu nehmen, kann so weit gehen, dass Betroffene nur noch rohes Gemüse essen, dass sie selbst angebaut haben. Sie weisen oft kein Über- oder Untergewicht oder eine Körperschemastörung auf. Es wird eine Kombination aus Ess- und Zwangsstörung diskutiert. Therapiert wird die Orthorexie ähnlich wie andere Essstörungen, durch eine Ernährungs- und/oder Psychotherapie. Aber auch die Konfrontationstherapie als Teil der Verhaltenstherapie kann sinnvoll sein, um die vom Patienten als ungesund eingestuften Lebensmittel wieder zu neutralisieren.

Psychologische Ursachen

Die Entstehung der Krankheit ist nicht auf eine einzelne Ursache zurückzuführen. Meist treffen mehrere Faktoren aufeinander, die zu einer Störung des Essverhaltens führen. Dieses macht es natürlich später auch Psychotherapeuten besonders schwer, an den Ursachen der Krankheit zu arbeiten.

Hinweis

Die psychologischen Einflüsse, die in der Entstehung der Anorexia nervosa bedeutend sind, sind vielfältig.

Traumatische Ereignisse in der Kindheit oder Störungen in der Konfliktverarbeitung können zu einem geringeren Bewältigungsmechanismus (Coping-Mechanismus) führen und eine Magersucht fördern. Es gibt ebenfalls bestimmte Charakter- oder Persönlichkeitseigenschaften, die mit der Erkrankung assoziiert sind. Dazu zählen vor allem leistungsorientiertes und ehrgeiziges Verhalten im Alltag.

Seelischer Stress, ein vermindertes Selbstwertgefühl und allgemeine Unzufriedenheit, sowie gestörte Beziehungen (familiäre oder freundschaftliche Einflüsse) zu Menschen aus der nahen Umgebung, begünstigen die Erkrankung der Magersucht. Auch gesellschaftliche Einflüsse, wie das typische Schönheitsideal, welches in den sozialen Medien verbreitet wird, spielen eine große Rolle.

Wissenswert

Vor allem Frauen und Mädchen sind von dieser Krankheit betroffen. Auf einen magersüchtigen Mann kommen 10 magersüchtige Frauen/Mädchen (10:1), wobei die Rate an betroffenen Jungen und Männern in den letzten Jahren angestiegen ist.

In Deutschland leiden circa eine Million Menschen an einer Essstörung. Gerade die Anorexia nervosa fängt häufig schon im Laufe der frühen Pubertät, als Jugendlicher an. Die meisten Betroffenen gehören oberen sozialen Schichten an. Vor allem in höheren sozialen Schichten sowie bei jungen Erwachsenen ist der Drang nach perfekter Schönheit, nach Makellosigkeit immer stärker zu spüren. Hauptsächlich durch die sozialen Medien werden falsche Ansichten und Werte vermittelt, die immer leichter das eigene, subjektive Selbstbild negativ beeinflussen können.

Viele junge Mädchen und auch Jungen nehmen sich Models zum Vorbild, die Bilder in sozialen Medien posten oder in Zeitschriften erscheinen. Leider werden diese Bilder komplett überarbeitet, sodass sämtliche, nicht perfekten Körpermerkmale, verschwinden. Sehen nun junge, pubertierende Menschen diese Bilder, gehen sie davon aus, dass diese Bilder der Realität entsprechen und sie genauso vermeintlich makellos wie ihre Idole aussehen müssen. Die Nichtakzeptanz des eigenen Aussehens und Körpers werden einem bei dieser Krankheit zum Verhängnis.

Der extreme, bewusste Gewichtsverlust bei der Magersucht, wird strategisch von den Betroffenen herbeigeführt. Hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • die klar verminderte beziehungsweise ganz ausgelassene Nahrungsaufnahme
  • selbst ausgelöstes Erbrechen
  • übermäßiges Treiben von Sport
  • Abführmittel sind ebenfalls ein gebräuchliches Mittel zur Gewichtsreduktion

Genetische Ursachen

Ungeachtet der psychologisch begründeten Ursachen einer Magersucht, darf man nicht außer Acht lassen, dass Wissenschaftler heutzutage immer mehr davon ausgehen, dass Menschen auch aufgrund ihrer Gene dazu neigen können eine Magersucht zu entwickeln. Dies bedeutet nicht, dass, wenn Person X ein bestimmtes Gen hat, bei ihm auch eine Magersucht ausbricht. Dies bedeutet lediglich, dass bestimmte Menschen mit einem bestimmten Gen anfälliger sind, eine Magersucht zu entwickeln. Die vielfältigen psychologischen Ursachen, die einer Magersucht zugrunde liegen, spielen eine weit größere Rolle in der Entstehung der Krankheit. Hat Person X besagtes Gen, welches ihn anfälliger für die Magersucht Erkrankung macht, aber keinerlei psychologischen Stress, so wird dieser auch keine Magersucht entwickeln.

Was sind die Symptome einer Magersucht?

Symptome im Überblick

Die Symptome einer Magersucht sind, genauso wie die Krankheit an sich, selbst herbeigeführt.

  • extreme Reduktion des Körpergewichts
  • übermäßige sportliche Aktivität
  • ggf. Absichtliches Erbrechen
  • ggf. Verweigerung der Nahrungsaufnahme an sich
  • Fokussiertes Zählen von Kalorien
  • Körperschemastörung
  • Geschwächte Stoffwechselleistung
  • allgemeine Mangelerscheinungen
  • Bei Frauen: Zyklusstörungen bis zum Ausbleiben der Periode
  • Steigerung des Stresshormons Kortisol
  • Schilddrüsen- und Stoffwechselhormon T3 vermindert
  • Verminderung bis zum Verlust der Libido
  • verlangsamter Herzschlag (Bradykardie)
  • verminderter Blutdruck (Hypotonie)
  • Elektrolytstörungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • verminderte Körpertemperatur (Hypothermie)
  • Wassereinlagerungen (Ödeme)
  • Uhrglasnägel
  • Trommelschlägelfinger
  • Haarausfall
  • Muskelschwäche
  • Lanugobehaarung (flaumartige Behaarung)
  • Hamsterbäckchen (durch Vergrößerung der Ohrspeicheldrüsen)
  • Hirnatrophie (Hirnmasse schrumpft)
  • Gedächtnisstörungen
  • Veränderungen im Wesen
  • Konzentrationsstörungen

Diese Symptome können mehr oder weniger auffällig sein, hierbei lohnt es sich, als Angehöriger einer betroffenen Person etwas genauer darauf zu achten, sollte der Verdacht auf eine Magersucht bestehen.

Im Vordergrund der Symptome steht die Körperschemastörung. Das bedeutet, dass sich Betroffene unabhängig vom Körpergewicht als übergewichtig wahrnehmen. Infolgedessen beginnen sie mit dem Hungern oder dem Erbrechen der Nahrung und übermäßigem Sport.

Durch diese primären genannten Symptome wird der Körper mit seinem Stoffwechsel und seinen Funktionen durch Mangelerscheinungen allgemein geschwächt. Dies kann sich auf verschiedene Art und Weise äußern, vor allem in verschiedenen Systemen des Körpers. Folgend werden einige sekundäre, negative Veränderungen des Körpers aufgezählt.

Erläuterungen zu Symptomen des Herz-Kreislauf Systems

In Bezug auf das Herz-Kreislauf-System haben Betroffene meist einen verlangsamten Herzschlag (=Bradykardie) sowie einen erniedrigten Blutdruck (=Hypotonie). Durch die geringe Nahrungsaufnahme kann es außerdem zu Elektrolytstörungen kommen. Elektrolyte sind Mineralstoffe, die für ein Gleichgewicht in der Versorgung und Regulierung von Nerven- und Muskelzellen helfen. Wird dieses Gleichgewicht durch die Nahrungsrestriktion oder durch Erbrechen durcheinander gebracht, kann es zu Herzrhythmusstörungen kommen, an denen Betroffene versterben können.

Bulimie Symptome

Patienten, die von einer Bulimie betroffen sind, zeigen im Gegensatz zu Anorexie-Patienten weitere Symptome, die durch das Erbrechen entstehen. Im Vordergrund stehen hierbei die Mundwinkelrhagaden (Einrisse an den Mundwinkeln), die durch die ständige Berührung mit der Magensäure entstehen. Zusätzlich sind sogenannte Schwielen oder Wunden an den Fingergelenken sichtbar, die auch durch die Belastung der Magensäure entstehen. Auch Karies ist keine Seltenheit.

Anorexia nervosa und Kinderwunsch/Schwangerschaft

Durch die ständige Mangelernährung und das Ausbleiben der Periode bei starkem Untergewicht, kann kein Eisprung mehr stattfinden. Wenn dieser Zustand über Jahre anhält, kann es dazu führen, dass Frauen unfruchtbar werden und bleiben, da das Gewebe und die Eizellen unterversorgt sind. Das führt zu verschiedensten hormonellen Entgleisungen, die nicht nur Sterilität, sondern, auch durch das fehlende Östrogen, weitere Krankheitsbilder zur Folge haben können. Als Beispiel seien hier Osteoporose (Instabilität der Knochen) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzuführen. Zusätzlich haben betroffene magersüchtige Frauen krankheitsbedingt große Angst vor einer unkontrollierbaren Gewichtszunahme, die dazu führt, dass Frauen mit Anorexie häufig auch nicht schwanger werden möchten. Die Angst vor dem Dick-werden kann sich auch erst während der Schwangerschaft manifestieren. In diesem Fall nennt man die Magersucht Pregorexie. Auch diese Form der Essstörung muss gerade vor dem Hintergrund, dass zwei Lebewesen unter der Nahrungsrestriktion leiden, schnellstmöglich therapiert werden.

Sollte es bei Frauen mit Anorexie zu einer Schwangerschaft kommen, sind diese häufiger komplikationsreich als bei Frauen, die keine Anorexie in der Vorgeschichte haben. Früh- und/oder Fehlgeburten treten häufiger auf, da die Plazenta nicht ausreichen versorgt wird und dadurch auch der Fötus nicht. Außerdem ist das Geburtsgewicht der Kinder meistens erniedrigt und Föten betroffener Personen kommen häufiger durch Kaiserschnitte auf die Welt. Das Risiko für die Kinder selbst an einer Essstörung oder anderen Krankheiten wie koronaren Herzerkrankungen , Bluthochdruck , oder Diabetes zu erkranken, ist erhöht und auch die postnatale Rate an Depressionen der Mütter, treten im Vergleich zur Normalbevölkerung vermehrt auf.

Wie wird die Magersucht diagnostiziert?

Diagnose einer Magersucht

Um die Diagnose "Magersucht" stellen zu können, sind verschiedene Schritte notwendig

Da von Magersucht betroffene Personen ihre Krankheit oft selbst gar nicht als diese wahrnehmen, sind es meist die Angehörigen wie Familienmitglieder oder enge Freunde, die infolge eines ernsten Verdachtes erste Schritte im Kampf gegen diese Krankheit unternehmen. Hierbei wird meistens empfohlen, zuerst Beratung bei einem Haus- oder Kinderarzt aufzusuchen, da der Beginn der Krankheit häufig in der Pubertät startet.

Ist es den Angehörigen gelungen, die betroffene Person zu einem Arztgespräch zu überzeugen, so beginnt dieser Arzt erst für die Diagnostik mit einer allgemeinen Krankheitsvorgeschichte. Der Patient wird über eventuelle Vorerkrankungen, aktuelle Beschwerden (körperlich sowie seelisch) und nach dem persönlichen Leidensweg und dem Untergewicht befragt. Hierbei können typische Fragen wie „Sind Sie Ihrer Meinung nach zu dick?“ oder „Versuchen Sie, bewusst das Gewicht extrem zu senken?“ gestellt werden. Bei weiblichen Personen wird außerdem häufig nach dem Ausbleiben der Regelblutung gefragt.

Anschließend untersucht der Arzt den Körper der erkrankten Person. Dies dient dazu, sich einen allgemeinen Überblick über den gesundheitlichen Zustand des Körpers zu machen. Hierbei werden oft Organe wie Herz , Lunge und Bauch mit dem Stethoskop abgehört. Obwohl das Untergewicht meist schon so abgeschätzt werden kann, misst der Arzt für die korrekte Diagnose das Körpergewicht sowie die Körpergröße. Damit kann er dann den BMI (Body Mass Index) mit der Einheit kg/m2 des Patienten erstellen. Der BMI ist ein Kennwert, der für die Abschätzung des Körpergewichts benutzt wird.

Während ein BMI zwischen 19 und 25 als gesund und normal gilt, geht man ab einem BMI von 17,5 von einem Untergewicht aus. Da von Anorexie betroffene Menschen allerdings meistens an extremem Untergewicht leiden, liegt deren BMI meist noch weit unter diesem Kennwert. Ab einem BMI Wert von unter 16 wird eine stationäre Aufnahme des Patienten in einem Krankenhaus empfohlen. Mit sinkendem BMI ist das Auftreten von immer mehr organischen Schäden wahrscheinlich. Ab einem BMI von circa 12 schweben die meisten Patienten in Lebensgefahr.

Des Weiteren veranlasst der Arzt die Untersuchung von verschiedenen Blutwerten. Eine Störung bei den Leber- sowie Nierenwerten und auch im Elektrolythaushalt, deuten hierbei ebenfalls auf eine Magersuchterkrankung hin. Beispielsweise eine Erniedrigung des Kaliums, Natriums und Chlorids, sowie ein Anstieg des Cholesterins sind typische Anzeichen.

Da das häufige Erbrechen sehr gefährlich für den menschlichen Körper sein kann, ist es wichtig, dass die Blutwerte regelmäßig kontrolliert werden. Häufig kommt es zu Veränderungen im Eiweißhaushalt, der dazu führt, dass Betroffene Wasser in den Beinen oder dem Bauch einlagern und das Untergewicht so kaschieren. Zusätzlich kann die sogenannte alpha-Amylase im Blut bestimmt werden, die erhöht ist, wenn Betroffene sich übergeben. Sie kann auch als quantitatives Maß für die Anzahl der Erbrechen genutzt werden.

Ein weiterer wichtiger Blutmarker sind Werte, die Auskunft zu dem blutbildenden System geben. Das sind neben den roten und weißen Blutkörperchen auch die Blutplättchen. Durch die Mangelernährung kommt es zur Störung in der Bildung der Blutplättchen, was sich in Blutarmut, einer Schwächung des Immunsystems oder einer Blutungsneigung äußern kann, weshalb Betroffene häufiger krank werden oder Schwäche und Müdigkeit empfinden.

Um die Diagnose der Anorexia nervosa stellen zu können, müssen 4 Kriterien bei der betroffenen Person zutreffen.

  1. 01
    Körperschemastörung
  2. 02
    Untergewicht (BMI unter 17,5kg/ m2)
  3. 03
    selbst herbeigeführte Gewichtsreduktion
  4. 04
    endokrine (hormonelle) Störungen

Oft werden nicht nur die Aussagen der betroffenen Person, sondern auch die der Angehörigen mit in die Diagnosestellung einbezogen.

Therapie bei Magersucht

Therapie

Die Therapie der Magersüchtigen erfolgt sehr unterschiedlich und variiert je nach Patienten und Ausmaß der Erkrankung. Generell gibt es allerdings gewisse Ansatzpunkte, an denen man sich orientieren kann.

Eine ambulante Behandlung wird meist durchgeführt, solange der BMI noch über 15 liegt. Hier können meist noch größere Organschäden vermieden werden. Die Patienten bekommen durch eine gute Psychotherapie meist eine gute Krankheitseinsicht, die auf dem Wege zur Besserung sehr viel wert ist. Zusätzlich sollte die Anorexia nervosa als Krankheitsbild von der betroffenen Person akzeptiert werden und die Mitarbeit der Patienten gewährleistet sein.

Sollte der Patient innerhalb von 6 Monaten mehr als 20 % seines Körpergewichts verloren haben oder der BMI unter einem Wert von 15 kg/m² liegen und zusätzlich noch eine Bedrohung in Form von mehreren zusätzlichen Erkrankungen (Komorbiditäten) aufweisen, wird es lebensgefährlich. Hierbei handelt es sich beispielsweise um eine starke Erniedrigung der Herzfrequenz auf unter 40 Schläge pro Minute, Herzrhythmusstörungen oder starke Blutbildveränderungen. Es sollte der Fokus auf eine offen-stationäre Behandlung gelegt werden. Das Therapiekonzept wird angewandt, wenn das ambulante Setting fehlende Besserung zeigt oder weitere starke Krankheitsbilder neben der Anorexie vorliegen (bspw. eine starke Depression ).

In der akuten Situation liegt der Fokus auf der Erhöhung des Körpergewichts, das mithilfe von regelmäßigen Mahlzeiten (3-5 mal am Tag) erreicht werden soll. Hierbei wird versucht, eine bestimmte Anzahl von Gramm Körpergewicht pro Woche zuzunehmen, sowie eine geregelte Einnahme von Mahlzeiten jeden Tag (wieder) zu etablieren. Oftmals werden Therapieziele für eine Woche festgelegt, bei denen es sich um eine Gewichtszunahme von 2 bis 3 kg pro Woche handelt. Allerdings darf die Gewichtszunahme nicht zu schnell erfolgen, da sonst das sogenannte "Refeeding-Syndrom" auftreten kann, bei der es zu einer massiven Insulinfreisetzung kommt. Das führt zu starken Elektrolytveränderungen, die ebenso lebensbedrohend sein können. Deswegen wird gerade zu Beginn der Behandlung die Kalorienmenge auf circa 1000 kcal pro Tag empfohlen. Da die Aufnahme von Nahrung für die Betroffenen einem Entzug gleicht, sollte man Verständnis für die schwierige Situation aufbringen.

Liegt eine lebensbedrohliche Situation vor, die sofortiges Handeln verlangt, ist es erlaubt, die Patienten auch gegen ihren Willen zwangszuernähren mittels einer Magensonde. Da diese Maßnahme gegen den Willen des Patienten erfolgt, ist es wichtig, die unterlassene Hilfeleistung gegen die vitale Bedrohung der Betroffenen abzuwägen.

Neben der akuten Therapie durch Zunahme des Körpergewichts wird auch psychotherapeutisch gearbeitet. Da sich nicht die eine Therapieform durchgesetzt, wird mithilfe eines multimodalen Therapiekonzepts gearbeitet. Mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie, Psychoedukation, psychodynamischer Therapie bei einem Psychotherapeuten oder der familienübergreifenden Therapie, kann eine Verbesserung der Krankheit erreicht werden.

Durch psychologische Betreuung wird versucht, der erkrankten Person Stück für Stück beizubringen, wieder ein gesundes Selbstbild zu erlangen, sowie mögliche Konflikte mit sich selbst oder nahestehenden Personen zu lösen. Diese Art der Therapie erstreckt sich oft über einen langen Zeitraum des Lebens, da die Magersucht an sich nie geheilt werden kann. Einzig der Umgang des Selbstbildes oder mit der Nahrung kann geschult werden.

Häufig leiden Patienten nicht nur unter der Essstörung Magersucht. Depressionen gehören zu der verbreitetsten Komorbidität. Magersüchtige haben ein etwa 20-fach erhöhtes Selbstmordrisiko (Suizidrisiko) und sind das Krankheitsbild mit der höchsten Sterberate, weshalb eine Therapie dringend anzuraten ist.

Neben Depressionen oder Suizidalität, stehen auch Persönlichkeitsstörungen wie Zwangshandlungen oder Angststörungen im Vordergrund, die schon vor Beginn der Krankheit ausgeprägt sein können oder sich im Laufe der Erkrankung entwickeln. Bei der Angststörung ist insbesondere die soziale Phobie ein zentrales Problem.

Wie ist die Prognose einer Magersucht?

Die Prognose ist abhängig davon, in welchem Ausmaß die Erkrankung bereits vorliegt. Generell gilt, dass je früher die Magersucht erkannt und behandelt wird, desto besser die Prognosen stehen. Denn hierbei ist der BMI Kennwert meist noch nicht so tief, dass das Untergewicht zu permanenten und lebensgefährlichen Schäden der wichtigen Organe und deren Funktionen führt. Zudem ist es dadurch wahrscheinlicher, mögliche Depressionen, die die Krankheit mit sich bringen kann und daraus eventuell resultierenden Selbstmord verhindern zu können.

Achtung

Die Sterblichkeit bei diesem Krankheitsbild liegt bei 5-20 %. Neben dem Körpergewicht spielen auch die Ressourcen des Einzelnen, das Erkrankungsalter zu Beginn der Magersucht und die Dauer eine ausschlaggebende Rolle für die Prognose und Rückkehr in ein normales Essverhalten und Leben.

Neue Ansätze und Alternativmedizin, ggf. Hausmittel:

Vor allem junge Frauen sind von dieser Krankheit betroffen. Hierbei lohnt es sich, besser zu kommunizieren, dass ständige Vergleiche mit anderen Personen aus dem Internet oder sozialen Medien zu einem krankhaften Verhalten führen können. Durch diese Plattformen werden unnatürliche Ansichten und Werte vermittelt und es wird versucht, unmögliche Perfektion zu erlangen. Die Aufklärung steht dabei im Vordergrund. Durch die zunehmende Akzeptanz von verschiedenen Körperbildern in der heutigen Zeit wird die Anzahl an Betroffenen hoffentlich konsequent abnehmen.

Umgang mit Betroffenen

Oft ist die Situation für Angehörige extrem schwierig und für beide Seiten sehr belastend. Eltern sehen ihr Kind verhungern und können nicht eingreifen oder nehmen die Krankheit nicht wahr und ernst. Es ist wichtig, dass offen über die Essens- oder Nahrungsaufnahme gesprochen wird, um erste Symptome rechtzeitig zu erkennen.

Es ist wichtig, dass nahestehende Personen gut über die Krankheit der Magersucht informiert sind, um weitergehendes Verständnis zeigen zu können. Schuldzuweisungen und Vorwürfe sind hier fehl am Platz und sollten unterlassen werden. Im Vordergrund sollte die Sorge um die Person stehen. Im offenen Gespräch in ruhiger Atmosphäre kann über die Sorgen und Ängste beider Seiten gesprochen werden. Es kann hilfreich sein, die Person zu einer Beratung zu motivieren oder ggf. Beratungsangebote vorzuschlagen.

Da die Therapie der Magersucht ein sehr langwieriger Prozess ist, ist es wichtig geduldig zu sein und auch Rückschläge gemeinsam mit der betroffenen Person zu bewältigen. Da Patienten häufig auch depressive Symptome aufweisen, kann es schwierig sein über den langen Weg Kontakt aufrechtzuerhalten. Dennoch ist es enorm wichtig, dass Betroffene auch nach langen Klinikaufenthalten nicht zurückkehren und allein sind.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Magersucht

Das Blutbild regelmäßig kontrolliert, um negative Veränderungen rechtzeitig wahrzunehmen und Folgeschäden so gering wie möglich zu halten.

Von Essstörungen betroffene Patienten sind den Rest ihres Lebens von der Krankheit betroffen, sie werden immer eine intensive und eventuell auch komplizierte Beziehung zu ihrem Essverhalten haben. Wichtig ist hierbei, dass dies frei kommuniziert wird. Vor allem das soziale Umfeld sollte besondere Rücksicht darauf nehmen, um eventuelle "Auslöser“ eines Rückfalls zu entschärfen und den Betroffenen zur Seite stehen, sollte in diesen ein Moment der Verzweiflung aufkommen.

Selbsthilfegruppen können Patienten helfen, auch in der Phase nach der akuten Therapie, ein gesundes Essverhalten beizubehalten. Wichtig ist, dass in der Therapie Bewältigungsstrategien erlernt wurden, die zwanghaftes Verhalten vermeiden können.

Achtung

Sollten Sie sich selbst, Ihr Kind oder jemand Bekannten in einer der oben genannten Punkte oder Beschreibung wiedergefunden haben, gibt es zahlreiche Anlaufstellen, die Sie unterstützen können. Neben Selbsthilfegruppen oder Internetforen ist ärztliche Hilfe bei diesem Krankheitsbild unabdingbar.

Zusammenfassung

Die Magersucht ist eine spezielle Art der Essstörung, die vor allem durch ein gestörtes Selbstbild und den sozialen Druck nach Perfektion ausgelöst wird. Hierbei erreichen die Betroffenen meist ein lebensbedrohendes Untergewicht , ohne dies selbst zu bemerken: Sie finden sich noch immer zu dick. Ein erfolgreicher Kampf gegen diese Krankheit zeichnet sich meist durch Ernährungs- sowie Psychotherapie sowie ein stabiles und unterstützendes soziales Umfeld aus.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die Magersucht wird unter anderem durch psychische Einflüsse hervorgerufen. Diese sind meist zwar nicht alleinige Auslöser dieser Krankheit, spielen dabei jedoch meist eine sehr große Rolle. Zudem können durch die Magersucht weitere psychische Krankheiten wie beispielsweise die Depression hervorgerufen werden.

Der Kampf gegen die Magersucht ist möglich durch ein stabiles und unterstützendes Umfeld der Betroffenen sowie die eigene Erkenntnis, dass man an einer Essstörung leidet. Erst dann kann durch Ernährungs- und Psychotherapie eine Heilung ermöglicht werden.

Eine Magersucht ist am ehesten zu verhindern, wenn eine Person im reinen mit seinem Körper und sich selbst ist. Da bei dieser Krankheit vor allem ein falsch vermitteltes Selbstbild und negative Ansichtsweisen im Vordergrund stehen, ist diese Krankheit am wahrscheinlichsten zu verhindern, wenn auch der Glaube an falsch vermittelte Werte verhindert wird.

Das Verhalten der Eltern variiert von Patient zu Patient. Empfohlen wird allerdings, sein Kind so gut wie nur möglich auf dem Weg der Besserung zu unterstützen. Man sollte die Krankheit als Krankheit ansehen, den Ernst dieser verstehen und sie nicht als „aufmerksamkeitssuchende Phase“ interpretieren und verharmlosen.

Von Magersucht kann prinzipiell jede Person betroffen sein. Allerdings wurde festgestellt, dass das weibliche Geschlecht und hierbei vor allem jüngere Mädchen in der frühen Pubertät von der Krankheit betroffen sind.

Der Weg aus der Magersucht ist sehr individuell. Er wechselt von Patienten zu Patienten und ist außerdem vom Ausmaß der Erkrankung sowie dem Willen des Betroffenen, auf den Weg der Besserung zu kommen, abhängig. Generell gilt: Je früher die Krankheit behandelt wird, desto leichter der Weg zur Besserung. Und je besser der Patient mitarbeitet und diese Krankheit besiegen möchte, desto höher die Erfolgschancen.

Eine Magersucht ist oft das Resultat verschiedener Ursachen. Hierbei können viele unterschiedliche Faktoren im Hintergrund stehen, wie beispielsweise psychologische Einflüsse wie allgemeine Unzufriedenheit und ein geringes Selbstwertgefühl und/oder familiäre Einflüsse wie gestörte Beziehungen zu Eltern.

Nein, die Heilung ist durchaus möglich, sofern man dies als Betroffene selbst möchte. Zusätzlich ist es allerdings auch möglich, dass verschiedene Essstörungen ineinander übergehen und so beispielsweise eine an zuvor Magersucht erkrankte Person irgendwann an Bulimie erkrankt.

Magersucht stellt eine große Bedrohung für lebenswichtige Organe und deren Stoffwechsel sowie wichtigen Funktionen dar, sollte man diese Krankheit nicht in den Griff bekommen. Darunter zählt unter anderem auch das Gehirn. In schlimmen Fällen kann es zu einer Rückbildung der Gehirnmasse führen. Ebenfalls wird durch diese Krankheit das „Belohnungszentrum“ im Gehirn falsch manipuliert und verändert.

Zu den ersten Anzeichen einer Magersucht gehören übermäßige sportliche Aktivitäten, der Verzicht oder die Reduzierung von regelmäßigen Mahlzeiten sowie ein deutlich wahrnehmbarer Gewichtsverlust. Ein weiteres Anzeichen für eine Magersucht kann außerdem ein erzwungenes Erbrechen nach einer Mahlzeit sein.

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Magersucht einfach erklärt

Anorexia nervosa

Häufigkeit

  • ca. 1% aller jungen Frauen von 15 bis 35 Jahren
  • ca. 0.1% aller jungen Männer von 15 bis 35 Jahren
  • Manifestationsalter: ca. 12 bis 15 Jahre

Risikofaktoren

  • Selbstwertproblemen
  • Perfektionismus
  • Zwanghaftigkeit
  • emotional vermeidendes Verhalten bei hoher Ängstlichkeit
  • soziale Unsicherheit und unsicherer Bindungsstil
  • genetische Einflüsse

Ursachen

  • gestörte Stresswahrnehmung
  • Genetische Faktoren
  • Gestörter Botenstoffwechsel
  • Wunsch nach Kontrolle
  • Pubertät
  • Hoher Leistungsanspruch
  • Schwaches Selbstbewusstsein
  • Magersucht als Druckmittel
  • Westliches Schönheitsideal

Symptome

  • Gewichtsverlust
  • verzerrte Wahrnehmung des Körpers
  • Untergewicht
  • Gedankenkreisen
  • übermäßige Leisungsorientiertheit
  • Depressionen
  • Hypotonie
  • Verstopfung
  • Frieren
  • Anämie
  • trockene Haut
  • Amenorrhö
  • Potenzprobleme
  • Konzentrationsschwäche
  • Haarausfall

Komplikationen

  • Zerstörung des Zahnschmelz
  • Schädigung des Ösophagus
  • Niereninsuffizienz
  • Blähungen
  • Bauchschmerzen
  • Zyklussstörungen
  • Unfruchtbarkeit

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie in den letzten Monaten sehr viel Gewicht verloren?
    • Haben sie diesen Gewichtsverlust durch ihr Verhalten herbeigeführt?
    • Denken sie, dass sie zu dick sind?
    • Leiden sie laut BMI an Untergewicht?
    • Denken sie häufig an das Thema Essen?
    • Beschäftigen sie sich häufig damit, wie sie die Nahrungszunahme umgehen können?
    • Haben sie das Gefühl möglichst perfekte Leistungen zu erzielen (z.B. in der Schule oder beim Sport)?
    • Leiden sie unter Stimmungsschwankungen und/oder Depression?
    • Leiden sie an einem niedrigen Blutdruck?
    • Haben sie häufig Verstopfungen?
    • Ist ihnen häufig kalt?
    • Frieren sie stark?
    • Bekommen sie regelmäßig ihre Menstruation?
    • Haben sie Potenzprobleme?
    • Haben sie Probleme damit sich lange auf eine Sache zu konzentrieren?
  • Körperliche Untersuchung
    • Körperlicher Zustand
    • Ernährungszustand
    • Selbstverletzung
    • Untersuchung von Herz, Lunge und Abdomen
  • Laboruntersuchung
    • Blutuntersuchung: Leberwerte, Nierenwerte, Hb, Ferritin, Elektrolyte
  • Spezifische Tests
    • Professioneller Fragenkatalog zu Magersucht und Bulimie "Eating Disorder Inventory" (EDI) von Garner

Differenzial Diagnose

  • Binge eating

Therapie

  • Lebensstiländerung
  • Psychotherapie

Präventionsmaßnahmen

  • Selbstwertgefühl stärken
  • Aufklärung
  • positives Körpergefühl vermitteln

Prognose

  • Prognose sehr unterschiedlich
  • meist Kampf über Jahre

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