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Lipödem

Als Lipödem (vom Altgriechischen: „lipos“ = Fett und „ödema“ = Schwellung) wird eine Fettverteilungs-Störung bezeichnet, bei der es zu einer lokalen, symmetrischen Vermehrung von Fettgewebe an den Beinen - oder (seltener) den Armen - kommt. Zusätzlich zur oft als „unschön“ empfundenen Fettvermehrung können Schmerzen, Wassereinlagerungen und weitere gesundheitliche Probleme im Rahmen des Lipödems auftreten. Das Lipödem wird als chronisch fortschreitende Erkrankung beschrieben.

Von der Erkrankung sind hauptsächlich Frauen betroffen. Manche Studien gehen davon aus, dass circa 10 % aller erwachsenen Frauen an der Krankheit leiden. Da das Lipödem allerdings oft übersehen oder nicht diagnostiziert wird, kann keine genaue Angabe über die Häufigkeit gemacht werden. Das Lipödem beginnt meistens in Phasen, in denen eine hormonelle Änderung im Körper stattfindet: Pubertät, Schwangerschaft oder Menopause.

Wissenswert

Es gibt nur wenige Fallberichte über Männer, die am Lipödem leiden. Diese Männer haben entweder eine Stoffwechselerkrankung (z.B. Leberzirrhose ), eine ausgeprägte Hormonstörung (z.B. Hypogonadismus - eine Erkrankung, bei der es zur Verminderung der Geschlechtshormone kommt) oder sie stehen unter einer Hormontherapie.

Bekannt ist darüber hinaus, dass das Lipödem familiär gehäuft vorkommt. Bei circa 60 % der Diagnosen finden sich weitere Verwandte mit Lipödem.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Lipödems?

Die genaue Ursache der Entstehung eines Lipödems ist noch nicht ausreichend geklärt. Bislang finden sich nur Hypothesen, also Erklärungsansätze, die noch weiterer Untersuchungen bedürfen.

Wegen der familiären Häufung wird auf jeden Fall angenommen, dass eine Veränderung der Gene eine große Rolle spielt. Als weiterer Einflussfaktor wird ein hormonelles Ungleichgewicht vermutet, da ein Zusammenhang mit dem erstmaligen Auftreten und Phasen der hormonellen Veränderung gefunden wurde. Genauer gesagt, vermuten Wissenschaftler, dass ein Gendefekt einen Fehler der Östrogen-Rezeptoren (also jener Strukturen, an denen das weibliche Hormon Östrogen wahrgenommen wird) im betroffenen Fettgewebe auslöst, der die Ursache der Fettverteilungs-Störung sein könnte.

Ursachen eines Lipödems

Zusammengefasst geht man nach heutigem Stand also davon aus, dass ein Genfehler zu einer Veränderung der Östrogenrezeptoren im Fettgewebe an den betroffenen Stellen führt, was wiederum weitere Mechanismen auslöst, wodurch es zu den typischen Symptomen im Rahmen des Lipödems kommt:

Die krankhafte Fettgewebeverteilung entsteht durch eine Vermehrung und gleichzeitiger Vergrößerung der Fettzellen an den betroffenen Körperstellen, was vermutlich durch die eben angesprochenen gestörten Östrogen-Rezeptoren bewirkt wird. Durch die größere Menge an Gewebe kann eine ausreichende Versorgung mit Sauerstoff nicht gewährleistet werden, wodurch sich dann zusätzlich das Haut- und Bindegewebe verändert. Es ist nicht mehr straff, wird lockerer und Beulen, Dellen oder Fettwülste können entstehen.

Die Kapillaren sind die kleinsten Blutgefäße im Körper, in denen der Nährstoff- und Sauerstoffaustausch zwischen Blut und Gewebe vonstattengeht. Im Rahmen des Lipödems und der vermehrten Fettzellmasse kommt es allerdings dazu, dass diese kleinen Blutgefäße nicht nur Nährstoffe und Sauerstoff, sondern auch übermäßige Mengen an Flüssigkeit in das Gewebe abgeben, wodurch es zur Schwellung im entsprechenden Gebiet kommt. Dieser Effekt wird in der Regel bei längerem Stehen oder Sitzen verstärkt.

Die Lymphgefäße haben die Aufgabe, Gewebsflüssigkeit aufzunehmen und diese zu „Filterstationen“ (den Lymphknoten) zu führen, wo die Gewebsflüssigkeit auf Krankheitserreger kontrolliert wird. Anschließend wird die kontrollierte Flüssigkeit zurück in die Blutbahn transportiert. Durch die Störung der Kapillaren, die zu massiven Flüssigkeitsaustritt führt, kommen die Lymphgefäße nach der Zeit aber mit der Aufnahme der Gewebsflüssigkeit nicht mehr nach.

Das liegt einerseits daran, dass die Lymphbahnen an sich geschädigt und „brüchig“ werden, andererseits daran, dass die Lymphgefäße durch die Vermehrung der Fett-Masse und des damit entstehenden erhöhten Drucks an den betroffenen Stellen zusammengedrückt und somit „verstopft“ werden. Dadurch verbleibt die Gewebsflüssigkeit unter der Haut an den betroffenen Stellen und verursacht dort weitere Schwellung, Druckgefühl und Schmerzen.

Achtung

Wie schon erwähnt, konnte ein ganz genauer Ablauf der Entstehung der Erkrankung und ihrer Symptome noch nicht vollständig geklärt werden, weswegen die gerade geschilderten Punkte Hypothesen sind, die auf derzeitige Daten beruhen, aber keineswegs eine vollständige Erklärung bieten.

Was sind die Symptome eines Lipödems?

Die typischen Veränderungen, die im Rahmen des Lipödems auftreten, kommen immer symmetrisch und seitengleich an beiden Beinen oder Armen – oder auch an Beinen und Armen gleichzeitig – vor (Formen, bei denen nur die Arme betroffen sind, sind allerdings extrem selten). Typisch ist auch, dass die Erkrankung langsam fortschreitet, die Symptome im Verlauf des Lebens also immer auffälliger und heftiger werden.

Symptome im Überblick

Zu den klassischen Auffälligkeiten beim Lymphödem gehören:

Dabei kann jeweils nur das Gesäß, nur der Oberschenkel/Oberarm, nur der Unterschenkel/Unterarm oder die gesamten Extremitäten betroffen sein. Es ist wichtig, das gesamte Körperbild zu betrachten. Patienten weisen eine unausgeglichene Verteilung des Fettgewebes auf – unabhängig davon, ob sie im Grunde schlank oder übergewichtig sind. Auffallend ist außerdem, dass ein „Sprung“ zwischen dem übermäßigen Fettgewebe hin zu gesunden Stellen (z.B. zwischen Unterschenkel und Knöchel) gesehen werden kann – als gäbe es eine Einschnürung an der Schnittstelle. Dieser Übergang wird als „Muff“ oder „Kragenbildung“ bezeichnet.

Viele Betroffene berichten von einem starken Spannungsgefühl in den Extremitäten, das sich sogar weiter zu Schmerzen bei Druck oder Berührungen entwickeln kann. Im weiteren Verlauf können die Schmerzen dann sogar spontan, ohne Auslöser, auftreten. Der Charakter des Schmerzes wird als dumpf, drücken und schwer beschrieben. Als verstärkende Faktoren werden warmes Wetter, langes Stehen oder Sitzen und eine fortgeschrittene Tageszeit genannt, das heißt, nach einem langem heißem Tag spätabends äußern sich die Beschwerden am heftigsten.

Aufgrund der schlechten Durchblutung der betroffenen Bereiche, kann die Haut kühl und blass erscheinen. Darüber hinaus klagen Betroffene über verschiedene Erscheinungsbilder, die sich je nach Schwere und Stadium der Erkrankung äußern: verdickte Haut, wellenartig knotige Veränderungen im weichen Hautgewebe bis hin zu Beulen- und Dellenbildung mit teils überhängenden Fettwülsten.

Ärzte gehen davon aus, dass es beim Lipödem zur Brüchigkeit der Kapillaren – der kleinsten Blutgefäße – kommt. Dadurch entstehen schon durch leichtestes Anstoßen blauen Flecken („Hämatome“).

Alles in allem kann man sich gut vorstellen, dass die Betroffenen einem großen täglichen Leidensdruck ausgesetzt sind. Dieser lässt sich nicht nur auf das in der Gesellschaft als „unschön“ gesehene Erscheinungsbild, sondern auch auf das unangenehme Gefühl und die Schmerzen im Rahmen des Lipödems zurückführen.

Stadien eines Lipödems

Zur besseren Beurteilung des Verlaufs und der Symptome des Lipödems, kann man auf einige Einteilungsmodelle zurückgreifen. Diese beschreiben entweder die Verteilung der Fettvermehrung (Welcher Teil der Beine/Arme ist betroffen?) oder das Erscheinungsbild sowie die Verlaufsform:

Glatte Hautoberfläche mit gleichmäßig verdickter, gleichmäßig erscheinendem Unterhautgewebe.

Unebene, überwiegend wellenartige Hautoberfläche, knotenartige Strukturen im verdickten Unterhautgewebe.

Ausgeprägte Umfangsvermehrung mit Bildung von Dellen und Knoten mit überhängenden Gewebeanteilen (Wammenbildung).

Was sind die Komplikationen eines Lipödems?

Vor allem in späteren Stadien mit Zunahme der Fettmasse können gefürchtete Komplikationen auftreten:

Zum Beispiel kann die krankhafte Änderung des Fett- und Hautgewebes an den betroffenen Stellen zu Problemen des Lymphabflusses führen (wie oben beschrieben). Als Folge kann die große Menge an Gewebsflüssigkeit nicht regelrecht von den Lymphgefäßen abtransportiert werden und verbleibt deswegen im Fett- und Unterhautgewebe. Diese Kombination aus Lipödem und Lymphödem wird dann Lipo-Lymphödem genannt. Dadurch entstehen weitere Probleme (z.B. teigige Schwellungen an den betroffenen Stellen oder auch der Fuß- und Handrücken, stärker werdende Schmerzen, Veränderungen des Haut- und Unterhautgewebes etc.) und das Infektionsrisiko (z.B. Rotlauf) steigt massiv.

Darüber hinaus kann durch eine starke Ausprägung der Fettwülste eine Gangstörung entstehen, die häufig im weiteren Verlauf mit einer Fehlstellung der Gelenke einhergeht. Das führt zu orthopädischen Problemen, Gelenkverschleiß und –schmerzen.

Als weitere Komplikation sind noch Hautveränderungen zu nennen: Die schlecht durchblutete, veränderte (Unter-)Haut neigt zu Entzündungen, Rötungen und eventuell sogar Wundheilungsstörungen.

Insgesamt konnte beobachtet werden, dass eine generelle Adipositas die Symptome und Komplikationen verschlimmern kann.

Wie wird das Lipödem diagnostiziert?

Eine möglichst frühe Diagnose ist zur bestmöglichen Therapie anzustreben. Leider kommt es häufig zu Fehldiagnosen – „dicke Beine“ können auch genetisch bedingt sein und sind nicht mit der Krankheit Lipödem gleichzusetzen. Andererseits wird die Diagnose Lipödem häufig auch nicht gestellt, obwohl die Erkrankung vorliegt.

Um die beste Chance auf eine korrekte Diagnosestellung zu haben, sollte bei ersten subjektiven Auffälligkeiten ein Arzt zur Abklärung aufgesucht werden.

Der Arzt wird zuerst ein ausführliches Anamnesegespräch, also ein Gespräch zur Krankheitsgeschichte führen. Dabei werden in erster Linie Fragen zu den aktuellen Symptomen selbst gestellt, zum Beispiel:

Untersuchungen eines Lipödems

Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen eines Lipödems gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte.

Typische Themen im Rahmen des Arztgespräches:

  • Hormonelle Veränderungen (Pubertät, Schwangerschaft, Menopause)
  • Symptome (Spannungsgefühl, Schweregefühl, Schmerzen)
  • Verlauf der Symptome (Tagesverlauf, spontan oder bei Druck/Berührung)
  • Neigung zu blauen Flecken
  • Zusätzliche Schwellung
  • Veränderungen der Haut
  • Medikamenteneinnahme und weitere mögliche auslösende Faktoren

Der Arzt wird zudem auch allgemeine Informationen zu Vorerkrankungen und Operationen, familiär gehäufte Erkrankungen, soziale, berufliche und familiäre Umstände und Ess-, Harn- und Stuhlgewohnheiten einholen.

Daraufhin sollte eine körperliche Untersuchung erfolgen, bei der vor allem auf die betroffenen Stellen und den Allgemein- und Ernährungszustand der Patienten geachtet wird. Dabei zeigen sich die typischen Symptome der Beinschwellung mit plötzlicher „Einschnürung“ beim Übergang zum gesunden Gewebe und eine Schmerzhaftigkeit bei Druck oder Berührung. Oft kann man auch schon viele blaue Flecken an der Haut der verdickten Beine/Arme feststellen. Dann sollte im Rahmen der körperlichen Untersuchung die betroffenen Stellen genau abgetastet und deren Charakteristik beschrieben werden: Zeigen sich Dellen und Beulen oder sogar Fettüberhänge? Spürt man verdickte Haut oder sogar Knötchen im Unterhautgewebe?

Darüber hinaus folgt eine Ganz-Körper-Untersuchung. Das geschieht vor allem deswegen, weil es in diesem Fall besonders wichtig ist, andere Gründe für eine Schwellung der Beine und/oder Arme zu finden. Diese kann zum Beispiel durch Herz- oder Nierenfehler, Erkrankungen der Lymphgefäße, der Schilddrüse oder durch Übergewicht entstehen.

Das Abmessen des Bein- oder Armumfangs kann außerdem weiteren Aufschluss geben bzw. wichtig für Verlaufskontrollen werden. Weitere maßgebliche Messwerte für Verlaufskontrollen sind das Ermitteln des Body-Mass-Index (ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen Gewicht und Größe), der „Waist-Hip“- und der „Waist-Height“-Ration (also dem Verhältnis zwischen Taille und Hüfte bzw. Taille und Größe) und dem Erfassen von täglichen körperlichen Aktivitäten.

Eine Blutabnahme ist in diesem Fall auch besonders wichtig, um andere zugrundeliegende Probleme (z.B. Herz-, Nieren-, Leber-, Schilddrüsenerkrankungen) ausschließen zu können. Das Lipödem selbst kann durch Blutwerte nicht diagnostiziert werden.

In einigen Fällen wird der Arzt bildgebende Untersuchungen durchführen oder anordnen, die nicht unbedingt notwendig, aber dennoch aufschlussreich sind: Ein Ultraschall, eine Magnetresonanztomografie oder eine Computertomografie können weitere Hinweise zu zugrundeliegende Krankheiten geben. Um eine Störung des Lymphsystems zu erkennen, gibt es darüber hinaus weitere Untersuchungen (Lymphografie, Fluorezenz-Mikrolymphografie, Funktionslymphszintigrafie), die ebenfalls zur weiteren Abklärung angewandt werden können. Der Untersuchungsvorgang sollte vorab mit dem Arzt besprochen werden.

Hinweis

Im Endeffekt wird die Diagnose des Lipödems aus einem Zusammenspiel der erhobenen Krankheitsgeschichte, den Befunden und den Ausschluss von anderen, zugrundeliegenden Erkrankungen gestellt.

Therapie bei Lipödem

Bis zum heutigen Stand der Wissenschaft gilt die Erkrankung als nicht heilbar. Es konnte noch keine Therapie gefunden werden, die den Grund der Erkrankung behandelt.

Therapie bei Lipödem

Heutzutage werden zwei Behandlungsziele verfolgt, die zum einen der Besserung und Linderung der Symptome und zum anderen zur Verhinderung von Komplikationen, dienen. Es ist wichtig zu wissen, dass die meisten therapeutischen Maßnahmen hauptsächlich auf die Besserung der medizinisch relevanten Symptome abzielen, und nicht (bzw. nur wenige) auf das klinische Erscheinungsbild. Die Therapie-Entscheidung wird von Patienten und Mediziner gemeinsam unter Berücksichtigung des Stadiums, der Symptome und den Umständen gefällt.

Unter gewissen Umständen (vor allem bei begleitendem Übergewicht) kann über eine Lebensstilumstellung (ausgewogene Ernährung, Reduktion der Kalorieneinnahme, alltägliche sportliche Aktivität und körperliche Tätigkeiten etc.) eine Abnahme des gesamten Körpergewichts und daher des Fettgewebes an den betroffenen Stellen erreicht werden. Oftmals reicht eine alleinige Gewichtsabnahme allerdings nicht aus, um den gewünschten Effekt – nämlich das Reduzieren der Fettmasse an gewissen Stellen – zu erzielen. Insgesamt hat sich aber unter Normalgewicht die beste Prognose beim Lipödem gezeigt. Zur dauerhaften Reduktion der störenden, unausgeglichen Fetteinlagerung hat sich die Fettabsaugung (Liposuktion) als einzige, langanhaltende Maßnahme durchgesetzt. Dabei sollte die Operation erst erfolgen, wenn andere Maßnahmen keine Erfolge erzielen konnten. Heutzutage ist die Liposuktion ein Routineeingriff, der unter lokaler Betäubung in stationärer Aufnahme oder auch ambulant erfolgt. Der Eingriff sollte allerdings in erprobten Zentren durchgeführt werden, um etwaige Komplikationen bestmöglich zu vermeiden.

Um diese typischen Symptome, die vor allem nach langem, schwerem Verlauf entstehen, zu vermeiden, hat sich die kombinierte physikalische Entstauungstherapie als bestmögliche Option bewährt. Diese wird von ausgebildeten Spezialisten (z.B. Physiotherapeuten) angeleitet. Sie beinhaltet:

  • Lymphdrainage: Die Lymphdrainage ist eine von ausgebildeten Masseuren und Physiotherapeuten angewandte Massagetechnik zur Unterstützung des Lymphabflusses und damit der Beseitigung von Lymphödemen
  • Kompressionstherapie: Zuerst sollte eine Kompression der betroffenen Stellen mittels Bandage oder Verband erfolgen. Nach eingetretenem Erfolg kann auf Kompressionsstrümpfe ausgewichen werden, da diese dann meistens ausreichende Unterstützung bieten.
  • Bewegungstherapie: Generell hat sich die Aufnahme von Sport und Bewegung im Alltag als eine der erfolgreichsten Maßnahmen zur Bekämpfung der Symptome und Komplikationen des Lipödems (und der Adipositas ) bewährt. Es gibt außerdem spezielle gymnastische Übungen, die den Lymphabfluss bei regelmäßiger Durchführung bewiesenermaßen unterstützen können und somit Komplikationen durch die Entstehung des Lymph-Staus verhindern.
  • Hautpflege: Eine regelmäßige Haut-, Hand- und Fußpflege kann maßgeblich dazu beitragen, dass Komplikationen (z.B. Rotlauf) vermieden werden.
  • Apparativen intermittierenden Kompression: Eine Form der Kompressionstherapie, bei der über ein spezielles Gerät über Luftdruck rhythmische Kompressionen auf die betroffenen Stellen ausgeübt werden.

Achtung

Patienten mit Lipödem zeigen vermehrt psychische Auffälligkeiten (verringertes Selbstwertgefühl, Depression etc.), die vermutlich durch den hohen Leidensdruck der Erkrankung entstehen. Durch frühzeitig begonnene Psychotherapie kann die mentale Einstellung gestärkt und die Komplikationen der psychischen Beeinträchtigungen vermindert werden.

Wie kann man einem Lipödem vorbeugen?

Es gibt keine Maßnahmen, die vorsorglich angewendet werden können, sodass kein Lipödem entsteht. Wichtig ist zu wissen, dass die Krankheit oft unter hormoneller Umstellung (Pubertät, Schwangerschaft, Menopause) bei Frauen oder unter Hormontherapie oder –Störungen beim Mann entsteht. Deswegen sollte in diesen Phasen besonders darauf geachtet werden, um bei ersten Anzeichen einen MedizinerIn aufzusuchen. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto früher kann man mit einer Behandlung zur Symptomlinderung und Verhinderung von Komplikationen beginnen.

Wie ist die Prognose eines Lipödems?

Die Erkrankung gilt als nicht heilbar und chronisch fortschreitend. Ohne Behandlung führt sie schnell zu einer Verschlechterung der Lebensumstände aufgrund von Schmerzen, Gangstörungen und psychischen/gesellschaftlichen Faktoren.

Durch die heutzutage gängige Therapiekombination aus allgemein-gewichtsreduzierenden Allgemeinmaßnahmen und/oder Fettabsaugung, physikalische Bewegungsmaßnahmen und Kompressionstherapie können Patienten den Verlauf der Erkrankung maßgeblich positiv beeinflussen.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Lipödem

Zu gängigen Behandlungsmaßnahmen zählen vor allem physikalische Therapien und Lebensstil verändernde Maßnahmen. Genauer gesagt, werden Kompressionstherapien mit Bandagen und/oder Strümpfen, sowie manuell über einen Spezialisten und/oder mit einem Luftdruck gesteuerten Gerät durchgeführt.

Das Erreichen oder der Erhalt des Normalgewichts sollte auf jeden Fall angestrebt werden, um die Komplikationsrate bei Lipödem so gering wie möglich zu halten. Unabhängig davon werden tägliche Bewegung und ausgewogene Ernährung als explizite Behandlungsmaßnahmen empfohlen.

Andere Haus- oder Alternativmittel, die speziell die Symptome eines Lipödems reduzieren, konnten sich bis jetzt nicht durchsetzen.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Lipödem

Unabhängig davon für welche Therapie man sich entscheidet, sollten regelmäßige Nachsorgen (in der Regel jährlich) durchgeführt werden. Diese haben als Ziel, das Fortschreiten der Erkrankung oder eine Neuentstehen von Komplikationen frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können.

Nach erfolgter Operation können je nach Ermessen des Arztes engmaschige Nachkontrollen nötig sein.

Zusammenfassung

Das Lipödem stellt eine vor allem Frauen betreffende Erkrankung des Fettgewebes dar, bei dem es zur seitengleich-symmetrischen Vermehrung des Fettgewebes an den Extremitäten (vor allem an den Beinen, aber auch den Armen) kommt, welche von weiteren Symptomen, wie Schmerzhaftigkeit, Hautauffälligkeiten (Knötchen, Dellen, Verhärtungen), Schwellungs- und Schweregefühl und vermehrter Bildung von blauen Flecken begleitet wird. Die Diagnose wird hauptsächlich über die Erzählungen von Patienten und das Erscheinungsbild gestellt, wobei das Lipödem von Ärzten oftmals nicht erkannt oder aber auch fälschlicherweise diagnostiziert wird.

Da die Erkrankung nach heutigem Stand nicht heilbar ist, setzt sich die Therapie aus symptomlindernden und komplikationsvermeidenden Schritten zusammen: Gewichtsabnahme , Kompressionsbehandlung, Lebensstilumstellung, Bewegungstherapie und der Fettabsaugung als einzige langanhaltende, bewährte Maßnahme.

Quelle

1. Vyas A, Adnan G. Lipedema. StatPearls [Internet]. 2022 Feb 16 [cited 2022 Mar 26]; Available from: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK573066/

2. Peled AW, Kappos EA. Lipedema: diagnostic and management challenges. Int J Womens Health [Internet]. 2016 Aug 11 [cited 2022 Mar 26];8:389. Available from: /pmc/articles/PMC4986968/

3. Kruppa P, Georgiou I, Ghods M, Biermann N, Prantl L, Klein-Weigel P. Lipedema Pathogenesis, Diagnosis, and Treatment Options. Dtsch Arztebl Int [Internet]. 2020 Jun 1 [cited 2022 Mar 26];117(22–23):396. Available from: /pmc/articles/PMC7465366/

4. MILROY JA. Physiologie des Menschen. Vol. 78, Nature. 1908. 601–602 p.

5. Tiemann D, Schäffler A, Pschyrembel W. Pschyrembel klinisches Wörterbuch [Internet]. 2020 [cited 2021 Oct 14]. Available from: https://www.pschyrembel.de/

6. AWMF. S1-Leitlinie Lipödem. 2015;1–27.

7. Patientenratgeber E. Das Lipödem.

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Lipödem einfach erklärt

Risikofaktoren

  • Übergewicht
  • Psychische Belastung
  • genetische Vorbelastung

Ursachen

  • Hormonelle Genese (v.a. Östrogen)
  • genetische Vorbelastung

Symptome

  • Vermehrung von Fettgewebe
  • Schmerzen
  • Bluterguss

Diagnose

  • Anamnese
    • Hat der Umfang ihrer Oberschenkel und des Gesäß deutlich zugenommen?
    • Sind diese Veränderungen an beiden Körperhälften symmetrisch?
    • Sind die Veränderungen weich?
    • Haben sie Schmerzen in den betroffenen Bereichen?
    • Haben sie häufig Blutergüsse?
  • Körperliche Untersuchung
    • Inspektion: sichtbare Veränderungen, Fettablagerungen, Hämatome

Therapie

  • Physiotherapie
  • Lebensstiländerung
  • Operation

Prognose

  • Symptome können durch Behandlung gelindert werden

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