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Laktoseintoleranz

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Geschrieben von
Bassem Maalouf (Arzt)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Laktoseintoleranz?

Die Laktoseintoleranz bezeichnet ein Krankheitsbild, bei dem der Körper Milchzucker (die sogenannte "Laktose") nicht richtig verdauen und aufnehmen kann. Es handelt sich hierbei also um eine Nahrungsmittelunverträglichkeit. Milchzucker ist ein sog. Mehrfachzucker. Er besteht also aus zwei Einfachzuckern (=Galaktose und Glukose), die über chemische Bindungen miteinander verbunden sind. Natürlicherweise produzieren die Zellen des Dünndarms ein Enzym, das wie eine Art Spalt-Instrument funktioniert, also praktisch als eine "Schere" fungiert.

Dieses Enzym heißt "Laktase" und soll die Verbindung zwischen den Einfachzuckern im Milchzucker aufbrechen, sodass dann im Endeffekt nach der erfolgreichen Trennung der Laktose ihre zwei Einfachzucker vorliegen. Der Grund für diese Spaltung ist, dass der Dünndarm nur die Einzelzucker aufnehmen kann, der große Mehrfachzucker Laktose hingegen nicht. Fehlt das Enzym Laktase, findet diese Spaltung nicht statt und man spricht von Laktoseintoleranz.

Klinisch unterscheidet man zwischen zwei verschiedenen Arten von Laktoseintoleranz: der primären und der sekundären Laktoseintoleranz.

Bei der primären Laktoseintoleranz handelt es sich um eine Art von Nahrungsmittel Unverträglichkeit, die nicht im Laufe des Lebens erworben wird, sondern schon von Anfang an besteht. Das liegt daran, dass die Muttermilch für das Stillen des Babys ebenfalls Laktose enthält. Sobald die Periode des Stillens vorbei ist, nimmt auch der Laktase-Spiegel der Kinder ab, da diese hohe Menge in Normalfällen nicht mehr gebraucht wird. In ganz seltenen Fällen haben Babys schon von Geburt an eine Laktoseintoleranz und reagieren folglich mit einer starken Unverträglichkeit auf die Muttermilch.

Bei der sekundären Laktoseintoleranz hingegen wird die Unverträglichkeit erst im Laufe des Lebens erworben. Grund dafür können verschiedene Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes oder auch einfach Unverträglichkeiten gegen bestimmte Lebensmittel allgemein sein. Wichtig zu wissen ist hierbei, dass die Unverträglichkeit gegenüber Laktose bei dieser Art von Laktoseintoleranz wieder verschwinden kann, sobald die Ursachen dafür beseitigt wurden. Sie ist also reversibel.

Die häufigste Ursache für den Mangel an Laktase ist eine genetische Veranlagung, bei der das Gen für Laktase fehlt oder so verändert ist, dass es nicht funktioniert. Das ist an sich ungefährlich. Allein in Deutschland haben ca. 15 % der Bevölkerung eine Laktoseintoleranz. In seltenen Fällen können auch Personen eine Laktoseintoleranz haben, die zwar keinen Gendefekt haben, dafür aber eine zeitlich begrenzte oder dauerhafte Darmerkrankung, die die Verdauung von Laktose verhindert, z.B. einen Magen-Darm-Infekt oder eine Zöliakie . Oft beginnt eine Laktoseintoleranz erst in der frühen Jugend.

Wissenswert

Zu den typischen Lebensmitteln, in denen Laktose enthalten sind, zählen neben sämtlichen Milchprodukten (Milch, Käse, Butter, Quark, Joghurt etc.) unter anderem auch Tiefkühlgerichte, Konserven, Eiscreme, Wurst oder Soßen, denen Milcherzeugnisse hinzugefügt wurden (oft beinhalten Produkte Laktose durch Zusätze wie Molkepulver oder Vollmilchpulver).

Was sind die Symptome einer Laktoseintoleranz?

Die Symptome sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Grundsätzlich gilt: je mehr Laktose zu sich genommen wurde, desto stärker sind meist die Beschwerden. Die Beschwerden treten dabei außerdem nur in Verbindung mit der Einnahme von laktosehaltigen Lebensmitteln oder Getränken auf.

Hinweis

Bei den Symptomen unterscheidet man prinzipiell zwischen spezifischen und nicht spezifischen Symptomen. So klagen Betroffene nach der Einnahme von Laktose oft über typische Beschwerden wie Bauchschmerzen , Krämpfe, starke Blähungen und Durchfall . Oft berichten Betroffene von einem Gefühl des "Aufgebläht-Seins". Auch laute Darmgeräusche oder Übelkeit können als Symptome auftreten. In seltenen Fällen kann eine Laktoseintoleranz allerdings auch zur Verstopfung führen.

Zusätzlich ist es auch sehr typisch, dass weitere unspezifische Beschwerden aufgrund einer Laktoseintoleranz auftauchen. Hierzu gehören beispielsweise ein Schwindelgefühl und Kopfschmerzen sowie Gliederschmerzen, Akne , Schlafstörungen oder eine depressive Stimmung.

Wann genau diese ganzen Beschwerden auftreten, kann auch sehr unterschiedlich sein. Manche Patienten klagen direkt nach dem Konsum von laktosehaltigen Lebensmitteln über die Beschwerden einer Intoleranz, bei anderen Patienten treten die Beschwerden meist erst nach mehreren Stunden auf. Letzteres erschwert natürlich den Vorgang etwas, die Beschwerden auf bestimmte Mahlzeiten zurückzuführen, da zwischen der Mahlzeit und dem Beginn der Beschwerden schon wieder einige Zeit dazwischenliegt.

Doch was genau verursacht eigentlich diese spezifischen Symptome?

Wie früher schon erwähnt, ist das Enzym Laktase eigentlich dafür verantwortlich, die Laktose in ihre zwei Einzelzucker zu zerlegen, damit diese von den Zellen des Körpers als Energielieferant benutzt werden können. Ist diese sehr wichtige Aufspaltung allerdings aufgrund eines Mangels des Enzyms im Dünndarm nicht möglich, so gelangt die Laktose nicht in Form ihrer Spaltprodukte ins Blut, sondern wandert ungespalten weiter in den Dickdarm. Durch die im Dickdarm physiologisch vorhandenen Bakterien wird bei der Laktose ein Gärungsprozess eingeleitet, welcher dann wiederum für die typischen Symptome einer Laktose Unverträglichkeit verantwortlich ist.

Diagnose:

Untersuchungen bei Laktoseintolerenz

Sollte aufgrund von verschiedenen Beschwerden der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz bestehen, so sollte man einen Arzt aufsuchen. Hierfür eignet sich wohl am besten der Hausarzt. Dieser wird mithilfe eines Gesprächs damit beginnen, die Krankengeschichte (=Anamnese) zu erheben.

Hierbei kann man mit typischen Fragen rechnen, wie zum Beispiel:

  • "Haben Sie das Gefühl, Ihre Beschwerden treten vor allem dann auf, nachdem Sie bestimmte Nahrungsmittel zu sich genommen haben?",
  • "Haben Sie oder enge Verwandte irgendwelche Nahrungsmittelunverträglichkeiten und/oder Allergien?"
  • "Hatten Sie in den letzten Wochen einen Magen-Darm-Infekt oder eine Operation im Bauchbereich?"

Anschließend folgt eine kurze körperliche Untersuchung, bei der der behandelnde Arzt den Bauchraum abtasten kann, um eventuelle Verhärtungen wie beispielsweise im Falle einer Verstopfung feststellen kann.

Lassen die Anamnese und die körperliche Untersuchung auf eine Laktoseintoleranz schließen, so bestehen hierfür mehrere Möglichkeiten, eine Laktoseintoleranz zu diagnostizieren. Die einfachste Methode, die man auch selbst ausprobieren kann, ist das Führen eines Protokolls. Man dokumentiert für einige Tage genau, was man zu welcher Uhrzeit an Nahrungsmitteln zu sich nimmt (sowohl Essen als auch Trinken) und notiert auch, wann genau es zu welchen exakten Beschwerden kommt.

So kann man einen Eindruck davon gewinnen, ob die Beschwerden zum Beispiel immer nach einer bestimmten Mahlzeit auftreten. Besteht der Verdacht einer Laktoseintoleranz, sollte man nun für einige weitere Tage das Protokoll weiterführen, allerdings vollständig auf jede Form von Milchzucker verzichten.

Dabei ist es wichtig vor allem bei Fertigprodukten auf die Zutatenliste zu schauen und sicherzugehen, dass kein Milchzucker enthalten ist. Zu diesem Zeitpunkt sollte nur auf eine Art Lebensmittel, nämlich Milchzucker, verzichtet werden und nicht auf mehrere Komponenten gleichzeitig. Bleiben die Beschwerden fortan aus, erhärtet sich der Verdacht einer Laktoseintoleranz.

Hinweis

Die Diagnose wird ärztlich gestellt. Dabei kann ein solches Protokoll helfen. Trotzdem werden in der Regel weitere Untersuchungen gemacht, die eine Laktoseintoleranz zweifelsfrei belegen sollen. Dazu gehört z.B. ein Atemtest, bei dem vorher Laktose getrunken und nach einiger Zeit die Ausatemluft gemessen wird. Nur wenn die Laktose nicht vom Darm aufgenommen wird, beginnen Darmbakterien den Milchzucker zu verdauen. Bei diesem Prozess entsteht Wasserstoff, den man in der Ausatemluft messen und damit eine Laktoseintoleranz beweisen kann. In einigen wenigen Fällen kann auch eine Darmspiegelung mit Probenentnahme notwendig sein, um die Diagnose zu stellen.

Therapie bei Laktoseintoleranz

Die Therapie besteht vor allem in der Vermeidung von laktosehaltigen Nahrungsmitteln. Mittlerweile gibt es auf dem freien Markt eine immer größer werdende Auswahl an laktosefreien oder -armen Nahrungsmitteln. Auf folgende Lebensmittel sollte man so gut wie möglich verzichten: Milchprodukte wie Butter, Milch, Käse, Joghurt und Quark. Aber auch weitere Lebensmittel enthalten versteckt eine relativ große Menge an Laktose und sollten demnach vermieden werden: Backwaren wie Torten oder Croissants, verschiedene Brotsorten und Brotaufstriche, Müsli oder Fleisch und Wurst.

Zusätzlich kann man in Form von Tabletten das fehlende Enzym Laktase einnehmen. Dies bietet sich z.B. an, wenn man bei einer bestimmten Gelegenheit nicht auf ein Nahrungsmittel verzichten möchte (etwa eine Geburtstagstorte) oder für einen längeren Zeitraum keine Toilette verfügbar ist (lange Konferenzen oder Reisen).

Wie ist die Prognose einer Laktoseintoleranz?

Die Prognose ist generell sehr gut, an einer Laktoseintoleranz kann man nicht sterben. Allerdings muss man sich an die entsprechenden Therapien halten, da bei länger anhaltenden Beschwerden weitere Organsysteme des Körpers geschädigt werden können (zum Beispiel eine Störung des Elektrolythaushalts bei anhaltendem Durchfall ).

Bei Einhalten einer laktosefreien oder -armen Diät bestehen in der Regel keine Beschwerden mehr. Mittlerweile gibt es auch sehr gute Laktose Ersatz Produkte, sodass die Lebensqualität keineswegs vermindert ist. Auch mithilfe der Tabletten dürfen einige Ausnahmen gemacht werden, es lässt sich also sehr gut mit der Krankheit leben. Es handelt sich um eine lebenslange Erkrankung, außer es handelt sich um eine sekundäre Laktoseintoleranz. Bei dieser Art von Unverträglichkeit ist die Wahrscheinlichkeit eines Zurückgehens sehr hoch, sobald die Ursachen beseitigt wurden.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Laktoseintoleranz

In den letzten Jahren gehen immer mehr Produkthersteller auf den Bedarf der Betroffenen ein, sodass es laktosefreie Milch und Käse gibt und das Sortiment ständig erweitert wird. Achtet man ausführlich auf seine Ernährung, so kann man den Beschwerden, die die Krankheit mit sich bringt, sehr gut entgegenwirken.

Für die Auswahl von Laktase-Tabletten sollte eine ausführliche Beratung z.B. in der Arzt-Praxis oder Apotheke erfolgen.

Achtung

"Schnelltests" für eine Diagnose von zu Hause sind unzuverlässig und sollten nicht benutzt werden.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Laktoseintoleranz

Eine Nachsorge im klassischen Sinne ist nicht notwendig. Allerdings muss man sein Leben lang auf eine entsprechend richtige Ernährung achten und diese auch strikt einhalten, damit die typischen Beschwerden nicht wieder auftauchen.

Zusammenfassung

Bei der Laktoseintoleranz handelt es sich um den Mangel eines bestimmten Enzyms (der sogenannten Laktase), das Milchzucker (=einen Doppelzucker) in seine zwei Bestandteile (Glukose und Galaktose) spaltet. Bei fehlendem Enzym kommt es zu Bauchschmerzen , Krämpfen, Blähungen und Durchfall nach der Einnahme von laktosehaltigen Lebensmitteln, da die Laktose im Dünndarm ohne Hilfe des Enzyms nicht richtig verstoffwechselt werden kann. Die Diagnose kann unter anderem mittels Ernährungsprotokoll und Atemtest gestellt werden. Die Therapie besteht in einer laktosefreien Diät.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Betroffene klagen über Durchfälle. Untypisch wären schleimige oder blutige Durchfälle, die auf andere Erkrankungen hindeuten und ärztlich kontrolliert werden sollten.

Die spontane Heilung einer diagnostizierten Laktoseintoleranz ist unwahrscheinlich.

Keinen Milchzucker enthalten in der Regel Getreide, Obst, Gemüse, Hülstenfrüchte, Fisch und Fleisch.

Die Beschwerden können direkt oder erst nach einer Stunde auftreten und können mehrere Stunden anhalten.

Wird keine Diät eingehalten, so ist mit andauernden Beschwerden wie Blähungen, Krämpfen und Durchfall zu rechnen.

Nein, entrahmte Milch hat lediglich einen geringeren Fettanteil.

Milch enthält große Mengen Milchzucker.

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Laktoseintoleranz einfach erklärt

Betroffene

Organe(e):

Magen-Darm-Trakt

Häufigkeit

  • Prävalenz: 5-15% der europ. Bevölkerung

Risikofaktoren

  • Veranlagung

Ursachen

  • Mangel an Laktase (Enzym zur Laktosespaltung)

Symptome

  • Bauchschmerzen
  • Blähungen
  • Durchfall

Komplikationen

  • Blähungen
  • Krämpfe
  • Durchfall

Diagnose

  • Anamnese
    • Haben sie nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten starke Bauchschmerzen?
    • Haben sie nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten vermehrt Blähungen?
    • Haben sie nach dem Verzehr von Milch oder Milchprodukten Durchfall?
    • Sind in Ihrer Familie Fälle von Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie Laktoseintoleranz bekannt?

Therapie

  • Meidendes Verhalten
  • Medikamente

Prognose

  • verläuft oft chronisch und nicht heilbar

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