Kehlkopfkrebs stellt die dritthäufigste Krebsart im Bereich des Kopfes und Halses dar. Männer sind ungefähr siebenmal häufiger betroffen als Frauen, wobei auch der Anteil von Frauen ansteigt. Dies ist auf die Zunahme des Tabakkonsumes in den letzten Jahren zurückzuführen. Der Altersgipfel, indem die meisten Menschen erkranken, liegt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.
Der Kehlkopf, auch Larynx genannt, befindet sich zwischen dem Rachen und der Luftröhre. Er übernimmt zahlreiche Funktionen im Körper, wie die Bildung der Stimme und den Verschluss der unteren Atemwege während des Schluckaktes. Außerdem bildet der Kehlkopf die Grenze zwischen der Luft- und .
Je nach anatomischer Lage des Kehlkopfkrebses wird dieser anders bezeichnet:
- Supraglottische Tumore (40%): Der Tumor befindet sich oberhalb des Stimmapparats
- Glottische Tumore (60%): Der Tumor befindet sich auf Höhe des Stimmapparats
- Subglottische Tumore (1%): Der Tumor befindet sich unterhalb des Stimmapparats
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren bei Kehlkopfkrebs?
Zwei wesentliche Risikofaktoren für die Entwicklung eines Kehlkopftumors sind chronischer Tabak- und Alkoholkonsum. Vor allem die Kombination der beiden birgt ein besonders hohes Risiko zu erkranken.
Aber auch berufsbedingte Risikofaktoren können Kehlkopfkrebs zur Folge haben. Ein Kehlkopfkarzinom, welches durch die Einwirkung von Asbest entstanden ist, wird als Berufskrankheit anerkannt.
Bei Personen, die über längere Zeit Zementstaub, Teer oder Steinkohleprodukten ausgesetzt waren oder als Chemie- und Gießereiarbeiter tätig waren, konnten höhere Krebsraten festgestellt werden. Weitere Risikofaktoren sind schwefelhaltige Stoffe und Strahlung.
Die Infektion mit Humanen Papillomaviren (HPV) stellt einen weiteren Risikofaktor dar, wobei besonders der Hochrisikotyp HPV16 hervorzuheben ist. Durch diese Viren steigt besonders das Risiko der Entwicklung eines Mundrachenkrebses, jedoch ist auch das Risiko für Kehlkopfkrebs erhöht.
Teilweise entwickelt sich Kehlkopfkrebs aus Vorläuferläsionen, sogenannten Präkanzerosen, die im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung diagnostiziert werden können.
Was sind die Symptome bei Kehlkopfkrebs?
Die Symptome, mit denen sich ein Kehlkopftumor präsentiert sind abhängig von seiner anatomischen Lage. Verdächtig ist jede länger anhaltende Veränderung der Stimme oder des Schluckaktes. tritt insbesondere bei glottischen Karzinomen auf, wenn die Stimmlippen betroffen sind.
Die Heiserkeit tritt im Gegensatz zu den vielen anderen Symptomen schon früh im Krankheitsverlauf auf und ermöglicht somit eine Frühdiagnose des Krebses. Verspüren die Patienten ein Kloßgefühl im Hals, sowie Beschwerden und Schmerzen während des Schluckaktes deutet dies insbesondere auf supraglottische Tumore hin. Es können auch Schmerzen auftreten, die ins Ohr ausstrahlen.
Symptome der subglottischen Karzinome sind Atembeschwerden inklusive Atemnot und hörbare Atemgeräusche. Liegt eine der oben genannten Beschwerden seit mehr als vier Wochen vor, sollte in jedem Fall eine fachärztliche Untersuchung durchgeführt werden.
Weitere Symptome, die auf einen Kehlkopfkrebs hindeuten, sind die Schwellung der Lymphknoten am Hals, sowie generelle Schmerzen im Bereich des Halses und des Nackens.
Im Verlauf der Erkrankung kommt es dann zu zunehmenden Stimm- und Atemstörungen sowie zu Problemen beim Schlucken, die zu einer erschwerten Nahrungsaufnahme und infolgedessen auch zu Gewichtsverlust führen können.
Wie wird der Kehlkopfkrebs diagnostiziert?
Untersuchungen im Überblick
Wenn Sie unter einem der oben genannten Beschwerden leiden, sollten Sie eine fachärztliche Untersuchung beim Hals-Nasen-Ohrenarzt durchführen lassen. Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einem Kehlkopfkrebs gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Zu Beginn findet zumeist ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) statt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten alle bei dem Patienten vorliegenden Krankheitszeichen so genau wie möglich beschrieben werden.
Nach einer ausführlichen Anamnese, in der vor allem auf die Hauptrisikofaktoren Rauchen und Alkohol, aber auch den ausgeführten Beruf eingegangen wird, folgt die klinische Untersuchung.
Dabei inspiziert der Arzt die Mundhöhle und von außen den Kehlkopf und den gesamten Halsbereich des Patienten. Darauf folgt eine Tastuntersuchung des Kehlkopfes, bei der die Beweglichkeit des Kehlkopfes beim Schluckakt, die Konsistenz und eventuell auftretende Schmerzen untersucht werden. Die Lymphknoten werden ebenfalls abgetastet.
Ein wichtiges diagnostisches Mittel ist die Laryngoskopie, die Kehlkopfspieglung. Diese Untersuchung ermöglicht es, die inneren Strukturen des Kehlkopfes und die Oberfläche des Tumors zu beurteilen.
Bei der indirekten Laryngoskopie wird vom Untersucher die Zunge des Patienten nach vorn gezogen, gleichzeitig führt er einen Kehlkopfspiegel in den Mund bis zum Zäpfchen des Patienten ein. Durch den Spiegel lässt sich dann der Kehlkopf betrachten. Falls der Patient unter starkem Würgereiz leidet, kann der Rachen mittels eines Pumpsprays, welches ein Betäubungsmittel enthält, unempfindlicher gemacht werden. Bei der direkten Laryngoskopie kann der Kehlkopf direkt eingestellt werden.
Dabei werden dem Patienten eine starre oder flexible Röhre, über den Mund bzw. über die Nase eingeführt, um so den Kehlkopf beurteilen zu können.
Das Mittel der Wahl zur Diagnosestellung ist die Mikrolaryngoskopie. Bei dieser kann auch eine Biopsie, also eine Gewebeprobe, des Tumors entnommen werden. Die Gewebeprobe wird dann im Mikroskop untersucht und vorhandene Veränderungen können festgestellt werden.
Die Entnahme und Untersuchung der Gewebeprobe ist essenziell zur Sicherung der Diagnose eines Kehlkopfkrebses. Auch Vorläuferläsionen des Kehlkopftumors können mittels Mikrolaryngoskopie diagnostiziert werden. Die Mikrolaryngoskopie wird beim liegenden Patienten in Narkose durchgeführt.
Eine Bildgebung, in Form einer Magnetresonanztomografie oder Computertomografie, wird zur Abklärung der Ausdehnung und der Tiefe des Tumors und ob sich dieser auf benachbarte Strukturen ausgebreitet hat, ergänzend zur Laryngoskopie durchgeführt.
Außerdem können auch Metastasen des Tumors mittels Bildgebung lokalisiert und der Tumor kann klassifiziert werden. Die Tumorklassifikation spielt bei der Therapieentscheidung eine wichtige Rolle. Die Ultraschalluntersuchung spielt bei der Diagnostik von Kehlkopfkarzinomen eine untergeordnete Rolle.
Therapie bei Kehlkopfkrebs
Zur Behandlung des Kehlkopfkarzinoms stehen drei Behandlungssäulen zur Verfügung: operative Therapie, Chemotherapie und Strahlentherapie.
Welches Therapieverfahren angewendet wird, muss der behandelnde Arzt bei jedem Patienten individuell entscheiden. Dabei kommt es beispielsweise auf das Alter und den Allgemeinzustand des Patienten an, außerdem spielen Lage und Stadium des Tumors, sowie Patientenwunsch eine Rolle bei der Therapieentscheidung. Häufig werden die Patienten mittels Operation oder einer Strahlentherapie behandelt, teilweise werden die beiden Therapieverfahren auch in Kombination angewendet.
Es gibt verschiedene Zugangswege für die operative Therapie. Eine Möglichkeit ist die Tumorentfernung über die Mundhöhle mittels eines Lasers, jedoch kann diese Therapieform nur bei kleineren Tumoren in einem niedrigen Stadium angewendet werden. Bei größeren Tumoren wird von außen am Hals operiert.
Bei der operativen Therapie des Kehlkopftumors wird ein Funktionserhalt des Kehlkopfes angestrebt. Je nach Lage und Stadium des Tumors ist dies jedoch nicht immer möglich und der Kehlkopf muss teilweise oder ganz entfernt werden. Die vollständige Entfernung des Kehlkopfes nennt man komplette Laryngektomie.
Bei kleineren Karzinomen kann alternativ zur Tumoroperation nur eine Strahlentherapie durchgeführt werden. Bei größeren Tumoren wird die operative Entfernung in Kombination mit einer Strahlen- oder Chemotherapie durchgeführt.
Da Kehlkopfkrebs häufig in die Halslymphknoten metastasiert, wird meist eine sogenannte Neck Dissection durchgeführt. Dabei werden im Rahmen der Operation sämtliche Lymphknoten am Hals ausgeräumt.
Wenn Fernmetastasen vorliegen, wird eine palliative Behandlung angestrebt, deren Ziel die Schmerzfreiheit, Sicherstellung der Atmung und der Ernährung, sowie die Unterstützung in emotionaler und sozialer Hinsicht ist. Behandelt wird mittels Bestrahlung oder Chemotherapie, gelegentlich wird auch der Tumor operativ entfernt. Jedoch ist durch die operative Therapie des Tumors aufgrund der Fernmetastasen eine Heilung nicht mehr möglich.
Wie ist die Prognose bei Kehlkopfkrebs?
Wichtig für eine gute Heilungsrate ist die frühzeitige Diagnose des Krebses. Der Zeitraum zwischen dem Auftreten der Symptome und der Diagnosestellung ist immer noch relativ lang. Gründe hierfür sind zum einen, dass die Patienten die Symptome nicht direkt wahrnehmen bzw. nicht als ernsthaft einstufen.
Andererseits handelt es sich beim Kehlkopfkarzinom um einen seltenen Tumor, weshalb die behandelnden Ärzte eventuell nicht sofort an eine Krebserkrankung denken. Wichtig zu wissen ist aber: Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser ist die Prognose und die Chance für den Erhalt der Kehlkopffunktionen.
Das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen und Fernmetastasen hat einen entscheidenden Einfluss auf die Prognose. Aber auch die Lage und das Stadium des Tumors haben Einfluss darauf. Glottische Karzinome haben die beste Prognose, da als Frühsymptom häufig auftritt und Metastasen in der Regel erst im Spätstadium des Krebses auftreten.
Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt etwa 90 %, dies bedeutet, dass 5 Jahre nach der Diagnose noch 90 % der Patienten leben. Je nach Tumorstadium liegt die 5-Jahres-Überlebensrate beim supraglottischen Karzinom zwischen 40 % und 80 bis 90 %. Subglottische Karzinome haben eine sehr schlechte Prognose.
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Kehlkopfkrebs
In den letzten Jahren rückt die gezielte Krebstherapie immer mehr in den Vordergrund. Dabei handelt es sich um Biologicals, welche gezielt Krebszellen bekämpfen können, gesunde Zellen werden dabei geschont. Der Antikörper Cetuximab wird in Kombination mit einer Bestrahlung zur Therapie des fortgeschrittenen Kehlkopfkarzinoms angewendet.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Kehlkopfkrebs
Nach der Operation des Kehlkopfkrebses sind die Sprache, die Atmung und der Schluckakt des Patienten teilweise massiv beeinträchtigt, weshalb die Rehabilitation des Patienten, also die Wiedereingliederung in das gesellschaftliche und berufliche Leben, von großer Bedeutung sind.
Es sollte darauf geachtet werden, die Rehabilitation vor der Therapie zu besprechen, um den Patienten bestmöglich auf die möglichen Einschränkungen vorzubereiten. Dabei werden die Patienten von mehreren Berufsgruppen unterstützt, unter anderem von dem Operateur und seinem ärztlichen Team, Logopäden und Phoniater.
Der Verlust der verbalen Kommunikation kann durch verschiedene Methoden restauriert werden. Durch das Einsetzen einer Stimmprothese in den oberen Rachenbereich kann die Kommunikationsfähigkeit des Patienten wiederhergestellt werden. Mithilfe des logopädischen Trainings kann auch die der Ösophagusersatzstimme erlernt werden.
Die Luft, die in den Ösophagus eingeatmet wird, wird dabei wieder hochgerülpst, wodurch ein Stimmklang entsteht. Eine weitere Möglichkeit ist eine elektronische Sprechhilfe. Ein batteriebetriebener Tongenerator wird entweder auf den Mundboden oder außen auf den Hals aufgesetzt und setzt die Luft in Schwingungen. Dadurch entstehen Sprachlaute.
Wenn die Atmung des Patienten beeinträchtigt ist, benötigt dieser ein Tracheostoma. Im Rahmen einer kleinen Operation wird ein Hautschnitt am Hals durchgeführt und ein kleines Fenster in die Luftröhre gestanzt. Es wird ein Schlauch eingesetzt, über diesen wird der Patient dann mit Atemluft versorgt.
Nach durchgeführter Operation sollte sich der Patient regelmäßigen Kontrollen bei einem erfahrenen Hals-Nasen-Ohrenarzt unterziehen. Gegenfalls können bei Bedarf noch ein Strahlentherapeut und ein Onkologe hinzugezogen werden. Bei der Nachsorge wird kontrolliert, ob ein Rezidiv, also ein erneuter Tumor, aufgetreten ist. Die größte Chance für ein Rezidiv besteht insbesondere in den ersten beiden Jahren nach der Therapie.
Aufgrund dessen sollten im 1. Jahr alle acht Wochen Kontrollen durchgeführt werden, im 2. und 3. Jahr alle drei Monate. Das Intervall der Kontrolluntersuchungen verlängert sich also immer weiter, nach dem 5. Jahr werden nur noch einmal jährlich Kontrollen durchgeführt. Zusätzlich zur HNO-ärztlichen Untersuchung kann im Rahmen der Kontrollen noch eine Bildgebung durchgeführt werden.
Zusammenfassung
Beim Kehlkopfkrebs handelt es sich um einen bösartigen Tumor, dessen Hauptrisikofaktoren Tabakrauch und chronischer Alkoholkonsum sind. Symptome, die auf Kehlkopfkrebs hindeuten können, sind , sowie Störungen beim Schlucken und Sprechen, und im fortgeschrittenen Stadium auch Atemnot.
Je nach Lage und Stadium des Tumors stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten (Operation, Bestrahlung und Chemotherapie) zur Verfügung.