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Katzenbiss

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Geschrieben von
Bassem Maalouf (Arzt)

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Katzenbisses?

Es gibt keine bundeseinheitliche, statistische Erfassung von Katzenbissen in Deutschland. Allerdings wurde festgestellt, dass die Bisse von Katzen sich häufiger als Hunde- oder Menschenbisse infizieren. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass Katzen (verglichen mit Hunden und Menschen) sehr lange, spitze und dünne Zähne haben. Kommt es zu einer Bissverletzung bildet sich ein tiefer, schlanker Wundkanal. Solche Wundkanäle bieten für Speichel und enthaltende Keime eine ideale Umgebung und können schlecht ausgespült werden.

Bei beißenden Katzen handelt es sich häufiger um weibliche Katzen als männliche Kater. Ähnlich wie bei Hunden, handelt es sich häufig schlicht um Verhaltens- und Umgangsfehler der angegriffenen Menschen mit den Tieren. Klassischerweise kann es zu Bissen kommen, wenn Katzen falsch gefasst, getragen oder gestreichelt werden. Die Gefahr von Tollwut-Infektionen bei Katzen in Europa ist sehr gering.

Nach Katzenbissen bestehen im wesentlichen zwei Probleme. Zum einen geht es um das Ausmaß der mechanisch entstandenen Schäden, also Hauteinrisse, Verletzungen von Muskeln, Sehnen und Knochen. Zum anderen besteht das Risiko einer Wundinfektion durch Keime.

Achtung

Infizierte Wunden heilen nicht oder "falsch", sodass höchste Vorsicht und dringend eine ärztliche Behandlung geboten ist.

Bei Hunden besteht eine große Gefahr von mechanischen Verletzungen, wobei bei Katzen die tatsächlichen Wunden weniger gefährlich sind. Katzenbisse sind vielmehr wegen ihrer Infektionsgefahr gefürchtet.

Was sind die Symptome eines Katzenbisses?

Je nachdem, wer gebissen wurde und an welcher Körperstelle der Katzenbiss erfolgt ist, können die Schäden bei Katzenbissen extrem unterschiedlich sein. Grundsätzlich gilt, dass die Gefahr eher vom Infektionsrisiko und eher seltener von mechanischen Schäden ausgeht. Häufig betroffene Menschengruppen sind zum einen Katzenbesitzer selbst und Kinder.

Häufige Biss-Stellen sind Hände, Unterarme, das Gesicht und die Beine. Grundsätzlich gilt, dass Bisswunden an Händen und im Gesicht ernst genommen werden sollten. Diese Bereiche sind extrem empfindlich und können bei Verletzungen dauerhafte Schäden nachziehen. Verwachsen Wunden an der Hand beispielsweise nicht korrekt, bilden sich Narben oder Verwachsungen, sodass die Hand nicht mehr ihre volle Funktion behalten könnte.

Sollte es sich also um einen tatsächlichen Biss und nicht nur um eine oberflächliche Hautabschürfung handeln, sollte man darauf achten wie sich die Wunde entwickelt und ggf. frühzeitig ärztlichen Rat suchen. Nach einem Katzenbiss kann es je nach Schweregrad dazu kommen, dass die Wunde sofort anfängt zu schmerzen und zu bluten. Sowohl Schmerzen, als auch Blutungen können in den ersten Minuten unter dem Einfluss von Stresshormonen auch ganz ausbleiben, dann aber plötzlich stark einsetzen. Es ist also nicht immer möglich das Ausmaß einer Wunde unmittelbar zu beurteilen.

Achtung

Blutet eine Wunde sehr stark, steht z.B. ein Finger nach dem Biss in eine falsche Richtung ab und man vermutet einen Knochenbruch oder aber ist die Wunde tatsächlich groß und es klafft "das Fleisch" heraus, sollten Betroffene schnellstens in die nächste Klinik begleitet werden.

In der Regel verlaufen Katzenbisse erst völlig harmlos und es kommt in den folgenden Tagen zu einer Wundinfektion, also einer Entzündung v.a. durch Bakterien. Katzen (aber auch Hunde und Menschen!) haben natürlicherweise Keime in der Mundhöhle, die eine starke Wundinfektion auslösen können. Dann wird die Wunde schmerzhaft, schwillt eventuell an und erscheint rötlich und warm. Oft bildet sich auch Eiter oder trübe Flüssigkeit in und um die Wunde herum. Bei diesen Anzeichen sollte definitiv eine ärztliche Behandlung gesucht werden, da nun ein hohes Risiko besteht, dass die Wunde nicht gut verwächst oder die Entzündung sich sogar ausbreitet.

Wie wird der Katzenbiss diagnostiziert?

Bisswunden haben oft eine spezielle Erscheinung, etwa die einzelnen Abdrücke der Zähne und sind oft leicht zu erkennen. Bei Katzenbissen kann es sich um auf den ersten Blick unspektakuläre rote Punkte in der Haut handeln. Darunter können aber tiefe Bisskanäle liegen. Die ärztliche Diagnose bezieht sich oft darauf festzustellen wie tief die Wunde ist und ob sie direkt chirurgische Versorgung oder Medikamente braucht. Bei Bisswunden kann ein Wundabstrich gemacht werden, um die genauen Keime nachweisen zu können. Bei Verdacht auf knöcherne Verletzungen kann ein Röntgenbild gemacht werden.

Es wird immer auch der Impfstatus, besonders gegen Tetanus , erfragt, um sicherzustellen das Risiko eines sog. Wundstarrkrampfes auszuschließen. Liegt der Impfausweis nicht vor oder kennt die betroffene Person ihren Impfstatus nicht, kann nach aktueller STIKO-Empfehlung eine Tetanus-Impfung verabreicht werden. Im Gespräch sollte ggf. auch erörtert werden, ob bei der Katze der Verdacht auf Tollwut besteht. Dies ist zumindest in Deutschland extrem unwahrscheinlich.

Therapie bei Katzenbiss

Eine direkte, chirurgische Versorgung von Katzenbissen ist selten nötig. In der Regel wird die Wunde nicht zugenäht, um das Ausspülen der tief sitzenden Bakterien nicht zu verhindern. Ob eine Wunde überhaupt chirurgisch versorgt werden muss sollte von professionellen Menschen begutachtet werden. Bei großen Schäden kann es auch notwendig sein die Wunde chirurgisch gründlich zu spülen und zu säubern, indem die oberste Schicht vorsichtig abgetragen wird. Die zweite große Frage ist, ob eine Behandlung mit Antibiotika erfolgen sollte oder nicht. Diese Entscheidung richtet sich nicht nur nach Ort und Größe der Wunde, sondern auch nach Risikofaktoren der gebissenen Personen. Liegen bestimmte Vorerkrankungen vor, kann daher eher eine antibiotische Therapie erfolgen.

Wie ist die Prognose eines Katzenbisses?

Die Prognose der Wundheilung ist maßgeblich beeinflusst vom Infektionsrisiko, Größe der Wunde und den Risikofaktoren der verletzten Person. Von Bagatellverletzungen bis ernsten Verletzungen wie Amputationen ist alles möglich.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei eines Katzenbisses

In der Situation direkt nach dem Katzenbiss sollte vorerst Schutz vor dem Tier gesucht werden. Es empfiehlt sich dann die Wunde mit einem speziellen Wund-Desinfektionsspray (nicht Hände/Haut-Desinfektion) die Wunde zu reinigen. Dabei sollte auf keinen Fall in die Wunde selbst gefasst werden. Bei starken (spritzenden, sickernden) Blutungen gilt es mit sauberen Tüchern oder Verbandsmaterial (Erste-Hilfe-Kasten) die Blutung durch Druck zu stoppen. Bei kleineren Blutungen kann es förderlich sein die Blutung nicht sofort zu stoppen, um ein Ausspülen der Keime aus der Wunde zu ermöglichen. Es sollte vermieden werden offene Wunden lange unter Wasser zu halten - das quillt die Wundränder auf und macht eine chirurgische Versorgung oft schwierig.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Katzenbiss

Gerade infizierte Wunden und Wunden an Händen und im Gesicht sollten auch nach dem ersten Abheilen regelmäßig begutachtet werden. Es kann sein, dass z.B. durch Narbenbildung in der Hand die Funktion eingeschränkt ist. Mit korrigierenden Operationen kann oft die Funktion wieder hergestellt werden.

Zusammenfassung

Katzenbisse sind Verletzungen, die vor allem Katzenbesitzer und Kinder oft an Kopf, Händen, Unterarmen und Beinen erleiden. Die Gefahr der Wundinfektion ist bei Katzenbissen größer als bei Hundebissen, sodass bei tiefen Wunden oder Entzündungszeichen grundsätzlich ärztlicher Rat gesucht werden sollte. Dann kann entschieden werden, ob eine chirurgische Behandlung oder die Gabe von Antibiotika notwendig sind.

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Sofern die Wunde in Tagen nach dem Biss rot wird, anschwillt, eitert, pocht oder schmerzt sollte eine ärztliche Vorstellung erfolgen.

Bei einer nicht-infizierten Wunde sollte die Wunde binnen einer Woche abgeheilt sein. Bleibt die Wunde offen zeigt Zeichen einer Entzündung sollte nicht weiter abgewartet werden, sondern eine ärztliche Vorstellung stattfinden.

Unter Hunde-, Menschen- und Katzenbissen führt der Katzenbiss am häufigsten zu einer Wundinfektion. Daher sollte auch bei klein erscheinenden Bisswunden das Risiko nicht unterschätzt werden.

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Katzenbiss einfach erklärt

Häufigkeit

  • Pro Jahr treten in Deutschland ca 30 000 bis 50 000 Bissverletzungen durch Tiere auf.
  • 30% der Bissverletzungen stammen von Katzen.

Risikofaktoren

  • unvorsichtiger Umgang mit Katzen (vor allem mit fremden Tieren)

Symptome

  • Schmerzen
  • Rötung
  • Schwellung
  • Blutungen

Komplikationen

  • schwere Infektionen
  • Wundheilungsstörungen
  • Sehnen- und Gewebeschäden
  • Sepsis
  • Meningitis
  • Knochenentzündung

Diagnose

  • Anamnese
    • An welcher Körperstelle wurden sie gebissen?
    • Wurden sie von einer fremden Katze gebissen?
    • Haben sie Taubheitsgefühle/Sensibilitätsstörungen?
    • Sind sie gegen Tetanus geimpft?
  • Körperliche Untersuchung
    • Genaue Inspektion der Bisswunde
    • Prüfung DMS
  • Abstrich
  • Laboruntersuchung
    • bei Verdacht auf Infektion Blutuntersuchung: Leukos, CRP, BSG
  • Röntgenuntersuchung
    • Beurteilung möglicher knöcherner Verletzungen?
  • Computertomografie
    • Beurteilung der Knochen und Weichteile
  • MRT
    • Beurteilung der Knochen und Weichteile

Therapie

  • Konservative Behandlung
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Umsichtiger Umgang mit Katzen
  • Warnsignale der Tiere beachten

Mögliche Vorsorgemaßnahmen

  • Tetanusimpfung

Prognose

  • Abhängig vom Ausmaß der Bissverletzung und den vorliegenden Begleiterscheinungen.

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