Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)
Die Hypercholesterinämie ist eine Erkrankung die zum Spektrum der Lipidstoffwechselstörungen (Dyslipidämien) zählt. Es handelt sich dabei um eine Erhöhung von Lipoproteinen (Lipiden + Apolipoproteine) im Blut. Im Allgemeinen versteht man unter eine Hypercholesterinämie meist die Erhöhung des Gesamtcholesterins oder eine isolierte Erhöhung von LDL-Cholesterin. Die Erkrankung ist mit einem erhöhten Arteriosklerose-Risiko und einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse assoziiert.
Lipidstoffwechselstörungen können entweder reaktiv, primär oder sekundär auftreten. Die reaktive Form bezeichnet eine Erhöhung des Cholesterins unter einer fett- und cholesterinreichen Ernährung oder unter starkem Alkoholkonsum. Die primäre (hereditäre), und häufigste Form, ist die familiäre Hypercholesterinämie. Sie ist erblich bedingt. Eine sekundäre Hypercholesterinämie kann bei einigen Erkrankungen auftreten.
Beispielsweise kommt es zu einer Erhöhung des Cholesterinspiegels bei
Die Lipoproteine fungieren als Transportproteine für Lipide im Blut. Sie bestehen aus einem Lipid und einem transportierenden Protein. Man unterscheidet das VLDL ("very low density lipoprotein"), welches ein Vorläuferprotein für LDL-Cholesterin ("low density lipoprotein") darstellt, von LDL-Cholesterin und HDL-Cholesterin ("high density lipoprotein"). LDL-Cholesterin macht rund 70% des Cholesterins im Blut aus und ist für den Transport von Cholesterin zu extrahepatischen Zellen im gesamten Körper verantwortlich. HDL-Cholesterin macht in etwa 20% des Cholesterins im Blut aus und ist für den Rücktransport von Cholesterin aus der Körperperipherie zur
Eine Hypercholesterinämie erhöht das Arteriosklerose-Risiko und stellt einen Risikofaktor für eine Vielzahl von kardiovaskulären Ereignissen dar. Dazu gehören etwa die
Daneben kommt es bei der familiären Hypercholesterinämie zu einer Vielzahl von charakteristischen Symptomen wie Sehnenxanthomen (an der Achillessehne und den Fingerstrecksehne), plantare Xanthome (an den Interdigitalfalten), tuberöse Xanthome (an Knie und Ellenbogen) und Xanthelasmen (an den Augenlider). Diese charakteristischen Hautmanifestationen sind durch eine Einlagerung von Lipoproteinen ins Gewebe bedingt.
Die Diagnostik erfolgt mittels einer Blutuntersuchung. Hierbei wird nach einer 12 stündigen Nahrungskarenz das Gesamtcholesterin, das LDL-Cholesterin und das HDL-Cholesterin beurteilt. Weiters sollte eine Differenzialdiagnostik zum Ausschluss einer sekundären Hypolipoproteinämie durchgeführt werden. Mittels Lipidelektrophorese können daraufhin die familiären (genetischen) Hypercholesterinämien ausgeschlossen oder bestätigt werden.
Zusätzlich ist eine Erfassung des kardiovaskulären Risikoprofils der Betroffenen sehr wichtig.
Bei sekundären Hypercholesterinämien sollte eine Therapie der auslösenden Ursache durchgeführt werden. Weitere wichtige Therapieziele sind eine Optimierung des kardiovaskulären Risikoprofils, eine Normalisierung des Körpergewichts, eine Alkoholkarenz, körperliches Training, sowie eine fett- und cholesterinarme Diät bei jedem Betroffenen.
Die Mittel der ersten Wahl zur medikamentösen Behandlung einer Hypercholesterinämie sind die Statine. Sie kommen sowohl in der Primär- als auch in der Sekundärprävention von kardiovaskulären Ereignissen zum Einsatz. Bekannte Präparate sind etwa Atorvastatin, Rosuvastatin, Fluvastatin, Lovastatin, Simvastatin oder Pravastatin. Das Ziel der Therapie ist meist eine 30%ige Senkung des Cholesterin-Ausgangswertes. Andere Medikamente welche zur Therapie der Hypercholesterinämie geeignet sind, sind Ezetimib, Ionenaustauschharze (Cholestyramin, Colestipol) oder Nikotinsäurepreparate.
Bei sehr schweren Fällen ist eine Behandlung mittels LDL-Elektrophorese indiziert.
Die Hypercholesterinämie ist eine Erkrankung, welche auf Lebensstilmodifikationen und geeignete Medikamente gut anspricht. Sekundäre Hypercholesterinämien können durch die Behebung der Ursache "geheilt" werden. Anders verhält es sich bei primären (erblichen) Hypercholesterinämien. Primäre Hypercholesterinämien bestehen chronisch (lebenslang) und müssen durch eine cholesterinsenkende, medikamentöse Therapie oder andere geeignete Maßnahmen therapiert werden.
Eine Hypercholesterinämie kann je nach Ausprägung oft durch eine Umstellung der Lebensgewohnheiten und der Ernährung merklich beeinflusst werden. Fett sollte bei Betroffenen weniger als 25% der Gesamt-Tageskalorien ausmachen. Es empfehlen sich weiters pflanzliche Fette mit einem hohen Omega-3-Anteil. Generell wird bei der Hypercholesterinämie oft die Empfehlung für eine ballaststoffreiche, mediterrane Kost ausgesprochen.
Die Cholesterinwerte der Betroffenen sollten regelmäßig kontrolliert werden, auch wenn bereits eine medikamentöse Therapie eingeleitet wurde. Gegebenenfalls muss, bei fehlendem Ansprechen, eine Anpassung der Dosis erfolge. Weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren (beispielsweise Blutzucker) sollten durch den behandelnden Arzt ebenfalls kontrolliert werden.
Die Hypercholesterinämie ist eine häufige Erkrankung der westlichen Welt, welche meist genetisch bedingt ist, und durch eine Störung im Lipidstoffwechsel verursacht wird. Sie stellt einen Hauptrisikofaktor für
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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser
Medizinisch geprüft am
4. Aug. 2022
Die Werte die eine Hypercholesterinämie definieren sind nicht hundertprozentig exakt definiert, ändern sich häufig und sind immer im Gesamtbild mit den restlichen kardiovaskulären Risikofaktoren zu beurteilen. Vereinfacht kann von einer Hypercholesterinämie ab einem Wert von über 200 mg/dl Gesamtcholesterin (LDL und HDL) im Blut gesprochen werden. Das LDL-Cholesterin gilt, je nach kardiovaskulärem Risikoprofil, bereits ab einem Wert von 70 - 140 mg/dl als erhöht.
Bei Hypercholesterinämie empfiehlt sich eine fett- und cholesterinarme Ernährung mit hohem Ballaststoffanteil. Es sollten hauptsächlich pflanzliche Öle mit einem hohen Omega-3-Anteil konsumiert werden. Geeignet ist beispielsweise eine mediterrane Diät. Auf Alkohol sollte nach Möglichkeit gänzlich verzichtet werden.
Eine reine Hypercholesterinämie bezeichnet eine Lipidstoffwechselstörung bei der nur die Cholesterin-Lipoproteine (LDL, HDL beziehungsweise das Gesamtcholesterin) im Blut erhöht sind. Demgegenüber stehen Lipidstoffwechselstörungen bei denen es auch zu einem Anstieg anderer Blutfette wie der Triglyceride kommt.
Erkrankung zusammengefasst
Begriffe
Arteriosklerose
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