Einführung
Unter Hydrozele versteht man eine schmerzlose Flüssigkeitsansammlung im Skrotum (Hodensack). Umgangssprachlich ist Hydrozele auch unter Wasserbruch bekannt und kann entweder von Geburt an vorhanden sein oder aufgrund von einer anderen Erkrankung entstehen.
Die Flüssigkeitsansammlung befindet sich zwischen zwei Hodenhüllen, und zwar zwischen den beiden Blättern der Tunica vaginalis testis. Dies kann im Hoden selbst, dann spricht man von einer Hydrocele testis oder im Samenstrang auftreten, wobei von einer Hydrocele funiculi spermatici die Rede ist.
Anatomie
Das Skrotum oder auch der Hodensack stellt eine beutelärmige Aussackung im Bereich der vorderen Bauchwand das. Es entsteht im Laufe der embryonalen Entwicklung aus den sogenannten Geschlechtswülsten, die von rechts und links zusammenwachsen. Nach innen ist das Skrotum durch einen bindegewebigen Faserzug in zwei einzelne Kammern unterteilt. In jeder dieser Kammern befindet sich je ein Hoden.
Die Aufgabe des Hodensacks ist der Schutz der Hoden und die Aufbewahrung dieser in einer deutlich kälteren Umgebung als dem Körperinneren. Durch das Zusammenspiel mehrerer Muskeln kann das Skrotum die Temperatur im Hoden regulieren. Ist es sehr kalt, so kommt es zu einer Kontraktion des M. cremaster und des M. Dartos. Infolge dieser Kontraktion wird der Hodensack kleiner und somit die Hoden näher an den wärmenden Körper verlagert. Bei einer hohen Körpertemperatur hingegen erschlafft die Muskulatur und die Hoden rutschen im Skrotum vom Körper weg.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Hydrozele?
Je nach Entstehung, gibt es die primäre (angeborene) Hydrozele und die sekundäre (erworbene) Hydrozele. Die primäre Hydrozele tritt häufiger auf. Eine primäre Hydrozele entsteht, wenn bei der embryonalen Hodenentwicklung der Leistenkanal offen bleibt und sich aus diesem Grund Flüssigkeit zwischen den Hodenhäuten ansammeln kann.
In der Embryonalzeit entwickelt sich der Hoden im Bauchraum und macht im Laufe seiner Entwicklung einen Abstieg (Descensus testis) durch, das heißt, der Hoden wandert durch den Leistenkanal nach unten ins Skrotum (Hodensack) und nimmt dabei das Bauchfell und die Bauchhüllen mit. Sie bilden im Anschluss die Hüllen der Hoden.
So entsteht eine Aussackung (Recessus vaginalis testis) des Bauchfells, die normalerweise nach oben hin geschlossen wird, bleibt der Zugang jedoch offen, wie es bei einer primären Hydrozele der Fall ist, kann sich Flüssigkeit zwischen den Hodenhüllen des Säuglings ansammeln.
Eine sekundäre Hydrozele, also ein erworbener Wasserbruch, kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden. Zu den häufigsten dieser Ursachen zählen Entzündungen der Hoden (Orchitis) oder der Nebenhoden (Epididymitis). Auch im Zuge einer direkten Gewalteinwirkung auf den Hosensack kann es zur Entstehung einer Hydrozele kommen.
Eine typische Erkrankung von jungen Knaben ist die sogenannte . Bei einer Hodentorsion dreht sich einer der Hoden (selten beide) innerhalb des Hodensacks um dessen versorgende Blutgefäße und Nerven. Infolgedessen wird die Blutversorgung des betroffenen Hodens abgeklemmt und es kommt zum Auftreten stärkster Schmerzen. Eine direkte Folge einer solchen Hodentorsion kann eine Hydrozele sein. Darüber hinaus steht die Hydrozele häufig in Zusammenhang mit einem (Hernie) oder einem Tumor im Bereich der Hoden oder Nebenhoden.
Die sekundäre (erworbene) Hydrozele entsteht meist im Erwachsenenalter als Begleiterscheinungen von Hodenverletzungen, Entzündungen oder Hodentumoren.
Was sind die Symptome einer Hydrozele?
Eine Hydrozele macht sich durch langsam immer stärker werdende Schwellung des Hodens bemerkbar. Die Schwellung ist nicht schmerzhaft und kann ein- oder beidseitig auftreten. Der Hodensack fühlt sich aufgrund der zunehmenden Schwellung prall-elastisch an. Wenn die Krankheit länger besteht, kann es auch zu einem Schwere- oder Druckgefühl kommen.
Eine Hydrozele kann unter Umständen so groß werden, dass sie die Beweglichkeit des betroffenen Mannes einschränkt.
Ein typisches Merkmal der primären (angeborenen) Hydrozele ist deren Verhalten im Stehen und Liegen. Im Stehen sinkt Flüssigkeit, die sich eigentlich im Bereich des Abdomens befindet, in das Skrotum ab. Die Hydrozele nimmt dadurch zu. Legt sich der Betroffene hin, so verteilt sich die Flüssigkeit wieder im Bauchraum und der Wasserbruch wird kleiner.
Wie wird die Hydrozele diagnostiziert?
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf eine Hydrozele beginnt mit einem Arzt-Patienten-Gespräch, bei dem der Patient die bei ihm vorliegenden Beschwerden erläutern sollte. Im Anschluss an dieses Gespräch folgt eine körperliche Untersuchung der Genitalregion. Bereits bei der Inspektion des Hodensacks fällt auf, dass dieser geschwollen und sehr groß ist. Die Palpation zeigt eine prall-elastische Konsistenz des flüssigkeitsgefüllten Hodensacks.
Im Zuge der Diagnostik ist es wichtig, mögliche Differenzialdiagnosen auszuschließen. Die wohl wichtigste Differenzialdiagnose des Wasserbruchs ist die sogenannte . Unterscheidbar sind diese beiden Erkrankungen durch das Beleuchten des Skrotums mit einer Lampe. Wenn sich innerhalb des Skrotums viel Flüssigkeit befindet, scheint das Licht rötlich durch den Hodensack hindurch. Im Falle der Hodentorsion ist das nicht der Fall. Diese Untersuchungsmethode wird Diaphanoskopie genannt.
Zur Diagnosesicherung dient die Ultraschalluntersuchung, bei der man deutlich sehen kann, ob es sich um Flüssigkeit oder etwa einen Tumor handelt. Im Ultraschall lässt sich bei Vorliegen einer Hydrozele Flüssigkeit im Hodensack darstellen. Bei unklarem Befund und/oder besonderen Fragestellungen kann die Diagnose auch mithilfe einer MRT-Aufnahme gesichert werden.
Therapie bei Hydrozele
Bei einem Wasserbruch muss nicht in jedem Fall eine Behandlung erfolgen. Kleine Hydrozelen können erst einmal beobachtet werden. Wenn kleine Jungs eine angeborene Hydrozele aufweisen, wartet man in der Regel bis zum zweiten Lebensjahr ab, ob eine operative Korrektur erfolgen muss. In den meisten Fällen bildet sich der Wasserbruch ohne Intervention von selbst vollständig zurück. Grund dafür ist die Tatsache, dass sich die Verbindung zwischen Abdomen und Skrotum im Laufe des ersten Lebensjahres verschließt und somit keine Flüssigkeit mehr aus dem Bauchraum in den Hodensack gelangen kann.
Wenn die Hydrozele therapiebedürftig ist, wird operiert. Bei primären Hydrozelen verschließt sich das Leistenband in den meisten Fällen von selbst, und es muss nur operiert werden, wenn die Hydrozele bis ins 1-2 Lebensjahr besteht. Bei Patienten mit sekundärer Hydrozele wird operiert, wenn die Hydrozele aus kosmetischen Gründen für den Patienten belastend ist.
Wie ist die Prognose einer Hydrozele?
Die primäre Hydrozele bildet sich meistens in den ersten 2 Lebensjahren von selber zurück und muss nicht operiert werden. Bleibt sie bestehen und es wird nach dem 2. Lebensjahr nicht operiert, kann es zu Schädigungen in der weiteren Hodenentwicklung kommen.
Bei der sekundären Hydrozele gibt es für Erwachsene keine nennenswerten Gesundheitsrisiken, in vielen Fällen wird die Hydrozele operiert, weil die Größenzunahme des Hodens sehr ausgeprägt sein kann, was für Patienten aus kosmetischen Gründen stören kann.
Zusammenfassung
Hydrozele ist eine Flüssigkeitsansammlung im Skrotum (Hodensack). Umgangssprachlich ist Hydrozele auch unter Wasserbruch bekannt und kann entweder von Geburt an vorhanden sein, oder aufgrund von einer anderen Erkrankung entstehen. Die primäre Hydrozele, welche ab der Geburt besteht, ist die häufigere Form.