Einführung
Ein Hühnerauge (lat. Clavus) beschreibt eine schmerzhafte Hautveränderung, die durch chronischen Druck und dadurch auch einer Reizung einer Hautstelle - vor allem an Füßen, aber auch Händen - entsteht.
Der Grund für die Entstehung des Hühnerauges ist eine Fehlbelastung, die eine Druckschwiele (lat. Hyperkeratose) zur Folge hat: Der Körper reagiert durch den ständigen Druck auf eine Hautstelle damit, eine Verhornung dieser Stelle als Schutz zu produzieren.
Häufig liegt der Fehlbelastung bzw. der punktuellen Druckbelastung eine Fehlstellung der Fußknochen bzw. eine Grunderkrankung zugrunde (zum Beispiel , Hammerzehe, diabetischer Fuß).
Am häufigsten entstehen Hühneraugen auf der Rückseite der Zehenknöchel, auf der Fußsohle über den Vorfußballen und manchmal auch zwischen den Zehen, wobei eine Verwechslung mit oder Dornwarzen vorkommen kann.
Auch auf den Händen kann gelegentlich ein Hühnerauge entstehen. Das passiert ebenfalls durch ständigen Druck oder Reibung – oft bei harter, körperlicher Tätigkeit (zum Beispiel beim Schaufeln oder Hämmern).
Mit steigendem Alter steigt das Risiko, ein Hühnerauge zu entwickeln, da auch die Häufigkeit von Fußfehlstellungen im höheren Alter steigt. In jüngeren Jahren sind oft Sportler betroffen, zum Beispiel, wenn unpassendes Schuhwerk ständig drückt und reibt oder wenn andauernd belastende Bewegungen ausgeführt werden.
Tendenziell leiden mehr Frauen an Hühneraugen, was auf das Tragen von hohen Schuhen zurückzuführen ist.
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren eines Hühnerauges?
Ein Hühnerauge ist eine Schutzreaktion der und entsteht, wenn eine Hautstelle ständigem Druck oder Reibung ausgesetzt ist. Um den direkt unter der Druckstelle liegenden Knochen zu schützen, wird harte Hornhaut gebildet.
Bleibt diese harte Verhornung oberflächlich, wird das Schwiele genannt. Bei einem Hühnerauge allerdings wächst die Hornhaut dornförmig in die Tiefe. Dieser „Horn-Stachel“ kann dann Schmerzen verursachen.
Risikofaktoren, die zur Entstehung von Hühneraugen beitragen:
Es gibt hauptsächlich 6 verschiedene Risikofaktoren, die besonders häufig für das Auftreten von Hühneraugen verantwortlich sind.
Druck von außen ist der Hauptgrund für Hühneraugen. Vor allem Schuhe mit hohem Absatz bringen ein höheres Risiko einer Clavus-Entstehung mit sich. Sie sind damit auch einer der Hauptgründe, warum Frauen häufiger von Hühneraugen betroffen sind.
Durch Knochenvorsprünge kann ein Druck von Innen entstehen, der die Haut zur Bildung der Hornschicht anreizt. Vor allem in Verbindung von Hammerzehen, Krallenzehen oder dem , kann ein Clavus häufig gefunden werden.
Im Rahmen der Zuckerkrankheit (), kommt es gehäuft zu Nerven- und Blutgefäßschäden, die sich vor allem am Fuß, als entferntesten Körperteil, durch Gefühlsstörungen und erhöhte Gewebe-Drücke bemerkbar machen. Das führt zum einen zu Störungen der richtigen Hautbildung und zum anderen zu Fehlhaltungen, die nicht bemerkt werden. Beides kann zur Entstehung von Hühneraugen beitragen.
Bei älteren Personen wird häufiger ein Hühnerauge gefunden. Das Alter an sich hat allerdings nur indirekt Einfluss auf die Hühneraugenentstehung. Viel eher liegt der Zusammenhang darin, dass die Füße im Alter eher zu Deformitäten neigen, die wiederum einen Haupt-Risikofaktor der Entwicklung eines Clavus darstellt. Darüber hinaus wird die im Alter natürlicherweise immer dünner und trockener, was ebenfalls eine Ursache der Hühneraugen-Entstehung ist.
Auch bei sportlich sehr aktiven Personen wird häufiger ein Hühnerauge diagnostiziert. Der Grund dafür liegt allerdings auch nicht direkt an der sportlichen Aktivität, sondern viel eher am unpassenden Schuhwerk oder viel Reibung verursachenden Bewegungen (zum Beispiel die Start-Stopp-Bewegung beim Tennis oder Volleyball mit locker sitzenden Schuhen).
Bei Menschen, die viel und häufig intensiv mit den Händen arbeiten (zum Beispiel: Gartenarbeiter, Bauarbeiter etc.) können Hühneraugen auch auf den Händen entstehen: Ständiger Druck und Reibung, lässt die Hornschicht der Hände eine Schwiele oder ein Hühnerauge entwickeln.
Was sind die Symptome eines Hühnerauges?
In der Regel fallen runde, glatte, verhärtete Platten oder Knoten auf den Füßen, oder seltener auf den Händen, auf. Diese Hautveränderung kann auch von einer Entzündungsreaktion begleitet werden, die Schmerzen verursachen kann.
Die Entzündung ist durch Wärme, Rötung, Schwellung und versuchte Schonung der betroffenen Hautstelle gekennzeichnet. Es wird, mehr oder weniger bewusst, versucht durch eine Schonhaltung die Schmerzen zu minimieren.
Auch ohne Entzündung sind Schmerzen besonders häufig ein Begleiter der Clavus-Bildung. Diese entstehen, weil ein Hornhaut-Stachel in die Tiefe wächst und dort Reizungen verursacht.
2 Arten von Hühneraugen
Harte Hühneraugen
Ein harter Clavus (lat. Clavus durus) lässt sich oft auf der Oberseite von Zehengelenken und an der Fußsohle, vor allem am Fußballen, finden. Ihr Kern ist sehr hart.
Weiche Hühneraugen
Weiche Hühneraugen (lat. Clavus mollis) sind hingegen eher zwischen den Zehen oder Fingern lokalisiert, weil hier mehr Feuchtigkeit auftritt. Ihr Kern ist weich.
Häufig werden Hühneraugen mit Warzen („Plantar- oder Dornwarzen“) verwechselt. Diese lassen sich jedoch unterscheiden: Warzen sind ansteckend, schmerzhaft und zeigen im Gegensatz zu Hühneraugen keine Hautlinien. Außerdem haben Plantarwarzen oft Einblutungen, die sich als dunkle Pünktchen zeigen, was bei einem Clavus nie der Fall ist.
Wie wird das Hühnerauge diagnostiziert?
Untersuchungen der Hühneraugen
Um festzustellen, um welche Art von Hühnerauge es sich handelt und um eventuell die zugrunde liegende Ursache festzustellen, geht der Arzt bei der Untersuchung schrittweise vor
Der Arzt wird für die Diagnosestellung zuerst einige relevante Fragen stellen und dann eine körperliche Untersuchung, mit Schwerpunkt auf die veränderte Stelle, durchführen.
Der Mediziner wird in erster Linie Informationen zur aktuellen Symptomatik (Ausprägung, Schmerzen, Dauer, Beginn etc.), aber auch zu Grunderkrankungen (wie diabetischer Fuß, Zuckerkrankheit, Gefäßprobleme, orthopädische Probleme) sowie zu Voroperationen, sozialem, beruflichen und familiären Umfeld (sportliche Aktivität, häufig getragenes Schuhwerk, körperliche Arbeit), Harn-, Stuhl-, Essgewohnheiten und familiär gehäuften Erkrankungen einholen.
Der Arzt schaut sich eventuelle Fußfehlstellungen und die verhornte Hautveränderung genauer an.
Eine Probenentnahme der Haut oder andere bildgebende Verfahren sind nicht unbedingt nötig. Manchmal wird dennoch ein Röntgenbild des Fußes angefordert, um verborgene Fehlstellungen oder Knochenvorsprünge erkennen und behandeln zu können.
Meistens fallen Betroffenen Hühneraugen zuerst durch punktuelle, schmerzhaften Stellen an den Füßen oder Händen auf. Bei genauerer Betrachtung, ist dann eine glatte, meistens harte Platte auf den Fußballen oder Zehen-Oberseiten erkennbar oder eher ein weicher Knoten zwischen den Zehen oder Fingern.
Die Diagnose wird dann klinisch gestellt, das bedeutet, dass durch die Erzählungen des Patienten und das Begutachten der krankhaften Veränderungen, auf ein Hühnerauge geschlossen werden kann.
Therapie beim Hühnerauge
Die Therapie von Hühneraugen besteht aus 3 Prinzipien:
- Linderung der Symptome
- Vermeidung der Ursachen
- Orthopädisch-chirurgisches Management
Was kann man zu Hause gegen Hühneraugen tun?
Patienten können auch selbstständig gegen Hühneraugen vorgehen – sowohl bezogen auf die Ursachenvermeidung als auch auf die Symptomlinderung.
Als wichtigster Punkt der Symptomlinderung gehört, die betroffene Stelle vom Druck und der Reibung zu befreien: Dafür sollten ungeeignetes Schuhwerk (zum Beispiel Schuhe mit hohem Absatz oder zu eng sitzende Schuhe) gemieden werden. Wer nicht auf das Tragen von diesen Schuhen verzichten mag, kann Abhilfe durch das Anbringen von Schaumstoffringen (Hühneraugenpflaster) schaffen. Salben oder Pflaster mit Harnstoff- oder Salicylsäure-haltigen Mitteln sowie ein warmes Fußbad, tragen zur Aufweichung der Verhornung bei.
Sollten die Hühneraugen nach den selbständig durchzuführenden Maßnahmen weiterhin Beschwerden verursachen, besteht die weiterführende Therapie in chirurgischen bzw. orthopädischen Maßnahmen.
Möchte man das Hühnerauge entfernen lassen, trägt der Arzt die Hornhautplatte vorsichtig mit einem Skalpell oder einer scharfen Klinge ab. Das verursacht in der Regel eine sofortige Symptomlinderung, kann aber gegebenenfalls stark bluten.
Vom Abtragen der Hautveränderung zu Hause ohne Arzt, wird stark abgeraten, da dadurch tiefere Verletzungen oder sogar oft schwerwiegendere Infektionen verursacht werden können. Darüber hinaus kann der Arzt individuell angepasste, orthopädische Schuheinlagen verordnen, die zur Druckentlastung beitragen.
Allerdings führt die Anwendung von diesen Maßnahmen allein häufig zu einem erneuten Auftreten der Hühneraugen. Deswegen sollte immer auch die Ursache bekämpft werden.
Zum weiterreichenden orthopädisch-chirurgischen Management wird auch eine Fußoperation als Ursachenbeseitigung gezählt. Bei starker Deformität (Hammerzehe, etc.) kann dieser Eingriff die beste Behandlung und gleichzeitig beste Vorsorge von Hühneraugen sein.
Darüber hinaus sollten auch Vorerkrankungen, wie die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) oder Gefäßkrankheiten, ausreichend behandelt werden, um ein Hühnerauge bestmöglich zu vermeiden.
Zusammengefasst lässt sich die Therapie wie folgt beschreiben:
Akute Behandlung eines gerade bestehenden Hühnerauges:
- Aufweichen der betroffenen Hautstelle mittels Hühneraugenpflaster, Salbe und Fußbad
- Druckentlastung durch Hühneraugenpflaster und Vermeidung von unpassendem Schuhwerk
- Chirurgische Abtragung der überschüssigen Hornhaut (durch den Arzt/die Ärztin!)
Ursachen-Bekämpfung der Clavus-Entstehung:
- Chirurgische Maßnahmen bei Fußfehlstellung/en
- Korrekte Einstellung der Zuckerkrankheit bei diabetischem Fuß-Syndrom
Wie kann man nun einem Hühnerauge vorbeugen?
Als Vorsorgemaßnahmen wird empfohlen, auf passendes Schuhwerk im Alltag zu achten. Dies bedeutet, dass Schuhe mit einem hohem Absatz möglichst selten getragen werden sollten und drückende oder zu große Schuhe am besten ganz ausgetauscht werden.
Falls der langsame Beginn einer Fußfehlstellung auffällt (zum Beispiel: „Aufstellen“ der Zehen, „Hineinbiegen“ der Großzehe), sollte eine passende orthopädische Schuheinlage vom Orthopäden oder Orthopädietechniker verordnet werden.
Wie ist die Prognose eines Hühnerauges?
Die Beseitigung der Ursache (zum Beispiel durch chirurgische Maßnahmen bei Fehlstellungen des Fußes oder gute Einstellung des Blutzuckerspiegels beim diabetischen Fuß-Syndrom), ist ein wichtiger zusätzlicher Faktor, neben der Beseitigung des Hühnerauges an sich.
Hühneraugen können mit passenden Pflastern, der Vermeidung von unpassendem Schuhwerk und sonstigem Druck oder Reibung verursachenden Tätigkeiten, sowie durch die Hornhaut-Abtragung durch den Hausarzt oder Dermatologen, zwar gut behandelt werden, treten aber ohne passende Vorsorgemaßnahmen häufig immer wieder auf.
Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einem Hühnerauge
Um ein bestehendes Hühnerauge bestmöglich zu behandeln, stehen Betroffenen mehrere Möglichkeiten – ohne medikamentöse oder chirurgische Maßnahmen - zur Verfügung:
- Vermeiden von drückenden oder reibenden Schuhwerk (und hohen Schuhen)
- Aufweichen der betroffenen Stelle in lauwarmen Wasser
- Anbringen von Hühneraugenpflastern
- Tragen von individuell passenden, orthopädischen Schuheinlagen
- Verminderung von Handarbeit, die eine ständige Reizung einer Stelle auf den Händen verursacht
Von eigenständigem Abtragen oder Abkratzen der verhornten Haut wird dringend abgeraten, da im schlimmsten Fall tiefergehende Verletzungen und Infektionen verursacht werden.
Empfehlungen zur Nachsorge bei einem Hühnerauge
Die Behandlung des Hühnerauges zielt in erster Linie auf eine Symptomlinderung ab: Abtragen der Hornhaut mit einem Skalpell oder scharfer Klinge, Aufweichen der betroffenen Hautstelle mit lauwarmen Wasser oder geeigneten Salben und Druckentlastung des Hühnerauges mit passenden Pflastern.
Allerdings ist das Risiko einer erneuten Entwicklung eines Clavus sehr hoch, wenn nicht die Ursache, wie zum Beispiel die Fußfehlstellung oder die schlechte Blutzuckereinstellung bei diabetischem Fuß-Syndrom, zusätzlich bekämpft wird.
Hat man sich dafür entschieden, das Hühnerauge fachmännisch entfernen zu lassen, so ist als selbstständige Nachsorge auch unbedingt darauf zu achten, die betreffende Stelle von Druck und Reibung fernzuhalten.
Bei Nachsorge-Terminen wird der Arzt, je nach vorhergehendem Eingriff, schauen, wie die Heilung verläuft und ob ggf. weiterführende therapeutische oder medikamentöse Behandlungen angesetzt werden müssen.
Zusammenfassung
Das Hühnerauge (lat. Clavus) ist eine meist schmerzhafte Hornhautwucherung mit zentralem, in die Tiefe ragenden „Hornhaut-Dorn“ an den Füßen (oder seltener den Händen) und entsteht als körpereigene Schutzmaßnahme bei ständigem Druck oder Reibung, um Schäden an tiefer liegenden Strukturen (v.a. Knochen) zu vermeiden.
Ein Hühnerauge präsentiert sich als warzenähnliche, glatte, meist harte Hornhautplatte oder Knötchen und lässt sich am ehesten an der Fußsohle, der Fußballen oder Zehen, zwischen den Zehen oder Händen oder an der Oberseite der Zehengelenke (hauptsächlich bei „Hammerzehen“-Fehlstellung) finden.
Therapeutisch sollte nicht nur die akute Behandlung eines gerade bestehenden Hühnerauges – mittels Aufweichen der betroffenen Hautstelle mit warmem Wasser, passenden Pflastern, Salben sowie mittels Hornhautabtragung – erfolgen, sondern auch die Ursache, wie durch das Meiden von unpassendem Schuhwerk (hohe, zu enge oder große Schuhe), chirurgischen Eingriffen bei Fußfehlstellungen und korrekte medikamentöse Behandlung bei Zuckerkrankheit, mitbekämpft werden.