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Hüftschmerzen

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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Die Hüfte stellt eines der größten Gelenke des menschlichen Körpers dar. Genau genommen ist das Hüftgelenk gleich nach dem Knie das zweitgrößte Gelenk. Es zählt zu den sogenannten Kugelgelenken und besteht aus zwei knöchernen Anteilen. Die Hüftgelenkspfanne, das sogenannte Acetabulum, nimmt dabei den kugelförmigen Oberschenkelkopf auf.

Eine der wichtigsten Aufgaben des Hüftgelenks ist das Abdämpfen von Stößen. Wenn das Gelenk diese Funktion aufgrund einer Schädigung, zum Beispiel einer Arthrose oder einer rheumatischen Erkrankung, nicht mehr aufrechterhalten kann, können Hüftschmerzen die Folge sein.

Diese Schmerzen zeigen sich bei den Betroffenen besonders häufig im Bereich des großen Rollhügels, dem sogenannten Trochanter. Dabei handelt es sich um den großen knöchernen Vorsprung an der Seite des Oberschenkels.

Wissenswert

Hüftschmerzen können dabei akut oder chronisch verlaufen und den Betroffenen sehr stark belasten.

Ursachen bei Hüftschmerzen

Die Ursachen für die Entstehung von akuten oder chronischen Hüftschmerzen können ganz unterschiedlich sein.

Die akute Verlaufsform der Hüftschmerzen können zum Beispiel mit einer Schenkelhalsfraktur in Zusammenhang stehen. Eine Schenkelhalsfraktur entsteht besonders häufig bei alten Menschen, die stürzen.

Nach dem Trauma treten bei dem Betroffenen plötzlich einschneidende Schmerzen im Bereich der Hüfte auf, die eine normale Bewegung nahezu unmöglich machen. Im Zuge eines Unfalls kann es zudem zum Ausrenken des Hüftgelenks kommen. In diesem Fall spricht man von einer sogenannten Hüftluxation. Betroffene Personen entwickeln bei dieser Verletzung typischerweise starke Schmerzen im Po und/oder in der Leistengegend.

Akute Hüftschmerzen entstehen außerdem häufig aufgrund einer bakteriellen Entzündung im Gelenk. Bei der septischen Coxitis treten die Hüftschmerzen in der Regel einseitig auf und nehmen schnell an Intensität zu.

Darüber hinaus entwickeln die Erkrankten in den meisten Fällen hohes Fieber , Abgeschlagenheit und ein allgemeines Krankheitsgefühl. Akute Hüftschmerzen können darüber hinaus mit einer Schleimbeutelentzündung , einer Bursisitis trochanterica, in Zusammenhang stehen.

Wenn eine Schleimbeutelentzündung vorliegt, macht sich diese in der Regel durch ziehende oder stechende Hüftschmerzen bemerkbar. Die Lokalisation dieser Schmerzen ist der Bereich unmittelbar oberhalb des großen Rollhügels des Oberschenkelknochens.

Die möglichen Ursachen für das Auftreten von Hüftschmerzen unterscheiden sich vor allem anhand des Alters des Patienten. Leidet ein Kind an Hüftschmerzen, können diese im Zusammenhang mit einer Coxitis fugax, dem sogenannten Hüftschnupfen , stehen.

Die betroffenen Kinder entwickeln im Zuge der Erkrankung typischerweise Schmerzen in der Leistenregion. Diese sind in der Regel so ausgeprägt, dass die Kinder hinken oder das Laufen gänzlich verweigern.

Heranwachsende erleiden außerdem gelegentlich eine Ablösung der Hüftkopfkappe von dem Hals des Oberschenkelknochens im Bereich der Wachstumsfuge. Diese Erkrankung wird in der Medizin "Epiphyseolysis capitis femoris" genannt und tritt vor allem bei Jugendlichen in der Pubertät auf.

Typische Symptome der Epiphysiolyse sind plötzlich einschießende, extrem starke Schmerzen in der Leistenregion, dem Oberschenkel oder dem Knie. Außerdem sind die Betroffenen häufig nicht mehr dazu in der Lage, die erkrankte Hüfte zu belasten.

Eine weitere, für Kinder und Jugendliche mögliche Ursache der akuten Hüftschmerzen ist die sogenannte schnappende Hüfte (Coxa saltans). Dabei handelt es sich um ein in der Regel harmloses Schnappen der Sehnen im Bereich des Hüftgelenks. Zu diesem teilweise hörbaren Schnappen kommt es sowohl während der Beugung als auch während der Streckung des Gelenks.

Das schnappende Geräusch entsteht immer dann, wenn die fest angespannte Sehnenplatte des Oberschenkels beim Vorwärtsgleiten an dem großen Rollhügel hängen bleibt und im Anschluss über diesen hinweg springt.

Für die Entstehung von lang anhaltenden oder immer wiederkehrenden Hüftschmerzen gibt es ganz andere Ursachen. Über einen langen Zeitraum anhaltende oder stetig erneut auftretende Schmerzen bezeichnet man in der Medizin als chronische Schmerzen .

Verschiedene rheumatische Erkrankungen, zum Beispiel die ankylosierende Spondylitis (Morbus Bechterew ), können anhaltende Hüftschmerzen provozieren. Bei den Betroffenen zeigen sich die Beschwerden nicht nur in der Hüfte, sondern auch in der Lendenwirbelsäule und dem Gesäß. Morbus Bechterew betrifft in aller Regel nur eine Seite.

Ein beidseitiges Auftreten der für die Erkrankung typischen Schmerzen, spricht eher gegen die ankylosierende Spondylitis. Bei vielen Menschen, die an Hüftschmerzen leiden, kann eine Beinlängendifferenz festgestellt werden. Das bedeutet, dass bei ihnen ein Bein länger ist, als das andere.

Bemerkbar macht sich diese Differenz nur, wenn sie besonders hoch ist. Im Laufe der Zeit kommt es zu einer Überbelastung des längeren Beins, was bei den Betroffenen zu Wirbelsäulen- und Hüftschmerzen führen kann.

Kommt es bei älteren Menschen zur Entstehung von chronischen Hüftschmerzen, so kann dies mit einer Arthrose im Hüftgelenk, der sogenannten Koxarthrose, in Zusammenhang stehen. Bei der Koxarthrose handelt es sich um einen Verschleiß der einzelnen Bestandteile des Hüftgelenks.

Typischerweise treten die Schmerzen immer dann auf, wenn der Betroffene versucht, aus einem Auto auszusteigen. Auch beim Treppensteigen verursacht ein Verschleiß des Hüftgelenks häufig Probleme.

Diagnose bei Hüftschmerzen

Untersuchungen bei Hüftschmerzen

Die Diagnostik bei Patienten, die unter akuten oder chronischen Hüftschmerzen leiden, findet in verschiedenen Abschnitten statt.

Zu Beginn wird in der Regel ein ausführliches Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese) durchgeführt. Im Zuge dieses Gesprächs sollten die bei dem betroffenen Patienten vorliegenden Beschwerden so genau wie möglich beschrieben werden.

Außerdem ist es besonders wichtig möglicherweise bestehende Begleitsymptome zu benennen (zum Beispiel Taubheitsgefühle, Kribbeln oder Kraftminderung in den Beinen) und zu prüfen, ob diese mit den Rückenschmerzen in Zusammenhang stehen können. Bei der Diagnostik stellt der Arzt unter anderem folgende Fragen:

  • Seit wann leiden Sie unter Hüftschmerzen?
  • Bestehen die Hüftschmerzen dauerhaft oder lassen sie vereinzelt nach, beziehungsweise verschwinden ganz?
  • Haben sSieie neben den Schmerzen andere Symptome bemerkt (zum Beispiel Kribbeln oder Sensibilitätsausfälle)?
  • Können Sie die Hüftschmerzen durch irgendwelche Maßnahmen lindern (zum Beispiel durch Wärme)?
  • Nehmen die Schmerzen unter bestimmten Umständen an Intensität zu?
  • Hatten Sie einen Unfall, der die Hüftschmerzen erklären könnte?
  • Sind bei Ihnen Vorerkrankungen bekannt?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?

Darüber hinaus spielen die Krankengeschichte des Patienten und dessen Berufsanamnese eine entscheidende Rolle im Zuge der Diagnostik bei akuten oder chronischen Hüftschmerzen.

Im Anschluss an das Arzt-Patienten-Gespräch findet eine umfangreiche körperliche Untersuchung statt. Der Schwerpunkt dieser Untersuchung liegt auf den Hüftgelenken beidseits und allen an die Hüfte angrenzenden Gelenke. In einem ersten Schritt inspiziert der Arzt den Patienten. Schon die Art und Weise, wie er den Untersuchungsraum betritt, zum Beispiel im Rollstuhl oder humpelnd, kann wichtige Hinweise liefern. Außerdem achtet er auf Hautauffälligkeiten wie Rötungen, Hämatome oder Schwellungen.

Im Anschluss daran werden die Hüftgelenke beidseits untersucht. Dabei klopft der Arzt bestimmte Schmerzpunkte, zum Beispiel den Trochanter major, ab. Auch der Bewegungsumfang, der mit den Hüftgelenken möglich ist, wird geprüft und mit den Normwerten vergleichen.

Darüber hinaus gibt es einige spezielle Tests, die dabei helfen sollen, die Ursachen für das Auftreten der Hüftschmerzen einzugrenzen. Danach prüft der Arzt, ob bei dem Betroffenen eine Beinlängendifferenz festgestellt werden kann. Eine große Längendifferenz zwischen dem rechten und dem linken Bein kann die Hüftschmerzen erklären. Auch die Kniegelenke und Wirbelsäule sollten bei Patienten mit akuten oder chronischen Hüftschmerzen genau untersucht werden.

In Abhängigkeit davon, welche Verdachtsdiagnose nach dem Arzt-Patienten-Gespräch und der körperlichen Untersuchung besteht, kann eine Blutuntersuchung dabei helfen, die Ursache der Hüftschmerzen zu finden. Wichtig sind dabei vor allem die Entzündungsparameter (CRP und Leukozyten). Auch die Suche nach Anzeichen für eine relevante Stoffwechselerkrankung kann über das Blut erfolgen.

Neben den bereits genannten diagnostischen Maßnahmen können bei der Suche nach einer Ursache für das Auftreten von Hüftschmerzen verschiedene bildgebende Verfahren zum Einsatz kommen. In der Regel wird zuerst die Anfertigung einer Röntgenaufnahme angesetzt. Darüber hinaus können mittels Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) weitere wichtige Hinweise erlangen.

Behandlungs-Möglichkeiten bei Hüftschmerzen

Die Wahl der am besten geeigneten Behandlungsmethode bei Patienten mit akuten oder chronischen Hüftschmerzen, richtet sich maßgeblich nach der zugrunde liegenden Ursache.

Deshalb gilt bei akuten oder chronischen Hüftschmerzen, so wie bei allen Erkrankungen: Je früher die Ursache diagnostiziert wird, desto eher kann eine geeignete Behandlung eingeleitet werden. Je eher eine geeignete Behandlung begonnen werden kann, desto besser ist die Prognose.

In einigen Fällen bilden sich die Beschwerden binnen kurzer Zeit ohne Intervention wieder zurück. Das ist vor allem dann der Fall, wenn akute Hüftschmerzen erstmalig auftreten. Wenn ein Unfall und eine damit einhergehende Verletzung die Ursache der Hüftschmerzen ist, so sollte ermittelt werden, welchen Schaden die Gewalteinwirkung tatsächlich hervorgerufen hat.

Bei leichten Verletzungen muss oftmals nicht eingegriffen werden. Sollte es durch den Unfall jedoch zu einem Knochenbruch , zum Beispiel einer Schenkelhalsfraktur, gekommen sein, so muss diese operativ korrigiert werden.

Bei einer Koxarthrose gilt es den betroffenen Patienten in Bewegung zu bringen. Vor allem Gymnastik, Radfahren oder Schwimmen, also Sportarten ohne Stauchen der Hüfte, können dabei helfen, die Hüftschmerzen effektiv zu lindern.

Zudem sollten adipöse Personen, die an einer Koxarthrose leiden, dringend ihr Gewicht reduzieren und auf diese Weise die Hüfte entlasten. Neben der Bewegungstherapie können auch schmerzlindernde Arzneimittel, zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac, zum Einsatz kommen.

Wann muss man bei Hüftschmerzen einen Arzt aufsuchen?

Hüftschmerzen sind keine Seltenheit und betreffen die Mehrzahl der Bevölkerung mindestens einmal im Leben. Manchmal bleiben sie lediglich über wenige Tage und verschwinden dann von selbst wieder. In manchen Fällen ist es aber besonders wichtig, die Beschwerden von einem Arzt abklären zu lassen.

Wenn die Hüftschmerzen nach einem Unfall in Erscheinung treten, empfiehlt es sich, unbedingt zeitnah einen Arzt aufzusuchen. Dieser muss weitreichendere Verletzungen, zum Beispiel Knochenbrüche, ausschließen. Wenn Kinder oder Jugendliche an Hüftschmerzen leiden, sollte sie immer von einem Facharzt beurteilt werden.

Grund dafür ist die Tatsache, dass derartige Beschwerden in einem jungen Lebensalter zumeist mit ernsten Erkrankungen in Zusammenhang stehen. Wird eine geeignete Behandlung unterlassen, kann dies zu bleibenden Schäden führen.

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