Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)
Die Keratitis bezeichnet eine Entzündung der Hornhaut im Auge. Eine Keratitis kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden und kann grob eingeteilt werden in eine bakterielle, eine virale und eine nicht-infektiöse Form. Die Entzündung kann die verschiedenen Schichten der Hornhaut, allein oder kombiniert, betreffen. Sonderformen sind die Pilzkeratitis, die Protozoenkeratitis (Akanthamöben-Keratitis), sowie die Keratitis photoelectrica.
Die Keratitis superficialis punctata bei trockenem Auge, ist eine häufige Form der Hornhautentzündung, welche durch eine gestörte Benetzung der Hornhautoberfläche zustande kommt. Die Ursachen von trockenen Augen sind vielfältig. Tränenmangel kommt beispielsweise bei älteren Menschen häufig vor. Erkrankungen, welche mit trockenen Augen assoziiert sind, sind das
Bei der Keratitis photoelectrica kommt es durch UV-Strahlung zu kleinsten Verletzungen in der Hornhaut. Sie tritt beispielsweise beim Schweißen ohne Schutzbrille auf, oder beim ungeschützten Aufenthalt in den Bergen und im Schnee (Schneeblindheit bei Skifahrern).
Die Ursachen der bakteriellen Keratitis sind vielfältig. Bei jungen Menschen sind häufig verschmutze oder zu lange getragene Kontraktlinsen verantwortlich. Weiche Kontaktlinsen (Monatslinsen) sind am häufigsten betroffen, Tageslinsen und harte Kontaktlinsen hingegen sehr selten. Neben dem Übertragen ist auch eine mangelhafte oder fehlende Hygiene für die Infektion der Hornhaut verantwortlich. Bei älteren Patienten wird die bakterielle Keratitis häufig durch eine Abwehrschwäche, wie bei
Ein akuter Tränenwegsverschluss kann ebenfalls eine Keratitis auslösen. Bakterien können, mit Ausnahme von Gonokokken und Diphtheriebakterien, normalerweise nicht in die Hornhaut eindringen. Meistens entstehen bakterielle Keratitiden deshalb aufgrund von kleinen, oberflächlichen Hornhautdefekten. Grundsätzlich hat jede Verletzung der Hornhaut das Risiko für eine bakterielle Infektion. Die häufigsten Erreger sind
Die häufigsten Erreger einer Viruskeratitis sind Herpes-simplex-Viren, Varizella-Zoster-Viren und Adenoviren. Seltener sind Zytomegalie-Viren, Masernviren oder Rötelnviren verantwortlich. Bei der Herpes-Keratitis handelt es sich um das endogene Rezidiv einer abgelaufenen Herpes-Erkrankung im Bereich des Trigeminus-Nerven. Nach der primären Infektion können die Viren latent im Bereich des Nerven vorhanden bleiben, und durch äußere Reize wie Stress, UV-Strahlung oder Menstruation wieder aktiviert werden. Die Zoster-Keratitis ist eine schwere Komplikation des Zoster ophthalmicus, einer Zostererkrankung, welche ebenfalls den Trigeminus-Nerven betrifft. Wie bei der Herpes-Keratitis handelt es sich um das endogene Rezidiv einer Windpockenerkrankung. Häufige Auslöser sind Allgemeinerkrankungen oder Immunschwäche.
Die Pilzkeratitis ist eine seltene Form der Hornhautentzündung. Bei jungen Menschen sind oft infizierte Kontaktlinsen verantwortlich. Bei älteren Menschen sind oft konsumierende Erkrankungen (beispielsweise Krebs),
Akanthamöben sind Einzeller, welche ubiquitär vorkommen, beispielsweise auch in verschmutzen Kontaktlinsenbehältern. Sie können durch mikroskopische Läsionen in der Hornhaut (Bagatellverletzungen) oder bei Abwehrschwäche, beziehungsweise bei Kontaktlinsenträgern, in die Hornhautoberfläche eindringen und ein Hornhautulkus verursachen.
Bei der Keratitis superficialis punctata klagen Betroffene über ein massives Fremdkörpergefühl, rote und trockene Augen oder auch über verstärkten Tränenfluss. Bei der Keratitis photoelectrica treten die Beschwerden meist nach einer Latenz von 3-8 Stunden nach der Exposition gegenüber UV-Strahlung auf. Oft stellen sich Betroffene mit unerträglichen Schmerzen an beiden Augen, sowie Augenrötung und Lidkrampf, notfallmäßig in der Augenambulanz vor.
Die bakterielle Keratitis tritt immer kombiniert mit einer
Bei der Keratitis dendritica (Herpes-Keratitis), welche ihren Namen von den charakteristisch auftretenden, astförmigen Verzweigungen der Läsion hat, klagen Betroffene meist über ein ausgeprägtes Fremdkörpergefühl, sowie über starke Schmerzen. Die Entzündung tritt meist immer nur einseitig auf. Das betroffene Auge ist gerötet. Bei schweren Fällen und Rezidiven, lässt sich eine verminderte Sensibilität der Hornhaut nachweisen.
Die Pilzkeratitis verläuft wesentlich langsamer als eine bakterielle Hornhautentzündung. Das betroffene Auge ist hier gerötet.
Die Akanthamöben-Keratitis ist charakterisiert durch ein hoch schmerzhaftes Hornhautulkus, welches sich oft wochenlang therapieresistent zeigt.
Bei der Diagnose von allen Formen der Keratitis ist eine genaue Anamnese unentbehrlich. Hier sollte insbesondere nach vorausgegangenen Verletzungen, dem Gebrauch von Kontaktlinsen, allgemeinen Infektionen, konsumierenden Erkrankungen,
Beim Verdacht auf eine Keratitis durch zu geringe Benetzung der Hornhaut kommt der Schirmer-Test zur Anwendung. Er dient zur Objektivierung eines Tränenmangels. Weiters kann die Epitheloberfläche der Hornhaut sowie der Tränenfilm zu einer genaueren Diagnose mit Fluoreszein eingefärbt werden.
Bei der bakteriellen Keratitis ist, neben einer Beurteilung der Hornhaut mithilfe der Spaltlampenuntersuchung, ein Abstrich, eine Bakterienkultur und ein Antibiogramm notwendig. Durch diese diagnostischen Maßnahmen ist eine genaue Identifizierung des Erregers möglich, weiters kann so die hilfreichste Antibiotikaklasse ermittelt werden.
Bei der Viruskeratitis ist die Spaltlampenuntersuchung der Hornhaut entscheidend. Bei der Keratitis dendritica wird die Hornhaut mit Fluoreszein angefärbt und Virusmaterial mittels eines Oberflächenabstrichs entnommen. Der diagnostische Virusnachweis erfolgt mittels PCR.
Die Diagnose einer Pilzkeratitis erfolgt durch eine mikroskopische Untersuchung im Ausstrichpräparat und eine Pilzkultur im Nährmedium.
Die Diagnose der Akanthamöben-Kreatitis ist schwierig. Mithilfe der konfokalen Mikroskopie können manchmal Amöbenzysten in klaren Hornhaut-Bereichen dargestellt und typische Infiltrationen in Hornhautnerven erkannt werden. Im Zweifelsfalls ist eine chirurgische Biopsie notwendig.
Bei der Keratitis superficialis punctata muss die Benetzungsstörung durch eine dauerhafte Gabe von Tränenersatzmittel gebessert werden. Diese sollten mindestens 3-mal täglich angewendet werden. In schweren Fällen empfiehlt sich eine stündliche oder häufigere Gabe. In der Nacht sollte eine pflegende Augensalbe angewendet werden (z.B. Dexpanthenol).
Bei der Keratitis photoelectrica erhält der Betroffene einmalig Lokalanästhetika, eine desinfizierende Augensalbe und einen Binoculus (Verband beider Augen). Weiters sollte Bettruhe eingehalten werden und bei Bedarf eine Therapie mit Schmerzmittel erfolgen.
Die Therapie der bakteriellen Keratitis erfolgt durch die lokale Gabe von antibiotischen Augentropfen. Noch vor der genauen Bestimmung des Keims sollte eine Therapie mit mindestens zwei hochwirksamen Antibiotikaklassen eingeleitet werden. Präparate welche hier Anwendung finden sind Gentamicin, Polymyxin B, Norfloxacin, Moxifloxacin und Chloramphenicol. Die Augentropfen werden in den ersten 3 Stunden alle 10 Minuten, danach stündlich und rund um die Uhr, angewendet.
Eine Gabe von systemischen Antibiotika ist nur notwenig wenn neben der Hornhautentzündung auch eine intraokuläre Entzündung vermutet wird. Weitere Therapien welche je nach Ursache und Ausprägung zur Anwendung kommen sind Atropin-Augentropfen zur Ruhigstellung der Pupille, Kortikosteroide beim Pseudomonas-Ulukus und eine Operation zur Hornhaut-Transplantation bei gravierenden, schnell fortschreitenden Hornhautulzera.
Die Behandlung der oberflächlichen Keratitis dendritica erfolgt durch Aciclovir-Augensalbe oder Trifluorthymidin-Augentropfen (Virustatika). Bei tiefer liegenden Formen der Herpeskeratitis muss immer Aciclovir-Augensalbe verabreicht werden, da sie auch in das Hornhautstroma und in die Vorderkammer eindringt. Weiters kommen Glukokortiokoid-Augentropfen zur Anwendung,
Die Therapie der Pilzkeratitis erfolgt mit lokalen Antimykotika wie Nystatin, Natamycin, Amphotericin B oder Voriconazol. Antibiotika und Glukokortikoide sind hier kontraindiziert da sie die Pilzausbreitung fördern können. Eine systemische Therapie wird erforderlich wenn zusätzlich eine intraokuläre Infektion vorliegt.
Die medikamentöse Therapie wird meist mit einer Augentropfen-Dreierkombination von kationische Antiseptika, Aminoglykoside und Propamidin durchgeführt. Die Tropfen müssen über viele Wochen angewendet werden. Häufig wird eine Hornhauttransplantation erforderlich. Die Keratoplastik sollte zeitnah erfolgen, da die Akanthamöben in die Peripherie wandern können und von dort aus das Transplantat wieder infizieren können.
Hornhautentzündungen heilen je nach Ursache unter der geeigneten Therapie vollständig oder mit kleiner Narbenbildung ab. Die gefährlichste Komplikation einer Hornhautentzündung ist das Hornhautulkus, welches insbesondere einer bakteriellen Hornhautentzündung auftreten kann. Das Ulcus serpens ("kriechendes Ulcus") schreitet sehr schnell voran, kann die Hornhaut perforieren und so bis zu einem Verlust des Auges führen.
Dieser Prozess läuft in Abhängigkeit vom Erreger in wenigen Stunden bis Tagen ab und macht auch manchmal eine Operation zur Hornhauttransplantation nötig.
Hausmittel welche Anwendung bei der Behandlung von trockenen Augen finden sind Wasser, Kokosöl, Gurken, Kartoffeln und Schwarzer Tee.
Ob eine Nachsorge notwenig ist hängt von der Form der Hornhautentzündung ab. Die Keratitis photoelectrica heilt beispielsweise bei richtiger Therapie meist innerhalb von 24 Stunden ohne Defekte ab. Gravierendere Formen wie zum Beispiel eine bakteriellen Keratitis mit Perforation der Hornhaut oder eine schwere Viruskeratitis erfordern engmaschige Nachkontrollen.
Die Hornhautentzündung ist eine häufig vorkommende Erkrankung des vorderen Auges, welche je nach Auslöser leichte bis sehr schwerwiegende Komplikationen verursachen kann. Die Therapie ist abhängig von der Ursache und zielt darauf ab die Entzündung zu reduzieren, und die verletzte Hornhaut zu regenerieren. Eine Hornhautentzündung sollte immer von einem Facharzt für Augenheilkunde abgeklärt und therapiert werden.
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Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser
Medizinisch geprüft am
9. Aug. 2022
Die epidemische Keratokonjunktivitis ist eine hochinfektiöse Entzündung der Horn- und Bindehaut. Sie wird durch Kontakt beziehungsweise eine Schmierinfektion übertragen (auch bei Untersuchungen durch den Augenarzt möglich) und beginnt immer einseitig.
Eine Hornhautentzündung dauert bis zur vollständigen Abheilung, je nach Ursache mit der geeigneten Therapie, von einigen Stunden bis zu einigen Wochen.
Einseitige oder einseitig beginnende Horn- oder Bindehautentzündungen sind immer gefährlicher als beidseitige. Es besteht hier immer der hochgradige Verdacht auf eine Entzündung hervorgerufen durch einen Virus.
Erkrankung zusammengefasst
Keratitis
Begriffe
Alkoholismus
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