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Hornhautentzündung

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Geschrieben von Dr. Moritz Wieser (Arzt)

Zuletzt evidenzbasiert geprüft am 9. Aug. 2022

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren einer Hornhautentzündung?

Die Keratitis bezeichnet eine Entzündung der Hornhaut im Auge. Eine Keratitis kann durch verschiedene Ursachen ausgelöst werden und kann grob eingeteilt werden in eine bakterielle, eine virale und eine nicht-infektiöse Form. Die Entzündung kann die verschiedenen Schichten der Hornhaut, allein oder kombiniert, betreffen. Sonderformen sind die Pilzkeratitis, die Protozoenkeratitis (Akanthamöben-Keratitis), sowie die Keratitis photoelectrica.

Die Keratitis superficialis punctata bei trockenem Auge, ist eine häufige Form der Hornhautentzündung, welche durch eine gestörte Benetzung der Hornhautoberfläche zustande kommt. Die Ursachen von trockenen Augen sind vielfältig. Tränenmangel kommt beispielsweise bei älteren Menschen häufig vor. Erkrankungen, welche mit trockenen Augen assoziiert sind, sind das Sjögren-Syndrom , sowie andere Erkrankungen aus dem rheumatischen Formkreis. Weitere Ursachen sind oftmals eine Einnahme von östrogenhaltigen Präparaten oder trockene, warme Luft wie bei Zentralheizungen.

Bei der Keratitis photoelectrica kommt es durch UV-Strahlung zu kleinsten Verletzungen in der Hornhaut. Sie tritt beispielsweise beim Schweißen ohne Schutzbrille auf, oder beim ungeschützten Aufenthalt in den Bergen und im Schnee (Schneeblindheit bei Skifahrern).

Die Ursachen der bakteriellen Keratitis sind vielfältig. Bei jungen Menschen sind häufig verschmutze oder zu lange getragene Kontraktlinsen verantwortlich. Weiche Kontaktlinsen (Monatslinsen) sind am häufigsten betroffen, Tageslinsen und harte Kontaktlinsen hingegen sehr selten. Neben dem Übertragen ist auch eine mangelhafte oder fehlende Hygiene für die Infektion der Hornhaut verantwortlich.  Bei älteren Patienten wird die bakterielle Keratitis häufig durch eine Abwehrschwäche, wie bei Diabetes mellitus oder Alkoholismus , beziehungsweise durch eine Immunsuppressive-Therapie verursacht.

Ein akuter Tränenwegsverschluss kann ebenfalls eine Keratitis auslösen. Bakterien können, mit Ausnahme von Gonokokken und Diphtheriebakterien, normalerweise nicht in die Hornhaut eindringen. Meistens entstehen bakterielle Keratitiden deshalb aufgrund von kleinen, oberflächlichen Hornhautdefekten. Grundsätzlich hat jede Verletzung der Hornhaut das Risiko für eine bakterielle Infektion. Die häufigsten Erreger sind Staphylokokken und Pneumokokken. Jede Hornhautverletzung muss deshalb bis zum Epithelschluss antibiotisch behandelt werden.

Die häufigsten Erreger einer Viruskeratitis sind Herpes-simplex-Viren, Varizella-Zoster-Viren und Adenoviren. Seltener sind Zytomegalie-Viren, Masernviren oder Rötelnviren verantwortlich. Bei der Herpes-Keratitis handelt es sich um das endogene Rezidiv einer abgelaufenen Herpes-Erkrankung im Bereich des Trigeminus-Nerven. Nach der primären Infektion können die Viren latent im Bereich des Nerven vorhanden bleiben, und durch äußere Reize wie Stress, UV-Strahlung oder Menstruation wieder aktiviert werden. Die Zoster-Keratitis ist eine schwere Komplikation des Zoster ophthalmicus, einer Zostererkrankung, welche ebenfalls den Trigeminus-Nerven betrifft. Wie bei der Herpes-Keratitis handelt es sich um das endogene Rezidiv einer Windpockenerkrankung. Häufige Auslöser sind Allgemeinerkrankungen oder Immunschwäche.

Die Pilzkeratitis ist eine seltene Form der Hornhautentzündung. Bei jungen Menschen sind oft infizierte Kontaktlinsen verantwortlich. Bei älteren Menschen sind oft konsumierende Erkrankungen (beispielsweise Krebs), Diabetes Mellitus oder Alkoholismus ursächlich. Der häufigste Erreger der Pilzkeratitis ist Candida albicans, sehr viel seltener, aber weitaus gefährlicher sind verschiedene Schimmelpilze.

Akanthamöben sind Einzeller, welche ubiquitär vorkommen, beispielsweise auch in verschmutzen Kontaktlinsenbehältern. Sie können durch mikroskopische Läsionen in der Hornhaut (Bagatellverletzungen) oder bei Abwehrschwäche, beziehungsweise bei Kontaktlinsenträgern, in die Hornhautoberfläche eindringen und ein Hornhautulkus verursachen.

Was sind die Symptome einer Hornhautentzündung?

Bei der Keratitis superficialis punctata klagen Betroffene über ein massives Fremdkörpergefühl, rote und trockene Augen oder auch über verstärkten Tränenfluss. Bei der Keratitis photoelectrica treten die Beschwerden meist nach einer Latenz von 3-8 Stunden nach der Exposition gegenüber UV-Strahlung auf. Oft stellen sich Betroffene mit unerträglichen Schmerzen an beiden Augen, sowie Augenrötung und Lidkrampf, notfallmäßig in der Augenambulanz vor.

Die bakterielle Keratitis tritt immer kombiniert mit einer Bindehautentzündung auf. Betroffene klagen über Lichtscheuheit, Schmerzen und Lidkrämpfe. Die Bindehaut ist stark gerötet.

Bei der Keratitis dendritica (Herpes-Keratitis), welche ihren Namen von den charakteristisch auftretenden, astförmigen Verzweigungen der Läsion hat, klagen Betroffene meist über ein ausgeprägtes Fremdkörpergefühl, sowie über starke Schmerzen. Die Entzündung tritt meist immer nur einseitig auf. Das betroffene Auge ist gerötet. Bei schweren Fällen und Rezidiven, lässt sich eine verminderte Sensibilität der Hornhaut nachweisen.

Die Pilzkeratitis verläuft wesentlich langsamer als eine bakterielle Hornhautentzündung. Das betroffene Auge ist hier gerötet.

Die Akanthamöben-Keratitis ist charakterisiert durch ein hoch schmerzhaftes Hornhautulkus, welches sich oft wochenlang therapieresistent zeigt.

Wie wird die Hornhautentzündung diagnostiziert?

Bei der Diagnose von allen Formen der Keratitis ist eine genaue Anamnese unentbehrlich. Hier sollte insbesondere nach vorausgegangenen Verletzungen, dem Gebrauch von Kontaktlinsen, allgemeinen Infektionen, konsumierenden Erkrankungen, Diabetes Mellitus und chronischem Alkoholkonsum gefragt werden.

Beim Verdacht auf eine Keratitis durch zu geringe Benetzung der Hornhaut kommt der Schirmer-Test zur Anwendung. Er dient zur Objektivierung eines Tränenmangels.  Weiters kann die Epitheloberfläche der Hornhaut sowie der Tränenfilm zu einer genaueren Diagnose mit Fluoreszein eingefärbt werden.

Bei der bakteriellen Keratitis ist, neben einer Beurteilung der Hornhaut mithilfe der Spaltlampenuntersuchung, ein Abstrich, eine Bakterienkultur und ein Antibiogramm notwendig. Durch diese diagnostischen Maßnahmen ist eine genaue Identifizierung des Erregers möglich, weiters kann so die hilfreichste Antibiotikaklasse ermittelt werden.

Bei der Viruskeratitis ist die Spaltlampenuntersuchung der Hornhaut entscheidend. Bei der Keratitis dendritica wird die Hornhaut mit Fluoreszein angefärbt und Virusmaterial mittels eines Oberflächenabstrichs entnommen. Der diagnostische Virusnachweis erfolgt mittels PCR.

Die Diagnose einer Pilzkeratitis erfolgt durch eine mikroskopische Untersuchung im Ausstrichpräparat und eine Pilzkultur im Nährmedium.

Die Diagnose der Akanthamöben-Kreatitis ist schwierig. Mithilfe der konfokalen Mikroskopie können manchmal Amöbenzysten in klaren Hornhaut-Bereichen dargestellt und typische Infiltrationen in Hornhautnerven erkannt werden. Im Zweifelsfalls ist eine chirurgische Biopsie notwendig.

Therapie bei Hornhautentzündung

Bei der Keratitis superficialis punctata muss die Benetzungsstörung durch eine dauerhafte Gabe von Tränenersatzmittel gebessert werden. Diese sollten mindestens 3-mal täglich angewendet werden. In schweren Fällen empfiehlt sich eine stündliche oder häufigere Gabe. In der Nacht sollte eine pflegende Augensalbe angewendet werden (z.B. Dexpanthenol).

Bei der Keratitis photoelectrica erhält der Betroffene einmalig Lokalanästhetika, eine desinfizierende Augensalbe und einen Binoculus (Verband beider Augen). Weiters sollte Bettruhe eingehalten werden und bei Bedarf eine Therapie mit Schmerzmittel erfolgen.

Die Therapie der bakteriellen Keratitis erfolgt durch die lokale Gabe von antibiotischen Augentropfen. Noch vor der genauen Bestimmung des Keims sollte eine Therapie mit mindestens zwei hochwirksamen Antibiotikaklassen eingeleitet werden. Präparate welche hier Anwendung finden sind Gentamicin, Polymyxin B, Norfloxacin, Moxifloxacin und Chloramphenicol. Die Augentropfen werden in den ersten 3 Stunden alle 10 Minuten, danach stündlich und rund um die Uhr, angewendet.

Eine Gabe von systemischen Antibiotika ist nur notwenig wenn neben der Hornhautentzündung auch eine intraokuläre Entzündung vermutet wird. Weitere Therapien welche je nach Ursache und Ausprägung zur Anwendung kommen sind Atropin-Augentropfen zur Ruhigstellung der Pupille, Kortikosteroide beim Pseudomonas-Ulukus und eine Operation zur Hornhaut-Transplantation bei gravierenden, schnell fortschreitenden Hornhautulzera.

Die Behandlung der oberflächlichen Keratitis dendritica erfolgt durch Aciclovir-Augensalbe oder Trifluorthymidin-Augentropfen (Virustatika). Bei tiefer liegenden Formen der Herpeskeratitis muss immer Aciclovir-Augensalbe verabreicht werden, da sie auch in das Hornhautstroma und in die Vorderkammer eindringt. Weiters kommen Glukokortiokoid-Augentropfen zur Anwendung, Narben der Hornhaut müssen oft im entzündungsfreien Intervall mit einer Kearatoplastik versorgt werden.

Die Therapie der Pilzkeratitis erfolgt mit lokalen Antimykotika wie Nystatin, Natamycin, Amphotericin B oder Voriconazol. Antibiotika und Glukokortikoide sind hier kontraindiziert da sie die Pilzausbreitung fördern können. Eine systemische Therapie wird erforderlich wenn zusätzlich eine intraokuläre Infektion vorliegt.

Die medikamentöse Therapie wird meist mit einer Augentropfen-Dreierkombination von kationische Antiseptika, Aminoglykoside und Propamidin durchgeführt. Die Tropfen müssen über viele Wochen angewendet werden. Häufig wird eine Hornhauttransplantation erforderlich. Die Keratoplastik sollte zeitnah erfolgen, da die Akanthamöben in die Peripherie wandern können und von dort aus das Transplantat wieder infizieren können.

Wie ist die Prognose einer Hornhautentzündung?

Hornhautentzündungen heilen je nach Ursache unter der geeigneten Therapie vollständig oder mit kleiner Narbenbildung ab. Die gefährlichste Komplikation einer Hornhautentzündung ist das Hornhautulkus, welches insbesondere einer bakteriellen Hornhautentzündung auftreten kann. Das Ulcus serpens ("kriechendes Ulcus") schreitet sehr schnell voran, kann die Hornhaut perforieren und so bis zu einem Verlust des Auges führen.

Achtung

Dieser Prozess läuft in Abhängigkeit vom Erreger in wenigen Stunden bis Tagen ab und macht auch manchmal eine Operation zur Hornhauttransplantation nötig.

Alternativmedizinische Behandlungsmöglichkeiten und Haushaltsmittel bei einer Hornhautentzündung

Hausmittel welche Anwendung bei der Behandlung von trockenen Augen finden sind Wasser, Kokosöl, Gurken, Kartoffeln und Schwarzer Tee.

Empfehlungen zur Nachsorge bei einer Hornhautentzündung

Ob eine Nachsorge notwenig ist hängt von der Form der Hornhautentzündung ab. Die Keratitis photoelectrica heilt beispielsweise bei richtiger Therapie meist innerhalb von 24 Stunden ohne Defekte ab. Gravierendere Formen wie zum Beispiel eine bakteriellen Keratitis mit Perforation der Hornhaut oder eine schwere Viruskeratitis erfordern engmaschige Nachkontrollen.

Zusammenfassung

Die Hornhautentzündung ist eine häufig vorkommende Erkrankung des vorderen Auges, welche je nach Auslöser leichte bis sehr schwerwiegende Komplikationen verursachen kann. Die Therapie ist abhängig von der Ursache und zielt darauf ab die Entzündung zu reduzieren, und die verletzte Hornhaut zu regenerieren. Eine Hornhautentzündung sollte immer von einem Facharzt für Augenheilkunde abgeklärt und therapiert werden.

Alle unsere medizinischen Inhalte werden regelmäßig überprüft und aktualisiert

  • Aktuelle Version
  • 9. Aug. 2022

Geschrieben von
Dr. Moritz Wieser

Medizinisch geprüft am
9. Aug. 2022

Häufig gestellte Patientenfragen, beantwortet

Die epidemische Keratokonjunktivitis ist eine hochinfektiöse Entzündung der Horn- und Bindehaut. Sie wird durch Kontakt beziehungsweise eine Schmierinfektion übertragen (auch bei Untersuchungen durch den Augenarzt möglich) und beginnt immer einseitig.

Eine Hornhautentzündung dauert bis zur vollständigen Abheilung, je nach Ursache mit der geeigneten Therapie, von einigen Stunden bis zu einigen Wochen.

Einseitige oder einseitig beginnende Horn- oder Bindehautentzündungen sind immer gefährlicher als beidseitige. Es besteht hier immer der hochgradige Verdacht auf eine Entzündung hervorgerufen durch einen Virus.

Hornhautentzündung Karteikarte

Erkrankung zusammengefasst

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Hornhautentzündung

Keratitis

Betroffene

Organe(e):

Auge

Epidemiologie

  • 90% bakteriell

Risikofaktoren

  • Kontaktlinsen
  • Immunschwäche
  • Diabetes mellitus

Ursachen

  • 90% bakteriell (Streptokokken
  • 90% bakteriell (Streptokokken Staphylokokken Pseudomonaden)
  • Viral (Herpes simplex Virus)
  • Mykotisch (Candida albicans Aspergillus)
  • nicht-infektiös: Schädigung des N. facialis (Schlaganfall)

Symptome

  • Augenschmerzen
  • Fremdkörpergefühl
  • Sekretabsonderung Auge
  • Photophobie

Komplikationen

  • Erblindung
  • Hornhautdestruktion
  • Perforation
  • Vernarbung bis zum Leukom
  • Gefäßeinsprossung
  • Erhöhung des intraokularen Drucks
  • intraocculäre Beteiligung

Diagnose

  • Anamnese
    • Leiden sie unter Schmerzen ?
    • Nehmen die Schmerzen an Intensität zu?
    • Fühlt es sich so an als sei ein Fremdkörper in ihrem Auge?
    • Haben sie eitriges Sekret an ihrem Auge bemerkt?
    • Sind sie lichtempfindlich?
    • Tragen sie Kontaktlinsen?
  • Spaltlampenuntersuchung
    • Untersuchung von Hornhaut und vorderer Augenkammer auf Schäden und Entzündungszeichen.
  • augenärztliche Untersuchung
    • Prüfung der Beweglichkeit und Sehschärfe
    • Tonometrie: Messung des Augeninnendruck
  • Abstrich
    • Erregernachweis

Differenzial Diagnose

  • Bindehautentzündung
  • Grüner Star

Therapie

  • Medikamente
  • Operation

Präventionsmaßnahmen

  • Kontaktlinsenhygiene
  • Schutz vor mechanischen Schäden
  • Schutz vor Austrocknung
  • Schutz vor UV-Strahlung

Prognose

  • Prognose gut

Begriffe

Alkoholismus

Alkoholismus ist eine komplexe Erkrankung mit kulturgeschichtlichen, psychologischen, genetischen und soziologischen Gesichtspunkten. In Deutschland gelten rund 3% der Bevölkerung als alkoholabhängig.
Eine Bindehautentzündung ist eine Infektion der Bindehaut des Auges, die meist durch Bakterien oder Viren verursacht wird.
Unter dem Begriff Diabetes mellitus versteht man eine Erkrankung, die durch eine Störung des Zuckerstoffwechsels hervorgerufen wird. Betroffene Personen weisen einen mitunter deutlich erhöhten Blutzuckerspiegel auf, der langfristig die Entstehung einer Reihe von Folgeerkrankungen triggern kann.
Eine Hautverletzung in Form einer Wunde und dessen Heilung bringen als Folge eine Narbenbildung mit sich. Narben sind in den meisten Fällen nur minimal von dem umliegenden Gewebe zu unterscheiden und bringt keine Beschwerden mit sich.
Das Sjögren-Syndrom hat viele Namen: Sicca-Syndrom, autoimmune Exokrinopathie oder Dacryo-Sialo-Adenopathia atrophicans. Es handelt sich um eine Autoimmun-Krankheit. Es gehört außerdem zu den rheumatischen Erkrankungen.
Unter den Staphylokokken versteht man eine ganz bestimmte Gruppe von Bakterien. Alle Bakterien, die zu der Gruppe der Staphylokokken gehören, sind Katalase positiv.

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