Geschrieben von Julian Thomas (Medizinstudent 10. Semester)
Die Harnwegsinfektion ist eine, insbesondere bei der Frau sehr häufig vorkommende Erkrankung, die anatomisch bedingt häufiger als beim Mann auftritt.
Ca. 60 % aller Frauen erkranken im Laufe ihres Lebens mindestens einmal an einem symptomatischen Harnwegsinfekt.
Die Harnwegsinfektion stellt somit eine der häufigsten Ursachen für die Arbeitsunfähigkeit bei Frauen dar. Oftmals lässt sich die endgültige Ursache der Harnwegsinfektion nicht aufklären. Entwickeln Männer eine Harnwegsinfektion, ist zunächst immer von einer sog. komplizierten Harnwegsinfektion auszugehen. Zur Klärung der möglichen Ursache muss hier eine erweiterte Diagnostik betrieben werden.
Man kann bei den Harnwegsinfekten zunächst zwischen verschiedenen Lokalisationen, den auslösenden Ursachen und Begleitumständen differenzieren.
Von einem "oberen Harnwegsinfekt" spricht man, wenn das Nierenbecken entzündet ist (Pyleonephritis). Bei den betroffenen Personen handelt es sich in der überwiegenden Zahl der Fälle um Frauen, der häufigste Erreger ist E. coli. Häufig steigen Harnwegsinfektionen die Harnleiter hinauf bis in das Nierenbecken und vermehren sich dort. Diese Nierenbeckenentzündungen können in schwerer Form (kompliziert) und in leichterer Form (unkompliziert) vorliegen.
Von einem "unteren Harnwegsinfekt" hingegen spricht man, wenn die Harnblase (Zystitis) und/oder die Harnröhre (Urethritis) entzündet ist. Auch hier sind Frauen durch die anatomischen Gegebenheiten deutlich häufiger betroffen als Männer. Hier ist der häufigste Erreger ebenfalls E.coli. Weitere oft gefundene Erreger sind "Proteus mirabilis" und "Klebsiellen".
Bei den Begleitumständen werden drei Szenarien unterschieden:
Auslösende Ursachen können in ambulante Ursachen (außerhalb einer Klinik/einer klinischen Behandlung erworben) und nosokomiale Ursachen (innerhalb einer Klinik oder in Zusammenhang mit einer klinischen Behandlung erworben) unterschieden werden. Ein häufiger Grund für nosokomiale Harnwegsinfektionen ist die Anlage eines transurethralen Blasendauerkatheters durch die Harnröhre.
Zu besonders für Harnwegsinfektionen gefährdeten Gruppen zählen:
Die Symptome können von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei einigen Menschen, vorwiegend Frauen, kann eine Harnwegsinfektion ohne Symptome ablaufen. Eine relevante Erregerlast im Urin bzw. eine positive mikrobielle Kultur wäre hier allenfalls ein Zufallsbefund. Bei den meisten Menschen verursacht eine Harnwegsinfektion typische Beschwerden. Zu diesen können folgende zählen:
Unbehandelte Harnwegsinfektionen können den Harnwegen folgend nach oben aufsteigen. Entlang der Harnleiter gelangen Krankheitserreger dann zunächst in das Nierenbecken und können hier eine Nierenbeckenentzündung (Pyleonephritis) auslösen. Symptome der Nierenbeckenentzündung sind neben den allgemeinen Symptomen der Harnwegsinfektion:
Erfolgt in diesem Stadium keine adäquate Therapie, kann die Krankheit weiter voranschreiten und eine generelle
Die Diagnostik bei dem Verdacht auf das Vorliegen einer Harnwegsinfektion gliedert sich in der Regel in verschiedene Schritte:
Der Untersuchungsgang des behandelnden Arztes besteht zunächst aus einer genauen Anamnese, also der Befragung zur Schmerz- bzw. Beschwerdesymptomatik, Geschlechtsverhalten und sonstigen medizinischen Fragestellungen im Zusammenhang mit den Symptomen.
Die vollständige körperliche Untersuchung umfasst auch eine Inspektion des Genitalbereichs auf Hautveränderungen, Schwellungen oder Ähnliches. Eine abgegebene Urinprobe des sog. Mittelstrahlurins (Urin, der abzüglich der ersten Tropfen und der letzten Tropfen gesammelt wird) kann bereits in einer schnellen Untersuchung wegweisende Hinweise auf das Vorhandensein von Bakterien im Urin bringen.
Der Urin kann im Labor kulturell angelegt werden, um etwaiges Wachstum auf dem entsprechenden Nährboden nachzuweisen. Im gleichen Zuge kann die genaue Erregerbeschreibung mikroskopisch erfolgen und die Testung diverser Antibiotika auf Resistenz des Erregers erfolgen. Zur weiteren Diagnosesicherung kann der behandelnde Arzt ein Ultraschallbild der Harnblase sowie der Nieren anfertigen. In seltenen Fällen kann es notwendig sein, eine Blasenspiegelung mittels Endoskop durchzuführen. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer
Zu den grundsätzlichen Maßnahmen im Rahmen einer Harnwegsinfektion gehört die vermehrte orale Flüssigkeitszufuhr, die mit einer größeren Häufigkeit an Blasenentleerungen einhergeht und die Vermeidung einer kalten Umgebung sowie die körperliche Schonung. Spezielle Tees und andere, teils pflanzliche Arzneistoffe können helfen, die Harnmenge zu erhöhen und damit potenzielle Krankheitserreger aus dem Körper auszuschwemmen. Dieses Vorgehen funktioniert insbesondere bei Frauen gut, die häufig an einem unkomplizierten Harnwegsinfekt leiden.
Die Prognose bei Harnwegsinfektionen ist in aller Regel gut. Wird die Erkrankung rechtzeitig als solche erkannt und gegebenenfalls zunächst mit Hausmitteln und großen Trinkmengen behandelt, ist mit einer Ausheilung nach 7-10 Tage zu rechnen. Unbehandelt verlaufende, komplizierte Harnwegsinfekte können jedoch die Harnwege hinauf bis zu den Nieren steigen. Kommt eine Infektion hier an, wird sich zunächst das Nierenbecken entzünden, im weiteren Verlauf kann es zu einer generalisierten
Große Trinkmengen können Harnwegsinfektionen nachweislich effektiv vorbeugen bzw. zu einer vollständigen Ausheilung beitragen. Die empfohlene Trinkmenge beträgt mindestens 2l pro Tag. Es gibt Hinweise darauf, dass das Trinken von Cranberrysaft und Heidelbeersaft die Wahrscheinlichkeit verringert, an einer Harnwegsinfektion zu erkranken bzw. diese im Verlauf positiv zu beeinflussen.
Wärme durch Wärmflaschen oder Heizkissen von außen wirken Muskulatur entspannend und schmerzlindernd.
Nieren- und Blasentees wirken mit ihren Inhaltsstoffen nicht nur entzündungshemmend, sondern außerdem auch harntreibend. Die empfohlene Trinkmenge dieser Tees soll das Maß von vier bis fünf Tassen pro Tag nicht übersteigen.
Eine spezifische Nachsorge nach einfachen Harnwegsinfektion ist nicht vorgesehen. Sollte die Harnwegsinfektion abgeheilt sein und wieder auftreten, kann eine intensivierte Ursachensuche notwendig werden. Befolgen Sie in Fragen der Nachsorge bitte die Anweisungen ihres Hausarztes oder Urologen.
Die Harnwegsinfektion ist eine vor allem das weibliche Geschlecht betreffende häufige Infektion. Sollten große Trinkmengen und äußerliche Wärmezufuhr nicht schnell zur Linderung führen, sollten sich betroffene Menschen zügig einem Arzt vorstellen. Insbesondere bei Männern ist eine antibiotische Behandlung einer Harnwegsinfektion wegen weitergehender Komplikationen oft unerlässlich.
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Geschrieben von
Julian Thomas
Medizinisch geprüft am
21. Okt. 2022
Die Blasenentzündung, im medizinischen Terminus "Zystitis" genannt, bezieht sich explizit auf die Harnblase bzw. deren entzündete Schleimhaut. Bei der "Harnwegsinfektion" kann eine untere von einer oberen Harnwegsinfektion unterschieden werden. Die untere Harnwegsinfektion meint Harnröhre und Harnblase, die obere Harnwegsinfektion meint Harnleiter und Nierenbecken.
Unbehandelte Harnwegsinfekte drohen von der einfachen Form, in die komplizierte Form überzugehen. Dabei steigen die Mikroogranismen die Harnwege auf und kommen irgendwann mit dem Blut in Kontakt. Es kommt im Verlauf zu einer Blutvergiftung (Urosepsis) die lebensbedrohlich verlaufen kann.
Der in einer gesunden Harnblase vorhandene Urin ist keimarm, jedoch nicht wie lange angenommen frei von Bakterien. In der Harnröhre kommt der Urin mit weiteren Bakterien in Kontakt. Die Bakterienlast bzw. das Spektrum kann per Urinkultur bestimmt werden. Auch gibt es weitere Marker im Urin, die auf das Vorhandensein einer unphysiologisch großen Menge von Bakterien hinweisen können. Die Bakterienzahl gilt erst nach dem Überschreiten eines bestimmten Grenzwertes als unnormal und krankheitsverursachend.
Bei einer Harnwegsinfektion zeigen sich typische Symptome wie ein brennendes Gefühl beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterbauch im Bereich der Blase, das Gefühl die Blase nur unvollständig leeren zu können und der unfreiwillige Abgang geringer Mengen Urin. Außerdem kann, insbesondere morgens, ein trüber und streng riechender Urin wahrgenommen werden. Unter Umständen findet sich eine Blutbeimengung des Urins.
Bis eine unkomplizierte Harnwegsinfektion ausgeheilt ist dauert selten länger als 7-10 Tage. Bei kompliziertem Verlauf kann eine medikamentöse Therapie und bei schwerem Verlauf ein stationärer Krankenhausaufenthalt nötig werden. Die Krankheitszeit verlängert sich dann entsprechend.
Der Auslöser für Harnwegsinfektionen liegt in der Überschreitung einer kritischen Anzahl an Mikroorgansimen wie Bakterien in der Harnröhre/ Harnblase. Diese Krankheitserreger gelangen insbesondere bei der Frau durch die anatomisch kurze Harnröhre leicht in die Harnblase und können sich hier festsetzen. Das am häufigsten im Rahmen von Blasenentzündungen gefundene Bakterium ist "Escherischia Coli". Ein normalerweise vor allem im Darm vorkommendes Bakterium.
Unbehandelt kann ein Harnwegsinfekt über die Blase und die Harnleiter bis in die Niere aufsteigen. Die Nieren sind als Produktionsort des Urins extrem gut durchblutete Organe. Kommt es hier zu Kontakt zwischen dem Harnwegsinfekt-verursachenden Krankheitserreger und dem Blut, kann es zu einer Blutvergiftung kommen (Urosepsis), die tödlich verlaufen kann.
Erkrankung zusammengefasst
Blasenentzündung
Begriffe
Blutvergiftung
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